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Jörg-Uwe Albig, Das Stockholm-Syndrom ...und der sadomasochistische Geist des Kapitalismus

Aufgezeichnet von Heiner Wittmann
14.5.2021

Jörg-Uwe Albig, »Das Stockholm-Syndrom und der sadomasochistische Geist des Kapitalismus« , lässt zwei Hauptpersonen auftreten, Katrin Perger verhinderte Psychologin, oder besser  gesagt, Psychologin ohne Diplom aber tätig als Business-Coach hat sie sich in den Kopf gesetzt, das System umzukrepeln, das gelingt ihr überhaupt nicht, stattdessen lässt sie sich auf die Methoden ihrer Kunden ein. Ihre Diplomarbeit ist nie fertig geworden und ihre Fragmente sind auf einem linken Blog erschienen und dienen hier im Roman als Erklärungen oder Deutungen der Vorgänge, von denen Katrin Perger Zeuge wird, genauso wie diese Fragmente auch für sie zur Anleitung werden, um das Geschäftsmodell von Human Solutions besser zu verstehen.

Jörg-Uwe Albig, Das Stockholm-Syndrom ...und der sadomasochistische Geist des Kapitalismus

Jörg Albig, Das Stockholm-Syndrom

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Das Stockholm-Syndrom und der sadomasochistische Geist des Kapitalismus

Roman

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Die zweite Hauptperson ist Sabine Seggle, die als Inhaberin von Human Solutions, Rat und Tat bei Katrin Perger sucht, die sich in Stuttgart und drumherum bei Mittelständlern einen Namen gemacht hat.  Erst nach und nach findet sie heraus, woraus das Geschäftsmodell von Human Solutions besteht. Entführungen kann sie natürlich nicht gut heißen, aber ihre Diplomfragmente offenbaren, dass sie  auch auf diesem Gebiet Expertise besitzt, und so lässt sie sich wider Willen aber auch aus Interesse daran, die irgendwie undurchschaubare Sabine Seggle erfolgreich zu coachen, in dieses Geschäftsgebaren mithineinziehen und wird zur Komplizin, indem sie auch den Klienten und Kunstsammler  Frido von Sendmühl, der in einer Kammer eines Forsthauses gefangengehalten wird, betreut.

Katrin Perger hat alle Hände voll zu tun, einmal den den Entführten betreuen und zum anderen die Firma zu durchleuchten zu verstehen und zu beraten: „Wir vertreten Waren mit hohem Servicebedarf,“(S.13)  wird ihr von Frau Seggle erklärt, die anscheinend davon ausgeht, dass damit alles gesagt ist: über die Firma und über ihren Auftrag für Frau Perger.  Also, die Firma muss sich neu aufstellen. Und Katrin Perger lernt nach und nach alle Abteilungen kennen, von denen manche aufgrund ihrer Aufgaben und auch wegen ihrer Mitarbeiter ein mehr oder weniger bedeutsames Eigenleben führen. Ähnlichkeiten mit real existierenden Firmen sind natürlich nicht beabsichtigt und selbstverständlich rein zufälliger Natur.

Frau Perger macht sich an die Arbeit und will von Sabine Seggle wissen, was sie ändern möchte, die erscheint eher antriebslos und möchte einfach nur in Ruhe ihre Arbeit machen. Danach macht Frau Perger sich auf den Weg zur Hütte um den Klienten von Human Solutions zu besuchen. Beim nächsten Treffen mit Frau Perger wird allmählich klar, dass Frau Seggle ein Problem für die Firma ist, beide reden eher aneinander vorbei und Jörg-Uwe Albig hat das Gespräch bestens eingefangen, um beide Seiten auflaufen zu lassen. Frau Perger hofft, dass das Modell mit Frau Seggle etwas macht,  die meint nur, das vielleicht mit dem Modell etwas passiert. So geht es vielen Firmen, die sich Berater suchen und einen inneren Beratungswiderstand aufgrund ihrer Struktur haben.

S. 50-53: Die Betriebsführung durch Frau Seggle offenbart eine ganz gut organisierte Firma, deren Mitarbeiter eine gewisse Harmonie verbreiten. Das war alles schon immer so und wird auch immer so weitergemacht werden: „Peitschenknallen,“ denkt sich Katrin Perger als der Gang durch die Abteilungen vorbei ist.

„In jedem Klienten schlummert die Lösung seines Problems…“ (S. 109) erinnert sich Katrin Perger und ist bei ihrer Exploration der Firma selbst längst zu einer ihrer Servicekräfte geworden, die sich um das Wohl ihres Klienten kümmert und ihre Erkenntnisse Frau Seggl vermitteln will, die aber zunächst völlig beratungsresistent erscheint und später sogar verschwindet, um einem Kloster wieder aufzutauchen, bevor sie sich zur Rückkehr in ihre Firma entschließt.

Irgendwie hat Katrin Perger dann doch noch Erfolg. Der Klient kann einen Coup landen und und damit geht es auch Human Solutions wieder besser.

Heiner Wittmann

Beteiligte Personen

Jörg-Uwe Albig

Jörg-Uwe Albig, geboren 1960 in Bremen, studierte Kunst und Musik in Kassel, war Redakteur beim Stern und lebte zwei Jahre als Korrespondent einer deutsch...

Jörg-Uwe Albig, geboren 1960 in Bremen, studierte Kunst und Musik in Kassel, war Redakteur beim Stern und lebte zwei Jahre als Korrespondent einer deutschen Kunstzeitschrift in Paris. Seit 1993 arbeitet er als freier Autor in Berlin. 1999 wurde sein Romandebüt »Velo« veröffentlicht. Es folgten die Romane »Land voller Liebe«, »Berlin Palace«, »Ueberdog«, »Zornfried« und zuletzt das Sachbuch »Moralophobia«.

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