Um eine Antwort auf die Frage zu finden, was Affekte sind, untersucht der Autor Freuds metapsychologische Formulierungen im Licht der neueren Entwicklung von Psychoanalyse und Neurowissenschaft. Er zeigt, daß die Frage nach den Affekten, vielleicht mehr als alle anderen, uns dazu zwingt, die innere Verbindung von Seelischem und Somatischem anzuerkennen und diesen Sachverhalt mit den theoretischen Entwürfen der Psychoanalyse in Übereinstimmung zu bringen. Dies führt Solms zu dem Schluß, daß der Affekt eine primäre Sinnesmodalität ist, ähnlich dem Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und dem Erleben von Körpersensationen. Diese Modalitäten sind die Grundkonstituenten der phänomenalen Bewußtseins-»Hülle«, »von der wir uns nun einmal nicht freimachen können« (Freud). Während Sinnesmodalitäten wie Sehen, Hören etc. Aspekte der (»an sich« unerkennbaren) äußeren, objektiven Welt repräsentieren, ist der Affekt jene primäre Sinnesmodalität, in der wir die innere, subjektive Welt wahrnehmen, die im Prinzip »unbewußt« ist.
What is affect?
In an attempt to answer the question, »what is affect?«, this paper considers Freud’s metapsychological formulation in the light of recent developments in psychoanalysis and neuroscience. It argues that the problem of affect – perhaps more than any other – forces us to acknowledge the intrinsic connexion between mind and body, and to accommodate it in our theoretical formulations. A review of the problem from this point of view leads to the following formulation: affect is a primary sensory modality, analogous to the senses of vision, hearing, somatic sensation, taste, and smell. These modalities are the elementary constituents of the envelope of consciousness, from which it is impossible to free ourselves. Whereas the sensory modalities of vision, hearing, somatic sensation, taste, and smell represent aspects of the external object world (»unknowable« in itself), affect is the primary sensory modality through which we perceive an aspect of the internal world of the subject (»unconscious« in itself).
Das von Melanie Klein entwickelte Konzept der inneren Objekte, das heute kaum noch diskutiert wird, löste in der British Psycho-Analytical Society in den dreißiger und vierziger Jahren heftige Debatten aus. Vor allem die Wiener Analytiker konnten der Existenz von über Internalisierungsprozesse entstandenen inneren Objekten nicht zustimmen. Der Autor zeichnet den Verlauf dieser Verwirrung stiftenden Debatten um ein klinisches Problem nach und stellt sie in einen geschichtlichen Kontext. Er sieht die Kontroverse als Ausdruck von Konflikten und Ängsten, die die Britische Psychoanalytische Gesellschaft in jener Zeit erschütterten, hervorgerufen zum einen durch die notwendige Integration der emigrierten Freud-Familie, zum anderen durch Spannungen in den eigenen Reihen, die schließlich zur Spaltung und Konstituierung der Klein-Gruppe führten.
The Controversial Concept of »Inner Objects« (1934–1943) and its Significance for the Formation of the Klein Group
Although the concept of »inner objects« developed by Melanie Klein is hardly a major object of discussion today, it caused a furore in the ranks of the British Psychoanalytical Society in the thirties and forties. Notably the analysts from Vienna were unable to agree to the existence of inner objects engendered via processes of internalisation. The author traces the course of these discussions of a clinical problem and the confusion they caused, placing them at the same time in a specific historical context. He sees the controversy as the expression of conflicts and fears unsettling the British Psychoanalytical Society during that period, caused on the one hand by the necessary integration of the exiled Freud family and on the other by tensions within its own ranks leading ultimately to a division of the Society and the constitution of the Klein Group.
Herzog begreift Trauma als Einwirkung bestimmter Arten von Hyper- und Hypostimulierung beim Kind oder Erwachsenen, die die Fähigkeit zum Spiel unterbricht – Spiel als schöpferische Aneignung der Wirklichkeit – und eine Veränderung des Spielmodus zur Folge hat. Es kommt zu einem interaktiven Agieren in der Beziehung, in der die vorprogrammierte Beteiligung des anderen notwendig ist. Der Autor schildert anhand der Fallgeschichte eines Mannes der »Zweiten Generation«, wie das nicht bewältigte Trauma der Eltern im Sohn und dessen Beziehung zu seiner Ehefrau wiederkehrte. Die Wiederkehr des Traumas der Eltern zeigt sich insbesondere in der Notwendigkeit, die eigene Sexualität in einer ganz bestimmten Weise zu organisieren.
The Transmission of Trauma: Unconscious Fantasy, and its Activation by External Reality, with special reference to the Holocaust
Herzog sees trauma as the incursion of certain kinds of hyper- and hypo-stimulation on the child or adult, interrupting the capacity for play (play as the creative acquisition of reality) and occasioning a change in the mode of play. The upshot is interactive acting-out in the relationship, in which the pre-programmed participation of the partner is essential. The author draws upon the case history of a man of the »second generation« to demonstrate how failure on the part of the parents to work through a trauma of their own meant that it was passed on to the son and his relationship to his wife. The return of the parents’ trauma manifested itself most clearly in the necessity felt by the son to organise his own sexuality in a particular way.
Das vor zwei Jahren erschienene Buch von Annemarie Dührssen hat auf beklemmende Weise veranschaulicht, daß ein (wie immer großer oder kleiner) Teil der deutschen Psychoanalytiker nach wie vor bereit ist, die Geschichte der Psychoanalyse, insbesondere die zwischen 1933 und 1945, so umzuschreiben, daß die Ausgrenzung der jüdischen Analytiker aus der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft und ihre Ausbürgerung und Vertreibung aus Deutschland – wofern sie nicht umgebracht wurden – im nachhinein als Erfolgsgeschichte der Psychotherapie gelesen werden können. Vielleicht war sie das auch wirklich; einige wohlwollende bzw. verharmlosende Rezensionen des Dührssen-Buches lassen jedenfalls darauf schließen. Obwohl schon vor mehr als einem Jahr in der »Psyche« eine überaus deutliche Stellungnahme (von Ulrich Schultz-Venrath in Heft 4/1995, S. 392–403) erschienen ist, kommen wir ein weiteres Mal auf den Skandalfall zurück, weil offenkundig scheint, daß die Geschichte, hier für die Mitglieder der DPG (deren ehemalige Vorsitzende und heutiges Ehrenmitglied Dührssen ist), noch längst nicht ausgestanden ist. (H.-M. L.)
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