Die Arbeit mit dem Fokus ist im stationären und ambulanten Setting gleichermaßen eine wertvolle Methode. Sie wird gut verständlich, wenn das Fokuskonzept eingebettet ist in einen kohärenten metatheoretisch fundierten Denkrahmen, wie er hier vorgestellt wird. Ausgehend von der stillen emotional-reflexiven Arbeit, wie Psychotherapeut:innen sie parallel zur dialogischen Arbeit mit ihren Patient:innen durchführen, wird in einem ersten Schritt beschrieben, wodurch die spezifische psychodynamische Arbeit eine transformative Wirkung auf das Selbst der Patient:innen entfaltet. In einem zweiten Schritt wird die Formulierung des Fokus als ein komplexes, den Patient:innen bislang unbewusstes Muster der Maladaption und Symptombildung vorgenommen. Dabei wird der Fokus verbunden mit einer Zielsetzung, die den Patient:innen ermöglicht, daran über das Ende der Kurzzeitpsychotherapie hinaus allein weiterzuarbeiten.
Working with the focus is a valuable method in both inpatient and outpatient settings. It becomes easy to understand when the concept of focus is embedded in a coherent metatheoretical framework, as presented here. Based on the silent emotional-reflective work that psychotherapists do parallel to the dialogical work with their patients, the first step here is to describe how the specific psychodynamic work has a transformative effect on the patient’s self. In a second step is shown, how the focus is formulated as a complex pattern of maladaptation and symptom formation of which the patient was previously unaware. The focus then is linked to a goal that enables the patient to continue working on it on his own beyond the end of the short-term psychotherapy.
Die Dynamic Interpersonal Therapy (DIT) ist eine zeitlich begrenzte, strukturierte Form der psychodynamischen Psychotherapie, die sich auf die Verbesserung von emotionalen und interpersonellen Schwierigkeiten einer Person konzentriert. Es wurde ein Einzelfall einer Patientin mit einer gemischten Angst- und depressiven Störung sowie Verdacht auf dissoziale Persönlichkeitsstörung mit 16 Sitzungen DIT hinsichtlich ihrer Symptombelastung, ihrer Reflexionsfähigkeit sowie ihrer Beziehungstests während der Sitzungen untersucht. Die Ergebnisse dieser Einzelfallanalyse erlauben einen genaueren Einblick in die Entwicklung verschiedener Variablen über den Verlauf einer DIT und bieten einige Ansatzpunkte für zukünftige Untersuchungen auch an großen Stichproben.
Dynamic Interpersonal Therapy (DIT; Lemma et al. 2011a) is a time-limited, structured form of psychodynamic psychotherapy that focuses on improving a person’s ability to cope with emotional and interpersonal difficulties. We studied the single case of a patient with a mixed anxiety and depressive disorder and suspected dissocial personality disorder who participated in 16 DIT sessions as to her symptom of distress, her reflectivity, and her relationship testing during them. The results of this single-case analysis allow a more detailed insight into the development of different variables over the course of a DIT and offer some starting points for future studies, also on large samples.
Innerhalb der psychoanalytischen Gemeinschaft wächst die Notwendigkeit, Forschungsdesigns zu entwickeln, die sowohl empirischen Kriterien entsprechen als auch die Besonderheiten der psychoanalytischen Therapie berücksichtigen. In der vorliegenden Arbeit wurde mit der Methodik der Einzelfallstudie, kombiniert mit einem objektivierenden Messinstrument (»case study plus«), dem DMRS-Q, den Forschungsfragen nachgegangen, ob sich die Abwehr einer Patientin im Verlauf einer psychoanalytischen Therapie verändert und ob dies mit einer Veränderung auf Symptom- und Strukturebene zu Therapieende und im Follow-up einhergeht. Für die Beantwortung beider Forschungsfragen fanden sich positive Hinweise.
The psychoanalytic community increasingly needs to devise research designs that both meet empirical criteria and take into account the specific characteristics of psychoanalytic therapy. In the present study, a clinical case study is combined with the objective methodology, the DMRS-Q (Di Giuseppe et al. 2014) to provide a single-case study plus. In it we explore research questions specifically focused on psychodynamic variables, namely whether a patient’s defense mechanisms change over the course of a psychoanalytic treatment and whether this is accompanied by a change in symptoms and psychological structure by the end of the sessions and in the follow-up. The results indicate positive answers to both questions.
Es fehlen evidenzbasierte Behandlungen, um Patient:innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), im ICD-11 auch als komplexe PTBS verschlüsselt, nachhaltig helfen zu können. Daher wird von Expert:innen eine Weiterentwicklung von Therapieansätzen empfohlen, die sowohl die Persönlichkeitsprobleme als auch die PTBS-Symptomatik adressieren. Zu diesem Zweck hat sich eine internationale Gruppe von Kliniker:innen formiert, die die Mentalisierungsbasierte Therapie mit Trauma-Fokus (MBT-TF) entwickelt. In diesem Beitrag wird das Konzept der MBT-TF vorgestellt und von einer ersten Implementation berichtet. Neben MBT-TF-Techniken findet bei dieser Implementation ein tiergestütztes Modul zum Aufbau von Ressourcen für die Traumaexposition statt.
There is a lack of evidence-based treatments to help patients with borderline personality disorder and post-traumatic stress disorder (PTSD), also coded as complex PTSD in the ICD-11. For this reason, experts recommend advancing treatment methods that address both personality problems and PTSD symptoms. To this end, an international group of clinicians has formed and developed the Mentalisation-Based Therapy with a Trauma-Focus (MBT-TF). In this article, the concept of MBT-TF is presented, and a report given on its first use. In addition to MBT-TF techniques, this implementation includes an animal-assisted module as a means to build resources for trauma exposure.
Einsicht gilt als zentraler Wirkmechanismus von Psychotherapie, wurde jedoch bisher kaum empirisch in der Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) untersucht. Zunächst wird ein objektbeziehungstheoretisches Modell der PTBS skizziert, welches deren Aufrechterhaltung unter anderem auf maladaptive interpersonelle Muster zurückführt. Anhand von Daten aus einer randomisiert-kontrollierten Studie (ENHANCE) zum Vergleich der Wirksamkeit psychodynamischer Therapie mit Verhaltenstherapie für PTBS werden die Operationalisierung sowie die Entwicklung von Einsicht in maladaptive Beziehungsmuster über den Verlauf zweier Traumatherapien exemplarisch dargestellt, einschließlich ihres Bezugs zur Veränderung der Symptombelastung.
Insight is considered a central mechanism of change in psychotherapy but has scarcely been empirically investigated in the treatment of posttraumatic stress disorder (PTSD). First, we outline an object-relations model, which attributes its persistence to maladaptive interpersonal patterns. Based on data from a randomized-controlled trial (ENHANCE) comparing the efficacy of psychodynamic therapy with cognitive behavioral therapy for PTSD, the development of insight into maladaptive relationship patterns over the course of two trauma therapies are then described, including their relation to changes in symptom severity.
Der folgende Beitrag stellt Auszüge aus dem Bindungsinterview (Adult Attachment Interview, AAI) eines ehemaligen Wochenkrippenkindes vor. Wochenkrippenkinder waren im Laufe ihrer ersten Lebensjahre von diskontinuierlichen Beziehungserfahrungen und in vielen Fällen von emotionaler Deprivation betroffen. Entsprechend der Bindungstheorie können diese Erfahrungen zu einer Segregation, das heißt Desorganisation des Bindungssystems, führen. Der Beitrag gibt zunächst einen Überblick zur Methodik des AAI zur Erfassung der Bindungsrepräsentanzen von Erwachsenen. Die Merkmale einer desorganisierten Bindungsrepräsentanz werden anhand von Ausschnitten aus dem AAI-Transkript von Frau A. dargestellt. Sie verdeutlichen, wie frühe Erfahrungen fehlender Bindung in den Narrativen Erwachsener über ihre Kindheit sichtbar werden können.
This article presents excerpts from the Adult Attachment Interview (AAI) of a former
Der 2019 erschienene Film
System Crasher
Prof. Dr. med. Carsten Spitzer studierte Medizin in Aachen und Lübeck. Er promovierte bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger (einem der Gründung...
Prof. Dr. med. Carsten Spitzer studierte Medizin in Aachen und Lübeck. Er promovierte bei Prof. Dr. Harald J. Freyberger (einem der Gründungsherausgeber dieser Zeitschrift) zu Patienten mit Konversionsstörungen und beschäftigt sich seither klinisch und wissenschaftlich mit dem Konstrukt der Dissoziation und der Psychotraumatologie.
Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie leitete er von 2012 bis 2019 als Ärztlicher Dir...
Sebastian Euler, PD Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, speziell Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM) sowie...
Sebastian Euler, PD Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, speziell Psychosomatische und Psychosoziale Medizin (SAPPM) sowie Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik (SSCLPP), Psychoanalytischer Psychotherapeut (EFPP) und Gruppenanalytiker (D3G), stv. Klinikdirektor der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik am Universitätsspital Zürich (USZ). Er ist Träger des Hamburger Preises Persönlichkeitsstörungen 2017, Mitherausgeber der Psychodynamischen Psychotherapie ...
Annegret Boll-Klatt, Dr. phil. Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin; Leiterin der Ambulanz des Instituts für Psychotherapie (IfP) des Uni...
Annegret Boll-Klatt, Dr. phil. Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin; Leiterin der Ambulanz des Instituts für Psychotherapie (IfP) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf; Dozentin, Supervisorin und Lehrtherapeutin an zahlreichen psychologischen und ärztlichen Aus- und Weiterbildungsinstituten und an der Ärztekammer Schleswig-Holstein
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