Das Datum der Niederschrift ist besonders wichtig, um zu verstehen, wie gut Loser die Lage und die Bedrohungen für die Juden um 1934 einschätzen konnte. Offenbar hat er sich keine Illusionen mehr um ihr Schicksal gemacht.
Die Auswahl der Protagonisten ist bemerkenswert. Unter seinen Widersachern verkörpert jeder von bestimmte Aspekte des Antisemitismus. Von den ganz Überzeugten, die die Hetze auf die Juden zu ihrer Weltanschauung machten, bis zu den Mitläufern, die die neue Ideologie nachbeteten, ohne sie recht zu verstehen. Und dann sind da noch, sagen die Mitwisser, die doch noch einen Funken Anstand bewahrt haben, wie der Gauleiter von Oertzen, der im letzten Moment seinen Irrweg erkennt.
In Romanen gibt es oft Schlüsselsätze, von denen man sagen könnte, sie stehen für den ganzen Roman: einen solchen Satz muss sich Stübner von Krakau sagen lassen: „Sie können mich töten., Sie haben Ihre Soldaten, Ihre Knechte, ich aber habe das Recht.“
Und dann ist da die Geschichte des Widerstandsnests, dessen Mitglieder, besonders gemeine Schergen der Nazis auf eine Liste setzen, um ihnen bei der ersten besten Gelegenheit ein Verschwörung gegen das Reich unterzuschieben, was ihnen auch gelingt…
Und dann gibt es noch eine weitere Dimension in diesem Buch, was es auch für Schüler zu einem Geschichtskurs so interessant macht. Die Aufgabe lautet, notiert die einzelnen Facetten der sich immer weiter steigernden Ausgrenzung der Juden nach 1933, hier wird der Roman zu einem Lehrbuch.
Heiner Wittmann