Humor in psychosozialen und beraterischen Settings einzusetzen ist längst nicht mehr so verpönt wie noch vor einigen Jahrzehnten. Therapeutischer Witz, Lachtrainings und humorvolle Interventionen erfreuen sich seit einiger Zeit auch in der Sozialen Arbeit wachsender Aufmerksamkeit und Beliebtheit. Worin besteht der Nutzen, wenn Humor in Therapie und Beratung eingesetzt wird, und was macht es manchmal schwierig, die beabsichtigte humorvolle Wirkung auch tatsächlich zu erzielen? Der Beitrag geht diesen Fragen nach und plädiert für eine humorvolle Haltung von Beratenden sich selbst und den ratsuchenden Menschen gegenüber. Humor in Beratung und Sozialer Arbeit, verstanden als Form der Beziehungsarbeit, kann so zu einer Ressource werden und dazu einladen, die Perspektive zu weiten.
Humor and its use in psychosocial and counseling settings is by no means as frowned-upon as it was. For quite some time now, amusement, laughter training and humorous interventions have achieved increasing attention and popularity in social work. What does the use of humor have going for it in counseling contexts? And what can make it difficult to draw upon? The article investigates these questions and advocates a humorous attitude towards oneself and individuals turning to us for advice. Seen as work on relationships, humor in counseling and social work can then become an invaluable resource coupled with the invitation to broaden one’s perspectives.
Der Provokative Ansatz hat sich aus der Provokativen Therapie von Frank Farrelly entwickelt. Farrelly machte das befreiende Lachen in der Therapie gesellschaftsfähig und bewies, dass effiziente Therapie sowohl kurzweilig als auch kurz sein kann. Im Zentrum der provokativen Arbeit stehen Humor und Herausforderung. Die Beratenden persiflieren auf wertschätzende und humorvolle Weise die selbstschädigenden Glaubenssätze der Klienten, sodass diese darüber lachen können, und provozieren auf diese Weise Denk- und Verhaltensänderungen. Der Provokative Ansatz lässt sich in fast jeden Therapie- oder Beratungsstil einbauen. Er eignet sich besonders bei Denk- und Gefühlsblockaden, die zu einseitigen, eingefahrenen und selbstschädigenden Verhaltensweisen der Klienten führen. Unabdingbare Voraussetzung für den Einsatz provokativer Interventionen ist eine uneingeschränkte Wertschätzung der Klienten und der bedingungslose Glaube an deren Ressourcen und Veränderungsfähigkeiten.
The Provocative Approach has developed from Frank Farrelly’s Provocative Therapy. Farrelly made liberating laughter an acceptable factor in therapy and proved that efficient therapy can be both enjoyable and brief. Humor and challenge are the central elements in provocation for therapeutic purposes. In a respectful and humorous way, therapists / counsellors lampoon the harmful tenets upheld by their clients and invite them to laugh at their misguided convictions. In this way, they provoke changes in thinking and behaviour. The Provocative Approach can be incorporated into almost any style of therapy or coaching. It is particularly effective in dealing with thought and feeling blockades leading to one-sided, automated and self-impairing behaviours on the part of clients. The absolutely essential prerequisite for the use of provocative interventions is infinite respect for the clients and implicit faith in their resources and their potential for change.
Ist auch bekannt, dass man mit Humor das Leben in seinen Höhen und Tiefen leichter bewältigen kann, so bedarf es schon einer lebenslangen Aufmerksamkeit, Motivation und Übung, um Humor als wirkungsvolle Kraft im Alltag und als »Trotzmacht« gegen die Widrigkeiten des Lebens einsetzen zu können. In der Psychotherapie ist Humor ein wichtiger und notwendiger Unterstützer für den Genesungsprozess. Verschiedene Interventionen und Hilfsmittel können den Sinn für Humor verstärken. Entscheidend sind eine patientenorientierte Beziehung und der Einsatz von Humor im richtigen Augenblick. Eine »Humorpille« gibt es nicht! Für alte Menschen ist Humor eine wichtige Ressource. Er erleichtert das Alltagsleben und kann die Bewältigung auftretender Krisen, körperlicher Erkrankungen und Belastungen erheblich unterstützen. Humor hat mit Weisheit und Integrität zu tun und kann Lebensqualität und das Wohlbefinden erheblich verbessern. Es ist ein Lebensmittel: Umgang mit Humor sollte zur täglichen Routine in Beziehungen gehören. Insbesondere ist Humor eine wichtige und nicht zu unterschätzende heitere Kraft bei der Behandlung von alten Menschen mit Depression und Demenz. Diesbezügliche Untersuchungen bestätigen das.
We know that humor makes life with all its ups and downs easier to cope with. But it requires lifelong attention, motivation and practice to draw upon humor as an effective force operative in defying the vicissitudes of everyday life. In psychotherapy, humor is a valuable and indispensable support in the recovery process. Various interventions and resources can strengthen a patient’s sense of humor. Essential factors are (a) a patient-oriented relationship and (b) the use of humor at the right moment. There is no such thing as a »humor pill«! Humor is an important resource for elderly people. It makes everyday life easier to deal with and can be a major help in coming to terms with crises, physical ailments and age-conditioned stress. Humor has to do with wisdom and integrity and can greatly enhance the quality of life and general well-being. It is in fact a form of sustenance. In relationships, humor should play a part in our daily routines. Above all, humor should not be underestimated as a source of optimism in the treatment of elderly patients with depression and dementia. Studies on the issue confirm this verdict.
Humor und dessen Nutzung in schwierigen Situationen kann das psychische Wohlbefinden und die Resilienz von Familienmitgliedern in bedeutsamer Weise beeinflussen. Der Zusammenhang von psychischer Gesundheit und Humor bei ratsuchenden Familien in der Erziehungs- und Familienberatung (§ 28 SGB VIII) wurde erstmals in der Studie zu »Elterlichem Humor und psychischer Gesundheit in der Familie« (HU.PSY-Studie) bei Eltern in Beratung (
In difficult situations, humor and its use can significantly affect the psychic well-being and resilience of family members. The connections between mental health and humor in families using child guidance and family counseling centers (§ 28 SGB VIII) was investigated for the first time by the HU.PSY study (Parental Humor and Psychic Health in the Family) with reference to parents receiving counseling (N = 116). The central concern was to determine whether a cheerful, humorous attitude to life (»trait«) goes hand in hand with mental health in families and whether this attitude also displays connections with the attachment style discernible in such families. A further point investigated was whether parents with a secure attachment style experience their children as psychically healthier. The findings indicate that parents with a secure attachment style display a significantly more humorous attitude to life and are clearly more likely to assess their children’s behaviour as normal. In addition, there were weak indications of correlations between the parents’ response to humor and pro-social behaviour on the part of their children.
Der Artikel beschreibt die konzeptionellen Eckpfeiler des Emotionsfokussierten Skilltrainings (EFST) für Eltern. EFST zielt auf die Stärkung elterlicher Selbstwirksamkeit im Umgang mit externalisierendem und internalisierendem kindlichen Problemverhalten. Mithilfe von Psychoedukation und emotionsaktualisierenden Interventionen werden drei Kernkompetenzen vermittelt: die empathische Validierung kindlichen Erlebens, die Fähigkeit, Beziehungsverletzungen durch radikale Verantwortungsübernahme zu heilen, sowie die wirksame Regulation eigener Grenzen. Dabei auftretende Schwierigkeiten und Blockaden werden als Ausdruck konkurrierender emotionaler Motivlagen gewertet und mithilfe emotionsfokussierter Interventionen bearbeitet. Als transdiagnostisches und niedrigschwelliges Verfahren bietet EFST die Möglichkeit, die emotionale Kompetenz der Eltern zu fördern und dadurch einen zentralen protektiven Faktor kindlicher Entwicklung zu stärken.
The article describes core concepts of Emotion focused Skill Training (EFST) for parents. EFST aims at increasing parental self-efficacy in dealing with childrens’ externalizing and internalizing problems. Using psychoeducation as well as emotion actualizing interventions, EFST teaches three major competences: empathic validation of childrens’ experiences, the ability to heal bonding ruptures by taking radical responsibility and an effective regulation of one’s own boundaries. Difficulties in taking on these skills are considered to reflect competing motivations within parents and are dealt with using emotion focused interventions. As a transdiagnostic and low-threshold approach, EFST strengthens parental emotional competence and thus helps to release protective resources within the family.
In letzter Zeit wird zunehmend behauptet, Systemische Therapie (ST) lasse sich problemlos mit anderen Methoden nach dem Baukastenprinzip kombinieren. Dabei werden u. a. Methoden wie Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) sowie Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) unter Systemischer Therapie subsummiert. Im vorliegenden Artikel wird diesem Vorgehen dezidiert widersprochen. Es wird aufgezeigt, dass durch eine solche Integration nicht nur mit den Grundprinzipien eines systemisch-konstruktivistischen Ansatzes gebrochen wird, sondern die genannten Methoden aufgrund des ihnen jeweils zugrundeliegenden Wirkmodells weitestgehend inkompatibel sind. Diese Unvereinbarkeit wird exemplarisch veranschaulicht am Beispiel von Paartherapie sowie dem Versuch, die Arbeit mit Emotionen (auch unter Berücksichtigung neuerer Emotionstheorien) in die Systemische Therapie zu integrieren. Insgesamt wird darauf hingewiesen, dass die epistemologischen und theoretischen Fragen, die durch Methodenintegration aufgeworfen werden, einer dringenden Klärung und offenen Debatte innerhalb der Systemischen Theorie bedürfen.
Recently there have been an increasing number of assertions that Systemic Therapy (ST) can readily be combined with other methods on the building-block principle. In the process, methods like Emotionally Focused Therapy (EFT) for couples and Mentalization-Based Therapy (MBT) are subsumed under the heading of Systemic Therapy. The present article strongly rejects this approach. The author demonstrates that such attempts not only violate the fundamental principles of a systemic-constructivist approach but are also doomed to fail because of the almost total incompatibility of the models underlying the respective methods. This incompatibility is illustrated with reference to couple therapy and the attempt to integrate working with emotions into ST (recent emotion theories notwithstanding). The overall tenor of the article is that the epistemological and theoretical issues posed by integration urgently require clarification and an open debate within the confines of systemic theory.
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