Angelika Stähle beleuchtet das konflikthafte Potential der Adoleszenz und Spätadoleszenz. Aus der psychoanalytischen Behandlung eines Spätadoleszenten wird die Suche nach Identität dargestellt. Der spannungsreiche Weg zwischen dem Bedürfnis nach Anerkennung des sexuellen Körpers und den Wünschen nach einer intimen Beziehung zu einer Frau und den gleichzeitig existenziellen Ängsten wird eindrucksvoll zur Darstellung gebracht.
Es folgt Suzanne Blundells Schilderung einer intensiven Psychotherapie eines vom Vater sexuell missbrauchten neunjährigen Mädchens, das an einem komplexen Beziehungstrauma leidet: dauerhafte Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses durch einen erschreckenden Vater und ein mangelndes mütterliches »Containment«. Das Kind konnte nicht denken, nicht lernen, gesund reagieren und nicht fühlen. Eine traditionell psychoanalytische Behandlung war beinahe unmöglich. In dieser Arbeit wird eine schonende psychodynamische Technik, angepasst an komplex traumatisierte Kinder, beschrieben.
Die analytische Säuglingsbeobachtung nach der Methode von Esther Bick wird in ihren Grundzügen und anhand von kurzen Auszügen aus Protokollen zu Beginn und am Ende einer das erste Lebensjahr des Babys umfassenden Beobachtung erläutert. Uta Zeitzschel geht auf die Rolle der begleitenden Seminargruppe und auf die für die Konzeptualisierung der Mutter-Baby-Beziehung grundlegenden Begriffe des Haltens und des Containments ein.
Im Zentrum dieses Beitrages stehen das konflikthafte Potential der Adoleszenz und Spätadoleszenz. Aus der psychoanalytischen Behandlung des Spätadoleszenten Christian werden seine Suche nach Identität und seine große Unsicherheit, wie er seine Liebessehnsüchte aushalten und gestalten könnte, dargestellt. Es wird deutlich, wie er die Spannung zwischen seinem Bedürfnis nach Anerkennung seines sexuellen Körpers und seinen Wünschen nach einer intimen Beziehung zu einer Frau und den gleichzeitig mobilisierten existenziellen Ängsten erkennen und dann schließlich verändern kann. Patient und Analytikerin mussten regressive Phasen durchstehen, in denen sensorische Empfindungen aufgenommen werden mussten, die durch misslungenes Containment nicht mentalisiert worden waren. Dies machte Christians »Angst zu lieben« in einem tieferen Sinne verstehbar als eine Abwehr, als ein Schutz vor dem Erleben früher traumatischer Erfahrungen aus einer Zeit, als sie nicht wahrgenommen werden konnten. Dadurch war die Integration des sexuellen Körpers und des sexuellen Erlebens bedrohlich geblieben und nicht mentalisierend in Psychosexualität verarbeitet worden. Von der Analytikerin war eine feste, jedoch flexible Haltung erforderlich, in der zunächst die Beziehung zwischen dem Körper und der Psyche im Zentrum der Arbeit stand und gesättigte Übertragungsdeutungen zurückgestellt wurden.
ABSTRACT:
Dieser Artikel beschreibt die Psychotherapie eines vom Vater sexuell missbrauchten 9-jährigen Mädchens, das an einem komplexen Beziehungstrauma litt. Die dauerhafte Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses der Patientin durch einen erschreckenden Vater und ein mangelndes mütterliches Containment zerstörte die Fähigkeit des Kindes, zu denken, zu lernen, gesund zu reagieren und zu fühlen. Dies machte eine traditionell psychoanalytische Behandlung für Patientin und Therapeutin beinahe unmöglich. In dieser Arbeit wird eine an komplex traumatisierte Kinder angepasste schonende psychodynamische Technik beschrieben, die notwendig ist, um akute Angst in der Übertragung und Gegenübertragung auszuhalten und zu verstehen. Es wird die Verarbeitung der traumatischen Erfahrungen während einer psychoanalytischen Behandlung von 4 Jahren beschrieben sowie die Bewältigung von Widerständen und Herausforderungen an die Psychoanalytikerin. Die Psychotherapie half der Patientin, ihren inneren Verfolger zunehmend in den Griff zu bekommen, so dass sie besser denken und fühlen konnte, weniger Angst, Wut, Einsamkeit und Hilflosigkeit zeigte und ein stabileres inneres Bild ihres Körpers und ihres Selbst entwickelte. Ein gegenseitiges Vertrauen zwischen dem Kind und der Analytikerin wurde langsam aufgebaut, was das Vertrauensverhältnis mit der leiblichen Mutter, die ihr Kind dreimal wöchentlich in die Therapiestunde brachte, stärkte.
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Die analytische Säuglingsbeobachtung nach der Methode von Esther Bick wird in ihren Grundzügen und anhand von kurzen Auszügen aus Protokollen zu Beginn und am Ende einer das erste Lebensjahr des Babys umfassenden Beobachtung dargestellt. Die Autorin geht auf die Rolle der begleitenden Seminargruppe und auf die für die Konzeptualisierung der Mutter-Baby-Beziehung grundlegenden Begriffe des Haltens und des Containments ein und diskutiert, warum die Teilnahme an einer analytischen Säuglingsbeobachtung ein wünschenswerter Bestandteil der psychoanalytischen Ausbildung für angehende Erwachsenen-Analytiker:innen ist.
Que peuvent nous apprendre les bébés ? L’observation psychanalytique d’un nourrisson comme l’élément bienvenu de la formation psychanalytique – L’article décrit dans les grandes lignes et à l’aide de courts extraits l’observation psychanalytique d’un nourrisson selon la méthode d’Esther Bick à partir de comptes rendus du début et de la fin d’une observation suivant la première année du nourrisson. L’autrice se penche sur le rôle du séminaire accompagnant la formation et sur les termes fondamentaux de tenue (
Michael Günter, Dr. med., Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Studium der Medizin, Kunstgeschichte und Empirischen Kult...
Michael Günter, Dr. med., Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Studium der Medizin, Kunstgeschichte und Empirischen Kulturwissenschaft in Tübingen und Wien, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und Lehranalytiker (DPV/IPA), Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Stuttgart, Leiter des Weiterb...
Kai von Klitzing, Prof. Dr. med., ist Direktor der Universitätsklinik und -poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes-...
Kai von Klitzing, Prof. Dr. med., ist Direktor der Universitätsklinik und -poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters in Leipzig, Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse/IPV; Gewählter Präsident der World Association for Infant Mental Health (WAIMH). Forschungsschwerpunkte: Entwicklungspsychopathologie, frühe Kindheit, Familienbeziehungen, Kinder-Narrative, Psychoanalyse...
Daniel Barth, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapie; Erwachsenen, Jugend- und Kinderpsychoanalytiker; Mitgl...
Daniel Barth, Dr. med., Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapie; Erwachsenen, Jugend- und Kinderpsychoanalytiker; Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse (SGPsa/IPA). 1995/96 Forschungsaufenthalt im Anna-Freud-Center bei Mary Target, psychoanalytische Lesegruppe mit Peter Fonagy von 1995 bis 2000. Schwerpunkt bildet die psychoanalytische Arbeit mit früh gestörten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im analytischen Setting. Daniel Barth ist Mit...
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