Die Autorin befasst sich mit der Frage, wie außerpartnerschaftliche Affären konzeptuell und klinisch angegangen werden. Dabei werden die moralischen Imperative der herrschenden Kultur kommentiert, die die therapeutische Tätigkeit beeinflussen können. Besonderer Bezug wird auf die Arbeiten von Laura Kipnis und Stephen Mitchell genommen. Beide Autoren legen den Schwerpunkt des beruflichen Diskurses über Affären nicht mehr ausschließlich auf die Folgen von Affären, sondern in erster Linie auf die emotionalen Kräfte, die einen Menschen überhaupt dazu veranlassen, eine Affäre zu haben. Kipnis und Mitchell analysieren die vorherrschenden Vorstellungen über die Institution der Ehe und stellen dabei den Primat des Begehrens und der romantischen Liebe in unserem Leben heraus. Ausgehend von den unseren Liebeserfahrungen inhärenten Widersprüchen ermutigen sie uns, in die irrationalen Dimensionen der Liebe einzutauchen und mehr Komplexität und Mehrdeutigkeit zuzulassen. Diese Prämissen eröffnen die Möglichkeit, den in eine Affäre verstrickten Personen eine selbstbestimmte Entscheidung zu ermöglichen, was die Frage der Geheimhaltung bzw. der Aufdeckung der Wahrheit angeht.
Die Wechselwirkungs-Acht, kurz »WW8«, ein im Rahmen der Hakomi-Methode entwickeltes Instrument, wird dargestellt. Anhand eines Fallbeispiels wird eine kritische Beziehungssituation unter Berücksichtigung relevanter Persönlichkeitsanteile (u. a. nach R. Schwartz) eines Ehepaars analysiert. Es geht konkret jeweils um die Anteile des inneren Beschützers und des Schutzbedürftigen; der Beschützer wird meist im Verhalten sichtbar; das Schutzbedürftige anhand des inneren Erlebens, das als verborgen bezeichnet und als oft unbewusst angesehen wird. Die Interaktion dieser Anteile in der Paar-Kommunikation wird analysiert. Dann wird das Vorgehen mit Hilfe der WW8 praxisnah anhand von vier Schritten erläutert und der Umgang mit dabei auftretenden möglichen Problemen dargestellt. Weitere mögliche Schritte zur Vertiefung der Arbeit schließen den Text ab.
Das SYMPA-Projekt (Systemtherapeutische Methoden psychiatrischer Akutversorgung) intendiert die Implementierung systemischer Therapie als Rahmenkonzept akutpsychiatrischer Behandlung in drei psychiatrischen Krankenhäusern. Für dieses Projekt wurden 16 psychiatrische Familiengespräche zu Projektbeginn einer qualitativen Analyse unterzogen. Ausgangspunkt war die Frage, inwieweit Elemente einer systemisch-familienpsychiatrischen Praxis bereits vor einer geplanten Schulung in systemischer Therapie auf den teilnehmenden Stationen angewandt werden. Aus den theoretischen Grundlagen systemischer Therapie wurde ein Kategoriensystem abgeleitet, mit dessen Hilfe die Verteilung von Gesprächsanteilen zwischen Behandlern, Angehörigen und Patienten sowie – in Bezug auf die Gesprächsbeiträge der Behandler – die Häufigkeit der Verwendung von systemischen Fragen und das Verhältnis von Fragen und Aussagen untersucht wurden. Weiterhin wurden die Aussagen der Behandler in Bezug auf das darin implizit zum Ausdruck kommende Wirklichkeitsverständnis ausgewertet. Die Analyse der Gesprächspraxis ergab, dass in der Regel die Behandler die größten Gesprächsanteile hatten und insgesamt wenige – meistens auf den Problemkontext bezogene – Fragen stellten. In den Implikationen ihrer Aussagen kam ein Wirklichkeitsverständnis zum Ausdruck, in dem Realität objektiv beobachtet, beschrieben und erklärt werden kann. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Elemente einer systemisch-familienpsychiatrischen Behandlungspraxis auf den am Projekt teilnehmenden psychiatrischen Stationen bisher kaum angewandt werden.
Systemische Supervision als schulbezogene Form der Supervision widerspricht der Besonderheit dieser Beratungsform: Um systemisch zu sein, bedarf es hier einer gut organisierten Kooperation mit anderen, nicht systemischen Beratungsformen und Schulen. Aber gerade dazu bietet der systemische Ansatz bessere Möglichkeiten als andere Theorien und Schulen. Außerdem eröffnet er vor allem mit folgenden Konzepten einen guten Zugang zu den Erfordernissen der Supervision: Das Verhältnis System–Umwelt hilft, der Besonderheit des Gegenstandes der Supervision gerecht zu werden. Das Verständnis der Beratungsbeziehung als eigenes System sollte vor Missbrauch, Besserwisserei und der Herstellung von Abhängigkeiten in der Supervision schützen und wird der Autonomie des Klienten gerecht. Die Ressourcen- und Lösungsorientierung entsprechen einem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel der Arbeit in Organisationen. Der Eigendynamik der Organisation kann mit den systemischen Theorien erfasst werden ohne die üblichen Reduktionen auf Personen und Beziehungen.
Nicht immer werden die Angebote systemischer Supervision diesen Vorteilen eines systemischen Zugangs gerecht.
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