Vorgestellt werden die Ergebnisse einer Pilotstudie zur traumatischen Belastung von Soldaten in Kriseneinsätzen. Eine Stichprobe von Soldaten wurde vor, während und nach dem Einsatz in einem Krisengebiet untersucht. Für die Erhebung wurden das Harvard Trauma Questionnaire (HTQ), das Beck Depressionsinventar (BDI) und ein in Zusammenarbeit mit einsatzerfahrenen Soldaten ausgearbeiteter Fragebogen zur Erfassung der speziellen Belastung von Soldaten in Kriseneinsätzen eingesetzt. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass sich alle 66 befragten männlichen Soldaten nach ihrem Einsatz im Kosovo oder Afghanistan von den traumatischen Ereignissen belastet fühlten, 80 % sogar stark bis sehr stark. Eine klinisch relevante Höhe des HTQ erreichten die Befragten im Mittel jedoch nicht. Allerdings wird der Cutt-off des HTQ von einzelnen Variablen von knapp einem Viertel der Soldaten erreicht. Ebenfalls niedrige Werte zeigen die Ergebnisse des BDI, den Cutt-off für eine klinisch relevante Depression überschreiten vor dem Einsatz 5 % der Befragten, eine Auffälligkeit erreichen 16 %. Nach dem Einsatz erreicht keiner der Soldaten diese Grenzen. Die belastendsten Situationen des Einsatzes oder Ereignisses erhob der Fragebogen zur speziellen Belastung: Minenfelder; Gefahr von Verletzung und Tod; gesundheitliche Risiken im Einsatzland; undurchschaubare politische Verhältnisse; Elend der Bevölkerung; Spionage und ABC-Bedrohung machten vor, während und nach dem Einsatz den Soldaten am meisten zu schaffen.
In the course of combat missions, soldiers are exposed to stressful situations. In this study, 66 male subjects were asked to respond to three questionnaires before, during and after a combat mission in a crisis area. These were the Harvard Trauma Questionnaire (HTQ), the Beck Depressionsinventar (Beck Depression Inventory – BDI) and a questionnaire devised in conjunction with soldiers with combat experience and designed to identify stress situations specific to combat missions. HTQ outcome: all subjects felt negatively affected by traumatic events experienced during missions in Kosovo or Afghanistan, 80 % of them strongly or very strongly. On average, the respondents did not display clinically relevant scores, but almost 25 % of them reached the HTQ cut-off for individual variables. BDI outcome: the scores here were similarly low, with 5 % of the respondents reaching the cut-off for clinically relevant depression prior to the mission and 16 % of them displaying conspicuous abnormalities. After the mission none of the subjects reached cut-off or displayed conspicuous scores. The third questionnaire was targeted at the most stressful mission-related situations/events. Before, during and after the mission, the soldiers found the following factors particularly distressing: minefields, danger of injury and death, health hazards in the relevant country, confusing political circumstances, hardship among the population, espionage and threat of ABC.
Die Psychiatrie im Sanitätsdienst der Bundeswehr hat seit Beginn der Auslandseinsätze einen erheblichen qualitativen und quantitativen Wandel in dem zu versorgenden psychiatrisch-psychotherapeutischen Patientenkollektiv zu verzeichnen. Diese Veränderungen haben in den letzten Jahren die Notwendigkeit zu inhaltlichen und organisatorischen Umstrukturierungen mit sich gebracht. Die daraus entstandenen neuen Versorgungskonzepte sowohl für das Inland als auch für die Auslandseinsätze werden in ihren Schwerpunkten und Besonderheiten dargestellt, mit den Konzeptionen der zivilen Psychiatrie und anderer Nationen verglichen und mögliche zukünftige Entwicklungen vor dem Hintergrund psychiatrischen Versorgungs- und Forschungsbedarfs diskutiert.
Since the onset of out-of-area deployments for the German armed forces, there have been notable qualitative and quantitative changes in connection with psychiatric/psychotherapeutic care for military patients. These changes have necessitated a conceptual and organisational restructuring process for German military psychiatry over the last few years. The article describes emergent designs for psychiatric care developed by the medical corps of the German armed forces and compares them with those evolving in the civilian sector and in other countries. Potential future needs for psychiatric care and research are also discussed.
Es wird eine deutsche Fassung der Kurzen Screening-Skala für Posttraumatische Belastungsstörungen nach DSM-IV (Breslau et al., in American Journal of Psychiatry 156, 908 – 911, 1999) vorgestellt. Die
7 Items umfassende Breslau-Skala sticht im englischsprachigen Raum durch eine hervorragende und mehrfach überprüfte Testgüte und Anwendungsökonomie hervor. Die im folgenden Beitrag vorgestellte deutsche Fassung wurde in epidemiologischen Studien bei repräsentativen Stichproben aus der Schweiz (N = 570) und Deutschland (N = 2426) eingesetzt und wies gute Anwendungseigenschaften und hohe interne Konsistenzen auf. Eine umfassende Validierung an einem Außenkriterium steht noch aus; erste korrelative Ergebnisse einer experimentellen Studie (N = 24) zeigten jedoch eine hohe Übereinstimmung mit der mittels strukturierter klinischer Diagnostik erhobenen Posttraumatischen Symptombelastung.
The article introduces a German version
of the Short DSM-IV Screening Scale to detect posttraumatic stress disorder (Breslau et al., in American Journal of Psychiatry 156, 908 – 911, 1999). In the English-speaking world, the seven-item Breslau scale has proved its outstanding quality and application parsimony in a variety of tests. The German version presented in the article has been used for epidemiological studies involving representative samples from Switzerland (N = 570) and Germany (N = 2426) in which it displayed good application properties and high internal consistencies. Though a comprehensive validation with reference to an outside criterion has yet to be performed, initial correlative results from an experimental study (N = 24) indicate a high degree of accordance with posttraumatic stress disorder as determined by means of structured clinical diagnostics.
Eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst die Symptomstärke einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Die meisten Studien untersuchten allerdings Variabeln, die in engem Zusammenhang mit der Traumatisierung stehen, wie z. B. die subjektive Reaktion auf ein Trauma und akute Symptome, aber auch prä-traumatische Risikofaktoren. Der Einfluss von akutem Stress und Alltagsbelastungen fand jedoch weit weniger Beachtung. Dementsprechend soll in dieser Studie untersucht werden, inwieweit auch aktuelle, nicht traumatische Stressbelastungen die Ausprägung von PTBS-Symptomen beeinflussen. Mittels Regressionsanalysen wurde der Einfluss von Traumatisierung und chronischem Alltagsstress auf die aktuelle Ausprägung der PTBS-Symptome analysiert, wobei chronischer Alltagsstress, wie das Ausmaß an Sorgen und verschiedene soziale Belastungen als stabilster Prädiktor identifiziert wurde. Alltagbelastungen scheinen demnach einen wichtigen Einfluss auf die aktuelle Schwere der Symptomatik zu haben. Dies sollte in der Konzeption traumatherapeutischer Ansätze vermehrt Berücksichtigung finden.
What determines posttraumatic stress disorder (PTSD) symptom severity is still a matter of debate. Most studies evaluated pre-traumatic risk factors, characteristics of the traumatic event, the subjects’ reactions to the trauma and initial posttraumatic symptoms. The influence of acute, non-traumatic stress has been investigated less intensively. 24 women with experiences of early trauma completed questionnaires on stress and trauma. Multiple linear regression analyses were performed to identify the predictive impact of these variables on current PTSD symptoms. The amount of chronic stress in the last year was a significant predictor of current PTSD severity. Current life circumstances seemed to have strong influence on severity of PTSD symptoms. This should be considered more profoundly in present trauma therapeutic concepts.
Das Konzept Emotionsarbeit wird häufig in traditionellen Dienstleistungsbereichen untersucht. Die Arbeit in Jobcentern unterscheidet sich aber deutlich hiervon; sie zeichnet sich durch hohe Anforderungen an die Emotionskontrolle der Mitarbeiter aus. Gewalt und Übergriffe sind Teil des Berufsrisikos in Jobcentern. Im Rahmen einer umfangreichen Studie zu Übergriffen in Arbeitsgemeinschaften nach
HARTZ IV wird mit Hilfe des Konzepts der Emotionsarbeit versucht, gesundheitliche Beeinträchtigungen der Mitarbeiter und Übergriffe durch Kunden zu erklären. Hierfür werden Befragungsdaten von 1581 Mitarbeitern aus 12 Jobcentern ausgewertet. Emotionsarbeit wird im Rahmen eines Modells konzipiert, das die Anforderung an die Kontrolle von Emotionen und erlebte emotionale Belastung im Rahmen der Arbeitstätigkeit umfasst. Das Modell sagt vier Gruppen der Emotionskontrolle vorher, die hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Belastung und dem Risiko für Übergriffe verglichen werden. Die Kontrolle von Emotionen dient in Jobcentern nicht nur der Erstellung des Produkts Dienstleistung als solches, sie hat auch die Funktion des Schutzes vor Übergriffen. Missglückte Emotionskontrolle ist häufig und stellt ein hohes Risiko für Übergriffe dar.
Emotional labour has frequently been studied in the context of traditional services. But working at a job centre makes high demands on staff members in terms of emotional control. Violence and harassment are very real occupational hazards for workers in job centres. In a large-scale study on third-party aggression in job centres, we employ the concept of emotional labour in an attempt to explain the incidence of employee health complaints and of client aggression. For this purpose we draw upon survey data provided by 1,581 employees from 12 job centres. Emotional labour is conceptualised in the framework of a model encompassing emotional control requirements and the subjective experience of emotional strain in the work context. The model predicts four types of emotional management and compares them with respect to their potential for health impairment and the risk of exposure to third-party aggression. At job centres, emotional control is not merely a prerequisite for the provision of the service product as such, it also serves as a protection against third-party aggression. Inadequate emotional control is frequent and involves high risk of third-party aggression.
Seit Juni 2008 wird das Online-Beratungsportal www.angriff-auf-die-seele.de betrieben und durch das Forschungs- und Behandlungszentrum für Psychotraumatologie der Bundeswehr in Berlin fachlich unterstützt. Es bietet neben informativen Inhalten die Möglichkeit der anonymen Online-Beratung zu einsatzbedingten psychischen Störungen.
116 Online-Anfragen, die bis August 2009 eingingen, wurden im Rahmen einer Pilotstudie nach ihren Inhalten, den Nutzern und dem Einsatzbezug evaluiert.
Soldaten (bzw. deren Angehörige) nach Einsatz in Afghanistan nutzten das Angebot signifikant häufiger als Beteiligte der Kosovo- und Bosnien-Kontingente (Chi2(2)= 24,52, p<0,001). 14 Nutzer (12,1 %) wurden zu ambulanten Gesprächen innerhalb der Bundeswehr vermittelt, zwei (1,7 %) in den zivilen Bereich, fünf (4,3 %) erhielten eine stationäre Psychotherapie in einem Bundeswehrkrankenhaus.
Die Auswertung dieses niedrigschwelligen Kontaktangebotes weist auf die Bedeutung der Online-Beratung psychosozial belasteter Berufsgruppen hin und gibt einen Einblick in die Probleme, mit denen psychisch belastete Einsatzsoldaten und deren Angehörige zum medizinischen Hilfesystem Kontakt aufnehmen.
The online counseling portal
www.angriff-auf-die.seele.de has been
in operation since June 2008. It receives expert support from the Psychological Health division of the Federal Armed Forces’ Institute of Occupational and Environmental Health. Alongside information services, it provides opportunities for anonymous online counseling on mission-related psychological disorders.
In the framework of a pilot study, 116 online inquiries received up to August 2009 were evaluated in terms of content, users, and missions referred to.
Soldiers (and/or their relatives) deployed in Afghanistan availed themselves of this opportunity significantly more frequently than participants from the Kosovo and Bosnia contingents (Chi2(2) = 24,52,p <0,001). Fourteen users (12.1 %) were passed on for outpatient consultations within the Federal Armed Forces, two (1.7 %) to the civilian sector, five (4.3 %) were given inpatient psychotherapy in a hospital of the Armed Forces.
Evaluation of this low-threshold contact offering indicates the significance of online counseling for occupational groups subject to psychosocial stress. It also provides insights into the problems that prompt deployment soldiers suffering from psychological stress and their relatives to seek contact with the medical aid system.
Die Katathym Imaginative Psychotraumatherapie (KIPT) stellt einen klinisch erfolgreichen Ansatz zur Behandlung von chronischer und komplexer Traumatisierung dar. Vor allem bei Kindheitstraumata hat er sich in der klinischen Praxis gut bewährt, ebenso zur Krisenintervention und bei akuter Traumatisierung. Die KIPT ist ein psychodynamisch-imaginatives Verfahren, das auf allen Ebenen der Psychotraumabehandlung (Stabilisierung, Auseinandersetzung mit dem Trauma und seine Integration), stets ressourcenorientiert und so schonend wie nur möglich bleibt. Dabei zielt der gesamte Behandlungsprozess darauf, vor möglicher Affektüberflutung zu schützen und die Affekte für die Patientin erträglicher werden zu lassen.
Catathymic Imaginative Psychotrauma Therapy (CIPT) is a clinically successful approach to the treatment of chronic and complex traumatization. It has proved its value above all in connection with childhood traumas, crisis intervention, and acute traumatization. CIPT is a psychodynamic/imaginative technique that remains resource-oriented and as gentle as possible at all levels of psychotrauma treatment (stabilization, engagement with trauma, trauma integration). The overall treatment process aims at protecting patients from the potentially overwhelming impact of affects and at making affects more tolerable for them.
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