Ausgangspunkt ist die unterschiedliche Art, wie Frau und Mann sich in der Paartherapie darstellen. Es wird versucht, den heutigen Ist-Zustand in der Therapie zu beschreiben, ohne sagen zu wollen, dieser sei von Natur aus gegeben oder für alle Zukunft festgelegt. Der Verfasser ist sich als männlicher Therapeut der Tatsache bewußt, daß seine therapeutischen Interpretationen eines Paarkonfliktes geschlechtsgebunden sind. Deshalb beschränken sich seine Ausführungen darauf, wie Mann und Frau in seinen eigenen Therapien erscheinen, und wie er dies mit den Erfahrungen von Kolleginnen vergleichen kann. Trotz individueller Abweichungen glaubt er, ein typisches Verhalten von Mann und Frau in der Therapie feststellen zu können.
The Fight between Man and Woman — A Question of Collusion. — Female and male therapists have different ways of presenting themselves in therapy. An attempt is made to discribe the current situation, without trying to imply that this be a natural law or remain a strict rule for ever. The author, himself a representative of the male sex, has become aware of the fact that his interpretations as therapist are sexlinked. His descriptions are therefore limited to how he sees a man and a woman in his own therapies, and how his experiences compare with those of female colleagues. It is his belief, that, in spite of individual deviations, attitudes can be recognized in therapy which may be described as characteristic for men or for women.
Die am Gießener Zentrum für Psychosomatische Medizin vor sieben Jahren eingeführte Zwei-Wochen-Paartherapie dient zur analytischen Bearbeitung von Beziehungskonflikten. Erstrebt wird nicht nur, daß die Aufhellung gemeinsamer Probleme überhaupt erreicht wird, sondern, daß die Partner diesen Klärungsprozeß selbst durch aktives Erkundungs- und Experimentierverhalten zu fördern lernen. Die Erfahrung ihrer Selbsthilfemöglichkeiten soll ihnen — als nachdauernder Effekt — bessere Chancen zur Bewältigung künftiger Konflikte in der Zweierbeziehung und in der Familie eröffnen.
Indikation, Verlauf und Resultate der Therapie werden außer anhand klinischer Beobachtungen zusätzlich anhand empirischer Erhebungen mit dem Gießen-Test, einem Beschwerde- und einem Katamnesebogen diskutiert. Insbesondere die hochsignifikanten Annäherungen zwischen den Selbstbildern sowie zwischen den Selbst- und Fremdbildern im Gießen-Test werden als Beleg für eine therapeutisch bewirkte Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten interpretiert.
Seven Years of Experience with the Analytic Two-Week Couple Therapy. The two-week treatment of couples was introduced at the Giessen Centre of Psychosomatic Medicine seven years ago as a method of analytic treatment of disturbed relationships. Further to making mutual problems at all accessiBle for enlightenment, the object is to make the partners contribute to this process of elucidation by helping them towards an attitude of active investigation and experimentation. The experience of their potentials of self-help is supposed to have a durable effect in giving them better chances for overcoming future conflicts in their marital and family relationships.
The indications for therapy, the therapy process, and its results are discussed on the basis of both clinical observations as well as empirically collected data obtained with the Giessen test and a questionnaire regarding bodily ailments and another one for catamnestic purposes. The highly significant approximations, in particular, between the charts regarding self-perception, as well as between those of self-perception and perception of the other, furnished by the Giessen test, seem to give evidence of a therapeutically effected modification of the couples’ communication abilities.
Es wird über eine empirische Untersuchung einer psychoanalytisch-orientierten Paargruppentherapie mit vier Paaren berichtet, die von einem Therapeutenehepaar durchgeführt wurde. Die Veränderungen der Paarbeziehungen stellten die entscheidenden Kriterien des Therapieerfolges dar. Sie wurden empirisch zu Beginn und am Ende der Behandlung mittels Selbstbild und Partnerbild im Gießen-Test erfaßt. Theoretische Grundlage war die Ansicht, daß die wechselseitigen Abhängigkeiten und damit auch unbewußten Abstimmungen, wie z. B. die Interaktionsabwehr, für die Paardynamik entscheidend sind und damit auch das therapeutische Objekt darstellen. Jede individuelle Veränderung ist also nur in Abhängigkeit vom jeweiligen Paarsystem als der übergreifenden Struktur zu verstehen. Betrachtet man individuelle oder generelle (d. h. quer durch die Paare gehende) Veränderungen für sich, wird diese maßgebende Relation außer acht gelassen. Wir gehen davon aus, daß in einem Paarsystem die Veränderung des einen Partners integraler Bestandteil der Veränderung des anderen ist. Daher wurden während der Therapie die Veränderungen als Veränderung der Rolle innerhalb des Paarsystems aufgefaßt. Rolle wurde operational bestimmt als das Gesamt der eigenen Auffassung (Selbstbild) und der Erwartungen, die der Partner an einen richtet (Partnerbild).
Das Paar A. wehrte vor allem aggressive Impulse gemeinsam ab. Die Interaktionsabwehr bestand aus einer Verschränkung idealisierenden (Mann) und masochistischen (Frau) Abwehrverhaltens. Das Paar B. hatte sich in zwei gegensätzlichen Rollen — Gefühlsintensität versus Sachlichkeit — polarisiert. Das Paar C. wehrte durch eine Geschlechtsrollenumkehr insbesondere in der Dimension Aktivität — Durchsetzungsvermögen versus Passivität — Gefügigkeit sexuell-inzestuöse Impulse ab. Das Paar D. bot ein dramatisches Beispiel für eine narzißtische Kollusion, die gegen latente Vernichtungsangst errichtet und von Ich-Schwäche bedroht war.
Wir fassen nicht die gesamte Beziehung eines Paares als pathologisches Phänomen auf. Analog etwa dem Konzept des Ichs gibt es unserer Ansicht nach neben den konflikthaften auch konfliktfreie oder gar kurative Interaktionsbereiche. Der gemeinsame Nenner der Veränderungen in den Paarbeziehungen läßt sich in der Minderung bzw. Umwandlung der Abwehrdimension der Interaktionen sehen.
Modification of the Relationships of Couples through Group Analysis — An Empirical Investigation. — An empirical analysis has been made of a psychoanalytically oriented couples grouptherapy with four couples, under the therapeutical guidance also of a married couple. The main criteria for the effectiveness of the treatment were seen in the modification of the individual couple’s relationships. These were investigated empirically by the Giessen Test of self-perception and perception of the partner, both at the beginning and at the end of the treatment. The therapy was based on the theory that reciprocal dependencies, and consequently also subconscious agreements, such as e.g. resistance against interaction, are determinant for a couple’s relational dynamics and therefore constitute the object of treatment. According to this theory, changes in the individual are to be considered in the context of the respective couple’s relational system only, which is regarded as the structure of higher order. When individual modifications, or general ones (i.e. modifications in which the whole group is involved), are investigated separately, this very important relation is neglected. The authors start from the belief that in a relational system, such as presented by that of a couple, changes in one partner are integral parts of changes in the other. The individual modifications in the process of the treatment were therefore regarded as modifications of the two partners’ roles in their relationship as couple. "Role" was determined operationally as the sum of the individual partner’s own opinion (self-perception) and of the expectations which the other partner has in his regard (perception of the partner).
Couple A agreed mainly in mutually warding off aggressive impulses. Their resistance against interaction consisted in an interlacing of idealizing (husband) and masochistic (wife) defensiveness.
Couple B had polarized in the two opposed roles of emotional intensity versus objectivity.
Couple C used a reversal of the sex roles, with particular regard to aspects of activity — ability of prevailing upon the other versus passivity — tract-ability, for averting incestuous impulses.
Couple D presented a dramatic example of a narcisstic collusion, which had been erected against a latent fear of destruction and was threatened by ego weakness.
It is not the authors’ view that in any of these cases the relationship of the couple as such is a pathologic phenomenon. In their opinion, and in analogy with e.g. the conception of ego, there are areas of interaction, besides the conflictuous ones, which are free from conflicts, or are even curative. The common characteristics of modifications in a couple’s relationship can be seen in the reduction respectively transformation of dimensions of defence in their interaction.
Methodisch verbinden wir psychoanalytische und familienthereapeutische Ansätze und bearbeiten auch gesellschaftlich institutionalisierte Formen psychosozialer Abwehr. Um die konfliktverschränkungen zu erfassen, unterscheiden wir theoretisch eine intrapsychische Ebene, eine Ebene der Paarbeziehungen und eine Ebene der Gruppenbeziehungen. Wir haben die Zielvorstellung, daß sich zwischen Paarpartnern ein dialektischer Prozeß entwickeln sollte von Selbstverwirklichung und Verwirklichung in der Beziehung. Das psychologische Potential der Patientenpaare wie auch des Therapeutenpaares läßt sich wechselseitig nutzen. Die therapeutische Wirksamkeit ergibt sich aus der Bewußtmachung und Bearbeitung unbewußter szenischer Darstellungen und ihrer Hintergründe. Partner wiederholen ihre Paarkonflikte auch mit anderen Gruppenmitgliedern. Lösungen haben Modellcharakter auch für die gestörte Beziehung. — Die Co-Therapeuten sind nicht nur Ubertragungsobjekte, sondern auch "interagierende Modelle". Es ist notwendig, daß sie die in ihre Beziehung induzierten Konflikte erkennen und verarbeiten. Die Beziehungsklärung der Co-Therapeuten entspricht der Klärung der Gegenübertragungsreaktionen des Analytikers.
Nach Angaben über das Setting folgen zwei klinische Illustrationen.
Analytically oriented Co-Therapy with Groups of Couples in a Private Practice. — The method applied is a combination of psychoanalytic and family therapy approaches, and regard is taken also to socially institutionalized forms of psychosocial defences. In order to grasp the interlacing conflicts, a theoretical distinction is made between an intrapsychic level, a level of couple relationships, and a level of group relationships. The aim is a growing dialectic process between the two marital partners with regard to self-realization and realization through the relationship. The psychological potential of the couples which are gathered in the group, together with that of the dual-sex team of the co-therapists has a reciprocal effect. The therapeutic leverage lies in the sensibilization for and examination of unconscious scenic demonstrations and their origins. The conflicts which arrise in a couple’s relationship are repeated in the individual partners5 dealings with other members of the group. Solutions found in the context of the group have model value for resolving the individual couple’s disturbed relationship. The co-therapists, in addition to their function as objects of transference, serve also as "interacting models*. For them it becomes necessary to recognize the conflicts involved with regard to their own relationship and to deal with these accordingly. The examination of their mutual relationship is comparable to the examination of reactions of countertransference as experienced by a psychiatrist in psychoanalysis. — The exposition of the methodical setting is followed by two clinical examples.
Die Autoren berichten über ihre Erfahrungen mit einer Gruppe von vier Paaren, mit denen sie zehn Sitzungen und ein Wochenende verbrachten. Beschrieben werden die Auswahlkriterien für die Gruppenzusammensetzung, der Verlauf der Sitzungen und deren paar- bzw. problemzentrierte Methode. Einige Folgerungen über Möglichkeiten und Grenzen dieser Art von Kurztherapie beschließen den Aufsatz.
Brief Marital Therapy with a Group of Couples. — The authors report on their experiences with a group of four couples whom they saw in ten sessions plus one weekend. A description is given of the criteria applied for selecting the couples for group therapy, of the course of the therapy sessions, and of the couple respectively problem centered methods adopted. The article is concluded by some reflections on the possibilities and limits of brief therapy of his kind.
Are Women "more feminine" and Men "more masculine" when presenting themselves as couple? The results of experimental investigations made with the individual and the consensus Rorschach method for testing personal attitudes of men and women are compared particularly with regard to individual dynamics and the dynamics of interaction.
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