Max Strohe (Jahrgang 1982) stammt aus Bonn. Seine Lehre schloss er im Hotel-Restaurant Hohenzollern in Bad Neuenahr-Ahrweiler ab. Strohe ist auch als Fernsehkoch aktiv, u. a. in »Kitchen Impossible« mit Tim Mälzer. Während der Coronapandemie 2020 erfand er > Kochen für Helden , wofür er das Bundesverdienstkreuz erhielt. »Kochen am offenen Herzen« ist sein erstes Buch.
Der Untertitel „Lehr- und Wanderjahre“ resümiert mit drei Worten seine Ausbildungszeit: die Lehre an zwei Stationen und dann verschiedene Jobs, immer alles hart an der Kante zum Absturz: das ganze Programm, so als ob sein Körper sich ganz renitent gegen die anstrengenden Pflichten und Regimente im Küchenbetrieb wehren wollte. Aber zwischen den Zeilen wird doch deutlich, Strohe weiß sich durchzubeißen und erst bei wirklich großen Schwierigkeiten und Problemen läuft er richtig zu großen Form auf. Natürlich könnte man vermuten, dass keinerlei Disziplin dahintersteckt, besonders wenn man notiert, was er alles konsumiert…
Aber die Gesellenprüfung schafft er doch irgendwie und auf seine Weise. Offensichtlich hat er auf Hohenzollern doch etwas gelernt. Die Schule dort in der Küche war wohl irre hart und kompromisslos, jeder Fehler wurde ihm erbarmungslos vorgehalten. Fast gewinnt man den Eindruck, er brauche diesen Stress, um durchzuhalten und nicht loszulassen. Der Leser leidet mit bei all den kleinen und großen Katastrophen, die ihm widerfahren.
Man könnte auf den ersten Seiten den Eindruck gewinnen, Lehrling Strohe verzweifelt an allem. Zunächst zweimal sitzengeblieben ohne rechte Aussicht von einer anderen Schule nochmal aufgenommen zu werden. Also blieb nur eine Lehre… und wo… ? was interessiert den jungen 15-jährigen Strohe? Das Kochen mit allen zusammen zu Hause… Koch: Er probierts und wird von der Wendelinus-Stude in Sinzig Koisdorf als Praktikant und dann als Azubi eingestellt.
Er zehrt im wahrsten Sinne des Wortes noch von den Erinnerung an den Ausflug nach New York mit seinem gerade erst kennengelernten Vater, der erst sechs Monate her ist. Sein Vater, Antiquitätenhändler mit unbändiger Lust auf alles Schöne und Gute und probiert die Speisekarten der feinen Restaurants rauf und runter aus. Die Köstlichkeiten tun es dem jungen Strohe an.
Zurück in Sinzig, empfängt ihn seine Freundin Sabrina zum ersten Mal. Irgendwie kommt aber die Lehrerstochter Kerstin Groß dazwischen. Kaum starten die Betriebsferien in seiner Wendelinusstube, ist er mit Freund Billie schon unterwegs, gar auf dem Tripp.
Azubi ist nichts Rechtes für Strohe, Die Fingerkuppe des linken Daumens fällt unter dem Messer… wieder arbeiten? – irgendwie graust ihm dafür, ob Tante Frydia mit ihrer Psychologie-Praxis ihm helfen kann? An seinem Ausbildungsplatz merkt man, dass er schon drei Monate fehlt… Seien Azubizeit ist dann dort auch zu Ende.
Neue Bewerbung. Restaurant und Hotel Hohenzollern. Zum Vorstellungsgespräch entert er in seinen heruntergekommenen Klamotten ganz offiziell die Hotelhalle. Und zu seiner Überraschung wird er eingestellt und kommt in eine strenge Zucht: acht Köche, zehn Lehrlinge, ein Spüler (S. 75) und dann geht es los. Er erleidet aus seiner Sicht jede Form von „Terror und Sadismus“ (S. 84), der augenscheinlich au seiner Sicht zum Küchenregiment der gehobenen Gastronomie gehört. Ist das wirklich so, und nur aus seiner Optik? Das Kochen für die Belegschaft endet in einer Katastrophe, der arme Fisch.
Seine Ausbildungszeit ist permanentes Leiden, aber Strohe kämpft sich durch und sieht irgendwann einen Lichtschein am Ende des Tunnels. Die Winterprüfung 2001 steht an. Einer seiner Chefs ist im Prüfungsausschuss. Strohe bekommt seine Prüfungsaufgaben, verfasst die Warenanforderung und begibt sich ans Werk und lässt es von IHK-Prüfern begutachten. Sein schlechtes Gefühl weicht erst, als sein Kollege von seinem Ausbildungsrestaurant ihm gratuliert. Bestanden.
Die Freude ist von kurzer Dauer, denn jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Er kommt in das Altersheim St. Anna in Ahrweiler. Er hält dem Druck nicht stand, kommt immer öfters zu spät, hat Ärger wegen. des vielen Schwarzfahrens. Abmahnung und Kündigung.. Es geht bergab und bald sitzt er auf der Straße. Sein Vater begleicht die Forderungen seines Vermieters und stellt den Sohn als Koch ein. Wenig später sieht er sich als Koch wieder auf Hohenzollern. Ein Heimkehrer.
Hannover und Nürnberg sind die nächsten Stationen, denen Strohe nicht viel abgewinnen kann. Aber er lernt immer dazu, so wie man nicht kochen sollte. Alles in ihm wehrt sich gegen die dort gemachten Erfahrungen. Die nächste Station heißt Thessaloniki. Es wird nicht besser, aber um weitere Erfahrungen , immer wie es nicht gehen darf, kehrt er zurück, sein Vater führt ihn erstmal in ein Klasse-Gourmet-Restaurant aus – das Buch wird auch zu einer Hymne an den Vater – , Strohe kriegt erneut Boden unter die Füße, arbeitet wieder für seinen Vater, bringt Möbel nach Berlin und bleibt dort: 2015 eröffnete er gemeinsam mit Ilona Scholl in Berlin das Lokal > tulus lotrek. 2017 erhielt ihr Restaurant seinen ersten Michelin-Stern.
Heiner Wittmann
Max Strohe, geboren 1982 in Bonn. Er machte eine Lehre in der Wendelinusstube in Sinzig-Koisdorf und schloss sie im Hotel-Restaurant Hohenzollern in Bad N...
Max Strohe, geboren 1982 in Bonn. Er machte eine Lehre in der Wendelinusstube in Sinzig-Koisdorf und schloss sie im Hotel-Restaurant Hohenzollern in Bad Neuenahr-Ahrweiler ab. 2015 eröffnete er gemeinsam mit Ilona Scholl in Berlin das Lokal tulus lotrek. 2017 bekam das Restaurant seinen ersten Michelin-Stern verliehen. Strohe ist auch als Fernsehkoch zu sehen, u. a. in Kitchen Impossible mit Tim Mälzer. Während der Coronapandemie 2020 initiierte er »Kochen für Helden«, wofür er das B...
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