Als ich vor über dreißig Jahren das erste Mal den »Herr der Ringe« las, war es die ‚legendäre’ grüne Ausgabe im Schuber, die ich bis heute nicht vergessen habe. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich bereits durch einen großen Teil meiner Stadtteilbibliothek gelesen, aber kein anderes Buch, das ich je in der Hand gehabt oder auf den Regalen gesehen hatte, war in dieser auffälligen Farbe gehalten.
Es war in vielerlei Hinsicht Schicksal, dass ich dieses Buch mit nach Hause nahm, denn es begleitet mich bis heute, und es ist sicherlich kein Zufall, dass mich dieser Schuber so faszinierte, denn ich bin gebürtiger Kölner. Wer sich fragt, warum es einen Zusammenhang geben sollte zwischen der nördlichsten mediterranen Stadt Europas und dieser wunderbaren Ausgabe, der schlage einfach auf Wikipedia das »Kölner Brückengrün« nach, von dessen offizieller Existenz ich allerdings erst viele Jahre später erfuhr.
Umso mehr freut es mich, dass auch im Herbst 2024, über fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung der legendären ‚Grünen’ die Hobbit Presse die Tradition weiterführt und eine grüne Ausgabe mit drei Bänden im Schuber präsentiert, die für viele neue Leserinnen und Leser den ersten Zugang zum »Herr der Ringe« und anderen Büchern Tolkiens ermöglichen wird. Sie wurde neu gestaltet und weist nun Tolkiens eigene Entwürfe auf, die auf den Schutzumschlägen und Buchdeckeln zu sehen sind, einschließlich einer wunderschönen Goldprägung auf den Umschlägen und dem Schuber.
Mich sprechen oft Fans darauf an, dass es langsam schwierig werden würde, alle Ausgaben von Tolkiens Büchern zu sammeln, und das verstehe ich nur zu gut. Ich kenne Sammlerinnen und Sammler auf der ganzen Welt und stehe oft in Ehrfurcht vor scheinbar endlosen Bücherregalen. Wenn man zum Beispiel alle weltweiten Ausgaben des »Hobbit« sammeln möchte, sollte man schon über 800 Exemplare sein Eigen nennen.
Aber ich persönlich halte dies für keinen Fehler im System, sondern für eine immer wiederkehrende Chance, eine faszinierende Geschichte neuen Leserinnen und Lesern nahezubringen und diese ästhetisch anspruchsvoll zu präsentieren. Es ist Tatsache, dass es das Buch als Medium heute oft schwer hat, gegen all die anderen Medien anzukommen – die Zeiten sind lange vorbei, in denen das Buch in Deutschland nur gegen wenige Fernsehsender, den gelegentlichen Kinobesuch oder das Radio hatte antreten müssen.
Wer ein Handy sein Eigen nennt, dem stehen so viele Konsummöglichkeiten zur Verfügung, dass selbst der erfolgreichste Roman des 20. Jahrhunderts in Erinnerung gebracht werden muss. Und wenn eine solche Ausgabe passend zur neuen Staffel der aktuell teuersten Fernsehserie aller Zeiten herausgebracht wird, dann entsteht dadurch die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf das Original zu lenken und viele neue Leserinnen und Leser zu gewinnen, die sich so wie ich und Millionen anderer Fans daran machen werden, auch die anderen, zauberhaften Werke J.R.R. Tolkiens zu lesen.
Ich kann mir nicht jede Ausgabe leisten, aber ich wünschte mir, alle Ausgaben zu besitzen. Und die ‚neue Grüne’ möchte ich auf jeden Fall in meinen Bücherregalen stehen haben.
Von Marcel Aubron-Bülles