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Trauma & Gewalt, 2018, Jg. 12, Ausgabe 3

Trauma & Gewalt, 2018, Jg. 12, Ausgabe 3

Kollektives Trauma, Krieg und Terror

DOI: 10.21706/tg-12-3

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1. Auflage, Erscheinungstermin: 08.08.2018
ISSN print: 1863-7167 / ISSN digital: 2510-4225

Details


Editorial
Editorial
Formate: pdf, html
Jan Ilhan Kizilhan
Seite 185 - 185 | doi: 10.21706/tg-12-3-185
Forum
Kommentar zum Zeitgeschehen 
Diskursverschiebungen – Realität und Narrativ der sogenannten Flüchtlingskrise
Formate: pdf, html
Wolfgang U. Eckart
Seite 188 - 189 | doi: 10.21706/tg-12-3-188
Wissenschaft
Psychotherapeutische ­Versorgung kriegstraumatisierter Frauen aus dem Nordirak
Beispiel für ein spezialisiertes Gruppen­setting. Herausforderungen und Chancen für Betroffene und Behandlerinnen

Es wird ein spezifisches gruppenpsychotherapeutisches Behandlungsangebot für zehn kriegstraumatisierte Frauen aus dem Nordirak beschrieben, die im Rahmen eines Sonderkontingents nach Deutschland kamen. Dieses Angebot war eingebettet in sozialpädagogische und somatische Versorgungsstrukturen. Dem Einbezug von Kultur- und Sprachmittlern kam ebenso wie dem kultursensiblen Arbeiten kontinuierlich eine hohe Bedeutung zu. Die inhaltlichen Schwerpunkte des psychotherapeutischen Gruppenangebots lagen in der Psychoedukation, der Verbesserung der Emotionsregulation und des Selbstwirksamkeitserlebens sowie der Ressourcenaktivierung unter Einbezug der Entwicklung einer weitergehenden Perspektive in Deutschland. Es galt stets, eine angemessene Balance aus der Anerkennung des Leids und dem Schaffen von Raum für Ressourcenarbeit herzustellen. Bei einem insgesamt positiven Verlauf des Gruppenangebots sind die fortbestehenden hohen Belastungen der Frauen sowie die besonderen Herausforderungen für die Behandelnden im Blick zu behalten. Aus Sicht der Behandelnden sind Supervision und kollegialer Austausch unerlässlich für eine auch auf die eigenen Ressourcen bedachte Tätigkeit.

Psychotherapeutic Care for Northern Iraqi Women with War Traumas – An example of a specialized group setting. Challenges and prospects for victims and therapists
The article describes a specific group-psychotherapeutic treatment scheme offered to ten war-traumatized women from northern Iraq arriving in Germany as part of a special contingent. The treatment was embedded in socio-pedagogical and somatic care structures. Great importance was attached at all times to the inclusion of experts on both languages and cultures involved and to a culture-sensitive approach. With a view to developing an ongoing perspective for staying in Germany, the main focus of the treatment scheme was on psycho-education, improvement of emotional regulation/subjective experience of self-efficacy, and resource-activation. A major concern at all times was to create and maintain an appropriate balance between recognition of the sufferings these women had been through and the creation of scope for resource work. However positive the scheme may turn out to be overall, close attention should be paid to the immense ongoing strain these women are laboring under and the special challenges confronting the therapists. For the therapists, supervision and exchanges with colleagues are an indispensable support in an activity for which they need to be able to fall back on their own resources.

Schlagworte: Traumafolgestörungen, trauma sequel disorders, secondary traumatization, kriegstraumatisierte Frauen, Gruppen­intervention, Flüchtlingsversorgung, ­sekundäre Traumatisierung., women with war traumas, group intervention, refugee care
Formate: pdf, html
Stephan Zipfel, Petra Windthorst, Robert Smolka, Judith Zieker, Ulrike Schneck, Florian Junne
Seite 190 - 201 | doi: 10.21706/tg-12-3-190
Überlegungen zur ­transgenerationalen Transmission von Traumatisierungen und Traumabehandlung

Die Theorie der transgenerationalen Traumatisierung (historisches Trauma) ist ein relativ neues Konzept der Traumabehandlung. Es beruht auf der Annahme, dass ethnische und religiöse Gruppen in der Vergangenheit durch Kolonialismus, Sklaverei, Krieg und Genozid einem Massentrauma ausgesetzt waren. Die sekundäre Generation sowie die nachfolgenden Generationen haben selbst aufgrund von kollektiven traumatischen Erlebnissen das Trauma ihrer Vorfahren und ihre eigenen an die nachfolgenden Generationen weitergegeben und immer wieder transformiert. Die Traumaerfahrung, die mit einer Mischung aus Übertragung von historischen und gegenwärtigen kollektiven Traumata von einer Generation auf die andere übergeht, zeigt selbst mehrere Generationen nach dem ursprünglichen Trauma eine höhere Prävalenz von psychischen Belastungen. Ein Verständnis dafür, wie transgenerationales Trauma den aktuellen psychischen Gesundheitszustand von ethnischen oder religiösen Kollektiven beeinflussen kann, könnte neue Wege und Erkenntnisse für eine effektive Psychotraumabehandlung aufzeigen. Dieser Beitrag bietet eine Analyse des theoretischen Rahmens der Theorie der transgenerationalen Traumatisierung und liefert ein konzeptionelles Modell der transgenerationalen, kollektiven und individuellen Traumatisierung sowie eine mögliche Traumabehandlung.

Thoughts on the Transgenerational Transmission of Traumas and Trauma Treatment
The theory of transgenerational trauma transmission (historical trauma) is a relatively new feature in trauma treatment. It rests on the assumption that, in the past, ethnic and religious groups have been exposed to mass trauma as a result of colonialism, slavery, war and geno­cide. Due to collective traumatic experiences, the secondary and subsequent generations have passed on the trauma of their forbears to the following generations and in so doing repeatedly transformed it. Progressing from one generation to the next, this trauma experience is a collective trauma made up of elements from the past and the present. Even several generations after the original trauma, it is notable for the prevalence of psychic distress. A proper understanding of the way transgenerational trauma can affect the present psychic health of ethnic or religious collectives may be expected to indicate new paths to explore and new insights on how best to provide effective treatment for psychic traumas. The article proposes an analysis of the framework underlying the theory of transgenerational trauma and a conceptual model for transgenerational, collective, and indivi­dual traumatization, and potential trauma treatment.

Schlagworte: Trauma, Krieg, Psychotherapie, transgenerational, Psychotherapy, war, Transgenerationales, kollektives, individuelles Trauma, ethnischer/religiöser Minderheiten, collective, individual trauma, ethnic/religious ­minorities
Formate: pdf, html
Jan Ilhan Kizilhan
Seite 202 - 212 | doi: 10.21706/tg-12-3-202
Posttraumatische Belastungsstörung und Depression bei Yezidinnen
Prävalenz und Prädiktoren

Traumatische Kriegserlebnisse, wie die Yeziden sie nach dem Angriff des sogenannten Islamischen Staates im August 2014 erleben mussten, ziehen oftmals schwerwiegende psychische Folgen wie Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Depression nach sich. In dieser Studie wurde eine Stichprobe aus 194 Yezidinnen untersucht. PTBS wurde mit dem Essener Trauma-Inventar (ETI), Depression mit dem Beck-Depressions-Inventar (BDI) erfasst. Frauen mit PTBS und Frauen mit PTBS und Depression wurden hinsichtlich kriegsbezogener potenziell traumatischer Ereignisse (PTE) und weiterer Einflussfaktoren mittels inferenzstatistischen Testverfahren verglichen. Die untersuchten Frauen zeigten hohe Prävalenz- und Komorbiditätsraten für PTBS und Depression. Frauen mit Doppeldiagnosen hatten mehr PTE erlebt und waren häufiger und länger in Gefangenschaft als Frauen mit PTBS. Die Anzahl der erlebten PTE konnte als Prädiktor für die Komorbidität von PTBS und Depression gefunden werden. Weitere Forschung sollte unter Berücksichtigung der spezifischen Situation und der kulturbedingten Ausdrucksweise der Yeziden stattfinden.

Posttraumatic Stress Disorder and Depression in Yazidi Women: Prevalence and Predictors
Traumatic war experiences of the kind undergone by the Yazidi after the attack by the so-called Islamic State (ISIS) in August 2014 frequently entail severe psychic consequences such as posttraumatic stress disorder (PTSD) and depression. This study investigates a sample of 194 Yazidi women. PTSD was assessed using the Essen Trauma Inventory (ETI), depression with the Beck Depression Inventory (BDI). With reference to war-induced, potentially traumatic experiences (PTE) and other operative factors, inference-statistical test procedures were used to draw comparisons between women with PTSD and women with both PTSD and depression. The women examined displayed high prevalence and comorbidity rates for PTSD und depression. Women with a dual diagnosis had experienced more PTEs and were in captivity more often and longer than women with PTSD only. The number of PTEs undergone was found to be a predictor for PTSD/depression comorbidity. Further research will need to take account of the specific situation of the Yazidi and the way their culture conditions the manner in which they express themselves.

Schlagworte: Depression, posttraumatische Belastungsstörung, posttraumatic stress disorder, Prävalenz, prevalence, Prädiktoren, Predictors, Yeziden, Yazidi
Formate: pdf, html
Jan Ilhan Kizilhan, Leonie Traub, Reinhold Jagsch
Seite 214 - 225 | doi: 10.21706/tg-12-3-214
Sekundäre traumatische ­Belastung bei Dolmetschern in der Flüchtlingsversorgung

Einleitung: Die psychosoziale Versorgung Geflüchteter wird häufig durch Dolmetscher ermöglicht. Laut Studien ist die sekundäre traumatische Belastung ein Risiko für Helfer im psychosozialen Versorgungssystem. Forschung zu Dolmetschern fehlt in Deutschland. Diese Studie untersuchte den Anteil sekundär traumatisch belasteter Dolmetscher im deutschen Versorgungssystem für Geflüchtete sowie soziodemographische, biographische und berufsspezifische Einflussfaktoren.
Methoden: Sechzig Dolmetscher nahmen bundesweit an einer Online-Befragung teil, die die sekundäre traumatische Belastung standardisiert neben soziodemographischen, biographischen und berufsspezifischen Faktoren erhob.
Ergebnisse: Die Dolmetscher berichteten einen Bedarf an (traumaspezifischen) Schulungen sowie Wissensdefizite und eine skeptische Haltung gegenüber dolmetschergestützter Behandlung seitens der Behandler. Rund 22 % der Stichprobe waren sekundär traumatisch belastet. Es bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen Dolmetschern mit und ohne sekundärer traumatischer Belastung.
Schlussfolgerung: Trotz methodischer ­Einschränkungen konnten bestehende Erkenntnisse zu Dolmetschern in der psychosozialen Versorgung bekräftigt werden. Es bedarf einer Sensibilisierung von Behandlern und Dolmetschern für die sekundäre traumatische Belastung, der Kompetenzerweiterung von Behandlern hinsichtlich dolmetschergestützter Behandlung sowie weiterer Forschung zur sekundären traumatischen Belastung.

Interpreters Working in Psychosocial Health Care for Refugees: Secondary Traumatic Stress
Introduction: Psychosocial care for refugees would frequently be impossible without interpreters. At the same time, studies have shown that secondary traumatic stress is a hazard for people working in the psychosocial care system. In Germany, research on interpreters is conspicuous by its absence. The present study investigates the number of interpreters with secondary traumatic stress in the German care system for refugees and the sociodemographic, biographical, and job-specific stress factors involved.
Methods: Sixty interpreters from all over Germany took part in an online survey inquiring in a standardized manner into ­secondary traumatic stress alongside socio­demographic, biographical, and job-specific factors.
Findings: The interpreters reported a need for (trauma-specific) training, knowledge deficits, and a skeptical attitude to interpreter-assisted treatment on the part of clinicians. Some 22% of the sample suffered from secondary traumatic stress. There we no significant differences between interpreters with and without secon­dary traumatic stress.
Conclusions: Despite methodological shortcomings, existing knowledge on interpreters in psychosocial care was confirmed. Required are (1) greater sensitivity to secondary traumatic stress on the part of therapists and interpreters, (2) an enhancement of therapists’ competence in connection with interpreter-assisted treatment, and (3) more research on secon­dary traumatic stress.

Schlagworte: psychosoziale Versorgung, psychosocial care, refugees, sekundäre Traumatisierung, Dolmetscher, interpreters, secondary traumatization, sekundäre traumatische Belastung, geflüchtete Menschen, secondary traumatic stress
Formate: pdf, html
Susanne Nick, Franka Metzner, Olga Wlodarczyk, Michelle Wichmann, Alexander Redlich, Silke Pawils, Michael Brune, Emil Betke
Seite 226 - 243 | doi: 10.21706/tg-12-3-226
Organisierte und rituelle ­Gewalt in Deutschland
Kontexte der Gewalterfahrungen, psychische Folgen und Versorgungssituation

Die Versorgungssituation von Menschen mit organisierten und/oder rituellen Gewalterfahrungen gilt unter Betroffenen sowie Fachexpertinnen und Fachexperten seit langem als unzureichend. Häufige psychische Folgen sind komplexe posttraumatische und dissoziative Störungen, vor allem die Disso­ziative Identitätsstörung, deren Behandlung als besonders herausfordernd angesehen wird.
Trotz zahlreicher Studien zu sexualisierter Gewalt, Traumafolgen und Traumatherapie gibt es bisher kaum empirische Daten zu Vorkommen, psychischen Folgen und Behandlung von organisierten und rituellen Gewalterfahrungen.
Ziel der Studie ist es, die Erfahrungen von Betroffenen wissenschaftlich zu erfassen, um charakteristische Gewaltformen und deren Auswirkungen genauer zu verstehen und die Versorgung zu verbessern.
Über einen umfangreichen anonymen Online-Fragebogen wurden Angaben von 165 selbstdefinierten Betroffenen erfasst. Die Ergebnisse der Befragung dokumentieren schwere sexualisierte Gewalterfahrungen und psychische Belastungen sowie die häufige Inanspruchnahme von Therapien. Es zeigt sich eine insgesamt schwierige Versorgungssituation bei oft noch anhaltenden Gewalterfahrungen durch organisierte Tätergruppierungen.
Die Ergebnisse der Online-Befragung werden unter Einbezug psychotraumatologischer Theorien, traumatherapeutischer Behandlungsansätze und ethischer Implikationen diskutiert.

Organized and Ritual Violence in Germany – Contexts, psychic effects, care situation
Experts on, and victims of, organized and/or ritual violence have repeatedly bewailed the inadequacy of the care situation for people undergoing such experiences. Frequent psychic effects are complex posttraumatic and dissociative disorders, above all dissociative identity disorder. There is a general consensus that the latter condition is particularly difficult to get to grips with therapeutically.
Despite numerous studies on sexualized violence, trauma sequels, and trauma therapy, we have very little in the way of empirical data on the incidence, the psychic effects, and the treatment of organized and ritual violence.
The aim of this study is to undertake a scientific survey of the experiences victims have been through with a view to (a) achieving a better understanding of characteristic forms of violence and their effects and (b) improving care.
Information on 165 self-defined victims of organized/ritual violence was collected via a detailed online questionnaire. The results of the survey indicate severe exposure to sexualized violence, psychic stress, and frequent recourse to therapy. Overall, the care situation is described as problematic, and there is evidence of ongoing experiences of violence at the hands of organized perpetrator groups.
The findings from the online survey are discussed with reference to theories on psychotrauma, trauma-therapeutic approaches to treatment, and ethical implications.

Schlagworte: sexualisierte Gewalt, Dissoziative Identitätsstörung, care, organized perpetrator networks, dissociative identity disorder, sexualized violence, Versorgung, organisierte Täter­netz­werke, komplexe Traumafolgen, complex trauma sequels
Formate: pdf, html
Peer Briken, Hertha Richter-Appelt, Susanne Nick, Johanna Schröder
Seite 244 - 261 | doi: 10.21706/tg-12-3-244
Transkulturelle Aspekte bei der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung

Um Menschen, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden und aus anderen Kulturen stammen, zu behandeln, sind sowohl kulturelle und sozialpolitische Aspekte als auch das Krankheitsverständnis und die -verarbeitung zu beachten. Dazu gehören neben der Akzeptanz westlicher Traumatherapieansätze auch Sprachbarrieren und die individuellen und psychosozialen Stressoren. In dem vorliegenden Beitrag sollen die Interaktion kultureller und psychosozialer Faktoren bei Menschen aus anderen Kulturen sowie die Diagnostik und Behandlung westlicher und einiger alternativer Interventionsansätze diskutiert und daraus Empfehlungen abgeleitet werden.

Transcultural Factors in the Treatment of Posttraumatic Stress Disorder
Treating people from other cultures with posttraumatic stress disorders can only succeed if due attention is paid to cultural and socio-political aspects on the one hand, plus the attitude to illness in general and the way PTSD victims come to terms with their condition. This necessarily encompasses such factors as acceptance of western approaches to trauma therapy, language barriers, and indivi­dual/psychosocial stressors. The article discusses the interaction between cultural and psychosocial factors in people from other cultures and diagnosis/treatment in western and other approaches to intervention. On the basis of the discussion the author also has a number of recommendations to make.

Schlagworte: Trauma, Migration, Psychotherapie, Psychotherapy, Kultursensibilität, culture-sensitivity
Formate: pdf, html
Jan Ilhan Kizilhan
Seite 262 - 270 | doi: 10.21706/tg-12-3-262
Forum
Tagungsbericht
Transgenerationale Folgen sexueller Gewalt während des Bosnien-Krieges, 1992 – 1995
Formate: pdf, html
Seite 271 - 273 | doi: 10.21706/tg-12-3-271
Schicksale des IS-Terrors
Formate: pdf, html
Jan Ilhan Kizilhan
Seite 274 - 275 | doi: 10.21706/tg-12-3-274
Mitteilungen der DeGPT
Formate: pdf, html
Seite 276 - 277 | doi: 10.21706/tg-12-3-276
Mitteilungen der GPTG
Formate: pdf, html
Seite 278 - 279 | doi: 10.21706/tg-12-3-278
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