Die Corona-Pandemie, so heißt es immer wieder, stelle Familien vor schwerwiegende Herausforderungen. Dies ist zweifellos der Fall – doch worin bestehen diese Herausforderungen genau? Der vorliegende Artikel fasst die hierzu zugängliche Studienlage entlang der Themenfelder Homeschooling, psychische Erkrankungen und häusliche Gewalt zusammen und versucht so, denen eine Stimme zu geben, die nur selten gehört werden. Eindrücklich belegen die Befunde, dass soziale Ungleichheit und häusliche Gewalt durch die Krise deutlich verschärft worden sind und Belastungsfaktoren kumulieren. Von diesen Befunden ausgehend, leiten wir Lösungsansätze ab:
There is constant talk of the coronavirus epidemic confronting families with severe challenges. This is definitely true. But what exactly are those challenges? The article summarizes existing research findings on home schooling, psychic impairments and domestic violence, attempting to give those who are rarely heard a voice of their own. The findings roundly confirm that social inequality and domestic violence have been exacerbated by the crisis and that stress factors are accumulating. Proceeding from these findings, the authors propose potential solutions.
Gegenstand des Beitrages, der in zwei Teilen erscheinen wird, ist die COVID-19-Pandemie, die als Ereigniszusammenhang soziologisch reflektiert wird. Hierbei wird mit dem Zentralbegriff der Kommunikation gearbeitet. Zunächst wird ein Einzelereignis, die Virus-Krise, chronologisch im Sinne einer Zeitfolge geordnet. Diese historische Skizze bildet den Rahmen für den Versuch einer biografischen Selbst-Objektivierung. Am Beispiel einer lebensweltlichen Veränderungskrise wird eine zentrale Eigenschaft menschlicher Kommunikation, die allgemeingültig ist und über das gesellschaftliche Einzelereignis hinausweist, aufgezeigt. In Teil 2 des Beitrags, der im Folgeheft abgedruckt wird, werden zentrale soziale Phänomene wie die Begrüßungshandlung, das Abschied-Nehmen und die Beziehung Dankbarkeit näher beleuchtet.
The subject of this (two-part) article is sociological reflection on the COVID-19 pandemic as an event taking place in a well-defined context. The crucial concept is communication. First, the individual event (the virus crisis) is situated in a chronological sequence. This historical outline is then drawn upon as a framework for an attempt at biographical self-objectification. With reference to the potential for change inherent in a crisis occurring in the life-world, the author indicates a central property of human communication that can lay claim to universal validity and transcends the societal event itself. In the next issue, Part 2 of the article will cast light on greeting as an action, leave-taking, and gratitude as a relationship.
Während der Corona-Pandemie konnten zahlreiche Beratungen, Coachings und Therapien nicht in den üblichen Präsenz-Sitzungen stattfinden. Kontaktbeschränkungen und der Schutz von Risikogruppen machten es notwendig, reale durch virtuelle Sitzungen zu ersetzen. Die Arbeit mit Online-Konzepten und -Applikationen stellt dabei viele Berater*innen wie Klient*innen vor völlig neue Herausforderungen. Im Folgenden werden zahlreiche konkrete Vorschläge unterbreitet, wie die virtuelle Arbeit so gestaltet werden kann, dass nicht nur kognitiv-rationale, sondern vor allem emotionale und handlungsorientierte Aspekte der jeweiligen Themen integriert werden können. Diese, so die Kernthese des Beitrags, sind in der Online-Beratung von besonderer Relevanz. Damit wird deutlich, dass sich Online-Beratungen hinsichtlich der Theorien, Haltungen und Methoden nicht grundsätzlich von klassischen Settings unterscheiden. Da der virtuelle Raum jedoch für viele Berater*innen und Klient*innen ungewohnt ist, erscheint es sinnvoll, besonders achtsam und gründlich die eigenen Basiskonzepte, emotionalen Einstellungen und praktischen Tools zu hinterfragen und an den neuen Kontext anzupassen.
During the corona pandemic, many counselling, coaching and therapy sessions have not been taking place in the customary face-to-face setting. Contact restrictions and protection for high-risk groups have made it essential to substitute virtual sessions for physical proximity. Working with online strategies and applications confronts counsellors and clients with unprecedented challenges. The article makes a number of proposals for dealing with these virtual settings in such a way that not only the cognitive/rational sides of the respective topics are addressed but above all emotional and action-oriented aspects. The author’s central contention is that these latter aspects are of especial relevance in online counselling. It transpires that with regard to theories, attitudes and methods, online counselling is not fundamentally different from the classical variety. But as virtual space is an unaccustomed setting for many counsellors and clients, it makes good sense to submit one’s basic concepts, emotional attitudes and practical tools to mindful and thorough scrutiny and to adapt them to the new context.
Die Umweltbewegung ist eine ausgesprochen problemzentrierte Bewegung, geht sie doch davon aus, dass unser kapitalistischer Lebensstil und unsere Abhängigkeit von ungebremstem Wachstum für die drohende Selbstauslöschung der Menschheit verantwortlich sind. Ziel dieses Artikels ist es, das Risiko aufzuzeigen und zu moderieren, dass die Umweltbewegung von den Problemen co-abhängig ist, die sie zu lösen versucht. Hierfür wird ein Supervisionskonzept entwickelt, das auf der Einsicht basiert, dass man ein Problem nicht kennen muss, um es zu lösen. In diesem Zusammenhang werden Kernelemente der lösungsorientierten Kurztherapie, der systemischen Strukturaufstellung und der Theorie sozialer Systeme zusammengeführt, um zu zeigen, dass die Chancen der Umweltbewegung, ihre übergeordneten Ziele zu erreichen, besser stünden, wenn deren Mitglieder ihre Aufmerksamkeit nicht auf Probleme des Kapitalismus oder Wirtschaftswachstums, sondern auf jene nicht-ökonomischen Aspekte des sozialen Lebens richten würden, deren Wachstum stattdessen gefördert werden soll. Im Ausblick wird deutlich, dass diese Fokusverschiebung vom Problem auf die Problemökologie im Einklang steht mit dem Bestreben, nachhaltige Entwicklung voranzutreiben sowie alternative Indikatoren zu konzipieren, die über den OECD Better Life Index oder den Happy Planet Index hinausweisen.
In observing a capitalist lifestyle of addiction to relentless growth responsible for an imminent selfextinction of the human race, environmentalism is a particularly problem-centred movement. The purpose of this article is to address and manage the risk that the movement is co-dependent on and coperforms the problems it tries to solve. To this end, a supervision framework is developed based on the insight that knowledge of a problem is not required for solutions to that problem to emerge. Core elements of solution-focused brief therapy, systemic structural constellations, and social systems theory are combined to demonstrate that there would be better success with the higher goals of environmentalism if environmentalists focus not on problems of capitalism and growth, but on those non-economic aspects of social life that can be grown instead. An outlook shows that this shift of focus from problem to the problem ecology resonates well with ambitions to ensure sustainable development and to design alternative indices that go beyond the OECD well-being framework or the Happy Planet Index.
Wie Menschen ihre Liebesbeziehungen gestalten und leben, wird zunehmend diverser. In einvernehmlich nicht monogamen Beziehungen (ENMB) haben zwei Personen in einer intimen Paarbeziehung entschieden, ihre Liebesbeziehung (sexuell und / oder emotional) für Dritte zu öffnen. Die Übersichtsarbeit fasst den Kenntnisstand in Bezug auf offene und polyamore Beziehungen zusammen: (1) ein substanzieller Anteil der Bevölkerung hat bereits Erfahrungen mit ENMB gesammelt (ca. jede*r Fünfte) und praktiziert aktuell eines dieser Beziehungsmodelle (ca. jede*r Fünfundzwanzigste); (2) Personen mit einem vermeidenden Bindungsstil sind offener und diejenigen mit einem ängstlichen Bindungsstil verschlossener gegenüber ENMB; es sind jedoch insbesondere diejenigen, die einen sicheren Bindungsstil haben, die tatsächlich ENMB eingehen; (3) ENMB werden als eine mögliche Lösung für überhöhte Erwartungen an eine Partnerschaft angesehen; (4) Personen in monogamen und in ENMB unterscheiden sich nicht bedeutungsvoll bezüglich des psychischen Wohlbefindens und der Beziehungsqualität; (5) da Personen in ENMB von der gesellschaftlichen Norm abweichen, werden sie und ihre Beziehungen stigmatisiert und negativer bewertet als Personen in monogamen Beziehungen.
The way people organize and live out their love relationships is becoming more and more diversified. In consensual non-monogamous relationships (CNMR), two persons involved in an intimate couple relationship decide to open up their relationship to admit third parties (sexually and/or emotionally). The article summarizes the state of our knowledge on open and polyamorous relationships: 1. A substantial portion of the population (about one in five) has experience of CNMR and about one in twenty are practising one of these relationship models at present; 2. Individuals with an avoidant attachment style are more open to CNMR, while those with an anxious attachment style are more reserved about them; but most individuals actually entering into CNMR have a secure attachment style; 3. CNMR are considered as a possible solution for excessively high partnership expectations; 4. There is little difference in psychological well-being and relationship quality between individuals in monogamous and CNM relationships; 5. As individuals in CNMR deviate from the societal norm, their relationships are stigmatized and they are more likely to be disparaged than monogamous individuals.
Digitale Angebote bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten zur psychotherapeutischen Versorgung und erfahren zunehmend mediale sowie therapeutenseitige Aufmerksamkeit. Trotz zahlreicher Wirksamkeitsnachweise stehen häufig geäußerte Bedenken der Implementierung im Wege – v. a. die Frage, inwiefern auch über digitale Kommunikationskanäle eine therapeutische Beziehung aufgebaut werden kann, zumal diese als zentraler Wirkmechanismus der klassischen Psychotherapie gilt. Patient*innen berichten, dass sie es auch in digitalen Therapien erleben, dass eine tragfähige und positive arbeitsbezogene therapeutische Beziehung aufgebaut werden kann. Unklar bleibt, inwiefern die therapeutische Beziehung in Interventionen mit minimalem therapeutischen Kontakt zur Wirksamkeit beiträgt. Spezifische Kommunikations- und Verhaltenshinweise bieten hilfreiche Unterstützung, damit Therapeut*innen auch über digitale Kommunikationskanäle eine gute Arbeitsbeziehung aufbauen können.
Digital offerings provide a multitude of possibilities for psychotherapeutic care and receive increasing attention in the media and on the part of therapists. Despite substantial evidence of efficacy, frequently voiced concerns interfere with their implementation. As the therapeutic relationship is almost unanimously considered to be the central factor determining the effectiveness of classical psychotherapy, one recurrent query concerns the extent to which such a relationship can be established via digital communication channels. Patients report that a resilient and positive work-related therapeutic relationship can indeed be established in digital therapy. Little is known about the degree to which the therapeutic relationship is an operative mechanism of change in digital interventions with minimal therapeutic contact. Specific varieties of communication and behaviour offer helpful support for therapists endeavouring to build up a good working relationship via digital channels.
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