Anders als in der christlich-abendländischen Tradition, die den Menschen auf den Tod hin zu verstehen versucht, stellt der Autor seine Philosophie der Geburt vor. Gerade weil man die Geburt oft nicht als »Geschenk des Lebens«, sondern als Anfang eines leidbehafteten Lebens betrachten muss und vollends in letzter Zeit, seit die Fortschritte der Bio-, Gen- und Medizintechnologie die Geburt als »optional« erscheinen lassen, ist eine Philosophie der Gebürtlichkeit notwendig. In Auseinandersetzung u. a. mit Hannah Arendt und Peter Sloterdijk wird dargelegt, dass durch das Faktum der Natalität durch jeden von uns ein Anfang in die Welt kommt, der uns zugleich die Gabe verleiht, einen Anfang zu setzen. Dennoch ist es der Inbegriff der Fremdbestimmung, in die Welt hineingeboren zu sein. Je technischer, je willentlicher die Herstellung, umso deutlicher wird die Willenlosigkeit der Existenz. Die alten Leitmetaphern (das »Geschenk des Lebens«, das Erblicken des »Lichtes der Welt«) taugen nicht mehr zur Rechtfertigung, dass es gut war, zu erzeugen. Das Verhältnis der Schöpfer zu den Geschöpfen, der Eltern zu den Kindern muss neu bestimmt werden. Es obliegt der Welt, die »Neuankömmlinge« willkommen zu heißen; und es ist die
Verantwortung der Erzeuger, ihre unmündigen Kinder zur Mündigkeit zu
befähigen.
Unlike the western Christian tradition that attempts to understand human life in terms of its culmination in death, the philosophy proposed by the author is geared to birth. In recent times in particular, now that progress in biotechnology, genetic engineering, and medical technology have made birth into an »option,« one is often forced
to regard birth not as »the gift of life« but rather as the beginning of an
existence overshadowed by suffering. Accordingly, a philosophy of natality is necessary. Engaging with ideas by such philosophers as Hannah Arendt and Peter Sloterdijk, the author argues that the very fact of natality means that, with each of us, a new beginning comes into the world that at the same time bestows on us the gift of making a beginning. Yet being born into the world is the quintessence of alien determination. The involuntary nature of our arrival on this earth is pointed up by the extent to which existence is »engineered« by the use of technology and the exercise of will. The old conventional metaphors (the »gift of life,« seeing »the light of the world«) are no longer adequate as a justification for the idea that giving birth is a good thing. It is time to redefine the relationship between creator and creatures, parents and children. It is incumbent on the world to welcome the »new arrivals.« And it is the responsibility of parents to help their untutored children come of age.
Säuglinge nutzen ihre soziale Kompetenz sehr früh, um nicht
nur in Dyaden, sondern auch in Triaden zu kommunizieren. Dies gilt insbesondere in dem Dreieck, das sie mit Mutter und Vater bilden. Die Entwicklung dieser triangulären Kommunikation ist zu einem großen Teil durch
die Art geprägt, in der sich die Eltern
in der Beziehung zu ihrem Kind gegenseitig unterstützen oder schwächen. Während trianguläre Kommunikation
in »Zwei-für-einen«-Allianzen gefördert wird, dient sie in »Zwei-gegen-einen«-Koalitionen der elterlichen Konfliktregulation. Solche Prozesse können bereits in der frühen Kindheit beobachtet und bis in die Schwangerschaft, in der sich das elterliche Bündnis formt, zurückverfolgt werde
Infants use their social competence very early to communicate not only in dyads, but also in triads, in particular in the triangle they form with their mother and father. The development
of this triangular communication is largely shaped by the ways the parents support or undermine each other in
relation to their child. Whereas triangular communication is facilitated in »two for one« alliances, it is recruited in the service of regulating the parents’ conflicts in »two against one« coalitions. These processes are manifest in toddlerhood and may be traced back to the coparenting alliance in formation during pregnancy.
Die Art und Weise, wie ein Kind in wichtigen Beziehungen lernt, seine Bedürfnisse zu kommunizieren, formt die Entwicklung seiner Person. Frühe Bindungserfahrungen sind deshalb grundlegend, weil sie Entwicklungspfade einleiten und über innere Bindungsmodelle zunehmend für eine Stabilisierung von Entwicklung sorgen. Diese Bindungsmodelle werden später auf den Gleichaltrigenkontext ausgedehnt und entweder bestätigt oder korrigiert. Die Kenntnis dieser dynamischen Prozesse und der sich entfaltenden Kräfte, die entweder für eine Beibehaltung oder eine Veränderung von Entwicklungsverläufen sorgen, ist informativ für Prävention und Intervention. Frühe Hilfen werden dabei ebenso nahegelegt wie integrative Interventionsansätze, die die ständigen Transaktionen zwischen Repräsentation, Interaktion in gegenwärtigen Beziehungen sowie der Geschichte der zurückliegenden Anpassung nicht nur in der Familie, sondern auch in der Gleichaltrigenwelt ansprechen
The way a child learns to communicate its needs in important relationships forms the development of its
personality. Early experiences of attachment are essential because they initiate paths of development and assure the increasing stabilization of development via internal attachment models. Later, these attachment models are transposed into the context of
same-age peer groups and either
confirmed or corrected. Knowledge of these dynamic processes and the
evolving forces either confirming or correcting the course of development
is valuable for prevention and intervention. The author advocates early
assistance in this process and also
integrative approaches to intervention that address the constant transactions between representation, interaction in current relationships, and the history of previous adjustment, not only in
the family but also in the world of same-age peer groups.
In den letzten Jahren haben sich in der psychosozial orientierten Prävention immer stärker familienunterstützende Maßnahmen durchgesetzt, um Kinder vom Beginn ihres Lebens an in ihrer Entwicklung zu fördern. Vorsorge ist insbesondere erforderlich, wenn ein Säugling in eine Familie mit hohen Belastungen hineingeboren wird. Diese »hoch belasteten Familien« müssen unterstützt werden, damit sie ihren Kindern angemessen gute Umgebungs- und Reifungsbedingungen zur Verfügung stellen können. In Familien mit
angemessenen Ressourcen kommt es entsprechend weniger häufig zur Gefährdung des Kindeswohls. Strategien mit Geh- statt mit Kommstrukturen sind notwendig, um die »hoch belasteten
Familien« zu erreichen. Das Projekt »Keiner fällt durchs Netz« wird gegenwärtig in neun Gebietskörperschaften (Landkreisen, Städten) implementiert.2 Der Ansatz sieht ein dreischrittiges Vorgehen vor, um die Familien zu erreichen, über ein Jahr zu begleiten und ihnen, falls notwendig, weitere Hilfen zu ermöglichen. Dieser Interventionsansatz zeichnet sich durch folgende drei Aspekte aus: 1.) Risikokonstellationen in einer Partnerschaft/Familie werden von niedergelassenen GynäkologInnen bei schwangeren Frauen bzw. Frauen nach der Geburt auf der Geburtshilfe-Station (vom dortigen Team, im Konsens) anhand einer Risikocheckliste als belastet eingeschätzt; 2. Begleitungen werden durch Familienhebammen initiiert; 3. zusätzliche Hilfen werden bei Bedarf mit einbezogen. In den Regionen werden Koordinationsstellen und ein »Netzwerk für Eltern« etabliert, in denen die Vertreter der frühen Hilfesysteme zusammenarbeiten.
In the past few years, family support programs have been increasingly implemented to enhance the development of children from the outset. Such
preventive support is particularly
necessary when babies are born into high-risk families so as to ensure that these families can provide the right kind of environment for the maturation and appropriate psychological development of their children. Maltreatment and neglect occur less often in
families with the requisite resources
for this purpose. However, high-risk families can frequently only be reached by means of home-visiting programs. At present, the project »Keiner fällt durchs Netz« [No one slips through the net] is being implemented at various locations in Germany. It involves a three-stage procedure for contacting families, assisting them for a year, and providing further help where
necessary. This approach involves the following three aspects: 1. Risk constellations are identified with the help of a risk checklist used by gynecologists and delivery-ward personnel either
before or after birth. 2. Assistance is
initiated by family midwives. 3. Additional aid is enlisted as required. In the different regions, coordination centers and a »network for parents« are established in which representatives of the prior assistance systems liaise.
Im Zentrum dieses Beitrags steht die sozialisatorische Triade, deren Relevanz in der Spätmoderne angesichts der Pluralität von Familienformen umstritten ist. Nach einem kurzen Überblick über verschiedene Positionen zum Familienbegriff und einem Kapitel, das über medizinische und rechtliche Faktoren des Familienbildungsprozesses bei gleichgeschlechtlichen Paaren informiert, werden drei Fallbeispiele von Frauenpaaren vorgestellt, die sich auf dem Wege der künstlichen Befruchtung den Kinderwunsch erfüllt haben. Von zentralem Interesse ist die Frage, ob die gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft mit künstlich gezeugten Kindern einen Beleg dafür liefert, dass in Zukunft Familie vor dem Hintergrund der Entkopplung von Elternschaft und Paarbeziehung zu analysieren ist.
The article focuses on the socializatory triad, the relevance of which
has been contested in late modernity
in view of the new plurality in family constellations. After a brief overview
of different positions on the concept of the family and a chapter on medical and legal factors involved in the
family-formation process for same-sex couples, the author discusses three case examples of female couples that have fulfilled their desire for a child via artificial insemination. A central issue is whether same-sex life partnerships with artificially engendered children are an indication that in future the
family will need to be analyzed against the background of a dissociation between parenthood and couple relationships.
Teil I (Familiendynamik, 34, 1/2009, 74-91) hat die Bedeutung des Settings in der Therapie mit Kindern, den Umgang verschiedener Schulen damit und relevante Forschungsergebnisse gezeigt. Hier werden an Beispielen Perspektiven aufgezeigt, von denen aus
das Setting gestaltet und als Intervention genutzt werden kann. Diese sind die Autonomie des Kindes, das Gebot der Transparenz, die Auftragslage, die Arbeitsfähigkeit des therapeutischen Systems, institutionelle und gesellschaftliche Kontexte, die Idee der Kinderreparatur und die Belastung der Eltern. Immer ist das Setting auch eine Botschaft und kann in Bezug auf Lösungen nützlich oder hinderlich sein.
Part I (Familiendynamik, 34, 1/2009, 74- 91) describes the importance of the session format (setting) in psychotherapy with children, how various psychotherapy schools deal with it, and relevant research evidence. In part II, case-vignettes illustrate perspectives from which the setting may be arranged
and show how it may be used as an
intervention. The perspectives are the child´s autonomy, transparency, contracting, workableness, institutional and social contexts, the idea of repairing a child by therapy and burdened parents. The setting always transports a message and, thereby, it can be useful or hindering in creating solutions.
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