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Lesebericht: Ines Geipel: Schöner Neuer Himmel. Aus dem Militärlabor des Ostens

Aufgezeichnet von Heiner Wittmann
13.6.2022

In »Schöner Neuer Himmel« berichtet Ines Geipel aus dem Militärlabor des Ostens. Man hätte sich denken können, dass bisher vieles über die DDR schon gesagt worden ist, aber die Archive bergen noch viel Geheimnisvolles und je mehr man forscht und nachliest, um so mehr Spuren, Wege und Erkenntnisse tun sich auf.

Raumfahrtforschung wollte die DDR betreiben, wenn auch immer strikt unter der Kontrolle des großen Bruders im Ostens. Das Bundesarchiv an der Berliner Finckensteinallee bietet Wartezeiten für den Lesesaal von über einem Jahr. Also pendelt Ines Geipel auch viel zwischenden Archiven in Freiburg, Berlin und Schwerin und besucht das Akademiearchiv am Gendarmenmarkt in Berlin. Die Mosaiksteinchen häufen sich und sie findet die Akten des Instituts für Kosmosforschung in Adlershof… Biomedizin… da hat seit 30 Jahren niemand gefragt, erklärte man ihr.

Zuerst hat man den Eindruck, das Zusammensetzen der vielen Baustein führt zu einem Bild, das die Entwicklung der Weltraumforschung in der DDR wiedergibt. Dazu kommen die unzähligen Tierversuche… ich muss jetzt malrausgehen. Und Geipel findet Hinweise darauf, wie in Sachen Blut die Militärmedizinische Akademie in Bad Saarow Mitte der 80er Jahre einen „Wirtschaftsvertrag mit der Akademie der Wissenschaften der DDR“ (S. 172) abschließt. Und dann auch die vielen Hinweise auf dieungezählten Geheimdissertationen zum Thema Blut, alles, wie man es aufpeppen kann, weil die Schwerelosigkeit dem Körper zusetzt.

Lesebericht: Ines Geipel: Schöner Neuer Himmel. Aus dem Militärlabor des Ostens

Man hört es förmlich zwischen den Zeilen:  Der Weg von den Tierversuchen zum Einladung menschlicher Probanden ist nicht weit und weil die ganze Forschung der Leistungssteigerung der Kosmonauten dienen soll, kommen schnell die in den Blick, die auch mehr Leistung brauchen. „Ertropetin (sic!)“ ist das Stichwort, das auch die Pharma-Konzerne Boehringer -Mannheim und Cilag im Westen entwickeln. Die DDR, so Geipel musste gar nichts entwickeln, der Westen kam zu ihr. (ebd.)

Damit ist die Geschichte keinesfalls zu Ende. Geipel zeigt uns allenfalls den Gipfel des Aktenberges, der in den Archiven noch auf Druchleuchtung wartet: „Die Gretchenfragen: „Ab wann trafen sich Militär und Sport miteinander? Wer baute die Verbindungen auf?“ Hans Schuster 1928-2009), Direktor der Forschungsstelle der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig, ging im Sommer 1964 zu Stasichef Mielke und machte mit ihm den Handle perfekt… (Vgl. S: 182 f.) Und Geipel erfährt noch mehr, von 35 Dopingsubstanzen sollen fast die Hälfte aus dem Westen gekommen sein.  (vgl. S. 185) „Militär, Akademie der Wissenschaften sowie die Forschungskerne im DDR-Sport als eine Intensivallianz“ (S. 184)

Wenn auch ihr ganzes Buch besonders mit seinen Schlussfolgerungen sich wie eine Anklage liest, so beeindruckt doch ihr nüchterner Stil, mit dem sie die Archivfunde ordnet und bewertet. Viel Geheimhaltung, die Stasi immer mit dabei, gar kein Versuch sich vom großen sozialistischen Bruder abzugrenzen, bis sich dann die Verbindung zum Sport auftat.

Schöner Neuer Himmel

Aus dem Militärlabor des Ostens

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Beteiligte Personen

Annette Hauschild

Ines Geipel

Ines Geipel, geboren 1960, ist Schriftstellerin und Professorin für Verssprache an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Die ehemalig...

Ines Geipel, geboren 1960, ist Schriftstellerin und Professorin für Verssprache an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Die ehemalige Weltklasse-Sprinterin floh 1989 nach ihrem Germanistik-Studium aus Jena nach Westdeutschland und studierte in Darmstadt Philosophie und Soziologie. 2000 war sie Nebenklägerin im Prozess gegen die Drahtzieher des DDR-Zwangsdopings. Ihr Buch »Verlorene Spiele« (2001) hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Bundesregierung einen Entschädigu...

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