Farbschnitte verleihen unseren Fantasy-Büchern eine magische und hochwertige Note. Der eingefärbte Buchschnitt – oft in lebendigen Farben oder mit kunstvollen Mustern – passt perfekt zu den phantasievollen Welten dieser Geschichten. Farbschnitte verstärken die visuelle Ästhetik der Bücher und machen sie für Sammlerinnen, Sammler und Fans zu begehrten Schätzen. Auch bei der Hobbit Presse haben wir einige Bücher mit besonders schön gestalteten Buchschnitten im Programm. Gerade neu erschienen und nur in der Erstauflage mit Farbschnitt erhältlich ist »Immortal Longings« von Chloe Gong, aber auch schon im Frühjahr glänzten Federn auf Ann Leckies Fantasyroman »Der Rabengott«. Wir haben für euch exklusiv in unserer Herstellungsabteilung nachgefragt, welche Herausforderungen es bei der Arbeit mit gestalteten Buchschnitten gibt.
Hobbit Presse: Welche Verfahren oder Techniken werden verwendet, um den Farbschnitt auf die Buchseiten aufzutragen?
Stefanie Friesen: Es gibt zwei Arten Buchseiten zu bedrucken. Die erste ist ein einfarbiger Druck, bei dem die Farbe aufgesprüht wird. Die Bücher werden übereinandergestapelt und blockweise dreiseitig mit Farbe besprüht. Daher sieht man bei solchen Büchern auch immer wieder mal Farbe auf der Umschlagvorder- oder Rückseite. Und es sind Sonderfarben möglich, wie zum Beispiel Gold und Silber. Dann gibt es den Motiv-Farbschnitt, der aktuell sehr beliebt ist. Dieser wird, vereinfacht gesagt, mittels Tintenstrahldrucker erstellt. Daher sind auch keine Sonderfarben möglich, denn alles setzt sich aus den Druckfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (CMYK) zusammen. Das macht den Farbschnitt bei Chloe Gongs »Immortal Longings« so kompliziert, denn natürlich hätten wir hier sehr gern ein knalliges Gold gehabt, aber aus technischer Sicht ein Ding der Unmöglichkeit, wenn man zusätzlich Motive haben will.
Hobbit Presse: Welche besonderen Herausforderungen gibt es bei der Gestaltung von Farbschnitten, insbesondere bei der Umsetzung komplexer oder detailreicher Designs?
Stefanie Friesen: Je komplexer, desto besser. Nein, aber oft sind es die eher unscheinbaren, die viel Arbeit erfordern. Um nur ein paar Herausforderungen zu nennen: Wir können kein Weiß drucken, die Färbung des Papiers spielt also eine Rolle. Bei einem Hardcover mit gerundetem Buchrücken dürfen oben und unten keine geraden Linien im Motiv enthalten sein, denn gedruckt wird vor der Rundung des Buchblocks. Sonderfarben allgemein fallen bei Motiv-Farbschnitten weg, da sie sich nicht aus den vier Druckfarben zusammensetzen. Gold und Silber sind nochmal eine besondere Kategorie, sie gehören zu den Metallschnitten und sind nicht so einfach zu realisieren, schon gar nicht in Kombination mit Motiven. Alles, was glänzt, geht nicht, das wird auf Umschlägen nicht mit dem Druck, sondern anderen Veredelungs-Techniken erreicht. Im Idealfall sollten Farbschnitt und Umschlag nicht die gleichen Farben enthalten, zumindest nicht am Übergang der Kanten. Am liebsten sind mir Kontraste. Dann läuft man nicht Gefahr, dass die Farben von Umschlag und Farbschnitt sich am Ende beißen. Aber warum unterscheiden sich die Farben überhaupt? Weil wir unterschiedliche Materialien bedrucken.
Hobbit Presse: Hast du einen Lieblingsfarbschnitt von der Hobbit Presse? Wenn ja, welcher und warum?
Stefanie Friesen: Jetzt merkt man, dass ich Herstellerin bin. Mein Lieblingsfarbschnitt bei der Hobbit Presse ist ein ganz einfacher, das Taschenbuch von Natasha Pulleys Fantasyroman »Der Uhrmacher in der Filigree Street«. Ich feiere ihn so sehr, weil wir mit dem Sprühfarbschnitt das Grün der Elemente im Umschlag perfekt getroffen haben.
Interview von Sophie Intelisano