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Familiendynamik, 2005, Jg. 30, Ausgabe 2

Familiendynamik, 2005, Jg. 30, Ausgabe 2

Kinder- und Jugendlichentherapie

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.04.2005
ISSN print: 0342-2747 / ISSN digital: 2510-4195

Details


Editorial
Kinder, Kinder!
Formate: pdf
Ulrich Clement, Bernhard H. Prankel
Seite 107 - 110
Das Zürcher Fit-Konzept

Das Zürcher Fit-Konzept hat die folgenden Zielsetzungen: Dem Kind zu helfen,
--seine Stärken zu verwirklichen,
--seine Schwächen zu akzeptieren und zu lernen, damit umzugehen,
--ein gutes Selbstwertgefühl zu entwickeln.
Um diese Ziele zu erreichen, sind die folgenden drei Hauptbedürfnisse des Kindes zu befriedigen:
Emotionale Sicherheit: Die psychischen und körperlichen Bedürfnisse werden ausreichend befriedigt. Kontinuität und Zuverlässigkeit der Betreuung sind gewährleistet.
Soziale Akzeptanz: Das Kind erhält ausreichend Zuwendung und fühlt sich von den Bezugspersonen und den anderen Kindern akzeptiert.
Entwicklung: Die soziale und materielle Umgebung ermöglicht es dem Kind, sich seinem Entwicklungsstand entsprechend zu entwickeln. Das Kind ist seinen Kompetenzen gemäß selbstbestimmt und macht dabei die Erfahrung, dass es erfolgreich sein kann, selbstständig lernen und Probleme zu lösen vermag.
Das Zürcher Fit-Konzept findet in der Erziehungsberatung und in der Beratung von Eltern und Fachleuten im Umgang mit entwicklungs- und verhaltensgestörten Kindern Verwendung.

Schlüsselwörter: Goodness of fit, Geborgenheit, soziale Akzeptanz, Entwicklung, Wohlbefinden, Selbstwertgefühl



Summary

According to the Zurich "FIT"-concept early intervention means to help the child to develop his strengths, to accept his weaknesses, and to manage a good self-esteem. To reach this goal, three conditions are to be fulfilled:

Emotional security: The needs of the child, physical as well as psychic, are statisfied adequately. Continuity and reliability of his caregivers is guaranteed.

Social acceptance: The child gets the necessary attention, and feels accepted by his caregivers and other children according to his developmental status.

Development: The social and material environment allows the child to develop according to his developmental status. The child is allowed to be active as autonomous as possible, and may learn this way that it can be effective, can learn self-guided, and can solve problems.

The Zurich Fit concept can be applied in parent counselling with regard to child rearing problems in normally developed children and children who are developmentally delayed and/or suffer from behavioral problems.

Key words: Goodness of fit, emotional security, social acceptance, development, well-being, self esteem

Formate: pdf
Remo H. Largo, Oskar G. Jenni
Seite 111 - 127
Die multisystemische Therapie: Ein ökologisches Modell zur Behandlung schwerer Verhaltensstörungen bei Jugendlichen

Die multisystemische Therapie (MST) für Jugendliche mit schweren Verhaltensstörungen ist ein Ansatz, dessen Wirksamkeit empirisch belegt ist und der auf die Familie und die Umwelt der Betroffenen fokussiert. Der Erfolg der MST beruht auf einem soliden theoretischen und methodologischen Fundament, auf einer guten praktischen Umsetzung und einem eigenen Qualitätssicherungssystem. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die theoretischen und wissenschaftlichen Grundlagen der MST und die Ergebnisse der Wirksamkeitsstudien dargestellt. Sodann werden die Umsetzung der MST und das Qualitätssicherungssystem beschrieben. Schließlich werden die derzeitigen Ansätze skizziert, die MST auf den klinischen Alltag zu übertragen und unter sorgfältiger wissenschaftlicher Begleitung auf weitere Zielgruppen auszudehnen.

Schlüsselwörter: multisystemische Therapie, evidenzbasierte Praxis, Straffälligkeit, Therapieerfolg, Jugendliche



Summary

Multi-systemic therapy (MST) for young persons showing severe behavioral disturbances is an approach the efficacy of which is empirically proved and which focuses to the family and the environment of the person concerned. The success of MST is based on a solid theoretic and methodologic foundation, on a good practical transformation and an own quality securing system. The present article first describes the theoretic and scientific foundations of MST and the results of the effectiveness studies. Then the transformation of MST and the quality securing system are described. Finally the author outlines the approaches to transform MST to the everyday clinical routine und to extend them -- accompanied by a careful scientific observation -- to further target groups.

Keywords: multisystemic therapy, delinquency, evidence-based practices, adolescents, outcomes

Formate: pdf
Cynthia C. Swenson, Scott W. Henggeler
Seite 128 - 144
Strukturen der Entwicklung
Ein integratives Modell für Reifungsprozesse

Im vorliegenden Beitrag wird versucht, den immanenten Bezug zwischen grundlegenden empirischen und Entwicklungsstrukturen zu konzeptualisieren. Anhand gegenwärtiger entwicklungspsychologischer und therapeutischer Forschungserkenntnisse werden die zentralen Reifungsziele Bindung, Ressourcen und Verantwortung sowie eine neue Systematik der Entwicklungsmethoden plausibel eingeführt. Die Entwicklungsprinzipien werden sodann aus den folgenden Sätzen (Propositionen) auch deduktiv abgeleitet: (1)?Leben wird als eine komplexe Struktur definiert, die mit ihrer Umwelt Materie, Energie und Information austauscht. (2)?Die Schnittstelle, an der dieser Austausch stattfindet, besteht aus einem Rückkopplungssystem wahrnehmungskontrollierter Handlung. (3)?Während der Evolution und auch im Laufe der individuellen Reifung muss die Funktion dieser Schnittstelle den Status eines verlässlichen Messinstrumentes anstreben, denn nur wenn der Organismus zufällige und systematische Fehler im Austausch mit seiner Umwelt auf lange Sicht vermeidet, sichert er die Wirkung seiner Lebensfunktionen. Gelten diese Annahmen, dann muss es innerhalb der Entwicklung Strukturen geben, welche die messtheoretischen Forderungen der Objektivität, Reliabilität und Validität gewährleisten. Es zeigt sich, dass diese Forderungen den vorher induktiv eingeführten zentralen Entwicklungsprinzipien (Bindung, Ressourcen, Verantwortung) entsprechen. Einige klinische Implikationen dieses neuen und möglicherweise integrativen Entwicklungsmodells für die Diagnostik, die Intervention sowie gesundheits- und sozialpolitische Aufgaben werden skizziert.

Schlüsselwörter: Entwicklung, Bindung, Ressourcen, Verantwortung, Lernen, Kontingenz, Evidenz, Messtheorie, Methodologie, Epistmiologie



Summary

This contribution tries to conceptualize the immanent reference between basic empiric and developmental structures. First, modern research about developmental psychology and psychotherapy adds to a plausible explanation of the central developmental objectives of attachment, ressources and responsibility and to a new systematisation of learning methods. This is followed by a deduction of these notions from some elementary propositions: (1)?Life being defined as a complex structure exchanging material, energy and information with its environment, (2)?its interface works by perception-controlled action. (3)?During evolution as well as throughout individual development, the function of this interface aims at the status of a measurement, as only if the organism avoids random and systematic errors during the exchange with its environment, it saves the efficiency of its life functions in the long run. If these propositions are valid, then development has to rely on structures ensuring the measurement theoretical demands of objectivity, reliability, and validity. These demands are shown to be equivalent to the basic objectives of development previously introduced (attachment, resources, responsibility). Some clinical implications of this new and possibly integrative developmental model for diagnostics, intervention and some health and social political issues are outlined.

Keywords: development, attachment, resources, responsibility, learning, contingency, evidence, measurement theory, methodology, epistemiology

Formate: pdf
Bernhard H. Prankel
Seite 145 - 183
Von der Behandlung zum Dialog
Reflexive Kooperation in Theorie und Praxis

Die Theorie des Sozialen Konstruktionismus diente den vielfältigen narrativen Ansätzen in der Psychotherapie als theoretische Leitfigur. Fragen zu (Definitions-)Macht, zu multiplen und widersprüchlichen Wirklichkeiten sowie zu Erweiterungen von Kooperationsmöglichkeiten sind dadurch in den Mittelpunkt therapeutischen Arbeitens gerückt. Mit dem Konzept der reflexiven Kooperation, vorgestellt als ethische wie auch als berufspraktische Haltung, wollen wir diese Überlegungen fortführen. An zwei klinischen Fallbeispielen zeigen wir das therapeutische Potenzial dieses Konzeptes und entwickeln einen ersten Entwurf für ein diskursives Vokabular der reflexiven Kooperation.

Schlüsselwörter: Sozialer Konstruktionismus, narrative Ansätze, reflexive Kooperation, diskursive Psychotherapie



Summary

Social constructionism has served as a guiding theoretical perspective for many of the narrative therapies that have emerged over the last twenty years. As a result, such therapies have become highly sensitive to issues of power, multiple and conflicting realities, and expanding the arena of collaboration. To provide a more effective means of confronting these issues, we offer here a conception of reflexive cooperation as both an ethical and practical stance within psychotherapeutic exchanges. Two clinical case examples of reflexive cooperation illustrate its potentials, and offer a basis for a discursive vocabulary of reflexive cooperation.

Key Words: Social constructionism, narrative therapy, reflexive cooperation

Formate: pdf
Kenneth J. Gergen, Eugene K. Epstein
Seite 184 - 198
Zeitwelten in der psychiatrischen Arbeit

Entwicklung wird häufig als eine lineare Bewegung mit Blick auf ein zukünftiges Ziel verstanden. Dies wird jedoch einer komplexen psychiatrischen Problematik nicht immer gerecht. Die beiden Konzeptionen einer "zyklischen Entwicklung", in der es um Wiederholung geht, und einer "langsamen Entwicklung" hin zu Chronizität helfen, die komplexeren "Zeitwelten" besser zu verstehen. Der vorliegende Artikel beschreibt den Nutzen dieser Ideen für die psychiatrische Arbeit.

Schlüsselwörter: Psychiatrie, Chronizität, Zeit, Reflexion



Summary

Development is often understood as a linear movement concentrated to a future target. This, however, often does not meet the complex psychiatric problems. Both conceptions, that of a "cyclic development" the question of which is repetition, and that of a "slow development" towards chronicity, are helpful to better understand the more complex "worlds of time". The present article describes the utility of these ideas with respect to psychiatric work.

Keywords: psychiatry, chronicity, time, reflection

Formate: pdf
Frans Boeckhorst
Seite 199 - 216
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