In einem kurzen Überblick wird das neue Alternative Persönlichkeitsstörungsmodell nach DSM-5 dargestellt. Die Besonderheiten der einzelnen Kriterien, insbesondere Kriterium A und B werden in ihrer Komplexität ausführlich erläutert. Sie stellen das Kernstück der neuen Persönlichkeitsstörungsdiagnostik dar.
The alternative model of personality disorder according DSM-5
DSM-5 as a new model for the diagnosis of personality disorder is presented. This alternative model includes new general criteria for personality disorder which are described in more detail in this article. There is a special focus on criterion A and criterion B which are essential for the dimensional and categorical diagnosis of personality disorder.
In diesem Beitrag wird die Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen in der 5. Revision des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) dargestellt und der Frage nachgegangen, ob es gerechtfertigt und sinnvoll ist, die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung bereits im Jugendalter zu stellen. Legt man die diagnostischen Kriterien für Erwachsene zur Erfassung von Persönlichkeitsstörungen zugrunde, finden sich im Jugendalter vergleichbare Prävalenzzahlen, und auch die Stabilität der Diagnose unterscheidet sich kaum zwischen Jugend- und Erwachsenenalter. Das in Sektion III des DSM-5 beschriebene alternative Klassifikationsmodell für Persönlichkeitsstörungen kombiniert den klassischen kategorialen Ansatz mit einer dimensionalen Sichtweise, so dass mit Hilfe der Level of Personality Functioning Scale und der fünf Domänen zur Erfassung von Persönlichkeitspathologie eine Einschätzung des Schweregrads der Störung vorgenommen werden kann. Plädiert wird für eine frühzeitige und sorgfältige Diagnostik, damit spezifische, für das Jugendalter adaptierte Behandlungsverfahren wie DBT-A, ERT, CAT, MBT-A oder AIT rechtzeitig eingesetzt werden können, um eine Chronifizierung der Störung so weit wie möglich zu verhindern.
DSM-5: The concept of personality disorders from a child and adolescent psychiatric perspective
The paper presents the classification of personality disorders according to the DSM-5 and deals with the question, if it is justified and meaningful to use the diagnosis of personality disorder already before adulthood. Both prevalence rates and stability of the diagnosis do not distinguish between adolescence and adulthood. The alternative DSM-5 model of personality disorders has a hybrid nature and uses simultaneously categorical diagnoses as well as a dimensional assessment of personality functioning with the newly developed Level of Personality Functioning-Scale. Pathological personality traits are assessed in five broad domains. Personality pathology of adolescents should be assessed in an early stage so that specific therapeutic approaches like DBT-A, ERT, CAT, MBT-A or AIT can be used to prevent the disorders to become chronic.
Ausgehend von der Kritik an den allgemeinen diagnostischen Kriterien einer Persönlichkeitsstörung im DSM-IV-TR werden die theoretischen Hintergründe für die Entwicklung der allgemeinen Kriterien für Persönlichkeitsstörung für das DSM-5 erläutert. Es werden sechs Anforderungen an die allgemeinen Kriterien aufgestellt, von denen nur drei von den neuen allgemeinen Kriterien für Persönlichkeitsstörung des DSM-5 erfüllt werden. Die Kriterien basieren auf einer theoretisch fundierten Definition von Persönlichkeitsstörung, die Selbstpathologie und interpersonale Pathologie als Kernmerkmale von Persönlichkeitsstörung definiert. Diese Kernmerkmale sind Ausdruck der Dysfunktion von Persönlichkeit. Die Kriterien lassen keine klare Trennung zwischen der allgemeinen Feststellung von Persönlichkeitsstörung, beruhend auf der Dysfunktion von Persönlichkeit, und der Art der Persönlichkeitspathologie zu. Vielversprechend ist die Differenzierung im Schweregrad der Störung. Empirische Nachweise zur Differenzierungsfähigkeit der allgemeinen Kriterien zwischen Persönlichkeitsstörung und anderen psychischen Störungen stehen ebenso aus wie der Nachweis über die praktische Anwendbarkeit.
The general criteria for personality disorder. From DSM-IV-TR to DSM-5
On the basis of the critique of the general criteria for personality disorder in the DSM-IV-TR, the theoretical background for the development of the general diagnostic criteria for personality disorder in the DSM-5 is given. Six requirements for general diagnostic criteria are posed, only three of which are met by the general diagnostic criteria for personality disorder in the DSM-5. The criteria are based on an explicit theoretical definition, defining self pathology and interpersonal pathology as the core features of personality disorder. Those core features are expressions of the dysfunction of personality. The criteria lack a clear distinction between the general assessment of personality disorder based on the dysfunctions of personality and the description of the kind of personality pathology. Encouraging is a classification of personality disorder according to severity. Empirical proofs for differentiating between general diagnostic criteria for personality disorder and other psychic disorders and normal personality, as well as the clinical utility of the criteria, are still to be provided.
Fragestellung: Das alternative Modell der Persönlichkeitsstörungen im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, fifth edition (DSM-5), eröffnet die Möglichkeit einer dimensionalen Persönlichkeitsdiagnostik. Die Level of Personality Functioning Scale (LPFS) zur Erfassung des Funktionsniveaus der Persönlichkeit scheint prima vista eine große Ähnlichkeit zur Strukturachse der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik OPD-2 aufzuweisen. Methode: In einer qualitativen Inhaltsanalyse werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Systeme untersucht. Dabei werden die deutsche Übersetzung der LPFS, die Skala zur Erfassung des Funktionsniveaus der Persönlichkeit auf Subitem-Ebene sowie die Traits aus dem DSM-5-Modell mit den Strukturitems der OPD-2 verglichen. Ergebnisse: Neben weitgehenden Ähnlichkeiten finden sich formale wie inhaltliche Unterschiede zwischen den beiden Systemen, die nicht zuletzt auf unterschiedliche theoretische Fundierungen zurückzuführen sein dürften. Strukturitems der OPD-2 korrespondieren auch mit den Trait-Beschreibungen des DSM-5. Diskussion: Die Konvergenz der psychiatrischen und psychodynamischen dimensionalen Persönlichkeitsdiagnostik ist erfreulich. Beide Systeme sind jedoch weit davon entfernt, als deckungsgleich bezeichnet werden zu können. Vielmehr können sie gegenseitig einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Konzepte leisten.
The alternative DSM-5-model of personality disorders. A comparison with the structural axis of OPD-2
Objectives: The alternative model for personality disorders of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, fifth edition (DSM-5) allows a dimensional diagnostic approach to personality disorders. The Level of Personality Functioning Scale (LPFS) describing the personality functioning seems to be very similar to the Levels of Structural Integrations Axis of the Operationalized Psychodynamic Diagnosis System (OPD-LSIA). Methods: In a qualitative content analysis commonalities and differences of both systems are investigated. The german translation of the LPFS on the level of subitems and the traits of the DSM-5-model are compared with the subdimensions of OPD-LSIA. Results: There is a wide range of commonalities of the two systems, but also some differences in form and content reflecting different theoretical backgrounds. Some subdimensions of OPD-LSIA correspond to DSM-5-traits, too. Discussion:The convergence of psychiatric and psychodynamic approaches to the dimensional personality disorder diagnosis is very appreciable. Nevertheless both systems are far from being congruent. In fact they could help each other in the process of further development.
Die fünfte Ausgabe des Diagnostischen und Statistischen Handbuchs Psychischer Störungen (DSM-5) enthält in Sektion III ein alternatives Modell zur Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen (PS). Teil dieses Modells ist eine Taxonomie maladaptiver Persönlichkeitseigenschaften, die 25 Persönlichkeitsfacetten und fünf übergeordnete Domänen umfasst. Inzwischen liegt ein Selbsteinschätzungsinstrument vor, mit dem diese 25 maladaptiven Persönlichkeitsfacetten erfasst werden können: das Persönlichkeits-Inventar für DSM-5 (PID-5). Ziel dieser Studie ist, die deutschsprachige Version des PID-5 vorzustellen und in einer klinischen Stichprobe von 273 stationären Patienten psychometrisch zu untersuchen. Wir konnten zeigen, 1.) dass sich die mit dem PID-5 gemessenen maladaptiven Persönlichkeitsfacetten messmethodisch gut von aktuellen psychischen Belastungen abgrenzen lassen, 2.) dass die Faktorenstruktur des PID-5 weitgehend den fünf übergeordneten DSM-5-Domänen entspricht, und 3.) dass bei Patienten mit Borderline-PS (diagnostiziert durch den behandelnden Therapeuten) bestimmte, theoretisch zu erwartende Persönlichkeitsfacetten besonders ausgeprägt sind. Mit dem PID-5 liegt ein zeitgemäßes und klinisch nützliches Instrument vor, das für Forschung und Praxis empfohlen werden kann.
Maladaptive personality traits according to DSM-5: Associations with distress and ICD-10 diagnoses in a clinical sample
The fifth edition of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) features in Section III a new model for the diagnosis of personality disorders. This model includes a taxonomy of maladaptive personality traits, comprising 25 trait facets and five higher-order domains. Individual differences in trait facets can be assessed using a newly developed self-report measure: the Personality Inventory for DSM-5 (PID-5). The aim of this study is to introduce a German version of the PID-5, and to investigate some of its psychometric properties in a sample of 273 inpatients. We were able to show (1) that the PID-5 trait facets are empirically distinct from current distress, (2) that the factor structure of PID-5 trait facets is broadly in line with the proposed five higher-order domains, and (3) that patients with borderline personality disorder (as diagnosed by the treating clinician) show a characteristic and theoretically reasonable profile of elevated trait facets. We conclude that the PID-5 is a contemporary and clinically useful measure of maladaptive personality traits that can be recommended for further use in research and practice.
Fragestellung:Die Studie untersucht den Zusammenhang von Perfektionismus und Leistungsorientierung mit Burnout sowie den Beitrag des dimensionalen Modells der Persönlichkeitsdiagnostik des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th Edition (DSM-5), zu einer solchen Persönlichkeitsdiagnostik jenseits von Persönlichkeitsstörungen. Methode:50 stationäre Patienten der psychosomatischen Klinik Windach wurden hinsichtlich des Vorliegens eines Burnout-Syndroms mit dem Maslach Burnout Inventory MBI-GS-D und der Windach Burnout Skala WBS sowie bzgl. des Ausmaßes ihres Perfektionismus mit der Multidimensional Perfectionism Scale FMPS-D bzw. der Leistungsorientierung mit dem Leistungsmotivationsinventar LMI untersucht. Die psychometrischen Instrumente wurden mit der Operationalisierung entsprechender Traits des DSM-5 verglichen. Ergebnisse:Erhöhte Werte in Perfektionismus-Subskalen und in geringerem Ausmaß bei der Leistungsorientierung korrelieren mit Burnout-Maßen. Insbesondere für die FMPS-D (Perfektionismus) ergibt sich eine hohe Übereinstimmung mit entsprechenden Traits des DSM-5. Diskussion:Die dimensionale Persönlichkeitsdiagnostik nach DSM-5 ist eine vielversprechende Option für die Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen auch bei Erkrankungen jenseits von Persönlichkeitsstörungen.
Personality facets in DSM-5: Clinical relevance in stress related disorders
Objektives:The relation between perfectionism, achievement motivation and burnout is still unclear. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th Edition (DSM-5) dimensional personality trait model could help to assess more easily personality features in a variety of diseases. Methods: In a sample of 50 inpatients of a psycosomatic clinic the degrees of perfectionism, achievement motivation and burnout were assessed with Multidimensional Perfectionism Scale FMPS-D, Leistungsmotivationsinventar LMI, Maslach Burnout Inventory MBI-GS-D and Windach Burnout Skala WBI resp.. The psychometric instruments and the corresponding DSM-5 personality traits were compared. Results: The data showed a clear correlation between perfectionism and burnout and a moderate one with achievement motivation. Especially for the FMPS-D (perfectionism) there was a high conformity with corresponding traits in DSM-5. Discussion:The DSM-5 alternative trait model is a promising option for the diagnosis of personality features in many diseases beyond personality disorders.
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