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Familiendynamik, 1999, Jg. 24, Ausgabe 4

Familiendynamik, 1999, Jg. 24, Ausgabe 4

Liebe

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.10.1999
ISSN print: 0342-2747 / ISSN digital: 2510-4195

Details


Editorial
Liebe – Liebesgeschichten – Lebensgeschichten
Formate: pdf
Arnold Retzer, Astrid Riehl-Emde, Fritz B. Simon
Seite 363 - 368
Die Liebe in der Literatur
Zur Dramaturgie einer Himmelsmacht

Die Literatur löst die Paradoxien bzw. die letzten Fragen unserer Existenz, zu denen auch die Liebe gehört, nicht auf, sondern verwandelt sie. Im günstigen Fall werden dadurch neue Optionen eröffnet, und es wird möglich, mit den Paradoxien anders und freier umzugehen. Unter welchen Umständen ist der glückliche oder unglückliche Ausgang eines literarischen Textes gerechtfertigt? Es wird die These vertreten, daß sich dies anhand der Logik und Präzision des vorhergehenden Konflikts bemessen läßt. Die Liebe in der Literatur ist ein symbolisches Geschehen. Dreierlei Krisen werden im dramatischen Ablauf einer Liebesgeschichte inszeniert und einer Lösung zugeführt bzw. scheitern: (1) die Krise der Selbstwerdung, deren Lösung in der Verwandlung liegt; (2) die Krise im Konflikt mit sozialer Macht, deren Lösung in der Versöhnung besteht; (3) die Krise von metaphysischer Dimension, deren Lösung Erlösung bedeutet.

Literature doesn’t resolve the paradoxes or the final questions of our existence, to which love belongs, but it changes them. At best new options are opened and it will be possible to deal with the paradoxes in another and more free way. Under which circumstances is justified the happy or unhappy end of a literary text? The thesis is taken that this can be calculated by the logic and precision of the preceding conflict. Love in literature is a symbolic occurrence. In the dramatic course of events of a love story three crises are staged and brought to a solution or fail: (1) the crisis of becoming oneself, the solution of which is in the change; (2) the crisis in conflict with social power, the solution of which is in the reconciliation; (3) the crisis of metaphysical dimension, the solution of which is release.

Formate: pdf
Peter von Matt
Seite 369 - 381
Über die Liebe zu außermenschlichen Objekten und ihren Folgen für das Leben

Die Liebe von Menschen zu außermenschlichen Objekten ist in der Regel ein einseitiges und immer ein asymmetrisches Verhältnis. Das wird an drei Beispielen gezeigt: an der Liebe zu anderen Lebensformen, zu Lebensräumen und zu Symbol-Werken. Die Dynamik der Relation ist weniger komplex als bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Deshalb ist die Liebe zu außermenschlichen Objekten oft dauerhafter und in ihrer Wirkung nachhaltiger. Wenn die zwischenmenschlichen Beziehungen in Krisenzeiten einbrechen, kann sie standhalten und indirekt auch die Liebesfähigkeit zu Menschen retten.

The love of human beings for non-human objects is usually a one-sided and always asymmetric relationship. This is described by three examples: by the love for other ways of life, for living spaces and for symbols. The dynamic of relation is less complex than in human relations. Therefore the love for non-human objects is often more durable and more lasting in its impact. While human relations invade in times of crisis, this love can persist and save indirectly also the capability to love human beings.

Formate: pdf
Hans Saner
Seite 382 - 394
Dauerhafte Partnerschaften bei gleichgeschlechtlichen Paaren – Wunsch oder Realität?

Das Merkmal der Dauerhaftigkeit von heterosexuellen sowie gleichgeschlechtlichen Partnerschaften ist zu hinterfragen, da in Beziehungen nicht nur die Zeitdimension, sondern vor allem auch die Qualität der Beziehung eine wesentliche Rolle spielt. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften erweisen sich oft – wenn auch keineswegs regelhaft – als weniger stabil als heterosexuelle Beziehungen. Gründe dafür sind die fehlende rechtliche und spirituelle Absicherung sowie die mangelnde Stabilisierung durch die Umgebung, da beispielsweise Lesben und Schwule im allgemeinen nicht als Paar, sondern als Einzelpersonen angesprochen werden. Die unterschiedlichen Beziehungsstrukturen von Lesben und Schwulen sind vor allem durch unterschiedliche Sozialisationserfahrungen bedingt. Die Tatsache der weitgehend fehlenden Modelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen stellt sie zwar vor etliche Probleme, eröffnet ihnen zugleich aber auch Freiräume für kreative, individuelle Beziehungsgestaltungen, Rollendefinitionen und -verteilungen. Dadurch können sie auch für heterosexuelle Paare ein Stück weit Wegbereiter für die Erprobung neuer Partnerschaftsformen werden.

The criterion of stability of heterosexual as well as homosexual partnership has to be questioned because not only the time dimension but especially the quality of a relationship plays an important role. Homosexual partnerships are often – but not always – less stable than heterosexual relationships. For this we can identify different reasons: partnerships of lesbians and gays are not juridically and spiritually protected and they are not socially stabilized, f. e. by the fact that the partners are often not addressed as a couple, but as individuals. The differences between the relationships of lesbians and gays are caused by a different socialization. The fact that lesbians and gays do not have models for their partnerships leads to several problems for them, but it also gives them the possibility for individual, creative forms of relationships and roles. By this they can be pioneers for heterosexual couples to find new forms of partnerships.

Formate: pdf
Udo Rauchfleisch
Seite 395 - 408
Liebe im Alter und das Hohelied

Die Liebe zwischen den Geschlechtern wird stark beeinflußt von körperlichen Faktoren, wie der erotisch-körperlichen Ausstrahlung. Obwohl diese bei über 70jährigen sehr stark abnimmt, sehen wir immer wieder alte Paare, die durch sehr große Liebe miteinander verbunden sind. Diese spielt sich allerdings oft mehr im Halbbewußten oder Unbewußten ab, wie sich zum Beispiel anhand ihrer Träume feststellen läßt. Wie läßt sich das Phänomen der großen Liebe alter Paare, trotz ihres körperlichen Zerfalls, verstehen? Das Hohelied gibt uns hierfür Hinweise. Seit über 2000 Jahren wird das Hohelied weniger als sexuell erotisches Liebeslied verstanden – als das es aber auch wirkt –, sondern als eine Darstellung der Beziehung zwischen den Menschen und dem Göttlichen. Das Hohelied beinhaltet sozusagen zwei Dimensionen, und dies trifft auch auf die Liebe im Alter zu. Die Liebe zwischen alten Menschen bezieht sich weniger auf deren an sich schon immer defiziente Körperlichkeit als auf ihre unsterbliche, ewige Seele. Unsterblich und ewig darf dabei aber nicht konkret zeitlich, sondern als Ausdruck einer tieferen Dimension verstanden werden. Liebe macht nicht blind, sondern sehend, und besonders sehend ist die Liebe zwischen alten Menschen. Denn Faktoren, die die Liebe verstärken, wie Schönheit, Jugend, soziale Befriedigung usw. spielen bei der Liebe im Alter kaum mehr eine Rolle. Liebe im Alter ist sozusagen Liebe in Reinkultur, weil sie nicht mehr unterstützt wird durch zusätzliche äußere Faktoren. Wenn ein sehr alter Mann zum Beispiel seine an Alzheimer erkrankte Gattin immer noch sehr liebt, so ist das nur so zu verstehen, daß er hinter der zerfallenden Fassade seiner Partnerin mehr als je ihre ewige Seele sieht und erlebt.

The love between women and men is highly influenced by physical factors like erotic-physical charisma. Although these factors reduce in persons who are in their seventies, time and again we meet aged couples who are connected with each other by a very strong love. This love, however, often happens more half- or subconsciously as we can find out e. g. by their dreams. How can we understand the phenomenon of strong love of elderly couples despite physical decay? The Song of the Songs gives us indications of it. Since more than 2000 years the Song of the Songs is understood to be less a sexual-erotic love song – as it seems to be –, but as a description of the relation between human beings and the devine. The Song of the Songs, so to speak, emplies two dimensions and this is true also of the love of aged human beings. The love between elder couples refers less to physical characteristics which always had been deficient, than to their immortal eternal soul. Immortal and eternal, however, may not be considered as explicitly referred to time, but as an expression of a deeper dimension. Love doesn’t blind but opens the eyes, and this happens especially to elder couples. Factors that strenghten love, as there are beauty, youth, social satisfaction, etc., are hardly of importance. Here love is, so to say, absolutely pure because it is no longer supported by additional external factors. When an old man, e. g. continues to love strongly his wife who has fallen ill with Alzheimer, this can be understood only by realizing that he behind the decayed front of his partner sees and experiences more than ever before her eternal mind.

Formate: pdf
Adolf Guggenbühl-Craig
Seite 409 - 418
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Seite 419 - 425
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