Einer Relektüre zeigt sich Eliots Drama "The Cocktail Party" im Lichte antiliberaler Strömungen der Zwischen- und Nachkriegszeit. Trotz dieser historischen Distanz enthält das Stück, dessen einer von drei Akten in einer psychotherapeutischen Praxis spielt, bemerkenswerte Ansichten über die Dynamik zwischenmenschlicher Beziehungen. Diese treffen, wie der Aufsatz zu zeigen versucht, ins Zentrum einer aktuellen Diskussion um Vertrautheit und Fremdheit.
Modes of "cold" behaviour in T.S. Eliot’s drama "The Cocktail Party". — In rereading this play the reader is faced with the antiliberal tendencies so prominent before and after the Second World War. In spite of its historical distance and definite religious implications, the play - one act of which is set in the consulting room of a psychotherapist - offers a remarkable view on the dynamics of interactions in intimate heterosexual relations. The purpose of this paper is to reconstruct this view as an intriguing contribution to a current discussion on the strangeness of the (intimate) other.
Die Geheimnisübertragung zählt zu den Leitmotiven der Weltliteratur. Von Shakespeares Hamlet bis Henrik Ibsens Gespenster haben Schriftsteller immer wieder die Wirkung der Geheimnisse eines Protagonisten auf das Denken und Fühlen anderer, nichts ahnender Gestalten beschrieben, die sich verhielten, als hätten sie die verborgen gehaltene Untat entdeckt; in Wirklichkeit wissen sie jedoch nichts von ihr. Arthur Schnitzlers Prosafragment "Der Sohn" ist ein eindrucksvolles Beispiel für die literarische Verarbeitung dieses psychoanalytischen Phänomens, das in der Studie L`écorce et le noyau (1987) von Nicolas Abraham und Maria Torok die erste umfassende theoretische Deutung erfährt.
Death, Murder and the Phantom: The Transference of Secrets in Arthur Schnitzler’s "Der Sohn" uses the psychoanalytical theories developed by Nicolas Abraham and Maria Torok to discuss a Leitmotif in Arthur Schnitzler’s work. It is the impact of a person’s hidden deed upon the behaviour and feelings of another who is not aware of the crime, but acts as if he/she has known the secret all along. Although barely perceptible, these secrets burden, haunt and torment Schnitzler’s characters, propelling them into violence and murder.
Der Beitrag versucht den familiendynamischen und jugendpsychologischen Gehalt der genannten Romane Martin Walsers zu erschließen. Dabei wird zunächst auf einige Bemerkungen Martin Walsers eingegangen, die Auskunft über die Anlässe und Beweggründe seines Schreibens geben. Dann werden die Romanhandlungen in Grundzügen skizziert und die Mitglieder und Konfliktkonstellationen der jeweils im Mittelpunkt stehenden Familie Zürn vorgestellt. In allen Romanen sind die Verhaltensweisen und Probleme der Töchter Julia und Magdalena besonders ausführlich und genau dargestellt. Sie werden als zwei konträre Versuche interpretiert, die typischen Entwicklungsaufgaben des Jugendalters, die darin bestehen, "Abschied von der Kindheit" (Kaplan) zu nehmen und die kindlich idealisierten Beziehungen zu den Eltern in reifere, realistischere Beziehungen umzuwandeln, zu bewältigen.
Die Dynamik der adoleszentären Ablösungskämpfe und die dadurch ausgelösten familiären Entwicklungsprozesse werden schließlich mit Hilfe von Stierlins Konzepten der "bezogenen Individuation", der "Ablösungsmodi" und der "Delegation" näher analysiert.
Zürn’s daughters: Aspects of adolescent psychology and family dynamics in the novels "Seelenarbeit", "Das Schwanenhaus" and "Jagd" by Martin Walser. — The three novels by Martin Walser are analysed under the perspectives of family dynamics and adolescent psychology. First some of the author’s remarks concerning the causes and the motives of his writing are presented. Then the plots of the novels are sketched and the members as well as the conflict constellations of the Zürn families that stand in the middle of those novels are introduced. In all three novels the developmental problems of the daughters Julia and Magdalena play an important role. Their ways of acting are interpreted as two contrary attempts to master the developmental tasks of adolescence, namely the "farewell to childhood" (Kaplan), that means the transformation of the child’s idealized relations to its parents into more mature and realistic ones. The dynamics of the adolescent struggle for autonomy and the resulting processes of family development are finally analysed more thoroughly with the help of Helm Stierlin’s concepts of "related individuation", "transactional modes" and "delegation".
Das gescheiterte Psychotherapeutengesetz wollte das Berufsrecht und die Integration psychologischer Psychotherapie in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) regeln. Wäre es zustandegekommen, hätte es die erdrückende Dominanz individuenzentrierter Verfahren im Bereich der GKV verfestigt. Damit hätte der gescheiterte Gesetzesentwurf Verfahren privilegiert, die in ihrem Setting vernachlässigen, daß die seelische Befindlichkeit eines Menschen immer in Wechselwirkung zu seinem real gelebten sozialen bzw. familialen Beziehungsgefüge steht. Gerade aber die Ausblendung der gelebten Beziehungen bewirkt, daß die mit den Therapien einhergehenden Eingriffe in das Leben des Patienten mit unkalkulierbaren Risiken verbunden sind. Durch den gescheiterten Gesetzesentwurf wären andere Verfahren benachteiligt worden, die weniger aufwendig, weniger riskant und aufgrund ihres realistischen Umweltbezuges überschaubarer sind. Damit hätte dieses Gesetzesvorhaben gegen das sozialstaatliche Prinzip der Subsidiarität bzw. gegen das Gebot der Verhältnismäßigkeit der Mittel verstoßen. Der hohe Professionalisierungsgrad der Vertreter der etablierten Verfahren, nicht zuletzt aber das mangelnde Bewußtsein über die Bedeutung der Familie als unabdingbare soziale und sozioemotionale Voraussetzung für die Existenz des "autonomen Individuums", macht es möglich, daß diese Probleme im Zusammenhang mit dem Psychotherapeutengesetz erst gar nicht thematisiert werden. Das Scheitern des Gesetzes in dieser Legislaturperiode könnten die Vertreter der nicht etablierten Verfahren als Chance für sich und für die im Entwurf nicht berücksichtigten sozialen Aspekte nutzen.
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