Beim Fischen entdeckt Mustafa ein Unglück. Ein Boot mit Flüchtlingen ist in der Ägäis gekentert. Er findet im Wasser eine tote Frau und schleppt die Leiche mit seinem kleinen Boot in den Hafen. Dann entdeckt er ein kleines Boot mit einem Baby. Es lebt und Mustafa bringt es an Land, versteckt es aber sofort vor den Behörden Zu Hause angekommen fragt seine Frau Mesude, woher das Baby komme: „Das ist Deniz,“ erklärt Mustafa ihr. In dieser Novelle bündelt Livaneli alle Facetten der unzähligen Flüchtlingsdramen, die sich ständig im Mittelmeer ereignen: die überladenen Boote, der Tod im Meer, die vielen Dramen, die sich ständig immer wieder ereignen. Nach dem Kentern der Boot ist selten Hilfe in der Nähe. Die Geschichte, die Livaneli erzählt, könnte an eine wahre Begebenheit erinnern. Die wundersame Rettung eines Babys im Meer und das Glück der Mutter ihr verlorengeglaubtes Kind wiederzufinden bündelt die alle Hoffnungen der Flüchtlinge auf ein besseres Leben. Die Versorgung des Flüchtlingsbabys und sein Verstecken bringen Mustafa und Mesude in einen Konflikt mit der Justiz. Mustafa wird vorgeladen, verschweigt aber den Fund des Babys. Nun muss er Mittel und Wege finden, es „auftauchen zulassen“, so, damit das Dorfgeplappper keine Arg schöpft. Scheitert sein Plan, ruiniert er seine Existenz, aber es kommt alles ganz anders. Livaneli könnte diese Novelle den namenlosen Opfern der Flüchtlinge, die im Meer verunglücken gewidmet haben. Das Einzelschicksal der Mutter, die im Meer ihr Baby verliert, erinnert an die grenzenlosen Tragödien, die Flüchtlinge immer wieder erleiden, auf der Flucht voll Verzweiflung vor Krieg und Terror auf der Suche Sicherheit und Solidarität. Heiner Wittmann