Im Anschluß an die Sprachphilosophie Wittgensteins wird ein Sprachverständnis entwickelt, das es erlaubt, die »Verrücktheit« als abweichende Kognition zu verstehen, die in der familiären Kommunikation ihre Heimat hat und von dort heraus zu verstehen ist. Über den wirklichkeitskonstitutiven Charakter der Sprache wird verdeutlicht, daß »verrücktem« Denken (Kognition) eine veränderte Grammatik (Weltbild) zugrundeliegt. Therapie - insbesondere Familientherapie - besteht deshalb in der Aufgabe, die pathologischen Sprachspiele der Familie zu verändern und durch Erfinden neuer Sprachspiele (Geschichten) die Brüche in der Selbstinterpretation des Patienten bzw. der Familie zu überbrücken.
Following Wittgenstein’s philosophy of language we develop an understanding of language which allows us to interpret »insanity« as a deviating cognition originating in the family’s system of communication and can be understood on this background. With regard to the »reality constitutive« character of the language it is shown that »insane« thinking (cognition) is based on a changed grammar (worldview). Therefore the aim of therapy and especially family therapy has to be a change of pathologic language games within the family and bridge inconsistent self-interpretation of the patient or the family by means of inventing new language games (stories).
Seit Beginn unserer familientherapeutischen Praxis an medizinischen Ausbildungsstätten, privaten Instituten für Familientherapie und öffentlichen Sozialdiensten hatten wir es immer wieder mit schwierigen Klientengruppen zu tun, die nicht auf die allgemein gängigen Behandlungsverfahren ansprachen. Die Arbeit mit ihnen hat uns stets von neuem die Unzulänglichkeiten unserer theoretischen Beschreibungen und die Grenzen unserer fachlichen Fähigkeiten vor Augen geführt. Sie hat unsere derzeitige in Entwicklung befindliche Theorie beeinflußt und uns mehr und mehr von den gängigen Vorstellungen weggeführt, menschliche Systeme seien durch gesellschaftliche Organisation (Rolle und Struktur) bestimmt. Stattdessen ziehen wir es heute vor, uns menschliche Systeme als durch sprachliche und kommunikative Merkmale voneinander unterschieden zu denken.
Die soziale Einheit, mit der wir in der Therapie arbeiten, ist für uns daher ein sprachliches System. Es wird durch diejenigen gebildet, die sich miteinander wegen eines Problems »in Sprache« befinden. Vorhandene Konzepte der gesellschaftlichen Organisation haben für uns immer weniger Bedeutung. Aufgrund unserer Sicht bezeichnen wir das therapeutische System als ein problem-organisierendes und problem-auflösendes System.
Human Systems as Linguistic Systems: Preliminary and Evolving Ideas about the Implications for Clinical Theory. — From our earliest practice of family therapy at medical schools, private family therapy institutes and public agencies, our work with difficult populations that do not respond to current treatment technologies has reminded us of the inadequacies of our theoretical descriptions and the limitations of our expertise. This work has influenced our current, evolving clinical theory as we move from thinking of human systems as social systems defined by social organization (role and structure) to thinking of them as distinguished on the basis of linguistic and communicative markers. Hence, for us, the social unit we work with in therapy is a linguistic system distinguished by those who are »in language« about a problem, rather than by arbitrary and predetermined concepts of social organization. We call the therapy system a problem-organizing, problem-dis-solving system.
In diesem Text wird die Frage behandelt, wie durch die Analyse von Sprache hypothetisch Familienstrukturen entdeckt und wie die Hypo-thesen überprüft werden können. Dabei wird durch eine sprachliche Mikroanalyse an einem Beispiel untersucht, wie die Familie selber über sich spricht. Der Autor weist auf die Bedeutung hin, welche solche Analysen in Praxis und Ausbildung der Familientherapie haben können.
Micro-analysis of language as a means to hypothesizing. — This paper deals with the question of how, by linguistic analysis, hypotheses of family structures can be discovered, and how these hypotheses can be verified. The author examines by means of a linguistic micro-analysis how a family defines itself. He stresses the signification which such analyses can have in the practice and teaching of family therapy.
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