Gewalt wird aufgrund von Internalisierung (Introjektion und Identifikation) weitergegeben. Entweder wird sie aufgrund der globalen primären Identifikation mit der Gewalt und dem Täter weiter von innen gegen das eigene Selbst gerichtet oder aufgrund einer sekundären Identifikation nach außen, gegen Schwächere. Eine dritte Möglichkeit einer Gewaltentäußerung ist die des Impulsdurchbruchs, dabei bleibt das Selbst aber (partiell) mit dem Gewaltintrojekt primär verschmelzend identifiziert. Schlägt man wieder den Bogen von der Traumatisierung zur Borderline-Pathologie, wird man finden, daß der Wechsel von einer Täter- zu einer Opfer-Identität, oftauch aufeinanderfolgend in beide Richtungen, vom Täter zum Opfer und wieder zurück, einer früh gemachten klinischen Beobachtung der Borderline-Persönlichkeit entspricht, nämlich der Selbst-Objekt-Grenzen- Schwächung, der Selbst-Objekt-Vertauschung oder Selbst-Objekt-Verschmelzung. Ich denke, daß diese Aufhebung sicherer Grenzen bei der Borderline-Pathologie nicht nur – entsprechend der ursprünglichen Definition – die Grenze zwischen Neurose und Psychose betrifft, sondern bezüglich der Ich- oder Selbst-Grenzen ihren Ursprung hat in der gewaltsamen, traumatischen Grenzüberschreitung von außen nach innen.
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