Forschungsergebnisse verdeutlichen in großer Zahl, wie psychosoziale Belastungen von Müttern und Vätern die frühe Entwicklung ihrer Kinder beeinflussen und sogar intergenerativ weitervermittelt werden. Sie zeigen, wie bereits intrauterin die Stressverarbeitungssysteme aufgebaut und durch Störungen beeinträchtigt werden können. Um eine Verfestigung solcher Fehlentwicklungen zu vermeiden und der Gefahr von Kindesmisshandlungen zu begegnen, braucht es noch mehr frühpräventive und -interventive Unterstützung. Fallbeispiele zeigen, wie notwendig und aufwendig frühe Hilfen sein können, um langwierige und kostenintensive Entwicklungsprozesse abzuwenden.
Research findings illustrate in large numbers how psychosocial stressors of mothers and fathers influence the early development of their children and are even passed on intergenerationally. More early prevention and intervention support is needed to prevent these disorders from becoming entrenched and to address the risk of child maltreatment. Case studies show how necessary and costly early assistance can be to avert protracted and costly developmental processes.
Väter sind bereits in der vorgeburtlichen Entwicklung des Kindes von Bedeutung, wie Ergebnisse der Neuroendokrinologie und Epigenetik demonstrieren. Väter üben durch ihre Spielfeinfühligkeit einen vergleichbar großen Einfluss auf die kindliche Entwicklung sicherer innerer Arbeitsmodelle aus wie Mütter. Der besondere, distinktive Beitrag der Väter zur Entwicklung ihrer Kinder durch Akzentuierung des Geschlechts des Kindes, Förderung von Motorik und Autonomie sowie Lehrfunktion verändert sich in Abhängigkeit des Alters des Kindes und ist abgestimmt auf das Geschlecht des Kindes. Die hohe Diversität von Vaterrollen stellt eine therapeutische Herausforderung nicht nur in der Behandlung erwachsener Patienten, sondern auch in der Elternarbeit im Rahmen von Kinder- und Jugendlichentherapien dar. Des Weiteren zeigt sich, dass die Kinder für die Väter auch eine Entwicklungschance bieten.
Fathers are important even in the prenatal development of the child, as epigenetic and neuroendocrinological findings demonstrate. Due to his sensitivity to play, he exerts a comparably strong influence on the child’s development of secure internal working models as does the mother. The special, distinctive contribution of fathers to the development of their children by accentuating the child’s gender, promoting motor skills and autonomy, and teaching functions changes depending on the child’s age and is tailored to the child’s gender. The great diversity of father roles represents a challenge to therapy not only in the treatment of adult patients, but also in parent work in the context of child and adolescent therapies. Furthermore, the children offer also a developmental opportunity for fathers.
Alleinerziehende sind hohen psychosozialen und gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt, welche sich auch ihren Kindern mitteilen. Das bindungswissenschaftlich und entwicklungspsychologisch basierte Gruppenangebot »wir2« ist ein nachhaltig wirksames Unterstützungsprogramm für Alleinerziehende und ihre Kinder zur Verbesserung psychischer und psychosomatischer Beschwerden. Das Programm wird im Rahmen eines gestuften Versorgungsmodells im kommunalen Setting (wir2) und in der stationären psychosomatischen Rehabilitation (wir2kompakt, wir2Reha) erfolgreich eingesetzt. Sowohl die Ergebnisse einer randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie als auch einer naturalistischen Beobachtungsstudie weisen auf eine hohe Wirksamkeit des Programms mit positiven Effekten auf die psychische und psychosomatische Gesundheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ihrer Kinder hin.
Single parents are exposed to high psychosocial and health-related stress factors, which also impact their children. The group training »wir2«, which is based on attachment theory and developmental psychology, is an enduringly effective program for single parents and their children to improve psychological and psychosomatic complaints. The program is being successfully deployed in the framework of a stepped care model in a local setting (wir2) and inpatient psychosomatic rehabilitation (wir2kompakt, wir2Reha). The results of both a randomized controlled intervention study and a naturalistic observational study indicate the program’s great effectiveness with positive effects on the psychological and psychosomatic health of the participants and their children.
Nach einer Einführung in die mögliche positive Bedeutung von Geschwisterbeziehungen folgt ein Überblick der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Forschung zu Bullying unter Geschwistern und sexuellem Missbrauch in Geschwisterbeziehungen. Definitionen und Kriterien dieser Studien werden reflektiert. Die psychodynamische Bedeutung destruktiver Geschwisterbeziehungen wird anhand des Konzepts der unbewussten Fantasie und zweier Fallvignetten veranschaulicht, um abschließend auf entwicklungspsychologische und therapeutische Implikationen einzugehen.
After introducing positive aspects of sibling relationships a review of important findings in empirical research on sibling bullying and sexual abuse in sibling relationships is given. Definitions and criteria of key concepts are discussed. The concept of unconscious fantasies is introduced, which helps to understand the psychodynamic of destructive sibling relationships, which is illustrated by two vignettes. Developmental and therapeutic implications complete this work.
Da allmählich mehr ältere Männer eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen, stellt sich die Frage nach den dabei im Vordergrund stehenden psychotherapeutischen Aufgaben. In diesem Beitrag wird die Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater als eine zentrale Aufgabenstellung thematisiert. Nach einigen Fallvignetten folgen kulturgeschichtliche Ausführungen sowie eine Charakterisierung der Vätergeneration der heute älteren Männer, die Krieg, Flucht und Vertreibung erlebt hat. Nach Ausführungen zu vaterlos aufgewachsenen Männern folgen Überlegungen zu der Frage, wie diese Vätergeneration ihr Alter erlebt und bewältigt hat. Abschließend finden sich therapeutische Vorschläge und Anregungen.
As more and more older men are seeking psychotherapy, the question arises as to which psychotherapeutic tasks take the foreground. In this article, the confrontation with one’s own father is discussed as a central task. A few case vignettes are followed by cultural-historical explanations and a characterization of the generation of fathers of today’s older men, namely a generation who experienced war, fleeing, and displacement. After explanations of men who grew up without fathers, reflections follow on the question of how this generation of fathers experienced and coped with their old age. Finally, suggestions and proposals for therapy are offered.
Ausgangspunkt der Tragödie des Ödipus ist elterliche Gewalt: Übergriff und Missbrauch, Verstoßung und Aussetzung des Kindes. Das Schauspiel bringt maligne Elternmacht zur Aufführung. Das Skandalon maligner Elterlichkeit, innerfamiliär und außerfamiliär, steht heute im Brennpunkt politischer, wissenschaftlicher und rechtlicher Debatte. Eltern sind jedoch nicht notorisch destruktive Akteure. Im günstigen Fall ermöglichen sie den Kindern frühe beziehungsdynamische Erfahrungen liebevoller Kommunikation, behutsame und aufregende körperliche Interaktionen, die markanten Einfluss auf die Persönlichkeitsbildung ausüben. In der Psychoanalyse als Zwei- und Mehr-Personen-Psychologie sind Kinder und erwachsene Bezugspersonen im Spiel wechselseitiger leiblicher Resonanz auf Augenhöhe im Gespräch. Im Zentrum steht die interaktionelle Dynamik im Beziehungsraum.
The tragedy of Oedipus is structured around parental violence and abuse, rejection and abandonment. The drama stages malignant parental power. Today, the scandal of malignant parents both inside and outside families is the focus of political, scientific and judicial debate. Parents are not notoriously destructive actors. In the favorable cases, they enable children at an early date to experience interactional dynamics based on loving communication, caring and exciting physical interaction; all of this has a striking influence on how their personalities develop. In the psychoanalysis of two- or multiple-person psychology, children and adult role models playfully interact as equals in a relationship of reciprocal corporeal resonance. The focus here is the interactional dynamics of the relational space.
Prof. Dr. med. Carsten Spitzer studierte Medizin in Aachen und Lübeck. Er promovierte bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger (einem der Gründung...
Prof. Dr. med. Carsten Spitzer studierte Medizin in Aachen und Lübeck. Er promovierte bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger (einem der Gründungsherausgeber dieser Zeitschrift) zu Patienten mit Konversionsstörungen und beschäftigt sich seither klinisch und wissenschaftlich mit dem Konstrukt der Dissoziation und der Psychotraumatologie.
Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie leitete er von 2012 bis 2019 als Ärztlicher Dir...
Sebastian Euler, PD Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, speziell Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM) sowie...
Sebastian Euler, PD Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, speziell Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM) sowie Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik (SSCLPP), Psychoanalytischer Psychotherapeut (EFPP) und Gruppenanalytiker (D3G), stv. Klinikdirektor der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik am Universitätsspital Zürich (USZ). Er ist Träger des Hamburger Preises Persönlichkeitsstörungen 2017, Mitherausgeber der Psychodynamischen Psychotherapie ...
Annegret Boll-Klatt, Dr. phil. Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin; Leiterin der Ambulanz des Instituts für Psychotherapie (IfP) des Uni...
Annegret Boll-Klatt, Dr. phil. Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin; Leiterin der Ambulanz des Instituts für Psychotherapie (IfP) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf; Dozentin, Supervisorin und Lehrtherapeutin an zahlreichen psychologischen und ärztlichen Aus- und Weiterbildungsinstituten und an der Ärztekammer Schleswig-Holstein
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