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Trauma & Gewalt, 2021, Jg. 15, Ausgabe 4

Trauma & Gewalt, 2021, Jg. 15, Ausgabe 4

Trauma und Traumafolgestörungen – Soziale Verantwortung, Staat, Justiz

DOI: 10.21706/tg-15-4

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Bibliographische Angaben


1. Auflage, Erscheinungstermin: 02.11.2021
ISSN print: 1863-7167 / ISSN digital: 2510-4225

Details


Editorial
Trauma und Traumafolgestörungen – Soziale Verantwortung, Staat, Justiz
Formate: pdf, html
Heide Glaesmer, Ruth Ebbinghaus
Seite 273 - 273 | doi: 10.21706/tg-15-4-273
Wissenschaft
Zur Geopolitik des Traumas
Konturen einer kritischen Raumtheorie für die Traumaforschung

Der spatial turn – auf Deutsch, die kritische Raumtheorie – ist relevant für die Traumaforschung, da Diskurse über Traumatisierungen und ihre Folgen immer auch Diskurse über Orte sind, die Gewalt ermöglichen und an denen Gewalt stattfindet. Die Grenzen, Strukturen und Dynamiken sozialer Räume, die gewisse soziale Gruppen und gewisse Individuen traumatisierender Gewalt aussetzen, beeinflussen nicht nur, wer Opfer dieser Gewalt wird, sondern auch, wo und wie Wissen dazu entsteht und verbreitet wird. Um die Relevanz der kritische Raumtheorie für die Traumaforschung zu unterstreichen, nimmt dieser Beitrag seine Leser auf eine kurze Reise von New York über Bayern und Südafrika nach Israel und Palästina mit. So wird an verschiedenen Beispielen aufgezeigt, wie nationale und internationale politische Entwicklungen und Ereignisse als auch globale, Nord-Süd- und Ost-West-Unterschiede und Spaltungen die Entwicklung der Traumaforschung prägen, indem sie zu lokalen räumlichen Konstellationen, Hierarchien und Strukturen Anlass geben, die die Produktion und Anwendung von Traumawissen beeinflussen.

The spatial turn is relevant to trauma research because discourses about trauma and its consequences are always discourses about places that enable violence. The boundaries, structures, and dynamics of social spaces that expose certain social groups and individuals to traumatizing violence determine not only who exercises violence and is victimized by that violence, but also where and how knowledge about trauma emerges. To underscore the relevance of the spatial turn to trauma research, this paper takes its readers on a short journey from New York via Bavaria and South Africa to Israel and Palestine. Thus, various examples will demonstrate how national and international political developments and events, as well as global, North-South, and East-West differences and divisions, shape the development of trauma research by giving rise to local spatial constellations, hierarchies, and structures that influence the production and application of trauma knowledge.

Schlagworte: posttraumatische Belastungsstörung, Kindesmisshandlung, post-traumatic stress disorder, child abuse, Unfalltrauma, Dauerbelastung, Foltertrauma, accident trauma, continuous traumatic stress, torture trauma
Formate: pdf, html
José Brunner
Seite 276 - 286 | doi: 10.21706/tg-15-4-276
Cybermobbing im Kindes- und Jugendalter
Folgen für die Betroffenen und Möglichkeiten der Prävention und Intervention in der Lebenswelt Schule am Beispiel des Programms Medienhelden

Cybermobbing ist ein im Schulkontext häufig diskutiertes Phänomen und geht mit zum Teil erheblichen psychischen Folgen für die Betroffenen einher. Im klinischen Kontext kann bei verschiedenen Störungen im Kindes- und Jugendalter (z. B. Angststörungen, Depression, psychosomatischen Beschwerden) Cybermobbing eine Rolle spielen, dennoch liegen bisher nur wenige evidenzbasierte Verfahren zur Therapie mit direktem Bezug zum Cybermobbing bzw. generell zum Mobbing in der Schule vor. Auch evidenzbasierte Präventionsmaßnahmen an Schulen, die Cybermobbing entgegenwirken oder sinnvolle Interventionen im Umgang mit dem Phänomen anbieten, sind nach wie vor selten. Im Beitrag werden das Phänomen Cybermobbing sowie Ausdrucksformen und Folgen erläutert und Möglichkeiten der Prävention und Intervention in der Lebenswelt Schule mit dem evidenzbasierten Programm Medienhelden vorgestellt.

Cyberbullying is a frequently discussed phenomenon in the school context and is associated with considerable negative psychological consequences for those affected. In the clinical context, cyberbullying can play a role in the development of various disorders in childhood and adolescence (e. g. anxiety disorders, depression, psychosomatic complaints). However, so far there are only a few evidence-based interventions directly addressing cyberbullying or bullying at school respectively. Evi­dence-based preventive interventions in schools that counteract cyberbullying or offer meaningful interventions in dealing with the phenomenon are still rare. In the present article, the phenomenon of cyberbullying, forms of expression and consequences are explained and possibilities for prevention and intervention in the school environment are presented, on the example of the evidence-based program Media Heroes (German: Medienhelden).

Schlagworte: Schule, Prävention, prevention, school, Cybermobbing, cyberbullying, outcome, Medienhelden, Media Heroes
Formate: pdf, html
Herbert Scheithauer
Seite 288 - 295 | doi: 10.21706/tg-15-4-288
Sexarbeit und psychische ­Gesundheit
Zwischen Selbstbestimmung, Traumafolgen und Reviktimisierung

Die Lebensgeschichten, Arbeitsbedingungen und Gesundheitssituationen von Sexarbeiterinnen sind vielfältig. Viele haben nicht nur in der Kindheit, sondern auch in ihren Partnerschaften und in Ausübung ihrer Tätigkeit Gewalt erlebt und leiden unter psychischen und körperlichen Beschwerden. Je nach Arbeitskontext berichten sie jedoch unterschiedlich häufig von Gewalterfahrungen und gesundheitlichen Problemen. Traumafolgestörungen können das Risiko von Sexarbeiterinnen erhöhen, erneut Gewalt zu erleiden. Gesetzgebungen, die die Ausübung oder den Kauf von Sexarbeit verbieten, scheinen sie jedoch nicht vor Gewalt zu schützen. Stattdessen sind Sexarbeiterinnen in Ländern, die Sexarbeit kriminalisieren, vermutlich besonders häufig Gewalt ausgesetzt und von Hilfen abgeschnitten. Eine traumaorientierte Psychotherapie kann gewaltbetroffenen Sexarbeiterinnen helfen, Symptome einer Traumafolgestörung zu reduzieren und Denk- und Verhaltensmuster zu verändern, die einer Verbesserung ihrer Lebenslage im Weg stehen.

The life stories, working conditions and health situations of sex workers are diverse. Many have experienced violence – not only in childhood, but also by their partners and at work – and suffer from psychological and physical complaints. However, depending on the work context, sex workers report abuse and health problems at different rates. Trauma sequelae can increase sex workers’ risk of revictimization. However, legislations that prohibit the practice or purchase of sex work do not appear to protect them from violence. Instead, sex workers in countries that criminalize sex work are likely to be more exposed to violence and repression and cut off from help. Trauma-informed psychotherapy can help sex workers with experiences of abuse reduce trauma symptoms and change patterns of thinking and behavior that stand in the way of improving their lives.

Schlagworte: psychische Gesundheit, Mental Health, Trauma, Gewalt, violence, Sexarbeit, Reviktimisierung, sex work, revictimization
Formate: pdf, html
Melanie Büttner, Stefan Tschöke, Judith Gleixner
Seite 296 - 314 | doi: 10.21706/tg-15-4-296
Forum
CHAOS: Through the lens of the arts
Eine Auseinandersetzung mit Trauma und Resilienz aus wissenschaftlicher und künstlerischer Perspektive
Formate: pdf, html
Ilana Weiser-Senesh, Fatma Shanan, Diana Schuemann
Seite 316 - 323 | doi: 10.21706/tg-15-4-316
Wissenschaft
Das kumulative Trauma
Eine Rekapitulation von Masud Khan im Lichte aktueller Ansätze

Das von Masud Khan (1963) begründete Konzept des kumulativen Traumas findet mit Blick auf die neuere Traumaforschung kaum Beachtung und wird, wenn überhaupt, als deskriptive Kategorie herangezogen, ohne das subtile, aber wiederholte Aussetzen elterlicher Fürsorgefunktionen zu berücksichtigen, welches nach Kahn jedoch der entscheidende traumatogene Faktor ist. Nach einer Rekapitulation der ursprünglichen Konzeptualisierung und ihrer wichtigsten Eckpunkte wird das kumulative Trauma mit aktuellen Forschungszusammenhängen wie der Bindungstheorie, dem Entwicklungstrauma und der Mentalisierungforschung verknüpft und letztlich als ein Beitrag zum Verständnis der transgenerationalen Transmission von komplexen Traumatisierungen im Kontext von Krieg und Flucht begriffen.

The concept of Cumulative Trauma as established by Khan (1963) has hardly been taken into account in recent trauma research literature except as a purely descriptive category ignoring the suspension of the parental care function that Khan identified as the decisive traumatogenic factor in the traumatization of children. After a recapitulation of its original conceptualization, Cumulative Trauma is linked here to current research approaches (attachment, mentalization, etc.) and ultimately recommended as a theoretical approach in understanding the transgenerational transmission of complex traumas affecting war refugees.

Schlagworte: Mentalisierung, Traumatransmission, Mutter-Kind-Interaktion, mother-child interaction, mentalization, kumulatives Trauma, cumulative trauma, trauma transmission
Formate: pdf, html
Pia Andreatta, Gianluca Crepaldi
Seite 324 - 333 | doi: 10.21706/tg-15-4-324
Häufigkeit seelischer und ­körperlicher Erkrankungen bei begutachteten Leistungssportlern der DDR
Ein quantifizierender Befundüberblick

Fragestellung: Über die Häufigkeit von Erkrankungen ehemaliger Leistungssportler der DDR infolge staatlichen Dopings ist bislang wenig bekannt. Ziel der Studie war, entsprechende Schäden zu quantifizieren.

Methode: Befunde aus 57 halbstandardisierten Begutachtungsinterviews mit ehemaligen Leistungssportlern wurden aggregiert und quantifizierend ausgewertet.

Ergebnisse: Depression, Posttraumatische Belastungsstörung, Anpassungsstörung sowie anhaltende somatoforme Schmerzstörung liegen in der untersuchten Population signifikant höher vor als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die Zahl degenerativer Erkrankungen erscheint hoch, ebenso Verletzungen in aktiver Zeit, verletzungsbedingtes Karriereende und Virilisierungserscheinungen bei ehemaligen Leistungssportlerinnen.

Diskussion: Das System staatlichen Dopings in der DDR und die aktuelle Situation vieler Betroffener werden vor dem Hintergrund der Ergebnisse kritisch reflektiert. Weiterhin werden methodische Beschränkungen des hier verwendeten Ansatzes erörtert und Fragestellungen für umfangreichere quantitative Studien abgeleitet.

Study questions: The subsequent morbidity in former squad athletes in the German Democratic Republic (GDR) is largely unknown. The present study aimed at the quantification of corresponding damages.

Method: Data from semi-standardized interviews with 57 former squad athletes undergoing an expert assessment were aggregated and analyzed by quantitative methods.

Results: Depression, Posttraumatic Stress Disorder, Adjustment Disorders, and Somatoform Pain Disorder were significantly more frequent in our sample compared to the population. The frequency of degenerative disorders seems elevated, as well as injuries during past athletic activity, career termination caused by injuries, and virilization phenomena in female squad athletes.

Discussion: The system of government-aided doping in the GDR and the ­current situation of many affected subjects are critically reflected in the light of these results. Furthermore, methodological limi­tations of the present approach are considered, and questions for more comprehensive quantitative studies are suggested.

Schlagworte: Traumafolgestörungen, Doping, degenerative Erkrankungen, Sportverletzungen, Virilisierung, posttraumatic disorders, degenerative diseases, sport injuries, virilization
Formate: pdf, html
Thomas Klauer, Simon Buhrmann, Jochen Buhrmann, Daniela Richter
Seite 334 - 345 | doi: 10.21706/tg-15-4-334
Forum
Rwandan Daughters
Photographs by Olaf Heine
Formate: pdf, html
Yuriy Nesterko
Seite 346 - 346 | doi: 10.21706/tg-15-4-346
Handbuch Häusliche Gewalt
Formate: pdf, html
Claudia Igney
Seite 347 - 348 | doi: 10.21706/tg-15-4-347
Posttraumatische Belastung bei Kindern und Jugendlichen
Erkennen, verstehen, lösen
Formate: pdf, html
Reinert Hanswille
Seite 349 - 349 | doi: 10.21706/tg-15-4-349
Mitteilungen der DeGPT
Formate: pdf, html
Seite 352 - 353 | doi: 10.21706/tg-15-4-352
Mitteilungen der GPTG
Formate: pdf, html
Seite 354 - 355 | doi: 10.21706/tg-15-4-354
Nachruf
auf Wolfgang U. Eckart
Formate: pdf, html
Seite 358 - 358 | doi: 10.21706/tg-15-4-358
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