Dissoziation kann als ein traumatisch angestoßener Vorgang verstanden werden. Sie ist eine integrale Komponente von peri- und posttraumatischen Reaktionen. Sie erweist sich hierbei als ein grundlegender Rückzugsmodus aus einer unerträglichen Realität, der aber im weiteren Prozessfortgang eine konstruktive Überwindung der traumatischen Erfahrungen entscheidend behindern kann. Eine neurobiologische Betrachtung dieser Zusammenhänge beginnt mit einer Skizzierung der hierarchischen Informationsverarbeitung im ZNS, beschreibt grundlegende Veränderungen in neuroanatomischen Zentren bei Einwirkung von Extremstress, illustriert hiermit korrelierte Dysfunktionen in unterschiedlichen Neurotransmittersystemen, ergänzt mit Ergebnissen der experimentellen Pharmakologie zu posttraumatischen und dissoziativen Zuständen, stellt zentrale Charakteristika der hormonellen Stressantwort in der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinde nach massiver Stresseinwirkung dar und fasst mögliche Konsequenzen in der Langzeitwirkung zusammen. Diese adaptiven/maladaptiven Anpassungsvorgänge werden schließlich wieder zurück auf eine klinische Ebene bezogen.
Trauma and dissociation from a neurobiological perspective
Dissociation may be looked upon as a traumatically induced process, and as such, is integral part of peri- and posttraumatic stress reactions. As a basic mode of retreat from an unbearable reality, however, it may hamper a constructive mastering of these traumatic experiences. A neurobiological perspective considers several successive steps. It begins with a survey on the hierarchically structured processing of information within central nervous system. It then describes decisive changes in various neuroanatomic centers during states of extreme stress. These changes are correlated with dysfunctions in several neurotransmitter systems. Results from experimental pharmacology on dissociative/posttraumatic states are sketched. Central features of the HPA-system following extreme stress are outlined and are reflected in their long-term effects. Finally, these neurobiological adaptive/maladaptive changes are referred again to a clinical level of consideration.
Der Zusammenhang des Affekts der Angst und der dissoziativen Bewusstseinsstörung ist nach dem Stand klinischer Beobachtung und empirischer Untersuchung eher komplex als einfach. Wahrscheinlich ist der Versuch, unerträgliche Angsterlebnisse durch eine forcierte Bewusstseinsveränderung (i.e. Dissoziation) abzuwehren, beziehungsweise erträglicher zu gestalten, quantitativ der häufigste, aber er scheint auch regelhaft zu scheitern, und dann verstärken die dissoziativen Phänomene das Angsterleben mehr, als sie es erträglicher machen. Der Konstitution, der prämorbiden Persönlichkeitsstruktur, traumatischen Vorerfahrungen, dem Auftreten von peritraumatischen Dissoziationserlebnissen und weiteren Variablen kommen offenbar in der jeweiligen Beziehung von Angst und Dissoziation entscheidende Bedeutung zu. Fünf Modelle der Beziehung von Angst und Dissoziation werden vorgestellt, dokumentiert und diskutiert.
The mutual interrelation of anxiety and dissociation
The overview refers to the State of discussion of the interrelation of anxiety and dissociation. Definitions of the two mental conditions and a short historical introduction are presented. According to actual clinical and theoretical knowledge the relation between anxiety and dissociation is more likely to be a complex than a simple one. The defensive function of dissociation against anxiety seems to play a central role and regularly the experience of dissociation tends to reinforce anxiety more than to alleviate it. The premorbid personality structure, relevant childhood adversities, traumatizations, and the experience of peritraumatic dissociation seem to work as intervening variables. Five models describing different types of the mutual interrelation are worked out.
Da Aspekte gewaltsamen und kriminellen Verhaltens von Anfang an mit den Lehren über abnorme Persönlichkeiten verbunden waren, ergibt sich die Notwendigkeit einer klaren konzeptionellen Differenzierung zwischen psychopathologisch bedeutsamen Auffälligkeiten der Persönlichkeit einerseits und sozialer Devianz andererseits. Zwischen beiden Dimensionen gibt es einen breiten Überlappungsbereich, der vor allem für die forensische Psychiatrie von Bedeutung ist. Eine besondere Rolle für das Problem der Gewaltkriminalität spielen Persönlichkeitsauffälligkeiten, die dem amerikanischen Psychopathy-Konzept entsprechen, beziehungsweise in den psychiatrischen Klassifikationssystemen als Psychopathische oder Antisoziale Persönlichkeitsstörungen verstandenen werden. In neuerer Zeit sind zu den psychopathologischen beziehungsweise verhaltensorientierten Beschreibungsansätzen Kenntnisse über die neurobiologischen und psychophysiologischen Grundlagen von Aggressivität, Impulsivität und Verhaltenskontrolle hinzugekommen. Sie erweitern unser Verständnis von gewalttätigen Verhaltensweisen bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen sowohl in diagnostischer als auch in prognostischer und therapeutischer Hinsicht, werfen aber auch neue Fragen zur Problematik des freien Willens und der Verantwortlichkeit auf.
Violent crime and personality disorders
Since some aspects of violent criminal behaviour have always been associated with theories on abnormal personality, there is need for a clear-cut conceptional differentiation between personality traits with psychopathological significance on the one hand and deviant social behaviour on the other. There is considerable overlap between the two dimensions, an overlap which is of importance especially in forensic psychiatry. A particular role is played by personality abnormalities according to the American concept of psychopathy, or psychopathic or antisocial personality disorders according to the Psychiatric Classification systems. Recently, neurobiological and psychophysiological findings on aggressivity, impulsiveness and behaviour control have been incorporated into the theories on psychopathology and behaviour. They broaden our understanding of violent criminal behaviour in patients with personality problems regarding diagnosis as well as prognosis and therapy, but also raise new questions about issues like free will and criminal responsibility.
Wissenschaftliche Theorien über den Zusammenhang von Sexualität und Persönlichkeitsentwicklung sind vielfältig und komplex. In diesem Beitrag wird der Versuch gemacht, Befunde aus der empirisch-psychologischen Forschung zusammenzutragen, die den Zusammenhang zwischen Sexualität und Persönlichkeitsentwicklung erhellen können. Genuin persönlichkeitspsychologische Ansätze, wie sie von Eysenck vertreten wurden, haben heute dabei nur noch historische Bedeutung. Wichtiger erscheinen Befunde aus der Traumaforschung, der Bindungstheorie und der interpersonalen Psychologie. In dem Beitrag wird vorgeschlagen, sexuelle Auffälligkeiten und Störungen künftig vor dem Hintergrund dieser drei theoretischen Komponenten zu spezifizieren.
Sexuality and personality development
Scientific theories about the association between the sexuality and personality development are complex and manifold. This article attempts to summarize findings from empirical psychological research highlighting the association between sexuality and personality development. Approaches from personality psychology such as the work of Eysenck meanwhile are mainly of historical importance. More important are findings from trauma research, attachment theory and interpersonal theory. The paper proposes to specify sexual symptoms and disorders in the context of these three theoretical components.
Während Persönlichkeitsstörungen heute relativ präzise definiert sind, gibt es keine einheitliche Definition von Perversion. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung des Perversionsbegriffs und verwandter Begriffe wie sexuelle Präferenzstörung, Paraphilie, Devianz und Dissexualität, referiert mit dem SKID-II erhobene Prävalenzdaten über Persönlichkeitsstörungen in einer Gefängnispopulation und fasst die psychoanalytische Theoriebildung über Perversion zusammen, um anschließend an einer Kasuistik therapeutische Konsequenzen zu diskutieren.
Perversion and personality disorders
While there are relatively clear cut definitions of personality disorders, there is no consensus on how to define perversion. After giving a short history of definitions of perversion as well as of other related terms, e. g. paraphilia, sexual preference disorder, deviation, and dissexuality, the prevelance of personality disorders in a prison population is reported, measured by SKID-II questionnaires and interviews. Refering to a case Vignette, the development of psychoanalytic theories on perversion is summarized and conclusions as to major issues of psychotherapeutic treatment are drawn.
Die Depression hat vielfältige und zum Teil sehr heterogene Ursachen. Schon aus diesem Grund lohnt es sich, Ober die differenzielle Bedeutung von Persönlichkeit, Persönlichkeitsstilen und Persönlichkeitsstörungen für die Depression nachzudenken, nicht nur unter ätiologischen Perspektiven, sondern über mögliche Konsequenzen, die sich für die differenzielle Indikation und Behandlungsplanung ergeben. In dieser Arbeit werden unterschiedliche Hypothesen über Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Depression angesprochen und diesen Hypothesen jeweils entsprechende konkrete Vorschläge für eine prinzipielle Therapieplanung unterbreitet.
Personality and depression – suggestions for differential indication in treatment planning
Increasingly, statements about the nature of depression Start with an acknowledgment of its heterogeneity and the complexity and interdependence of causal factors now presumed to play a role in it. Especially an increased understanding of the relationship between different forms of interdependence between personality (disorders) and the clinical Syndrome of mood disorders can help to find pathways for differential indication and differential treatment planning. A course of therapeutic intervention for a depressive patient should aim to accomplish several sucessive and parallel yet intertwined goals. This paper offers an in-depth discussion of a hypothetical matrix of potential treatment goals for psychotherapy of depressive (personality) disorders.
Die Komorbidität von Zwangsstörung und Persönlichkeitsstörungen ist von großer Bedeutung für den klinischen Verlauf und für die Psychotherapie-Ergebnisse (outcome). Im Konzept der »Zwangs-Spektrum-Krankheiten« (Obsessive-compulsive spectrum disorders) findet seit etwa zehn Jahren dieser Zusammenhang besondere Beachtung. In der Psychoanalyse hat die Differenzierung von »zwanghafter Persönlichkeit« (Zwangscharakter) und Zwangsstörung eine lange Tradition. Neuere Beiträge zum Zusammenhang von Zwangsstörung und Borderline-Persönlichkeitsstörung betonen die verschiedenen Niveaus der Persönlichkeitsorganisation. Zahlreiche empirische Studien versuchen, die Prävalenz der verschiedenen Persönlichkeitsstörungen bei Patienten mit Zwangsstörungen zu erfassen. Hierbei ergaben sich für das C-Cluster nach DSM-III-R die höchsten Prävalenzraten. In der Übersicht werden zwei Spezialthemen zusätzlich aufgegriffen, die für den Zusammenhang von Zwangsstörung und Persönlichkeitsstörungen bedeutsam erscheinen: sexueller Missbrauch und Borderline-Persönlichkeitsstörung. Abschließend werden die Implikationen für den Psychotherapieprozess und die Therapieergebnisse diskutiert.
Obsessive-compulsive disorder (OCD) and personality disorders
The comorbidity of obsessive-compulsive disorder (OCD) with personality disorders (PD) is of major importance for clinical course and outcome of psychotherapy. For about one decade the concept of OCSD (obsessive-compulsive spectrum disorders) has reflected this connection. In psychoanalysis, the differentiation between »obsessive personality« and OCD has a long tradition. New concepts concerning the interference of OCD and borderline personality disorder emphasize different niveaus of personality Organization. Many empirical studies have tried to determine the prevalence of various personality disorders in patients with OCD. It was found that the PD-cluster C of DSM-III-R shows the highest prevalence. In addition, the review illustrates two special subjects which seem to be important for the comorbidity of OCD and PD: sexual abuse and borderline personality disorder. Finally, implications for the psychotherapeutic process and outcome are discussed.
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) stellt eine empirisch abgesicherte und für die Behandlung der Borderline-Störung empfohlene Psychotherapiemethode dar. Die DBT integriert neurobiologische Forschungsergebnisse, Sozialwissenschaften, Therapieforschung sowie Zen als spirituelle Ebene. Ein neurobehaviorales Störungsmodell der Borderline-Störung postuliert psychosoziale und genetische Komponenten, Störungen der Affektregulation sowie dissoziative Phänomene als zentrale Faktoren, auf deren Basis sich dysfunktionale kognitiv-emotionale Schemata sowie dysfunktionale Bewältigungsstrategien entwickeln. Das Behandlungskonzept der DBT versucht, diesen neurobiologisch fundierten dysfunktionalen Mustern spezifische Behandlungsstrategien zuzuordnen. Um den komplexen Aufgaben in der Therapie von Borderline-Patienten gerecht zu werden, organisiert sich die DBT in vier Behandlungsmodule: Einzeltherapie, Fertigkeitentraining in der Gruppe, Telefonberatung sowie Supervisionsgruppe.
Therapeutic principles of dialectical behavior therapy for borderline personality disorders
Dialectical behavior therapy (DBT) is an empirically based psychotherapeutic method which has been recommended for the treatment of Borderline personality disorder (BPD). DBT integrales neurobiological findings, social sciences, therapy research, as well as Zen on a spiritual level. A neurobehavioral model of BPD is suggested with psychosocial and genetic factors, emotional dysregulation, and dissociative symptoms as core factors, which together lead to dysfunctional cognitive-emotional and behavioral patterns. DBT tries to address these neurobiologically based dysfunctional patterns with specific treatment strategies. Because of the complex nature of borderline therapy, DBT includes four treatment modules, namely individual therapy, group skills training, telephone consultation, and group supervision.
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