Wenn man fragt, wie die Metapher es schafft, neuen Sinn, neue Bezüge bzw. Beziehungen herzustellen, wie sie es schafft, Neues in die Welt zu bringen, wird schnell klar, dass man auf etwas stößt, was als irrational, als logisch widersprüchlich galt, etwas, was aus dem Blickwinkel der Alltagslogik unerhört ist. Der Beitrag versucht, diesem Unerhörten auf die Spur zu kommen, indem er den paralogischen, doppelbödigen Kern als das "Betriebsgeheimnis" der Metapher aufweist. Im Rückgriff auf die Geschichte der Metapherntheorie wird gezeigt, dass die Metapher eine reflexive Struktur hat, sie spricht über anderes und über sich, sie spricht auf zwei logisch differenten Ebenen zugleich. Über diesen Aspekt lässt sich eine Verbindung der Aristotelischen Theorie zur Kommunikationstheorie Batesons herstellen und die Logik des "Meta" an der Metapher klären. Die lebendige Metapher, ist so gesehen, Abweichung vom üblichen Sprachgebrauch und gleichzeitig Abweichungsreduzierung, sie ist irrational und rational zugleich, sie ist der Quellpunkt, an dem Neues, neuer Sinn in die Welt kommt. Diese doppelbödige, reflexive Struktur der Metapher lässt sich in den verschiedenen Formen metaphorischer Reflexion als Sinn stiftendes Verfahren nutzen. Gerade dieser paradoxe Kern metaphorischen Denkens zeigt sich als psychotherapeutisch entscheidende Möglichkeit, die Einbildungskraft der Klienten zu entfesseln und in und über Metaphernreflexionen das Sinnreservoire des Klienten für veränderte Lebensperspektiven zu öffnen.
Die Analyse und Reflexion von Metaphern ist in der Psychotherapie etwas völlig Selbstverständliches. Therapeutinnen und Therapeuten aller Richtungen (bereits seit der Psychoanalyse) arbeiten schon immer mit Metaphern und Metaphernreflexion, um die seelischen Störungen und pathologischen Muster ihrer Klienten zu verstehen und alternative, heilende und problemlösende Handlungsmuster und Lebensentwürfe zu entwickeln. Der Begriff "Metapher" stellt ein sehr komplexes Konstrukt dar, das zugleich Bildliches wie Gedankliches, Sachliches wie Emotionales und Strukturelles wie auch Handlungseigenschaften einschließt. Metaphern organisieren unser Erleben und Verstehen -- und das macht sie für viele Disziplinen, insbesondere aber auch für die Psychotherapie so interessant und nützlich. Hier soll ein kleiner Bereich der Forschung vorgestellt werden, die kognitive Linguistik, die in den achtziger Jahren einen neuen Gedanken in die Metapherndiskussion eingebracht hat, nämlich dass Metaphern Formen des Denkens und Erlebens sind. Um für die Psychotherapie relevant zu werden, muss die kognitive Linguistik jedoch erweitert werden. Denn worauf es in der Psychotherapie ankommt, ist, nicht nur zu verstehen, in welchen Metaphern ein Klient denkt, fühlt und lebt, sondern auch, wie solche Metaphern in der Alltagswelt des Klienten, aber auch im therapeutischen Dialog oder in einer familientherapeutischen Sitzung aufgebaut, stabilisiert oder verändert werden können.
Der Autor untersucht die Frage, wie das metaphorische Sprechen überhaupt im therapeutischen Dialog analysiert werden kann. Eine Metapher zu analysieren heißt freilich nicht, sie auf einen nichtmetaphorischen Kern zu reduzieren: In der nichtgegenständlichen Welt, mit der es Psychotherapeuten zu tun haben, kann eine Metapher immer nur im Licht anderer Metaphern analysiert werden. Metaphern sind nicht Fest-Stellungen von Wahrheiten, sondern kognitiv-imaginative Vor-Stellungen und sprachliche Dar-Stellungen. Metaphern artikulieren und rahmen unsere Erfahrung; die praktische Aufgabe der Analyse von Metaphern besteht dann darin, uns den Zugang zur mimetischen Symbolisierung, zur Subjektivität unserer sprachlichen Schöpfungen, zur Sinnlichkeit unseres Körpers, zur immensen Reichhaltigkeit unserer Erfahrung wieder zu öffnen. Das kann nicht durch Konfrontation mit "Begriff" oder "Tatsache" geschehen, sondern nur durch die alternative Metapher. Die Lösung der therapeutischen Aufgabe, ein nächstes Wort zu finden, wird so wesentlich erleichtert; nur wer "Begriff" oder "Tatsache" als Gegenpol der Metapher auffasst, muss auch im therapeutischen Dialog das "letzte Wort" haben wollen --, und verstrickt sich unweigerlich mit seinem Patienten. Bei der therapeutischen Arbeit "an" Metaphern wird deutlich, dass sich manche metaphorische Selbst-Konzeptionen als Hindernis für eine Problemlösung erweisen. In solchen Fällen ist die Reflexion des metaphorischen Selbst-Entwurfs Ziel therapeutischer Bemühungen. Die Analyse der Metapher befreit von den Dogmen der totalisierenden Tendenz, die mit den Idealen des Begriffs einhergehen. Die Metaphernanalyse kann uns nicht von der Metapher befreien, aber doch immerhin einen Para-Dogma-Wechsel einleiten. Sie kann nicht vollständig Therapie anleiten, wohl aber Hinweise geben und mit Aufmerksamkeiten sensibilisieren für ein besonderes dialogisches Phänomen; andere therapeutische Zugänge werden nicht entwertet, wohl aber zu einer Reflexion ihrer konzeptuellen Metaphern angeregt. Die Metapherntheorie wird daraufhin untersucht, ob sie das Potenzial hat, verschiedene therapeutische Schulen zu integrieren.
Therapie vollzieht sich mit und über Sprache. Sprache ist das wichtigste Werkzeug der Therapeuten und der Klienten. Man kann Therapie als ein Feld voller Metaphern sehen. Therapie hat mit "Sinn" zu tun und -- wenn alles gut geht -- mit "Sinnveränderung". Diese Sinnveränderung bzw. Stiftung neuen Sinns ist in der lösungsorientierten Kurztherapie für den Klienten wie für den Therapeuten ein hartes Stück Arbeit. Der Autor beschäftigt sich hier hauptsächlich mit Möglichkeiten der Sinnstiftung über Metaphern, die für die lösungsorientierte Kurzzeittherapie paradigmatisch wurden, nämlich mit Wundern und Skalen. Die damit verbundenen Fragen (Wunder-Frage) funktionieren nicht wie eine Frage, sondern wie der Eröffnungszug in einem neuen, Sinn stiftenden Sprachspiel, das dem Klienten hilft, seine Lösung zu (er)finden. Der Autor versteht die gesamte Konversation einer Therapiesitzung um Lösungen, Wunder und um den Begriff "besser" als eine erweiterte und erweiternde Metapher.
Der Autor untersucht -- ausgehend von einer interaktionstheoretischen Bestimmung der Metapher -- die Metaphorik, die in neonazistischen Publikationen verwendet wird, und zeigt, mit welchen Techniken der Sprachverwendung Andersdenkende und Anderslebende zu Feinden werden. Im Zentrum stehen jene Spielformen der Diskreditierung, mit denen versucht wird, die Hemmschwelle der physischen Gewaltanwendung zu senken. Genauer beschrieben werden u. a. die Dehumanisierung des Gegners, der Aufbau von so genannten Implikationsketten, die Euphemisierung von Gewalt und die metaphorische Konstruktion von Notwehrsituationen. Generell lässt sich zeigen, dass Metaphern Erfahrungsbezüge herstellen und in der politischen und ideologischen Sprache insgesamt die Funktion besitzen, die abstrakte Welt der Politik in die konkrete Welt des erfahrbaren Alltags hereinzuholen und in einen Horizont des Vertrauten einzubetten.
Dieser Artikel enthält exzerptartige Gedankengänge aus einem der acht Kapitel einer Dissertation in Arbeit an der Universität München zu den sozialpsychologischen Ursachen der Nazi-Gewalt im Dritten Reich wie der Neonazi-Jugendgewalt. In diesem Kapitel habe ich auch anhand von Interviews mit Jugendlichen, deren Eltern sowie ihrer StreetworkerInnen in den neuen Bundesländern die psychologischen Ursachen für den Rechtsradikalismus Jugendlicher untersucht.
Im folgenden Artikel konzentriere ich mich auf Beobachtungen zur Beziehungsdynamik in einigen der von mir untersuchten Familien. Ich stelle die auffallende Ausklammerung des familiären Einflusses und demgegenüber die Überbetonung außerfamiliärer Faktoren in der öffentlichen Debatte um die Ursachen des Rechtsradikalismus dar. Weder in den Konzepten noch in der Praxis von Jugendarbeit hat die Zusammenarbeit mit den Eltern einen Platz, was die Chancen mindert, für Abhilfe zu sorgen.
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