Heft 4, herausgegeben von Rieke Oelkers- Ax und Günter Schiepek, beschäftigt sich mit neuen Möglichkeiten der Evaluation.
In den Über-Sichten der Heft-Herausgeber geht es darum, Prozesse jenseits der bisher üblichen Prä-Post-Messungen zu erfassen und so das Erfasste zugleich wieder zu beeinflussen.
Damit wird Evaluation systemisch: Strukturen der jeweiligen Systeme werden erkenn- und verstehbar – während sie passieren und im gemeinsamen Blick mit denen, die es angeht. Praxisnah wird dargestellt, wie digitalisierte Methoden des Prozessmonitorings und -feedbacks direkt in Veränderungsprozesse eingreifen können und so die Selbstorganisation komplexer Systeme fördern.
Drei weitere Beiträge widmen sich dem Fokus-Thema praktisch: Markus Keller und Tilo Mielenz reflektieren anhand von Fallbeispielen Erfahrungen mit Prozessmonitoring und -feedback in der Jugendhilfe.
Christoph Huy und Günter Schiepek beschreiben die erstaunlichen Wirkungen von Lernmonitoring bei jugendlichen Schülern.
Matthias Ochs spricht im Interview mit Terje Tilden über Daten als Kommunikationsangebot in der Nutzung von Routine Outcome Monitoring.
In den Seiten-Blicken thematisieren Matthias Ochs und Bernhild Pfautsch unerwünschte Wirkungen systemischer Therapie.
Bettina Siebert-Bläsing diskutiert die Frage, ob Geduld als Ressource trainiert werden kann.
Der besondere Fall beschreibt im Kontext beruflicher Rehabilitation, wie es ist, »wenn die Depression am Küchentisch sitzt und mit zur Arbeit geht«.
Der Beitrag thematisiert die Relevanz des Nachdenkens über Familienbilder im Kontext des Kinderschutzes. Das Konzept des Familienbildes ermöglicht es, familienbezogene Erfahrungen und Vorstellungen von Professionellen in ihrer impliziten Wirkmächtigkeit zu analysieren und so der Reflexion besser zugänglich zu machen. An einigen Beispielen wird die normative Kraft von Familienbildern in der professionellen Arbeit mit Familien im Kontext des Kinderschutzes illustriert.
The article focuses on the relevance of reflection on family images in the child protection context. The concept of the »family image« facilitates the analysis of the implicit impact of family-related experiences and notions on the part of professionals and makes them more readily accessible to professional reflection. In the child protection context, a number of examples illustrate the normative power of family images in professional work with families.
Der Beitrag behandelt grundlegende Fragen des Kinderschutzes sowie den Prozess der Urteilsbildung im Bereich der Kindeswohlgefährdung. Einleitend werden die Grundlagen der Arbeit des Jugendamtes sowie die rechtlichen Zusammenhänge dargestellt, um dann an Beispielen das Vorgehen der Fachkräfte sowie deren Eingebundenheit näher zu erläutern. Abschließend werden die beschriebenen Prozesse und Handlungen mit der Akteur-Netzwerk-Theorie gerahmt und untersucht, inwiefern systemische Beratungs- und Therapieansätze im Kinderschutz nützlich sein können.
The article discusses fundamental issues in child protection and the assessment process associated with child welfare risks. The author begins with a general description of the work done by the Youth Welfare Office (
Im Beitrag soll zunächst auf die Grundlagen sozialpädagogischen Fallverstehens eingegangen werden. Zu den grundlegenden Prinzipien sozialpädagogischen Fallverstehens zählen die
The article first outlines the general principles operative in the socio-pedagogical approach to understanding cases. Among these are the
In diesem Beitrag wird die medizinische Diagnose von Kindesmisshandlungen anhand der Entwicklung der Diagnose des Battered-Child-Syndroms diskutiert. Zum einen wird aufgezeigt, wie diese – inzwischen weitgehend historische –Diagnose entstanden ist bzw. geschaffen wurde. Zum anderen werden, ausgehend vom Battered-Child-Syndrom, grundlegende Aspekte der medizinischen Diagnostik von Misshandlungen thematisiert.
The article discusses the medical diagnosis of child abuse with reference to developments in the diagnosis of the battered child syndrome. First the author outlines how this (now largely historical) diagnosis took shape and then proceeds from the battered child syndrome itself to enlarge on fundamental aspects of the medical diagnosis of physical abuse.
Burnout wird vorrangig als stressinduzierte Erschöpfung im beruflichen Kontext aus einer individuumszentrierten, organisationalen oder gesellschaftstheoretischen Sicht erklärt. Der vorliegende Beitrag grenzt sich davon ab und plädiert dafür, Burnout als ein »unvorhergesehenes kritisches Lebensereignis« (Corsten, 2020) zu begreifen, infolgedessen die Lebenspraxis in eine Krise gerät. Aus diesem Blickwinkel ist die Dynamik der biografischen Konstellation zum Zeitpunkt des Burnouts zu fokussieren. Aufgrund ganz unterschiedlicher Faktoren kann so eine Situation entstehen, in der die Gesamtbelastung nicht zu bewältigen ist und in eine chronische Erschöpfung mündet. Anhand der Rekonstruktion eines Falls wird dargelegt, wie sozialisatorische Dispositionen, familiendynamische Strukturen und milieuweltliche Verhältnisse zusammenwirken und eine ambivalente Dynamik auslösen, beruhend auf einer leistungsfixierten Lebensführung unter Wahrung traditionaler Familienwerte, welche sich im Burnout manifestiert. Es wird deutlich, dass es nicht reicht, von einer neoliberalen Arbeits- und Leistungsmoral auf das Burnout-Syndrom zu schließen. Im Gegenteil ist es notwendig, biografische Aneignungsprozesse der gesellschaftlichen Leistungsanforderung über die (familien-)biografische Gesamtsituation herauszuarbeiten und die Genese von Burnout (familien-)dynamisch zu erklären.
Regarded from an individual-centred organisational or socio-theoretic perspective, burnout is normally defined as stress-induced exhaustion in a job context. The present article takes a different view and advocates a definition of burnout as an »unforeseen critical life-event« (Corsten, 2020) occasioning a life-impairing crisis at the practical level. From this viewpoint, attention will need to focus on the dynamics of the biographical constellation operative at the time of the burnout. Here, a whole array of different factors may trigger a situation in which the individual is unable to cope with the overall stress and responds with chronic exhaustion. With reference to a genuine case, the author demonstrates how socialisation-based (pre-)dispositions, family-dynamic structures and milieu-conditioned circumstances can conspire to spark off an ambivalent dynamic based on a performance-oriented life-style geared to the preservation of traditional family values and culminating in burnout. It is not sufficient to regard the burnout syndrome as the product of a neo-liberal work and performance ethic. Instead, it is essential to explore the biographical processes instrumental in the espousal of the societal performance ethic as a function of the overall (family-)biographic situation and to define the genesis of burnout in (family-)dynamic terms.
Gegenstand des Beitrages sind drei nonverbale Kommunikationsformen: der Blick, die soziale Positionierung im Raum und die beiden sozialen Phänomene Lachen und Weinen. Diese nicht-sprachlichen Ausdrucksweisen werden beschrieben mit Bezug auf die soziologischen Klassiker Georg Herbert Mead, Helmuth Plessner und Georg Simmel, die sich in ihren Schriften dem Nonverbalen angenähert haben. Mithilfe von Beispielen und eingebettet in die allgemeinen Merkmale von Kommunikation – Sequenzialität, Kontextgebundenheit und Mehrdeutigkeit – werden nonverbale begleitende Phänomene dargestellt.
The article focuses on three non-verbal forms of communication: the gaze (eye contact), social positioning in physical space, and the two social phenomena laughing and crying. These phenomena are described here in terms of the sociological »classics« George Herbert Mead, Helmuth Plessner and Georg Simmel, all of whom engaged with the non-verbal sphere in their writings. Attendant, non-verbal phenomena are discussed with the aid of examples and with reference to general features of communication (sequentiality, contextuality, polysemy).
In modernen Gesellschaften hat sich das Krankheitspanorama verändert. Chronische Krankheiten und psychische Erkrankungen dominieren das Krankheitsbild. Die Familie als primäre Sozialisationsinstanz prägt nicht nur das Wissen um Krankheit und den Umgang mit ihr, sondern ist erste Stätte der Obhut im Krankheitsfall. In dieser Rolle übernimmt sie auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Die Systemrelevanz von Familien, insbesondere jener mit kranken und zu pflegenden Angehörigen, wird infolge der Interventionspolitik in der Corona-Pandemie augenfällig.
In modern societies, the panorama of illness has changed: chronic illnesses and psychic disorders dominate the picture. The family as the primary factor in socialisation leaves its mark not only on our knowledge of illness and the way we deal with it, it is also the initial care provider when illness strikes. As such, it performs an important societal function. A look at intervention policy in the coronavirus pandemic demonstrates the systemic relevance of families, notably those with sick relatives requiring care.
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