Clara Schumann, begabte Pianistin und eine der wenigen Komponistinnen, die die europäische Musikgeschichte kennt, gehört zu den interessantesten Künstlerinnen nicht nur der Romantik. In einer Rekonstruktion ihrer Lebensgeschichte anhand von Briefen und Biographien entwirft Halberstadt-Freud ein psychoanalytisches Porträt dieser großen Musikerin. Im Zentrum der Analyse stehen die vielschichtigen Loyalitätskonflikte Clara Schumanns, ihre widersprüchlichen Identifizierungen und Idealbildungen sowie ihre Fähigkeit, diese widerstreitenden Bestrebungen in sich zu vereinbaren und zu leben. Anhand der verschiedenen Lebensetappen – Claras einseitige Erziehung durch den Vater zur männlich identifizierten Künstlerin, ihre Adoleszenz, ihre Ehe mit Robert Schumann, der für sie weibliche Züge verkörperte, ihre Beziehung zu Johannes Brahms – zeichnet Halberstadt-Freud den Lebensweg Clara Schumanns eindrücklich nach.
Der Autor sucht ein Verständnis der Musik aus dem Unterschied der Schriftsysteme von Musik und Sprechen zu entwickeln. In der Musik gibt es keine fixierte Verknüpfung von Signifikant und Bedeutung, wie sie im Sprechen durch Buchstabenfolgen bewerkstelligt wird, daher kann sich auch der Vatername, dessen Anerkennung psychische Stabilität garantiert, nicht in den Diskurs der Musik einschreiben. Anhand des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach läßt sich verfolgen, wie der Komponist auf dieses Dilemma reagiert: In einem biographisch und musikhistorisch heiklen Moment webt er seinen Eigennamen in chiffrierter Form in den Notentext ein, wodurch es ihm gelingt, den fehlenden Vaternamen zu ersetzen.
The author tries to develop a comprehension of music based on a difference between the two systems of writing in music and language. Music offers no fixed connection between signifier and signification as they are brought about in language by sequences of letters. Therefore the name-of-the-father, whose recognition guarantees psychic stability, cannot be introduced into the discourse of music. The »Welltempered Piano« by Johann Sebastian Bach shows how the composer reacts to this dilemma: in a biographical and music-historical difficult situation, Bach, in a cryptographical way, interweaves his proper name with the score and thereby replaces the missing name-of-the-father.
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