Der Beitrag geht der Frage nach: Gibt es typische, zu psychosomatischen Symptomen beitragende Beziehungskonstellationen? Als Antwort ergibt sich ein vorsichtiges »Ja«. Es handelt sich jedoch nicht um festgeschriebene Strukturen, sondern um (u. U. sehr schnell) veränderbare Muster. Diese wiederum ergeben sich aus bestimmten, von den Betroffenen geteilten Regeln und Grundannahmen, so etwa der Annahme »Ich bin alleine nicht überlebensfähig« oder der Annahme »Mir geht es nur gut, wenn es auch den anderen gut geht«. Der Aufsatz behandelt schließlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die sich bei mit verschiedenartigen Störungen einhergehenden Beziehungskonstellationen beobachten lassen.
This paper takes up the question: are there typical constellations of relationships that contribute to psychosomatic symptoms? The answer is a cautious »yes«. However, we do not deal with rigid structures but rather with (sometimes quickly) changeable patterns. These in turn fit into certain rules and basic assumptions shared by all members of the system, for example the assumption: "I am not able to survive by myself" or the assumption "I can only feel good when the important others feel good". Finally, the paper takes up similarities and differences in relationship constellations which reveal different kinds of disturbances.
Es wird die systemische Therapie eines Paares mit gravierenden und akuten somatischen Symptomen dargestellt. Nach einer zusammenfassenden Übersicht der grundlegenden Prinzipien systematischer Therapie wird der fünf Sitzungen umfassende Behandlungsverlauf detailliert nachvollzogen. Dabei werden sowohl die Dynamik des somatischen Interaktionsprozesses als auch die vom Therapeuten gewählten Handlungen und ihre Prämissen ausführlich beschrieben. Abschließend werden Überlegungen zu einer psychosomatischen Typologie und ihre möglichen Auswirkungen auf die Sicht- und Handlungsweisen des Therapeuten diskutiert.
The essay describes the systemic therapy of a couple suffering from somatic Symptoms. The dynamics of the couple’s interactions as well as the chosen therapeutic steps and their rationale are explained in detail. Finally, some aspects of psychosomatic typologies are discussed.
Der Autor, ein internistisch arbeitender Hausarzt, berichtet über Erfahrungen aus seiner Praxis, die ihn bewogen, der Familien- und Partnerdynamik seiner Patienten Rechnung zu tragen. Er entwirft eine Typologie, die sowohl der jeweiligen individuellen Motivationsdynamik als auch wesentlichen Systemkräften gerecht zu werden versucht. Er erläutert diese an Beispielen aus seiner Praxis.
The author, an internist and family doctor, reports on his experiences which caused him to explore (and intervene in) his patients’ family and partner systems. He describes a typology which tries to do justice to an individual’s essential motivational dynamics as well as to relevant systems forces. He illustrates this with examples from his clinical practice.
Spezielle verbale und schriftliche Aussagen als Interventionen, um »Patienten«systeme anzuregen, haben innerhalb der systemischen Therapien ihren festen Stellenwert. So angesprochene Systeme sollen sich durch die Intervention in die Lage versetzt fühlen, ihre Interaktionen zu verändern, um auf »Index«patienten verzichten zu können. In der Regel sind solche Interventionen einzig zu diesem Zwecke konzipiert und die Ergebnisse therapeutischer Settings.
Ich möchte hier auf die Möglichkeit hinweisen, mit routinemäßig verfaßten Schreiben aus der ärztlichen und gutachterlichen Praxis systemverändernd zu wirken. Mit zwei Beispielen sollen die Besonderheiten, die Chancen und die Gefahren dieser Interventionsform diskutiert werden.
The interventions as a verbal or written statement to perturb "patient" systems play an important role in systemic therapies. The goal is to change the interactions and the system through such interventions, so that an »index« patient is no longer needed. These interventions are statements which are only conceptualized for this goal and which are the result of specific systems-theory oriented settings. The possibility of affecting system changes through routine letters in therapeutic or medical-expertise work is outlined. Using two examples, the particulars, the opportunities, and the dangers of this type of intervention form are discussed.
Der folgende Aufsatz behandelt ein Thema, das sowohl in der Diskussion erkenntnistheoretischer Konzepte als auch in der täglichen therapeutischen Arbeit von zunehmender Wichtigkeit ist: Die Erfindung der Wirklichkeit. Bei der Erfindung therapeutischer Wirklichkeiten spielt der Begriff Information eine zentrale Rolle. Klassischerweise versteht man darunter eine Maßeinheit für die Unwahrscheinlichkeit des Auftretens eines Ereignisses - (eines sogenannten »objektiven Ereignisses«, sollte man hinzufügen). Bateson hat Information als »the difference that makes the difference« definiert. Das heißt in unsere Sprache übersetzt: Der Beobachter erzeugt (erfindet) »the distinction that makes a distinction«.
In der hier vertretenen Sichtweise/Sprache ist dieses Konzept eine Erfindung eines Beobachters, der unterscheidet zwischen dem, was ihm als unwahrscheinlich, das heißt eher als neuartig oder erstmalig erscheint, und dem, was ihm eher wahrscheinlich erscheint, ihn also bestätigt. Man könnte also sagen, daß der Beobachter zwischen Erstmaligkeit (Neuigkeit) und Bestätigung (Bekanntem) unterscheidet (vgl. Deissler, 1986, im Anschluß an Weizsäcker, 1974).
Ein therapeutischer Prozeß findet in diesem Denkrahmen dann statt, wenn die Interaktion zwischen Klienten und Therapeut zunächst Selbstbestätigung auslöst (z.B. das Problem, wie es die Klienten sehen) und dann Erstmaligkeit (z.B. eine mögliche Lösung) hervorbringt. Insofern kann der therapeutische Prozeß als eine Ko-Kreation sozialer Wirklichkeit verstanden werden - eine neue Wirklichkeit wird gemeinsam erzeugt.
This paper will treat a subject which is of increasing importance, both in the discussion of epistemological concepts and in daily therapeutic practice: the invention of reality. In the invention of therapeutic reality, the concepts of information play a central role. Classically, information is defined as the improbability of the occurrence of a (so-called objective) event.
Bateson defined 'information' as "the difference that makes a difference" (Bateson, 1973). Expressed in our terms, we might say: The observer makes (invents) "the distinction that makes a distinction".
In the view and language employed here, information is the invention of an observer who distinguishes between what seems to him improbable, i. e. novel, and what he considers likely. As the occurrence of the latter will be confirmatory, one can say that the observer distinguishes between novelty and confirmation (Deissler, 1987 following von Weizsäcker, 1974).
According to this view, a therapeutic process occurs when the interaction between therapist and client begins by triggering self-confirmation (e. g. the problems as seen by the client), and then becomes novel (e. g. pertains to a possible solution). In this respect, the therapeutic process can be considered a co-creation of social reality: together, a new reality is generated.
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