Der Beitrag beschreibt Geschichte und Entwicklung der Multifamilientherapie und die verschiedenen Anwendungsbereiche dieses therapeutischen Verfahrens. Techniken und therapeutische Prinzipien werden erläutert und Forschungsergebnisse kurz präsentiert, die die Wirksamkeit dieses Ansatzes unterstreichen. Multifamilientherapie ist in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum populär geworden, und sie lässt sich sowohl im ambulanten, tagesklinischen Bereich wie auch in Jugendamtseinrichtungen und Schulen durchführen.
The article outlines the history and evolution of multi-family therapy, indicating the different areas in which this therapeutic approach is used. This is followed by a description of the relevant techniques and therapeutic principles involved and a brief reference to research findings demonstrating the efficacy of multi-family therapy, which has become increasingly popular over the last few years, not least in German-speaking countries. It is a suitable form of therapy for outpatient clinics, day-unit care, social services settings, and schools.
Die theoretischen und klinischen Grundlagen der Multisystemischen Therapie (MST) beruhen auf Forschungsergebnissen über die Determinanten antisozialen Verhaltens Jugendlicher. Darüber hinaus bezieht sich die MST auf sozial-ökologische Modelle, in denen die Familie des Jugendlichen, seine Peer-Gruppe, die Schule und die Nachbarschaft als miteinander verbundene Systeme angesehen werden, die auf dynamische und rückbezügliche Weise das Verhalten der einzelnen Familienmitglieder beeinflussen. Klinische Untersuchungen zeigen die langfristigen Wirkungen der MST: Sie reduziert kriminelle Aktivitäten und die Zahl der Inhaftierung Jugendlicher. Die Wirksamkeit der MST kann zum einen der Tatsache zugeschrieben werden, dass der jeweilige Interventionsfokus sich exakt auf die verursachenden Bedingungen der Jugendkriminalität richtet, und zum anderen der Tatsache, dass die Leistungen direkt im sozialen Umfeld des Jugendlichen erfolgen und daher besonders ökologisch valide sind.
The theoretical and clinical foundations of MST draw upon research regarding the determinants of adolescent antisocial behavior as well as upon social-ecological models in which the adolescent’s family, peers, school, and neighborhood are viewed as interconnected systems with dynamic and reciprocal influences on the behavior of family members. Clinical trials demonstrate that MST results in long-term reductions in adolescents’ criminal activity and incarceration. The success of MST can be attributed primarily to (a) the match between MST intervention foci and correlates/causes of criminality in adolescents and (b) the accessibility and ecological validity of services.
Die Grundsätze von elterlicher Präsenz und gewaltlosem Widerstand werden unter der Perspektive des Bindungsbegriffs diskutiert. In diesem Zusammenhang wird der Begriff der »neuen Autorität« vorgestellt. Das Ziel des »Elterncoachings« nach diesem Konzept ist nicht die Kontrolle des Kindes, sondern die Wiederherstellung einer beeinträchtigten Bindung zwischen Kind und Eltern. Die psychische Sicherheit des Kindes wird gefördert durch die verlässliche Präsenz, die wachsame Sorge, die Beharrlichkeit und Ausdauer der Eltern. Die Betonung von elterlicher Selbst-Kontrolle statt Kontrolle über das Kind, von Beharrlichkeit statt unmittelbarer Vergeltung, von Transparenz und Vernetzung statt einer strengen Hierarchie und von Versöhnungsschritten statt Mechanismen von Belohnung und Bestrafung eröffnet neue Beziehungsmöglichkeiten zwischen Eltern und Kind. Es wird angestrebt, dass sich bei den Beteiligten »Arbeitsmodelle« entwickeln, die nicht einer Logik der Kontrolle folgen, sondern einer Logik der Verbundenheit.
The article discusses the principles of parental presence and non-violent resistance from the perspective of attachment theory. The »new authority« advocated in our model of »parental coaching« revolves not around the control of the child but around the restoration of impaired attachment between parents and their children. The child’s awareness of psychological security is furthered by reliable presence, watchful care, endurance, and persistence on the part of the parents. New potentialities in the relationship between parents and children are opened up via an emphasis on parental self-control rather than control over the child, endurance rather than immediate retaliation, transparency and networking rather than a strict hierarchy, and reconciliation as opposed to reward and punishment mechanisms. The idea behind the approach is for parents to develop »working models« that subscribe to a logic of relatedness rather than a logic of control.
Der Artikel beschreibt die erste bundesweite Erhebung zur Überprüfung der Effekte des Elterncoachings im gewaltlosen Widerstand (nach Omer & v. Schlippe). Eine Elterngruppe, die an einem Elterncoaching teilgenommen hatte (N=59, ECG), eine Stichprobe von Eltern, die an einem TEEN Triple P-Elternprogramm teilgenommen hatten (N=21, TPG), und eine Wartekontrollgruppe (N=9, WKG) wurden miteinander verglichen. In allen Gruppen zeigten die Kinder (von 11 bis 18 Jahren) oppositionelles, aggressives, dissoziales Verhalten bzw. Störungen in der Aufmerksamkeit. Als Erhebungsinstrumente wurden eingesetzt: ein »Fragebogen zur Elterlichen Präsenz«, die »Child Behavior Checklist«, das »Beck-Depressions-Inventar« und der »Erziehungsfragebogen für Jugendliche«.
Die Ergebnisse zeigen in beiden Interventionsgruppen signifikante Verbesserungen in der »Elterlichen Präsenz«. Verbesserungen im »externalen Problemverhalten« der Kinder und Jugendlichen lassen sich nur in der ECG, nicht in der TPG feststellen. Ein verbessertes »Erziehungsverhalten der Eltern« und ein signifikanter Rückgang der »elterlichen Hilflosigkeit und Depressivität« sind in beiden Interventionsgruppen
zu verzeichnen. Die psychometrische Überprüfung des »Fragebogens zur Elterlichen Präsenz« zeigt signifikante
Interkorrelationen mit den anderen eingesetzten Instrumenten.
When compared with training in a »TEEN Triple P program« and a waiting control group, does parental coaching in non-violent resistance enhance »parental presence« and de-escalating conflict behavior, while reducing »parental helplessness«? Do parents change their perspectives on the external problem behavior of their adolescent children? The study presented here (similar in design to a pre-post test) compares three groups: 59 parents in the »parental coaching in non-violent resistance« group, 21 parents who had previously participated in a Triple-P program, and 9 parents waiting for an intervention. The children (11-18 years) displayed rebellious, aggressive, and dissocial behavior problems or attention disorders. Four questionnaires were used: 1. Questionnaire on Parental Presence (an instrument supplied by our research group), 2. Child Behavior Checklist (4-18 years), 3. Beck’s Depression Inventory, 4. Questionnaire on Upbringing Behavior for Adolescents. For both intervention groups the results indicate a significant improvement in »parental presence,« an improvement in upbringing behavior, and a significant reduction of »parental helplessness« and »parental depression.« In addition, a significant improvement in the »external behavior problems« of adolescents, as seen by their parents, was observed in the parental coaching group. Psychometric validation of the parental presence questionnaire indicated a significant correlation with the other instruments used.
Eine Kernfrage in hocheskalierten Eltern-Kind-Beziehungen ist, wie die Beteiligten wieder zu einer Art des gemeinsamen Sprechens gelangen, das ihnen ermöglicht, sich wieder zusammenzuschließen – sei es für ein gemeinsames Ziel oder gegen ein Problem. Der Begriff »Bündnisrhetorik« verdeutlicht die besondere Bedeutung der gesprochenen Sprache und der damit verbundenen Haltung. Es werden eskalationsfördernde Positionen und Haltungen beschrieben, anschließend werden »Dimensionen einer »guten Beziehung« erarbeitet, die sich in der Balance zwischen einer Reihe von Polen ausdrückt: Nähe vs. Distanz; Autonomie vs. Bindung; Lust vs. Pflicht; Instabilität und Aufregung vs. Stabilität und Sicherheit; Bestimmen vs. Sich-Anschließen; Geben vs. Nehmen. In all diesen Dimensionen kann daran gearbeitet werden, eine verlorengegangene gute Beziehung »wiederzufinden«.
A crucial issue in severely escalating parent-child relationships is how those involved can find their way back to a mode of verbal communication enabling them to »close ranks« again, either for a joint aim or to tackle a problem. The term »binding rhetoric« highlights the especial significance of spoken language and the attitudes it conveys. The author first describes positions and attitudes conducive to exacerbating conflict escalation, proceeding from there to elaborate on the »dimensions of a good relationship« expressing themselves in the balance achieved between a number of potential extremes: closeness/distance, autonomy/attachment, pleasure/duty, instability and arousal/stability and security, dictating/cooperating, giving/taking. All these dimensions can be worked on to rectify the loss of a good relationship.
Ausgehend von einer kurzen Darstellung, unter welchen Umständen Lehrer ihre Präsenz verlieren können, wird im Artikel beschrieben, was professionelle Präsenz und neue Autorität bedeuten und wie sie wahrgenommen werden. Professionelle Präsenz wird anhand von sechs Prinzipien näher erläutert. Anhand von sechs Aspekten werden Tools und Interventionen auch anhand von Beispielen beschrieben, die im »präsenten« Handeln genutzt werden können. Systematisch eingesetzt, können sie von einzelnen Lehrpersonen bis hin zu ganzen Kollegien zu einem Konzept entwickelt werden. Die AutorInnen berichten anhand von Beispielen von ihren Erfahrungen in verschiedenen Schulen und vermitteln ein Bild, wie Lehrerinnen durch eigene Stärkung sowohl präventiv als auch akut mit destruktivem und gewaltbereitem Verhalten umgehen können.
Proceeding from a brief discussion of the circumstances under which teachers can lose presence, the article describes what the terms Professional Presence and New Authority signify and how they are perceived. Professional Presence is given detailed discussion with reference to six principles. Further, the authors provide examples illustrating six aspects of the issue and enumerate the tools and interventions that can be used to enhance »presence«in action. These can be deployed to devise systematic strategies for a range of protagonists extending from individual instructors to the entire teaching staff of a given institution. The authors then draw upon further examples to describe the experience they have gained in various schools and to communicate an idea of the ways in which self-reinforcement can help teachers to deal with destructive and potentially violent behavior, both preventively and in acute cases.
Dieser Artikel gibt einen Überblick über Wirksamkeitsstudien, die seit Fertigstellung der Expertise zur Systemischen Therapie im Jahr 2006 identifiziert wurden und zusammen mit dieser die Grundlage bilden, auf der Systemische Therapie in Deutschland sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene die Anerkennung durch den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) erreicht hat. Nach einer Diskussion der Forschungslage werden mögliche Auswirkungen auf die systemische Praxis und Forschung sowie auf die systemischen Ausbildungen reflektiert.
This article provides an overview of rct-studies on the efficaciousness of systemic therapy that have been identified since the comprehensive meta-analyses on systemic therapy was concluded in 2006.
Based on this earlier expertise and supplementary studies presented here, the German Scientific Advisory Board has confirmed systemic therapy as a scientifically validated treatment approach with adults as well as with children and adolescents. After a discussion of the current research situation, the authors present some reflections on potential consequences for systemic practice, research and training in systemic therapy.
Bestell-Informationen
Service / Kontakt
Kontakt