In der vorliegenden Arbeit wird zwischen der äußeren therapeutischen Konversation und der inneren Konversation des Therapeuten unterschieden. Die therapeutische Konversation ist ein zirkulärer Prozeß von Bedeutungen, an dem sowohl der Therapeut als auch die Klienten Anteil haben. Die innere Konversation des Therapeuten wird dagegen als Verhandlung verstanden zwischen dem Selbst des Therapeuten und seiner therapeutischen Rolle. In diesem Verhandlungsprozeß muß der Therapeut nicht nur seinen Beobachtungen, sondern auch dem, was in ihm während dieser Beobachtungen hervorgerufen wird, Beachtung schenken: Vorstellungen, Stimmungen, Emotionen, Assoziationen, Erinnerungen etc. Therapeutische Sackgassen werden als lähmende Störungen des zirkulären Prozesses der Bedeutungen und der inneren Konversation des Therapeuten beschrieben. Ein Reflexionsprozeß als möglicher Ausweg aus der Sackgasse wird vorgeschlagen. Im Rahmen dieses Prozesses wird die innere Konversation des Therapeuten externalisiert. Abschließend illustriert ein Fallbeispiel die Bedeutung dieses Vorgehens für die familientherapeutische Praxis.
Aus systemischer Sicht kann individuelles Verhalten immer nur in seinem Beziehungskontext verstanden werden; erst dadurch erschließt sich oft sein kompetenter Aspekt. Die Bedeutung des Kontextbezugs wurde über weite Strecken der Geschichte systemischer Therapie als so zentral angesehen, daß man glaubte, individuelle intrapsychische Prozesse nicht direkt berücksichtigen zu müssen, weil eine Änderung des jeweiligen Kontextes das darin eingebettete individuelle Erleben ohnehin ändern würde. Die Theorie der Selbstorganisation lebender Systeme weist aber darauf hin, daß vor allem die innere Selbstorganisation des Individuums letztlich bestimmend für sein Erleben ist. Professionelles systemisches Handeln bekommt so die Aufgabe und Chance, Interventionen für Muster auf interaktioneller und intrapsychischer Ebene zu gestalten und dabei deren Interdependenz zu beachten. In dieser Arbeit wird dargestellt, wie die Konzepte der Ericksonschen Hypnotherapie als ideale Basis zur Beschreibung internaler Selbstorganisation mit systemischen Konzepten zu einem konsistenten kompetenzfokussierenden Modell integriert werden können. Dabei wird mit dem Konzept der wechselseitigen Aufmerksamkeitsfokussierung gezeigt, wie Klienten und Therapeuten sich wechselseitig hypnotisch beeinflussen und wie die bei Therapeuten dadurch induzierten Erlebnisprozesse als wertvolle Hinweise auf Problemmuster bei Klienten dienen können. Sowohl theoretisch als auch durch viele praktische Beispiele wird illustriert, wie Therapeuten ihre durch die Interaktion mit Klienten angeregten internalen Prozesse nutzen können dafür, das Therapiesystem sehr effektiv als wirksames Kooperationssystem mit optimaler Verteilung der Verantwortung in einem erfolgreichen "joint venture" aufzubauen. Sie können ihre intrapsychischen Prozesse in der therapeutischen Begegnung dafür modellhaft so transformieren und durch transparente Metakommunikation mit den Klienten so nutzen, daß Auftragszwickmühlen der Therapeuten aufgelöst werden und den Klienten viele hilfreiche Einladungen angeboten werden können für einen konstruktiven, zieldienlichen Umgang mit vorher probleminduzierenden Konflikten.
Aus einer Perspektive der Wissenssoziologie und der Wittgensteinschen Philosophie werden zwei grundlegende Fragen über Gefühle in der Therapie gestellt: Wie definieren Therapeuten Gefühle als einen (von Verhalten und Kognition getrennten) spezifischen Bereich menschlicher Erfahrung? Wie werden Gefühle zum Bestandteil lösungsorientierter Kurztherapie? Die Antworten begründen, warum konventionelle Konzepte und therapeutische Methoden nicht geeignet sind, um die Bedeutung von Gefühlen in der lösungsorientierten Kurztherapie zu verstehen. Dagegen werden Gefühle als gesellschaftlich konstruierte Realitäten und als Handlungen (etwas, das wir tun) betrachtet, und sie werden dadurch zu Aspekten des Sprachspiels der lösungsorientierten Kurztherapie.
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