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Familiendynamik, 2018, Jg. 43, Ausgabe 1

Familiendynamik, 2018, Jg. 43, Ausgabe 1

Systemisches Coaching

DOI: 10.21706/fd-43-1

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Bibliographische Angaben


1. Auflage, Erscheinungstermin: 05.01.2018
ISSN print: 0342-2747 / ISSN digital: 2510-4195

Details


Editorial
Systemisches Coaching – eine glückende ­Liaison?
Formate: pdf, html
Hans Rudi Fischer
Seite 1 - 1 | doi: 10.21706/fd-43-1-1
Aus dem Feld
Vorstellung der neuen Herausgeberin: Christina Hunger-Schoppe
Formate: pdf, html
Seite 5 - 5 | doi: 10.21706/fd-43-1-5
Im Fokus
Systemisches Coaching
Philosophische, methodische und praktische Grundlagen

Coaching ist eine professionelle Form der persönlichen Beratung und Unterstützung von Führungskräften. Systemisches Coaching arbeitet im Spannungsfeld von Person, Funktion und Organisation (System) mit dem Ziel, die individuellen Kompetenzen und Bedürfnisse mit den Anforderungen und Zielen des Unternehmens in Einklang zu bringen oder für die Klienten alternative Lösungen zu kreieren.Der vorliegende Beitrag rekonstruiert zentrale Prinzipien systemischen Coachings aus der Philosophie und zeigt, darauf aufbauend, wie über methodisch geführte Formen von Reflexion, Selbstreflexion und Metareflexion Selbst­erkenntnis gefördert und Denk- und Verhaltensänderungen ausgelöst werden können. Anhand praktischer Beispiele wird die Methodik geführter Reflexion illustriert.

Coaching is a professional form of personal counselling and support for executives. Systemic coaching operates in the force field between person, function and organisation (system) with a view to (a) dovetailing individual skills and needs with the aims of the enterprise or (b) creating alternative solutions for clients.

The article relates the central principles of systemic coaching to philosophy, indicating on this basis how self-recognition can be encouraged and thought and behaviour changes triggered via methodically applied forms of reflection, self-reflection and meta-reflection. The methodical reflection method is illustrated with reference to practical examples.

Schlagworte: Systemisches Coaching, Selbsterkenntnis, Reflexion, Selbstsorge, Metareflexion, systemic coaching, self-recognition, self-concern, reflection, meta-reflection
Formate: pdf, html
Hans Rudi Fischer
Seite 6 - 17 | doi: 10.21706/fd-43-1-6
Zuviel des Selbst – ­systemisches Coaching als Erholung

Dieser Artikel zeigt auf, welche Elemente des systemischen Coachings einen Beitrag dazu leisten können, das Selbst zu entlasten. Gerade in Zeiten, in denen stark auf das optimierbare Selbst und, damit einhergehend, auf Eigenverantwortung und eine klare Selbstdarstellung fokussiert wird, dürfte es für die Klientinnen und Klienten im Coaching hilfreich sein, eine neue, »realistischere« Selbstverortung zu erfahren. Diese beginnt damit, sich in die Position der Beobachtung zweiter Ordnung hineinzuversetzen. Dadurch können die Muster, respektive Konstruktionsmechanismen der Dialoge des eigenen Selbst erkannt werden. Auch dürfte es erhellend sein, dass es die Kommunikation des sozialen Systems ist, die das Selbst adressiert und formt, z. T. unabhängig vom eigenen Zutun. Die Wirkung von Steuerungsversuchen ist und bleibt begrenzt. Als weitere, beruhigende Erkenntnis wird deutlich, wie sehr es v. a. der Kontext ist, der uns zu dem macht, der wir, durch andere bestätigt, glauben zu sein. Angeregt durch den ethischen Imperativ von Heinz v. Foerster, können die Coachees sich schließlich wieder als vielseitige, anschlussfähige Wesen betrachten; das eindimensionierte Selbst kann gesprengt werden.

The article indicates the features of systemic coaching that can help take the strain off the self. In times like ours, with a strong focus on self-optimization, self-responsibility and self-definition, coaching clients are very likely to appreciate a new and more »realistic« positioning of the self. The starting point for this is to assume a vantage of second-order observation. This helps in recognizing the patterns and/or construction mechanisms in the dialogues involving the self. The fact that it is communication in the social system that addresses and forms the self, often independently of individual volition, is also likely to be illuminating. Attempts to counteract this are, and remain, largely ineffectual. Another reassuring realization is the extent to which context makes us into what we believe we are (confirmed in this by others). With stimulation from Heinz von Foerster’s ethical imperative, coachees can ultimately regard themselves once again as versatile, relatable individuals, freed from the chains of the one-dimensional self.

Schlagworte: Kommunikation, Coaching, Selbstoptimierung, Selbst, Systemisches Coaching, self, Dekonstruktion, communication, systemic coaching, Potenziale, Kontext, self-optimization, potential, context, deconstruction
Formate: pdf, html
Frank E. P. Dievernich
Seite 18 - 22 | doi: 10.21706/fd-43-1-18
Herausforderungen von agilen Arbeitsformen und die Rolle von ­Coaching im Umgang damit

Ausgehend von ­einer Definition von Agilität und einem Blick darauf, inwiefern agiles Arbeiten als systemisch betrachtet werden kann, werden allgemeine Risiken des aktuellen Hypes um Agilität skizziert. Anschließend werden die wichtigsten ­Ergebnisse einer Studie mit 40 halb­strukturierten Interviews zu Erfah­rungen mit agilen Arbeits- und Orga­nisationsformen zusammengefasst, um bestehende Herausforderungen der jeweiligen Umgebung konkreter zu beleuchten. Als die beiden wichtigsten Herausforderungen haben sich kultu­relle Barrieren sowie Rollen- und Organisationsprobleme herausgestellt. Um diesen sinnvoll zu begegnen, braucht es neben ›harten‹ Weichenstellungen wie Veränderungen in der Organisationsstruktur insbesondere ›weiche‹ Maßnahmen wie Coaching. Abschließend werden drei Typen von Coachingaktivitäten charakterisiert, die sowohl gemäß den Befragungsergebnissen wie auch nach den Erfahrungen des Autors wesentlich sind, um agile Weiterentwicklung wirksam voranzubringen.

Proceeding from a definition of agility and a brief discussion of the extent to which agile working can be regarded as systemic, the author outlines the general dangers of the hype that agility has spawned. With a view to casting more light on the challenges posed by the relevant environment, he then summarises the most important findings of a study based on 40 semi-structured interviews about experience with agile work and organisation forms. The two most significant challenges turn out to be cultural barriers and problems with roles and organisation. Dealing with these effectively requires not only »hard« interventions like changes to the organisation structure but also »soft« measures like coaching. In conclusion, the author characterises three types of coaching activity that both the responses in the study and the author’s own experience suggest to be crucial in effectively furthering agile development.

Schlagworte: Systemisches Coaching, Agilität, systemic coaching, systemische Prinzipien, agility, systemic principles
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Stefan Hölscher
Seite 24 - 31 | doi: 10.21706/fd-43-1-24
Systemisches ­Gesundheitscoaching
Begleitung auf dem Weg einer ­vitaleren Lebenspraxis

Das systemische Gesundheitscoaching hat sich ab Ende der 1990er Jahre entwickelt und ist in zahlreichen Publikationen dargestellt (M. Lauterbach, 2005, 2008; J. Lauterbach, 2015). Im vorliegenden Artikel werden aktuelle Entwicklungen erläutert. Anhand der vier Themenfelder Sinnhaftigkeit, Achtsamkeit, Imagina­tion und Lebensrhythmen wird beispielhaft gezeigt, wie sich systemisches Gesundheitscoaching praktisch umsetzen lässt.

Systemic health coaching has been with us since the late 1990s and has been discussed in numerous publications (Lauterbach 2005, 2008, 2015). The present article describes the latest developments. With reference to the four topics meaningfulness, mindfulness, imagination and life rhythms, the author gives examples of how systemic health coaching can be implemented in practice.

Schlagworte: Achtsamkeit, Meditation, Coaching, Health, Gesundheit, Mindfulness, vitale Lebenspraxis, Sinnhaftigkeit, Lebensrhythmen, mentales Training, vital life-practice, meaningfulness, life rhythms, mental training
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Matthias Lauterbach
Seite 32 - 40 | doi: 10.21706/fd-43-1-32
Seiten-Blicke
Wahrheit und Viabilität
Warum Ernst von ­Glasersfeld Karl Popper missverstanden hat

Von Glasersfeld war der Auffassung, dass Popper viel Überzeugendes gelehrt, jedoch auch an unhaltbaren Konzeptionen festgehalten habe, wie dem Realismus und der Korrespondenztheorie der Wahrheit. Tatsächlich vertreten beide eine Reihe von ähnlichen Annahmen. Hierzu gehören die aktivistische Sicht von Kognition und die Skepsis gegenüber dem Anspruch auf sichere Erkenntnis. Auch die Ideen der Viabilität und der Bewährung sind ähnlich. Selbst in Bezug auf den Realismus und die Wahrheitsidee sind die Positionen beider nicht so verschieden, wie im Allgemeinen angenommen wird und wie Glasersfeld selbst glaubte. Dies soll im Einzelnen dargelegt werden. Die eigentliche Gegenposition zu Glasersfelds Konstruktivismus bildet nicht Poppers Lehre, sondern jene Form des Realismus, nach der gut bestätigte wissenschaftliche Theorien als wahr oder als sehr wahrscheinlich wahr gelten können.

Von Glasersfeld contended that although many of Popper’s teachings were convincing, he also adhered to a number of untenable conceptions, such as realism and the correspondence theory of truth. In fact, however, the two thinkers uphold a number of similar assumptions, including the activist view of cognition and scepticism vis-à-vis the claim to certain knowledge. Their ideas on viability and corroboration are also similar. Even in connection with realism and truth their positions are not as different as is generally assumed and as von Glasersfeld believed. The article discusses these points in detail. The genuine counter-position to von Glaserfeld’s constructivism is not Popper’s stance but the species of realism that asserts that well-substantiated scientific theories can claim to be true or at least highly probable.

Schlagworte: Wahrheit, kritischer Rationalismus, Realismus, radikaler Konstruk­ti­vis­mus, Viabilität, Korrespondenztheorie, Fallibilismus, critical rationalism, realism, radical constructivism, viability, truth, correspondence theory, fallibilism
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Volker Gadenne
Seite 42 - 49 | doi: 10.21706/fd-43-1-42
Geschichten, Aphorismen, Heldenreisen
Das erzählerische Moment in ­Therapie und Beratung

In der Arbeit mit Klienten ist es ein gängiges Mittel, Geschichten, Aphorismen u. Ä. zu nutzen, um indirekt andere Wahrnehmungsmuster, neue Gedankengänge und alternative Verhaltensweisen anzuregen. Im Monomythos der Heldenreise wird eine Geschichte als universelle Situationsabfolge bestimmter Stationen erzählt, in denen der Protagonist eine Entwicklung zu einer reifen Persönlichkeit durchläuft. In diesem Artikel wird aufgezeigt, wie dieses Grundmuster der Situationsabfolge als roter Faden für den Veränderungsprozess in Therapie und Beratung und damit auch für den systematischen Einsatz von Geschichten, Aphorismen etc. genutzt werden kann.

In work with clients, it is customary to employ stories, aphorisms, etc. as an indirect stimulus encouraging different perception patterns, new trains of thought and alternative behaviours. In the monomyth, or hero’s journey, a story is told as a universal sequence of situations. In the course of the different stages involved, the protagonist develops into a mature personality. The article indicates ways in which this basic pattern »sequence of situations« can be used as a template for the process of change in therapy and counselling and hence also for the systematic use of stories, aphorisms, etc.

Schlagworte: Geschichte, Entwicklung, Persönlichkeit, Aphorismus, personality, aphorism, Metapher, metaphor, Heldenreise, Monomythos, Prozess, Narration, Konstruktion, Joseph Campbell, hero’s journey, story, monomyth, development, process, construction
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Markus Panning
Seite 50 - 56 | doi: 10.21706/fd-43-1-50
Der Weg entsteht beim Gehen
Zur Rolle des Körpers in ­Veränderungs- und Entwicklungsprozessen

Bei der Betrachtung menschlicher Veränderungs- und Entwicklungsprozesse wurde die Rolle des Körpers bisher kaum systematisch reflektiert. Der vorliegende Beitrag analysiert den Körper im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Disziplinierungsprozessen und den körperlichen Resonanzen, die durch sie erzeugt werden (Formkorrespondenz, Symptombildung, kritische Distanzierung). Am Beispiel der japanischen Bewegungskunst »Aikido« wird aufgezeigt, wie es durch Embodiment im Sinne einer emanzipatorischen Körperarbeit gelingen kann, sich von Haltungs- und Bewegungsschemata zu befreien, die via Disziplinierung inkorporiert wurden und der persönlichen Entwicklung im Weg stehen.

In the study of human change and development processes, the role of the body has hardly come in for any systematic reflection. The present article analyses the tensions operative between societal disciplining processes and the bodily resonances set off by them (formal correspondence, symptom formation, critical distancing). With reference to the art of motion encapsulated in aikido, the author shows how embodiment understood as emancipatory body work can liberate us from posture and motion schemas inculcated by disciplining and detrimental to personal development.

Schlagworte: Embodiment, Haltung, Körperdisziplinierung, Aikido, emanzipatorische Körperarbeit, body disciplining, posture, empancipatory body work
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Peter Schettgen
Seite 58 - 66 | doi: 10.21706/fd-43-1-58
Debatte
Replik auf B. Hildenbrands Besprechung zu Resilienz aus der Sicht der betroffenen Subjekte
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Rolf Göppel, Margherita Zander
Seite 67 - 71 | doi: 10.21706/fd-43-1-67
Über-Sichten
Niemals genug! ­Selbstoptimierung und Enhancement
Attraktive Praktiken für ­verbesserungswillige Menschen?

Selbstoptimierungen gibt es in zahlreichen Varianten. ­Neben traditionellen Weisen der Selbstformung setzen sich technische Enhancements zunehmend durch. Eine historische und kulturelle Universalie ist diese eigentümliche Praxis, das Selbst und seine Welt unaufhörlich, expansiv zu verbessern, nicht. In ihrer gegenwärtigen Gestalt und oftmals propagierten Radikalität, Absolutheit und Exzessivität ­indizieren Selbstoptimierungen eine besondere Lebens-, Subjektivierungs- und Sozialform. Nach einer knappen Begriffsklärung und exemplarischen Hinweisen auf typische Optimierungstechniken wenden wir uns möglichen Anziehungskräften der unaufhörlichen Arbeit an sich selbst zu. Ohne psychologisch zu verstehen, weshalb die (technische) Selbstoptimierung derart attraktiv ist, läuft jede Kritik dieser Praxis ins Leere. Sie wird unversehens zu einer Wiederauflage pessimistischer Kulturkritik, die das Vergangene idyllisch verklärt. Dies erscheint ebenso unangebracht wie eine affirmative Apologie des Neuen, welche die vielfach diagnostizierte Cyborgisierung als Endpunkt der Optimierung des Humanen und als Triumph eines kommenden Maschinenlebewesens über den antiquierten Menschen feiert.

Self-optimization comes in a variety of forms. Alongside the more traditional options, technical enhancements are on the advance. This remarkable urge to constantly and progressively improve oneself and the world is anything but an historical or cultural universal. In their present shape and their frequent radicalism, absoluteness and exorbitance, variations of self-optimization indicate a very special form of subjectification and a highly specific attitude to life and the social sector. After a brief definition of the central concepts involved and references to typical optimization techniques, the article enquires into the possible forces of attraction exerted by unremitting self-perfection. Without a psychological understanding of why (technical) self-optimization is attractive, criticism of these practices is fruitless, turning automatically into a rehash of the pessimistic species of Kulturkritik that idyllicizes the past. This is no less misguided than to indiscriminately welcome everything new and thus celebrate cyborgization as the culmination of human optimization and as a triumph of the cybernetic organisms of the future over the antiquated model of the human individual.

Schlagworte: Körper, Optimierung, Selbst, body, self, Cyborg, Enhancement, optimization
Formate: pdf, html
Jürgen Straub, Oswald Balandis
Seite 72 - 82 | doi: 10.21706/fd-43-1-72
Aus dem Feld
Prof. em. Dr. Jürgen Kriz erhält Egnér-Preis 2019
Formate: pdf, html
Seite 83 - 83 | doi: 10.21706/fd-43-1-83
Von stillgelegten Bergwerken und unvollständigen Puzzeln
Formate: pdf, html
Rudolf Klein
Seite 84 - 89 | doi: 10.21706/fd-43-1-84
Gespiegelt
Buchbesprechungen

Hörlin, Sinje
Figuren des Misstrauens (Emlein, Günther)

Klein, Rudolf; Schmidt, Gunther
Alkoholabhängigkeit (Schlippe, Arist von)

Ahlers, Corina
Kommunikative Kompetenz. Das Rollenspiel in der systemischen Psychotherapie (Schlippe, Arist von)

Formate: pdf, html
Seite 90 - 93 | doi: 10.21706/fd-43-1-90
Aus dem Feld
Coaching seniorer Führungspersönlichkeiten: Anleitung zum Unglücklichsein?
Formate: pdf, html
Hans Schlipat
Seite 95 - 95 | doi: 10.21706/fd-43-1-95
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