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PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie, 2013, Jg. 17, Ausgabe 4

PTT - Persönlichkeitsstörungen: Theorie und Therapie, 2013, Jg. 17, Ausgabe 4

Macht und Ohnmacht

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.12.2013
ISSN print: 1433-6308 / ISSN digital: 2625-0780

Details


Editorial
Formate: pdf, html
Birger Dulz, Stephan Doering
Seite 221 - 221
Macht der Identität – Identität der Macht

Es werden die Zusammenhänge zwischen Macht und Identität aufgezeigt. Ausgehend von dem jeweils spezifischen Umgang mit Macht zweier Politiker (Ronald Schill und Helmut Schmidt) werden zunächst allgemeine Gesichtspunkte zu Macht und Identität dargestellt, um anschließend klinische Aspekte zu betrachten. Diese beziehen sich sowohl auf die Macht von klinischem Personal als auch auf jene von Patienten. Schließlich wird das Machtverhältnis zwischen Patienten und Therapeuten skizziert.

The Power of Identity – the Identity of Power
We are illustrating the interactions between power and identity. First we portray the specific way of handling power of two politicians (Ronald Schill and Helmut Schmidt). We then look at power and identity from a more general point of view, followed by a consideration of their clinical aspects. These refer equally to power in regard to both hospital staff and patients. Finally we describe the balance of power in the interaction between patient and therapist.

Schlagworte: Politik, Macht, Persönlichkeitsstörung, Identität, Power, personality disorder, identity, politics, Klinikleitung, hospital management
Formate: pdf, html
Birger Dulz, Mathias Lohmer
Seite 223 - 231
Wie verändert Macht die Persönlichkeit?

Wenn es um die Frage geht, wie Macht die Persönlichkeit verändert, werden meist nur negativ bewertete Eigenschaften berücksichtigt, der konstruktive Einfluss von Macht auf die Persönlichkeit wird jedoch übersehen. Der vorliegende Artikel berücksichtigt sowohl die problematischen wie die konstruktiven Einflüsse. Er thematisiert den engen Zusammenhang von Narzissmus und Macht: Einerseits streben narzisstische Persönlichkeiten häufig nach Macht, andererseits begünstigt Macht die Entwicklung narzisstischer Persönlichkeitseigenschaften. Auf dieser Grundlage geht der Autor der Versuchung des Machtmissbrauchs nach, also der Instrumentalisierung von Untergebenen für die Konfliktbewältigung des Machtausübenden. Der suchtartige Charakter von Machtprozessen lässt sich in privaten Beziehungen, in der Therapeut-Patient-Beziehung, aber auch in der Politik beobachten und wird an diesen Beispielen in seiner Wechselseitigkeit nachgezeichnet. Es wird aber auch die Möglichkeit beschrieben, durch einen Zuwachs an Macht zu lernen, diese Macht in einem Gleichgewicht aus Vertrauen und realitätsangemessenem Misstrauen so einzusetzen, dass sie den sachlich gestellten Zwecken und Aufgaben gerecht wird.

In what way does power change the personality?
When dealing with the question as to how power changes the personality, mostly those traits are taken into consideration that are seen as negative. The constructive influence of power on the personality, however, is ignored. The present article includes both the problematic and the positive influences. It addresses the close connection of narcissism and power: on the one hand, narcissistic personalities often strive after power, while on the other hand, power facilitates the development of narcissistic personality traits. On this basis, the author investigates the temptation of abusing power, that is, when those exercising power instrumentalise subordinates to manage their conflicts. The addictive character of power processes can be observed in private relationships, in therapist-patient relationships, but also in politics, and it will be traced in its reciprocity using these examples. However, it will also be delineated that an increase in power brings about the chance to learn how to apply this power in an equilibrium of trust and properly realistic mistrust in such a way that it fulfils the factually posed purposes and tasks.

Schlagworte: Narzissmus, Macht, Machtmissbrauch, Vertrauen, Power, narcissism, abuse of power, TRUST
Formate: pdf, html
Hans-Jürgen Wirth
Seite 232 - 239
Die Macht der Opfer

Opfer sind schwächer als Täter, nicht besser. Lange Zeit waren Opfer gesellschaftlich eher verachtet, abgewertet, bestenfalls bedauert. Der Opfer-Status kann nur in Gesellschaften positiv bedeutsam werden, die ein gesellschaftspolitisches Gewissen haben. Aktuell erfährt der Opfer-Status in unserer Gesellschaft eine Umbewertung. Erkrankungen wie die Trauma-Folgestörungen, wie Burnout und wie die Folgen von Mobbing entlasten von Eigenverantwortung, ordnen die Schuldzuweisung und geben Rechte. Zunehmend gibt auch die Gesellschaft Menschen mehr Rechte und mehr Einfluss, weil sie Opfer sind.

The power of victims
Victims are weaker than perpetrators, not better. For a long time victims were rather socially despised, devalued, at best regretted. The victim status can only be positively significant in societies, which have a socio-political conscience. Currently the victim status experiences a revaluation in our society. Diseases such as trauma-related disorders, such as burnout and such as the consequences of bullying relieve of responsibility, assign blame allocation and give rights. Increasingly, the society gives people more rights and more influence because they are victims.

Schlagworte: Mobbing, Burnout, trauma-related disorders, Opfer-Status, Trauma-Folgestörung, Status as victim
Formate: pdf, html
Ulrich Sachsse
Seite 240 - 246
Macht und Ohnmacht in der ambulanten Psychotherapie im Rahmen einer gerichtlichen Auflage

Es gibt wenige Bereiche in der Psychotherapie, in denen das Thema »Macht und Ohnmacht« auf so unterschiedlichen Ebenen eine Rolle spielt, wie bei der Behandlung von Menschen, die ein Sexualdelikt begangen haben. Im Übertragung- und Gegenübertragungsgeschehen können sich, wie in jeder anderen Psychotherapie auch, durch die unterschiedlichen Hintergründe und Konstellationen sowohl auf Seiten des Therapeuten als auch des Klienten Gefühle wie Abhängigkeit, Hilflosigkeit, Überlegenheit, Wunsch nach Kontrolle usw. entwickeln. Darüber hinaus gibt es hier Besonderheiten, die sowohl den Rahmen (die institutionelle Zusammenarbeit mit staatlichen Einrichtungen, die eine Kontrollfunktion des Klienten ausführen) als auch die Inhalte der Therapie (das Sexualdelikt) betreffen. Diese haben erheblichen Einfluss auf mögliche Machtgefüge in der therapeutischen Situation. Der Artikel gibt einen Einblick in die Besonderheiten dieser Therapieform, mögliche Implikationen werden anhand von zwei Fallbeispielen dargestellt und Wege aufgezeigt, wie man konstruktiv mit Problembereichen umgehen kann.

Power and powerlessness in outpatient psychotherapy within the scope of a forensic condition
There are only a few areas in psychotherapy in which the issue »power and powerlessness« is relevant on so many different levels as in the treatment of sexual offenders. As in every other form of psychotherapy, in transference and countertransference processes the possibility exists for emotions of dependence, helplessness, superiority or the wish to exert control over the other, to arise either on the part of the therapist or on that of the client. Furthermore, there are certain peculiarities which concern the therapy's scope (the co-operation with government institutions that supervise the client) as well as the therapy's contents (the sexual offence). These immensely influence the potential power structure of the therapeutic setting. The following article provides an insight into these peculiarities, depicts possible implications for the therapy utilizing case studies and illustrates means for preventing or dealing constructively with problematic issues.

Schlagworte: Gegenübertragung, Machtmissbrauch, forensische Psychotherapie, abuse of power, countertransference, forensic psychotherapy, Sexualdelikt, Sexual offence
Formate: pdf, html
Peer Briken, Annika Flöter
Seite 247 - 257
Macht und Narzissmus

Ausgehend von Überlegungen zur Herkunft eines Motivs zur Ausübung von Macht werden die Verbindungen zur narzisstischen Persönlichkeit und deren entwicklungspsychologische Grundlagen dargestellt. Dabei wird auf die unterschiedlichen Sichtweisen bei Kernberg und Kohut Bezug genommen und erklärt, weshalb Macht und Narzissmus in einem engen Zusammenhang stehen. Zum Schluß wird auf behandlungstechnische Probleme bei Patienten eingegangen, bei denen Macht und Narzissmus zu einem subjektiven Leidensdruck geführt hat.

Power and Narcissism
Starting with some reflections about the origin of a power motive connections to narcissistic personality disorders and its developmental psychological foundations are described. Refering to the different views of Kernberg and Kohut it will be explained why power and narcissism are connected so closely. At the end technical problems of treatment with those patients in whom power and narcissism led to subjective suffering are delineated.

Schlagworte: Macht, narzisstische Persönlichkeit, Machtmissbrauch, Kompetenz, Power, abuse of power, narcissistic personality, competence
Formate: pdf, html
Hans-Peter Hartmann
Seite 258 - 268
Die Herrschaft über den Herrn
Das Hysterisch-Histrionische im Kontext von Macht und Ohnmacht

Die hysterische Struktur als analyserelevante Grundlage der Histrionischen Persönlichkeitsstörung ist aus der Perspektive der strukturalen Psychoanalyse durch spezifische Subjektpositionen und Grundphantasmen gekennzeichnet. Sie beziehen sich auf charakteristische Umgangsweisen bezüglich des Mangels in seiner Verknüpfung mit der Geschlechterfrage einschließlich der damit verbundenen Machtfragen, wobei die hysterische Position im Gegensatz zur zwangsneurotischen Lösung dem Weiblichen bzw. Femininen zugeneigt. Abgesehen von einem kulturhistorischen und medizingeschichtlichen Überblick hinsichtlich dieser Affinität und diesseits psychopathologischer Kriterien wird auf die Funktion der hysterischen Struktur als anthropologische Konstante für die Umwandlung von Trieb in Begehren und für die Bildung eines imaginären Ich gegenüber dem sprachlich-symbolischen Subjekt hingewiesen.

The domination of the master. The hysterical/histrionic phenomena in the context of power and submission
From the perspective of structural psychoanalysis the hysterical structure as a psychoanalytically relevant basis of the histrionic personality disorder is characterised by specific subject-positions and basic phantasms. They refer to typical ways of dealing with lack in connection with questions of gender and sex including the inherent question of power. In contrast to the obsessive-compulsive solution, the hysterical position exhibits a stronger linkage to the femaleness in both its biologic and social dimensions. Besides a survey of this affinity in terms of cultural and medical history and short of psychopathologic criteria, emphasis is put on the function of the hysterical structure as an anthropological constant for the transmutation from drive to desire and for the construction of an imaginary ego as opposed to a symbolic subject contingent on language.

Schlagworte: Medizingeschichte, Medical history, Hysterie, hysteria, Histrionische Persönlichkeitsstörung, histrionic personality disorder, strukturale Psychoanalyse, structural psychoanalysis
Formate: pdf, html
August Ruhs
Seite 269 - 277
Machtmissbrauch in den Psychotherapiewissenschaften
Mittel und Wege der Monopolisierung

In Deutschland wird die Psychotherapie in Forschung und Praxis zunehmend von nur einem Psychotherapieverfahren, der Verhaltenstherapie, bestimmt. Die einst vorhandene Vielfalt an psychotherapeutischen Ansätzen (Paradigmen) und Verfahren weicht einer zunehmenden Monopolisierung. Der Beitrag zeigt exemplarisch, welche Mittel und Wege eingesetzt werden, diesen Monopolisierungsprozess voranzutreiben. Wie die Entwicklung in anderen Bereichen zeigt, sind Monokulturen aber kein tragfähiges Zukunftsmodell.

Abuse of power in sciences of psychotherapy. Means and ways of monopolization
Psychotherapy research and practice in Germany are increasingly dominated by only one paradigm, the cognitive-behavioral. The formerly differentiated plurality of paradigms is more and more occupied by a monoculture. This article illustrates exemplarily some means and ways of this process of monopolization which for instance in agriculture turns out to be not a desirable development.

Schlagworte: Machtmissbrauch, abuse of power, Psychotherapiewissenschaft, Monopolisierung, Verdrängungswettbewerb, Sciences of psychotherapy, monopolization, competitive displacement
Formate: pdf, html
Jochen Eckert
Seite 278 - 287
Masse und Macht: Die Masse macht's
Massendynamik am Beispiel des Arabischen Frühlings

Die Tat eines Einzelnen wird als Auslöser einer länderübergreifenden, machtvollen Protestbewegung gegen die autoritären Regime im Nahen Osten angesehen. Mit ihr begann der »Arabische Frühling«. Die Dynamik der Protestbewegung und die Macht, die diese erlangte, um etablierte Diktatoren wie Ben Ali zu stürzen, wird vor dem Hintergrund der Theorien von Le Bon, Freud und Reicher diskutiert. Die Bedingungen zur Massenbildung sowie die Eigenschaften der Masse im Vergleich zum Individuum als auch das veränderte Verhalten des Einzelnen in der Masse werden betrachtet. Abschließend wird ein Ausblick auf die Auswirkungen der Macht der Masse gegeben: Was passiert, wenn wie Mitscherlich es beschrieben hat, die Hierarchie der autoritären Vaterrolle zerfällt.

Mass and empowerment: The mass makes it. Crowd dynamics on example of Arabic Spring
The act of a single person can be seen as a flashpoint of a cross-national powerful protest movement against the dictatorial regime in the Middle East. With this act, the Arabic Spring began. The dynamics of the protest movements and the power which they achieved are discussed on the basis of theories of Le Bon, Freud, and Reicher. The mass gained power to even bring down the regime of Ben Ali. The terms and conditions of forming a mass as well as its special attitudes and behaviors are compared to those of a single person. Finally, a perspective of the consequences of mass power is given in terms of Mitscherlichs' description of hierarchy loss as soon as dictatorial paternal role collapses.

Schlagworte: Gruppendynamik, Macht, Autoaggression, Selbstverletzung, Empowerment, self-harm, group dynamics, Massenpsychologie, Fremdaggression, Crowd psychology, auto-aggression, aggressive behavior
Formate: pdf, html
Isolde Daig
Seite 288 - 295
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