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Trauma & Gewalt, 2022, Jg. 16, Ausgabe 2

Trauma & Gewalt, 2022, Jg. 16, Ausgabe 2

Suizidalität und Trauma

DOI: 10.21706/tg-16-2

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Beschreibung


Die Ausgabe 2 des Jahres 2022 widmet sich dem Thema Suizidalität und greift damit eine Thematik auf, die klinisch sehr bedeutsam ist und auch im Forschungskontext eine Herausforderung darstellt. Obwohl bekannt ist, dass Traumatisierungen sowie Missbrauchs- und Vernachlässigungserfahrungen in der Kindheit einen Risikofaktor für suizidales Erleben und Verhalten darstellen, wird dieser Zusammenhang selten systematisch betrachtet, und die Mechanismen, die hinter diesem Zusammenhang liegen, sind noch immer nicht gut geklärt. Auch für die therapeutische Versorgung von Patient*innen mit Traumatisierungen und suizidalem Erleben und Verhalten fehlt es an spezifischen Ansätzen.
Diese Ausgabe stellt nun einige wichtige Aspekte der Thematik in verschiedenen Formaten dar.

Bibliographische Angaben


Herausgegeben von:Silke Birgitta Gahleitner, Heide Glaesmer, Ingo Schäfer und Carsten Spitzer
1. Auflage, Erscheinungstermin: 23.05.2022
ISSN print: 1863-7167 / ISSN digital: 2510-4225

Details


Editorial
Suizidalität und Trauma
Formate: pdf, html
Heide Glaesmer, Birgit Wagner
Seite 89 - 89 | doi: 10.21706/tg-16-2-89
Im Fokus
Suizidales Erleben und Verhalten im Kontext von Traumatisierungen und Posttraumatischen Belastungsstörungen
Theoretische Hintergründe und praktische Implikationen

Traumatische Erfahrungen sowie Missbrauchs- und Vernachlässigungserfahrungen in der Kindheit stellen wichtige Risikofaktoren für suizidales Erleben und Verhalten dar. Daraus resultiert ein häufig gemeinsames Auftreten von suizidalem Erleben und Verhalten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Obwohl für beide Störungsentitäten wirksame Behandlungsansätze zur Verfügung stehen, werden diese selten integriert klinisch eingesetzt. Oft wird suizidales Erleben und Verhalten auch als Kontraindikation für eine PTBS-Behandlung gesehen. Deshalb werden evidenzbasierte PTBS-Behandlungen, wie beispielsweise die traumafokussierten Verfahren, bei Patient:innen mit suizidalem Erleben und Verhalten oft nicht durchgeführt oder erst verzögert eingesetzt. Aber auch in klinischen Studien werden Patient:innen mit suizidalem Erleben und Verhalten häufig ausgeschlossen. Im Beitrag werden theoretisch Hintergründe dargelegt, Ergebnisse klinischer Studien zur PTBS-Behandlung unter Berücksichtigung suizidalen Erlebens und Verhaltens vorgestellt und klinische Implikationen zum Umgang mit suizidalem Erleben und Verhalten in der PTBS-Behandlung abgeleitet.

Traumatic experiences and experiences of abuse and neglect in childhood represent important risk factors for suicidal ideation and behavior. This results in a frequent co-occurrence of suicidal ideation and behavior with Posttraumatic Stress Disorder (PTSD). Although effective treatment approaches are available for both clinical entities, they are rarely used in an integrated clinical manner. Often, suicidal ideation and behavior is seen as a contraindication for PTSD treatment, and evidence-based PTSD treatment (e. g. prolonged exposure) for patients with suicidal ideation and behavior is then delayed or not used. Further, patients with suicidal ideation or behavior are often excluded in clinical trials. This article gives an overview about the theoretical background, results of clinical studies on PTSD treatment with regard to suicidal ideation and behavior. Clinical implications for dealing with suicidal ideation and behavior in PTSD treatment are derived.

Schlagworte: PTBS, Trauma, Behandlung, PTSD, treatment, Suicide, Suizide, Suizidgedanken, Suizidversuche, suicidal ideation, suicide attempts
Formate: pdf, html
Heide Glaesmer, Birgit Wagner, Antje Schönfelder
Seite 92 - 107 | doi: 10.21706/tg-16-2-92
Suizidalität bei geflüchteten Menschen mit Traumafolgestörungen
Praktische Einblicke aus der psychosozialen Versorgung

Es wird zunächst ein theoriegeleiteter Überblick über Kenntnisstand zu Suizidalität und deren Risikofaktoren bei geflüchteten Menschen gegeben. Im Anschluss werden praktische Erfahrungen zum Umgang mit Suizidalität aus der Arbeit mit traumatisierten Geflüchteten im ambulanten und teilstationären Setting eines psychosozialen Zentrums für traumatisierte geflüchtete Menschen dargestellt. In der therapeutischen Arbeit mit geflüchteten Menschen im ambulanten und teilstationären Setting ist die Suizidalität ein immanenter Ausdruck der komplexen Traumafolgestörungen. Zusätzlich stellen Postmigrationsstressoren eine anhaltende Belastung dar, die krisenhaft die suizidalen Gedanken und / oder Handlungen akut verstärken können. Daher ist es unabdingbar, immer auch Postmigrationsstressoren therapeutisch zu fokussieren. Es hat sich gezeigt, dass eine enttabuisierende und offene Einstellung der Therapeut:innen zur Suizidalität ein tragendes Agens für die Therapie ist. Um diese Verantwortung als Therapeut:in mittragen zu können, ist es wichtig, ein kollegiales Netzwerk und eine Supervision / Intervisionsgruppe zu nutzen.

First, a theory-based overview of the knowledge on suicidality and its risk factors among refugees is given. This is followed by a presentation of practical experiences in dealing with suicidality from work with traumatised refugees in the outpatient and day-care setting of a psychosocial centre for traumatised refugees. In therapeutic work with refugees in outpatient and day-care settings, suicidality is an immanent expression of complex trauma sequelae. In addition, postmigration stressors represent a persistent burden that can acutely intensify suicidal thoughts and / or actions in a crisis. Therefore, it is essential to always focus therapeutically on postmigration stressors. It has been shown that a therapist’s open attitude towards suicidality is a supporting agent for the therapy. In order to be able to share this responsibility as a therapist, it is important to use a collegial network and a supervision / intervision group.

Schlagworte: therapeutische Beziehung, Suizidalität, refugees, therapeutic relationship, suicidality, geflüchtete Menschen, Postmigrationsstressoren, postmigration stressors
Formate: pdf, html
Maria Böttche, Nadine Stammel, Tanja Waiblinger, Wail Diab
Seite 108 - 116 | doi: 10.21706/tg-16-2-108
Kurztherapie nach Suizid­versuch bei Patientinnen und Patienten mit Traumatisierung
Die Kurztherapie ASSIP bei traumatisierten Menschen: ein Fallbericht

Viele Menschen mit Traumatisierungen in ihrer Lebensgeschichte berichten von längerfristigem, aber auch von akutem suizidalem Erleben und Verhalten. Die Behandlung kann dabei herausfordernd sein. Zum einen, weil die Hälfte der suizidalen Menschen eine Behandlung nicht wahrnimmt oder frühzeitig abbricht, zum andern können sich Behandlerinnen und Behandler mit der Komplexität des Störungsbildes überfordert fühlen. In den letzten Jahren wurden spezifische Psychotherapieverfahren für Patientinnen und Patienten nach einem Suizidversuch entwickelt, die nachweislich das Risiko von Suizidhandlungen reduzieren. Eines davon ist das Attempted Suicide Short Intervention Program (ASSIP). In der Kurztherapie ASSIP können Patientinnen und Patienten ihre Geschichte offen erzählen und dadurch früh eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung aufbauen. Durch das Erzählen der eigenen Geschichte kann die Patientin oder der Patient auch traumatische Erlebnisse biografisch einordnen. Das Erkennen von traumatisch bedingten Inkonsistenzen, bedrohten Motiven und Lebensthemen ermöglicht ein neues Verständnis des suizidalen Erlebens und Verhaltens. In diesem Beitrag wird das therapeutische Vorgehen der Kurztherapie ASSIP bei Patientinnen und Patienten mit Traumatisierungen in der Lebensgeschichte beschrieben.

Many people with a background of traumatic experience report prolonged, as well as acute, suicidal ideation and / or behavior(s). Treatment can be challenging. On the one hand, suicidal patients do not take advantage of treatment or drop out prematurely. On the other hand, treatment providers may feel overstrained with the complexity of the disorder. In recent years, specific psychotherapies that have shown to reduce the risk of suicidal behavior, have been developed for patients after a suicide attempt. One of these is the Attempted Suicide Brief Intervention Program (ASSIP). In the ASSIP brief therapy, patients can openly tell their story, thereby establishing a trustful therapeutic relationship early on. By narrating the suicidal process, patients can place traumatic experience biographically and establish a more profound understanding of the suicidal crisis. By recognizing inconsistencies caused by trauma, threatened motives and life-themes, a new understanding of suicidal ideation and behavior can be established. This paper shows the therapeutic procedure of the ASSIP brief therapy for patients who have been traumatized in their past.

Schlagworte: Trauma, Traumatisierung, Kurztherapie, Fallbeispiel, brief therapy, suizidales Erleben und Verhalten, ASSIP, suicidal ideation and / or behavior, case ­report
Formate: pdf, html
Anja Gysin-Maillart, Adriana Frei, Tamim Ansary, Sebastian Walther
Seite 118 - 127 | doi: 10.21706/tg-16-2-118
Hinterbliebene nach einem Suizid von nahen Angehörigen
Ein Interview mit Martha Wahl, Raimund Wahl, Tobias Dost, geführt von Birgit Wagner
Formate: pdf, html
Birgit Wagner
Seite 128 - 136 | doi: 10.21706/tg-16-2-128
»Suizidgedanken passen nicht ins Männerbild«
Ein Interview mit Falk Schuster, geführt von Cora Spahn
Formate: pdf, html
Cora Spahn
Seite 138 - 143 | doi: 10.21706/tg-16-2-138
Aus der Forschung
Wie kann Online-Selbsthilfe Menschen mit Traumafolgestörungen unterstützen?

Bisher liegen kaum empirische Daten zur Bedeutung von Online-Selbsthilfeangeboten für Menschen mit Traumafolgestörungen vor. Im Rahmen einer Online-Befragung haben N = 137 Menschen mit Traumafolgestörungen, die Online-Selbsthilfeforen nutzen, offene Fragen zu den Vorteilen, Nachteilen und Grenzen von Online-Selbsthilfeforen sowie zu den wahrgenommenen Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen durch die Nutzung von Online-Selbsthilfeforen beantwortet. Die Antworten wurden mithilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Am häufigsten wurden Vorteile bezüglich des Peer-to-Peer-Austauschs genannt, die ein Zugehörigkeitsgefühl und Hilfe zur Selbsthilfe umfassten. Eine mögliche Destabilisierung durch die Forennutzung wurde als Nachteil thematisiert. Die mit dem Online-Format einhergehende Anonymität wurde gleichermaßen als Vorteil sowie als Nachteil benannt. Als Folge der Nutzung wurden hauptsächlich intrapersonelle Veränderungen, Veränderungen in professionellen Unterstützungsangeboten sowie soziale Kontakte betreffende Veränderungen genannt. Ein substanzieller Teil der Befragten erwähnte Verzahnungen zwischen Forenteilnahme und Psychotherapie, zwei Drittel befanden sich zum Erhebungszeitpunkt in Behandlung. Wie sich unterschiedliche Unterstützungsangebote gegenseitig beeinflussen und diese maximal fördernd kombiniert werden können, sollte zukünftig erforscht werden.

Online self-help opportunities are increasing. What role do they play for people with trauma-related disorders? Empirical data on this question is lacking. In an online survey, N = 137 people with trauma-related disorders who use online self-help forums answered open questions about the advantages, disadvantages, and limitations of online self-help forums as well as changes associated with their use. The responses were analyzed using quantitative content analysis. The most common advantages cited related to peer-to-peer exchange, which included a sense of belonging and helping people help themselves. A disadvantage was possible destabilization through the use of online self-help forums. The anonymity associated with the online format was reported as both an advantage and a disadvantage. The main outcomes of using online self-help forums mentioned included intrapersonal changes, changes in professional support and in social contacts. A substantial number of participants mentioned using online self-help forums and psychotherapy in parallel. Two-thirds of participants were in professional treatment at the time of the survey. How different support opportunities influence each other and how these can be combined to provide the best possible support to people with trauma-related disorders should be addressed in future research.

Schlagworte: Empowerment, Psychotherapie, Traumafolgestörungen, Psychotherapy, Online-Selbsthilfe, Versorgung, health care, online self-help, trauma-related disorders
Formate: pdf, html
Agostino Mazziotta, Merle Frey, Anette Rohmann
Seite 144 - 158 | doi: 10.21706/tg-16-2-144
Forum
Mitteilungen der DeGPT
Formate: pdf, html
Seite 162 - 163 | doi: 10.21706/tg-16-2-162
Mitteilungen des FVTP
Formate: pdf, html
Seite 164 - 165 | doi: 10.21706/tg-16-2-164
Mitteilungen der GPTG
Formate: pdf, html
Seite 166 - 167 | doi: 10.21706/tg-16-2-166

Autor:innen


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Silke Birgitta Gahleitner(Hrsg.)

Silke Birgitta Gahleitner, Prof. Dr., lehrt »Klinische Psychologie und Sozialarbeit« an der Alice Salomon Hochschule in Berlin und leitet die Arbei...

Silke Birgitta Gahleitner, Prof. Dr., lehrt »Klinische Psychologie und Sozialarbeit« an der Alice Salomon Hochschule in Berlin und leitet die Arbeitsgruppe »Psychosoziale Traumaarbeit, Traumaberatung und Traumapädagogik« der DeGPT.

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© Dirk Hofmeister

Heide Glaesmer(Hrsg.)

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Heide Glaesmer, Prof. Dr., ist stellvertretende Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig und Leiterin der dortigen Arbeitseinheit »Psychotraumatologie und Migrationsforschung«.

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Ingo Schäfer(Hrsg.)

Ingo Schäfer, Prof. Dr. med., aktuell leitet er die Spezialambulanz für Traumafolgestörungen und die OEG-Ambulanz am UKE, das Hamburger Behandlungs...

Ingo Schäfer, Prof. Dr. med., aktuell leitet er die Spezialambulanz für Traumafolgestörungen und die OEG-Ambulanz am UKE, das Hamburger Behandlungszentrum für geflüchtete Menschen mit Traumatisierungen, einen Schwerpunkt zur integrierten Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Borderline-Störung sowie den Arbeitsbereich Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte betreffen neben komplexen Traumafolgen und Komorbiditäten die Versorgung akuter Traumatisie...

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Carsten Spitzer(Hrsg.)

Prof. Dr. med. Carsten Spitzer studierte Medizin in Aachen und Lübeck. Er promovierte bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger (einem der Gründung...

Prof. Dr. med. Carsten Spitzer studierte Medizin in Aachen und Lübeck. Er promovierte bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger (einem der Gründungsherausgeber dieser Zeitschrift) zu Patienten mit Konversionsstörungen und beschäftigt sich seither klinisch und wissenschaftlich mit dem Konstrukt der Dissoziation und der Psychotraumatologie. 
Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie leitete er von 2012 bis 2019 als Ärztlicher Dir...

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