Die Unternehmerfamilie kann im Vergleich zu den heute vorherrschenden Familienformen als »Familie eigener Art« klassifiziert werden. Ihr Wesen ergibt sich aus der strukturellen Kopplung der zwei Systeme Familie und Unternehmen. Daraus resultiert unweigerlich eine Vermischung beider Kontexte, wodurch die Familienmitglieder gleichzeitig unterschiedlichen Logiken ausgesetzt sind. Diese beeinflussen und prägen auch die Nachkommen. Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich die Kopplung an ein Unternehmen auf die Familie wie auch auf die Identitätsbildung der Nachkommen auswirkt. Um zu verstehen, in welchem Kontext sich die Sozialisation der Nachkommen vollzieht, werden zunächst die Besonderheiten von Unternehmerfamilien dargestellt. Anschließend wird ein theoriegeleitetes Verständnis dessen vermittelt, wie die Dynamiken innerhalb der Unternehmerfamilie die Identität der Nachkommen im Zuge ihrer Sozialisation formen. Abschließend werden die Erkenntnisse zusammengefasst und Implikationen für die Beratungspraxis erläutert.
In comparison with the kinds of family that are prevalent today, the enterprising family can legitimately be classified as a »family sui generis«. Its defining feature is the structural coupling between the family system and the business system. This invariably results in an intermesh between the two contexts that exposes family members to two different logics at the same time. These logics also leave their imprint on the children. The article enquires into the effect that connection with a business has both on the family and on identity formation in the descendants. For a better understanding of the context in which the socialisation of the offspring takes place, the author first delineates some defining features of enterprising families. There follows a theory-guided disquisition on the way the dynamics operative in business families shape the identity of the children in the course of their socialisation. In conclusion, the author summarises his findings and discusses implications for practical counselling.
Die Nachfolgeentscheidung wird vielfach als eine auf Freiwilligkeit basierende Handlung des Nachfolgers beschrieben. Dabei ist trotz gesellschaftlicher Entwicklungen, die eine Vielfalt an biografischen Optionen nahelegen, bis heute die familieninterne Nachfolge das bevorzugte Modell, um ein Familienunternehmen weiterzuführen. Oftmals geht sie mit ambivalenten Gefühlen seitens des Nachfolgers einher, was die Frage nach der Spannung zwischen deklarierter Freiwilligkeit und den Motiven, die der Entscheidung zugrunde liegen, aufwirft. Dieser Artikel zeigt auf, in welchem Spannungsverhältnis sich Nachfolger heute bei der Entscheidung, in das Familienunternehmen einzusteigen, bewegen. Zugleich beleuchtet der Artikel das Dilemma des übergabewilligen Unternehmers, dessen größter Wunsch und Wille es ist, das Familienunternehmen mit dem eigenen Sohn (meist sind es bis heute die männlichen Nachkommen) in die nächste Generation zu überführen, ohne dabei jedoch dem Nachfolger die biografischen Entscheidungen direkt und verpflichtend aufzuerlegen.
Deciding whether or not to take over the running of a family business is generally referred to as an exercise of free will on the part of the successor. But although society today offers a plethora of biographical options, succession within the family is still the model of choice for ensuring the survival of family businesses. The feelings of the successor on the point are frequently ambivalent, suggesting that there are tensions between the protestations of free will on the one hand and the actual motives underlying the decision on the other. The article discusses the tensions successors to family businesses are exposed to when deciding whether or not to take charge of the enterprise. It also describes the dilemma of the owner, whose dearest wish is for his own son to inherit the company (even today it usually is a son) without at the same time exerting direct influence or pressure on his decisions.
Unternehmerfamilien sind besondere Sozialsysteme, in denen sich die in der modernen Gesellschaft gemeinhin getrennten Sphären der Familie und des Unternehmens verbinden. Diese Verbindung sowie die Herausforderungen, die damit einhergehen, lassen sich mit systemischen Strukturaufstellungen reflektieren. Diese systemische Reflexion nutzt Körperwahrnehmungen im Raum, die bestenfalls dreierlei anregen: kognitive, emotionale und aktionale Bewegungen, also Veränderungen in Kopf, Herz und Hand. Wie dies in der Arbeit mit Unternehmerfamilien realisiert werden kann, wird anhand der Tetralemma-, der Nachfolge- und der Polaritäten-Aufstellung gezeigt.
Business families are very special social systems in that two spheres normally separated off from one another in modern society come together as a unit: families and enterprises. This combination and the challenges it poses can be reflected upon by means of systemic structural constellations. Systemic reflection of this kind draws upon body perceptions in space which in the ideal case stimulate three human faculties: cognitive, emotional and actional, i. e. they can trigger changes in head, heart and hand. Ways in which this can be brought about in work with business families are illustrated with reference to three constellations: tetralemma, the succession process in business families, and the polarity of head, heart and hand.
Dieser Beitrag nähert sich dem Phänomen des Cybermobbing zunächst definitorisch und in der Abgrenzung zum herkömmlichen Mobbing. An drei Fallbeispielen werden Arten und Verläufe von Cybermobbing sowie Ausgänge aus dem leidbringenden Geschehen dargestellt. Dann wird berichtet, welche Präventionsmaßnahmen und Interventionen sich an italienischen Schulen bewährt haben. Schule, Familie und Schüler müssen dafür zusammenarbeiten. Zu Beginn des Schuljahres wird ein »Pakt der gemeinsamen Verantwortung« zwischen Familie, Schule und Schülern geschlossen. Darin wird zugesagt, dass alle Maßnahmen zum Ziel haben, den Schüler zu fördern und wertzuschätzen. Die schulischen und pädagogischen Ziele werden kommuniziert und veranschaulicht. Das Dokument beschreibt außerdem Interventionen und präventive Maßnahmen gegen Mobbing und Cybermobbing. Schule und Familie einigen sich so auf eine gemeinsame Linie in der Erziehung zum respektvollen Umgang miteinander. Ziel ist es, eine Geisteshaltung zu fördern, die das »Andere« anerkennt und respektiert. Weitere konkrete Maßnahmen werden erläutert. Gefordert wird, dass jede Schule ein Konzept zu digitaler Bildung entwickelt.
The article begins with a definition of cyberbullying and the way it differs from »normal« bullying. Three case examples illustrate varieties of cyberbullying, the courses it can take, and the distressing outcomes it can lead to. The author then reports on the preventive measures and interventions that have proved effective at Italian schools. Cooperation between school, family and student is essential in all cases. At the beginning of each school year, a »pact of joint responsibility« is concluded between family, school and students. It contains the assurance that all measures listed in it are designed to encourage and benefit the schoolchildren. Scholarly and pedagogical objectives are communicated and illustrated. The document also describes interventions and preventive measures against bullying and cyberbullying. In this way, school and family agree on a joint strategy for achieving respectful interaction. The aim is to encourage an attitude of mind that acknowledges and respects the »other(s)«. Subsequently, further concrete measures are discussed. The author calls upon every school to draw up a digital learning strategy of their own.
Thema dieses Beitrags ist die Notwendigkeit, in der Psychotherapie eine gemeinsame Linie zu finden. Damit die Therapie erfolgreich sein kann, müssen Therapeut und Klient sich über die Behandlungsziele einigen. In diesem Zusammenhang ist u. a. zu klären, welche Person(en) in den therapeutischen Prozess einbezogen werden sollte(n). Der Autor erörtert insbesondere die Notwendigkeit, einen therapeutischen Kontext zu definieren und einen therapeutischen Bezugsrahmen zu entwickeln. Das Konzept des
The article focuses on the necessity of finding a joint approach if therapy is to be successful. Therapist and client must agree on the objectives to be pursued and the people who should be involved in the therapeutic process. The author homes in specifically on the need both to define a therapeutic context and to elaborate a therapeutic framework.
Der Beitrag beschreibt, mit welchen Konstrukten und in welchen Kontexten im Offenen Dialog mit Menschen in Psychosen gearbeitet wird. Psychose wird dabei verstanden als Ausdruck von etwas »Noch-nicht-Gesagtem«. Sie wird als Versuch aufgefasst, eine Kommunikation herzustellen, die auf andere Weise (noch) nicht möglich ist. Grundsätzlich wird sie als eine verstehbare Reaktion auf unerträgliche und ungelöste Lebensprobleme sowie häufige Traumatisierungen gesehen. In den Netzwerkgesprächen des Offenen Dialogs, bei denen sich wichtige Bezugspersonen zusammen mit dem Klienten und Professionellen treffen, geht es darum, ein gemeinsames Verständnis der Krise und des weiteren Vorgehens zu entwickeln. Der Offene Dialog zeichnet sich u. a. dadurch aus, dass Professionelle, auch körpersprachlich, echtes Interesse daran zeigen, was jede Person im Raum zu sagen hat. Jegliche Andeutung, dass jemand etwas Falsches gesagt haben könnte, wird dabei vermieden. Indem die Worte und Formulierungen insbesondere des Menschen in der Krise von den Professionellen aufgenommen werden, entsteht oft ein Zugang zu weiteren Beschreibungen und zu biografischen Erfahrungen, die der Krise zugrunde liegen könnten. Weisen des dialogischen Fragens werden ausgeführt. Die Gespräche im Offenen Dialog wirken oft »antipsychotisch«, auch über das konkrete Gespräch hinaus, sodass auf neuroleptische Medikation häufig verzichtet werden kann.
The article describes the constructs operative in Open Dialogue and the contexts in which it is drawn upon to engage with psychoses. Psychosis is understood here as the expression of something »not yet said«. It is interpreted as the attempt to establish communication in a situation where other forms of communication are not (yet) possible. In its essence, psychosis is regarded as a comprehensible response to intolerable and unresolved life-problems and to frequent traumatisations. The network exchanges constituting Open Dialogue bring together important reference persons with the client and with professionals. The essential aim is to arrive at a joint understanding of the crisis and an agreement on how to proceed. One of the distinguishing features of Open Dialogue is that – not least by way of body language – professionals display genuine interest in what every person in the room has to say. There is never any suggestion whatever that someone may have said the wrong thing. Frequently, the professionals’ response to what individuals in crisis have to say and to the way they express themselves opens up access to further descriptions and to other biographic experiences possibly underlying the crisis. Different approaches to dialogic inquiry are essayed. The exchanges in Open Dialogue often have an »anti-psychotic« effect above and beyond the actual exchange itself, so that it is frequently possible to forgo neuroleptic medication.
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