Den bisherigen vier Hauptperspektiven des Heidelberger familiendynamischen Konzeptes wird im folgenden eine fünfte Perspektive — der Status der Gegenseitigkeit — zugefügt. Wie in den anderen Perspektiven spiegeln sich auch darin eigene wie fremde Erfahrungen und theoretische Überlegungen wider. Insbesondere wurden darin Arbeiten Gregory Batesons, Paul Watzlawicks, J. Haleys und Mara Selvini Palazzolis integriert. Zentral ist hier die Vorstellung eines im "malignen Clinch" erstarrten Systems. Einige sich daraus ergebende therapeutische Konsequenzen werden diskutiert.
So far, the family model of the Heidelberg team comprised four major perspectives. Here, a fifth perspective — state of mutuality — is added. Like the other perspectives it reflects the author’s own as well as others’ observations and ideas. In particular, it incorporais contributions from G. Bateson, P. Watzlawick, J. Haley and M. Selvini-Palazzoli. Central is here the view of a system stagnating in a "malignent clinch". Finally, some therapeutic implications of such a view are discussed.
Im ersten Abschnitt wird eine Übersicht über die theoretischen Probleme gegeben. Er befaßt sich mit dem systemischen und dem epigenetischen Ansatz der Interaktion. Um den ersten zu definieren, fassen wir kurz die Grundbegriffe der allgemeinen Systemtheorie zusammen, soweit sie die Familie als geregeltes und offenes System betreffen. Anschließend beschreiben wir die Begriffe der Morphostase und Morphogenese, wie sie von Wertheim gebraucht werden, um eine Familientypologie aufzustellen, welche sich an der Reaktion auf die therapeutische Intervention orientiert. Schließlich werden wir die Prinzipien einer Analyse der Regelzusammenhänge und der Entscheidungsabläufe skizzieren; diese Elemente werden es dem Leser erlauben, sich zu orientieren über die operationeilen Definitionen des morphostatisch-morphogene-tischen Ausgleichs. Im zweiten Teil des ersten Abschnittes, über den epigenetischen Ansatz, werden wir wieder auf Wertheim zurückgreifen. Die Entwicklung der Interaktion von Individuum und Umwelt wird begrifflich als optimale Verteilung der Macht zwischen den Partnern beschrieben. Dabei sind zwei Begriffe gegeben: die Autonomie, die sich auf den Bereich der zwischenmenschlichen Interaktionen bezieht, und die Kompetenz, welche den Bereich der Interaktionen mit der physischen Welt und dem eigenen Körper betrifft. Zusammenfassend werden wir einige Elemente der Beschreibung und Analyse der Autonomie nach dem von Wertheim ausgearbeiteten Schema auf greifen.
Im zweiten Kapitel geht es um die Anwendung des Modells der Machtverteilung auf die Prävention. Zunächst werden wir kurz eine Längsschnittuntersuchung von Systemen mit psychotischer Transaktion beschreiben. Dann werden wir unsere Hypothesen aufstellen, welche die Verteilung der Macht im Zusammenhang mit abweichenden Interaktionen und als Folge der klinischen Untersuchung bzw. der therapeutischen Tätigkeit betreffen. Schließlich sollen die Hypothesen formuliert werden, welche sich mit der Machtverteilung in Systemen mit hohem Risiko befasssen, um dann mit den Vorhersagen zu schließen, welche man glaubt machen zu können.
Autonomy and Prevention in the Case of High Risk Systems. — When high risk systems are concerned the investigating clinician is often confronted with difficulties of both a theoretical and methodological as well as a practical nature. Family therapists in Lausanne have for some time now been using a systemic and epigenetic interactional approach which has proved to be very suitable in high risk situations. This approach is described here. In a first part, theoretical issues are reviewed in two chapters. One is dealing with the systemic model of interaction. The principles of the general systems theory are briefly recapitulated as far as the family as a regulated and open system is concerned. The concepts of morphostatics and morphogenetics as used by Wertheim for establishing a family typology according to the family’s response to therapeutic input are described, and the principles of an analysis of the network of rules and of decision processes are explained. These elements should help to understand the operational definitions of the balance of morphostatics and morphogenetics. — The epigenetic approach to interaction with particular reference to Wertheim’s theories are then dealt with in the second chapter. The development of interaction between individual and environment is described in terms of optimal power distribution between the partners. This variable is operationally defined by 1) autonomy, which is covering the field of human interactions, and 2) competency, which is covering the field of interaction between the physical world and our own body. The chapter is concluded by a recapitulation of some of the elements which serve for the description and analysis of autonomy according tho the Wertheim model.
Part two is dealing with the application of the model of power distribution for preventive intervention. A brief description of a longitudinal project of research with regard to systems with psychotic interaction is given. Suggestions are then presented dealing with the distribution of power in connection with deviant interaction and as a result of clinical investigation or therapeutic intervention. Finally hypotheses are made regarding the distribution of power in high risk systems and the utilization of this knowledge in prevention.
Im vorliegenden Beitrag wird eine als ritualisierte Verschreibung bezeichnete therapeutische Taktik vorgestellt. Diese soll jene Verhaltensweisen unterbinden, durch welche jeder Eltern teil die Initiativen und Anweisungen des anderen Partners in seinen Beziehungen zu den Kindern disqualifiziert und sabotiert. Ausgehend vom grundlegenden Prinzip des systemischen Modells wird gezeigt, wie diese Verschreibung sogar in Fällen, wo sie nicht befolgt wird, den Therapeuten unvermeidlich wesentliche Informationen für das Verständnis des familiären Funktionssystems liefert. Bei Familien, die die Verschreibung befolgen, können schnelle und befriedigende Änderungen festgestellt werden.
A Ritualized Prescription in Family Therapy: Even Days and Odd Days. — This article presents a therapeutic tactic called ritualized prescription which is specifically aimed at breaking up those behaviours through which each parent disqualifies and sabotages the initiatives and directions of the other parent in his relation with the children. On the fundamental principle of the conceptual systemic model it is evidenced how this presciption, even in cases when it is not followed, inevitably supplies the therapists with relevant information for the understanding of the family’s functioning. With families following the prescription, fast and satisfying changes are observed.
Im folgenden wird die problemzentrierte Kurzbehandlung einer Depression beschrieben. Familienangehörige eines 58jährigen Mannes, der an einer sekundären Depression, hervorgerufen durch zwei Schlaganfälle, litt, kamen zur Behandlung. Der identifizierte Patient selber nahm an keiner der fünf Sitzungen teil. Der Therapeut konzentrierte sich darauf, die das Gegenteil bewirkenden Bemühungen der Familie, dem Patienten helfend und ermutigend beizustehen, zu unterbinden. Es wird aufgezeigt, daß erfolgreiches therapeutisches Eingreifen oftmals nicht das Verhalten des Indexpatienten, sondern anderer Personen angehen muß. Dies wird aber bis heute von den nach traditionellen Methoden arbeitenden Therapeuten nicht genügend anerkannt.
Brief Problem-Focused Treatment of a Case of Depression. — The brief problem-focused treatment of a case depression is described. Members of a family were seen in the treatment of a 58 year old man suffering from depression secondary to two strokes. The identified patient did not attend any of the five sessions. Therapeutic interventions emphasized interdicting the self-defeating efforts of family members to be supportive and encouraging. It is proposed that successful therapeutic interventions often involve changing the behavior of persons other than the identified patient, but that traditional therapists have avoided the full implication of this.
Dieser Aufsatz stellt aus interaktionaler Sicht einen Lösungsversuch des Problems des dysfunktionalen 'silencing' (d. h. dysfunktionalen Schweigens und Schweigenmachens) in der Familientherapie dar. 'Silencing' wird als dysfunktional klassifiziert, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind: (a) es kommt wiederholt und inhaltsunabhängig vor, und (b) es wirkt als negatives Feedback, das Veränderungen im Familiensystem Schranken setzt. Dysfunktionales 'silencing' ist definiert als jene Anstrengungen eines oder mehrerer Familienmitglieder, Veränderungen zu behindern, indem wiederholt die Kommunikation eines anderen Familienmitglieds blockiert wird, das seinerseits das Spiel mitspielt, indem es insgeheim einwilligt, still zu bleiben. Der hier vorgestellte interaktionale Ansatz arbeitet mit Techniken der Konfliktlösung und Video-Feedback; er wird anhand eines Fallbeispieles illustriert.
An Interactional Approach to Dysfunctional Silencing in Family Therapy.— This paper presents an interactional approach to the problem of dysfunctional silencing in family therapy. Silencing is classified as dysfunctional if it satisfies two conditions: (a) it occurs repeatedly and independently of content, and (b) it functions as negative feedback that limits change in the family system. Dysfunctional silencing is defined as those efforts of one or more family members to limit change by repeatedly blocking the communication of another family member, who in turn colludes by tacitly agreeing to remain silent. The interactional approach presented utilizes conflict-resolution techniques and videotape feedback; it is illustrated by a case example.
Die vorliegende kurze Arbeit beginnt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Elemente struktureller Familientherapie. Deren konkretes Vorgehen wird dann mit dem Beispiel einer Familie mit einem anorektischen Kind illustriert. Das Thema Anorexie und Familie steht hier also nicht im Zentrum, sondern wird lediglich am Schluß noch kurz gestreift.
Das Fallbeispiel stammt aus dem Institut für Ehe und Familie (Leitung Dr. Josef Duss-von Werdt), wo seit 1977 ein Team von drei Familientherapeuten (M. L. Matter, H. Spillmann und der Autor) in folgendem Setting arbeitet: ein Therapeut arbeitet mit seiner Familie im Therapieraum, welcher mittels Einwegspiegel und Tonübertragung mit dem Supervisionsraum verbunden ist, wo die zwei andern Therapeuten die Sitzung verfolgen. In kurzen Zwischenbesprechungen wird jeweils das Vorgehen abgesprochen, zudem können die Kollegen jederzeit mittels Telefon beim Therapeuten intervenieren. Das beschriebene Setting erlaubt eine große Intensität und damit eine erstaunliche Effizienz.
Application of Structural Family Therapy — A Case Example. — The essentials of structural family therapy as developed by Salvador Minuchin and his team are presented by way of introduction, and the application of the method in the case of a family with an anorectic adolescent daughter is described. Treatment took place at the Marriage and Family Institute of Zürich by a team of three therapists, two male and one female, and the setting was the following: The family was seen by one of the therapists in the therapy room, whilst the other two members of the team osberved the scene from the adjoining room through the one-way mirror. The treating therapist left the room for short intermediate consultations with the observing members of the team about the steps of intervention to be taken. Also, the two observers were allowed to give telephone directions to him whilst he was sitting with the family.
Treatment in this setting, which has been applied by the same team since 1977, is characterized by high intensity, and, closely connected to it, an astonishing efficacy.
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