Differenzen können zu sozialen Konflikten eskalieren, wenn durch starke Affekte die Selbststeuerung geschwächt wird oder verloren geht. Dann bestimmen Affekte alle seelischen Funktionen und das Verhalten der Konfliktparteien. Es wird eine destruktive Denkart generiert, die »Kriegslogik«, die zu weiterer Eskalation führt. Den sechzehn Prinzipien der Kriegslogik werden hier sechzehn Grundsätze der »Friedenslogik« gegenübergestellt, deren Beachtung De-Eskalation ermöglicht. Sie können für erste Schritte genutzt werden, die Waffenruhe und Friedensgespräche ermöglichen.
When strong affects weaken or disable self-control, differences can escalate until they turn into social conflicts. When that happens, affects govern all the psychic functions and the behaviour of the conflicting parties. This results in a destructive mind-set, the »logic of war«, that leads to further escalations. The article confronts the 16 principles of the logic of war with 16 principles for a »logic of peace« that, if heeded, can bring about a de-escalation. They can be drawn upon to institute initial steps towards a ceasefire and peace talks.
Krieg verändert die Wahrnehmung der Welt und verschärft die Tonlage in der politischen Öffentlichkeit – in kriegführenden Ländern und, wie im Fall des Ukrainekriegs, auch in nicht direkt kriegsbeteiligten Ländern wie Deutschland. Drei charakteristische Wahrnehmungsverzerrungen sind: 1. eine Tendenz, die eigenen Chancen, Stärken, Siegesaussichten übermäßig optimistisch einzuschätzen, während die Chancen, Stärken, Entschlossenheiten des Gegners unterschätzt werden und deshalb auch eigentlich absehbare Eskalationsschritte des Gegners nicht antizipiert werden; 2. eine Tendenz, alle Handlungs- und Gestaltungsmacht auf der Seite des Gegners zu sehen, während die eigene Position als eine Position des Nur-Reagierens erlebt wird, wo man keine Wahl hat und nur das Unvermeidliche tut; 3. eine Tendenz, nur die politische Dimension des Lebens zu sehen, die im Krieg eben besonders »brennt«, während die Schäden, die in anderen, nicht-politischen Dimensionen anfallen, nicht im gleichen Maß mitgesehen werden. Diese drei Tendenzen sind aus der Kriegsgeschichte gut bekannt und geben dem Geschehen rund um den Ukrainekrieg einen hohen Wiedererkennungswert.
War changes the way we see the world and imposes additional tension on public political discourse. This applies both to countries at war and, as in the case of Ukraine, to countries like Germany that are not directly involved. Three characteristic distortions of perception in this connection are: 1. a tendency to be over-optimistic about one’s own chances, strengths and prospects of victory, while the opponent’s chances, strengths and determination are underestimated, thus making it difficult to anticipate fundamentally predictable escalations triggered by the opponent; 2. a tendency to see the opponent as the driving force in the proceedings, whereas one’s own role is no more than a reaction in which one has no choice but to do what is inevitable; 3. a tendency to see only the political dimension of life, starkly delineated by the reality of hostilities, and to neglect other non-political dimensions. These three tendencies are well-known from war history and give the events in and around the Ukraine War a high degree of familiarity.
Die strategische Therapie ist in der Systemischen Therapie kaum noch präsent. Als ›Therapie gegen die Familie‹, geprägt von der Kybernetik erster Ordnung, Steuerungsphantasien und Intransparenz, hatte sie ihre beste Zeit in den 1970er Jahren. Das strategische Denken in der Therapie hält jedoch auch heute noch einige Möglichkeiten bereit. Transparent und auf Augenhöhe kann es eine gute Möglichkeit sein, um sich einem Konflikt zu nähern. Im »strategizing« können Konfliktparteien neue Gemeinsamkeiten finden, gerade indem Empathie, Unterschiede in Werthaltungen und Rücksicht auf Bedürfnisse (zunächst) zurückgestellt werden. Auch kann das strategische Vorgehen Beschämung und Frustration vermeiden und so erfolgreich Muster unterbrechen.
Strategic therapy hardly figures at all in today’s systemic therapy. Its heyday was in in the 1970s, when as ›therapy against the family‹ the approach was largely characterised by first-order cybernetics, control fantasies and lack of transparency. Strategic thinking does however hold out a number of possibilities, even today. Employed transparently and on equal terms, it can still be a useful way of getting to grips with a conflict. In »strategizing«, conflict parties can find new commonalities by (initially) playing down empathy, value differences and a concern for needs. The strategic approach can also help to avoid shaming and frustration and thus successfully break down established patterns.
Die moderne Gesellschaft im Überforderungs- und Krisenmodus ist immer auch als eine Anforderung an Psychen und soziale Systeme zu verstehen. Familiensysteme, die an Vielfalt und Varianz in ihren Formen kaum zu überbieten sind, verbindet ein hoher Anspruch auf reziproke »Komplettberücksichtigung« ihrer Mitglieder. Dieser Anspruch fordert Familien heraus und führt zu Konflikten, die manchmal in ein kriegerisches Geschehen münden. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag Mediation als eine systemische Interventionsform vorgestellt, deren besonderes Vermögen darin besteht, auch unter Bedingungen starker Konflikte mit Familienmitgliedern an Vereinbarungen zu arbeiten. Ein zentrales Prinzip der Arbeit mit hocheskalierenden Systemen ist das von Fairness und Gerechtigkeit, welches hier auch entlang eines prozessualen Vorgehens vorgestellt wird. Schnell wird deutlich, dass Mediation eine voraussetzungsreiche Intervention ist, die hohe Ansprüche an die Mediatorin stellt. Der Erhalt der eigenen Widerstandskraft, Resonanzfähigkeit und Resilienz wird zu einer zentralen Aufgabe in der Entwicklung der Rolle der Mediatorin. Darüber hinaus wird Wissen um den Umgang mit aufkommenden Krisen und Konflikten, um die eigene Haltung im Konflikt, um ein Handeln und Verhandeln (also Mediationskompetenz) als notwendige Kernkompetenz für sämtliche Bereiche von Beratung und Therapie angenommen.
The crises beleaguering modern societies have stretched their capacities to the limits. Individual psyches and social systems are called upon as hardly ever before to understand extremely complex constellations. The formal diversity and variation of family systems is second to none, but what they have in common is the claim to »complete reciprocal concern« on the part of their members. This claim is a serious challenge and can lead to conflicts eventually assuming the dimensions of major hostilities. Against this background, the present article discusses mediation as a systemic form of intervention with one particular asset: even under the conditions imposed by severe conflicts, it focuses on work with family members on agreements they have entered into. A central principle of work with severely escalating systems is fairness / justice. This concept is discussed here in terms of its relevance for processes. It quickly becomes apparent that mediation is a highly potent species of intervention that imposes serious demands on mediators. Central to the ongoing role of the mediator are the maintenance of personal resistance, a capacity for resonance and a high degree of resilience. Indispensable basic skills for all sectors of counselling and therapy are knowledge about how to deal with emerging crises and conflicts, awareness of one’s own attitude(s) in conflicts and action / negotiation (the latter a specific mediation skill).
Fallverständnis und Behandlungsplanung erfolgen in der systemischen Therapie in einem gemeinsamen Prozess, an dem Therapeut, Patienten und Angehörige beteiligt sind. Kernstück des systemischen Erklärungsmodells ist eine gemeinsame Problemdefinition – Hypothesen, Einschätzungen, Beobachtungen werden zu einem gemeinsamen Narrativ zusammengefasst, das als Richtschnur für den weiteren Therapieprozess und die Behandlungsplanung dient. In diesem Artikel wird beschrieben, wie eine gemeinsame Problemdefinition entwickelt werden kann. Dargestellt werden konkrete praktische Schritte, ein Fallbeispiel dient zur Veranschaulichung des Vorgehens.
In systemic therapy, case understanding and treatment planning take place in a joint process involving the therapist, patient and relatives. At the heart of the systemic explanatory model is a shared problem definition – hypotheses, assessments and observations are summarised into a shared narrative that serves as a guideline for the further therapy process and treatment planning. This article describes how a shared problem definition can be developed. Specific practical steps are outlined and a case study is used to illustrate the procedure.
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