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PSYCHE, 1974, Jg. 28, Ausgabe 2

PSYCHE, 1974, Jg. 28, Ausgabe 2

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 01.02.1974
ISSN print: 0033-2623 / ISSN digital: 2510-4187

Details


Hauptbeitrag
Die themenbezogene, psychoanalytisch orientierte Selbsterfahrung in der Gruppe

Mahler stellt der üblichen Unterscheidung von psychoanalytischer Gruppentherapie und Balint-Gruppen-Arbeit den Versuch einer themenbezogenen, psychoanalytisch orientierten Selbsterfahrung in der Gruppe gegenüber. Seine Erfahrung mit größeren Gruppen von Lehrerstudenten (studienbegleitende Arbeit über jeweils 4 Semester an den Hochschulen Frankfurt, Berlin und Kassel) führte ihn zum Konzept einer durch die Reflexion auf Gruppenprozesse vermittelten, »themenbezogenen« Arbeit mit Ausbildungsgruppen. Der Gewinn einer solchen Arbeit liegt darin, daß die sonst verdrängt gehaltenen unbewußten Prozesse, die durch die Gruppensituation provoziert werden, ins Bewußtsein der Gruppenmitglieder treten und der jeweiligen Studien-Literatur (hier: psychoanalytischen Beiträgen zur Pädagogik) ungeahnte Aktualität verleihen können, sofern die Lehrgehalte nicht nur gelesen, sondern erlebt werden.

Psychoanalytically oriented thematic self-experience in groups — a preliminary report on the applicability of psychoanalytic group concepts to the work with teachers-in-training
Eugen Mahler contrasts the usual distinction between psychoanalytic group therapy and Balint groups with an attempt at self-experience in a »thematic«, psychoanalytically oriented group. Experiences with large groups of teacher-students (a four-terms course accompanying the normal curriculum) gave rise to a concept of »thematic« work with training groups, a concept gained by reflection on the group process. This kind of work has the advantage of alerting the group to the repressed unconscious processes mobilized by the group situation and is apt to lend unthought-of actuality to the students’ readings (f. i. of pedagogic literature).

Schlagworte: Gruppendynamik, Gruppenanalyse, Selbsterfahrungsgruppe, Balint-Gruppen, psychotherapeutische Beratung für Studenten
Formate: pdf
Eugen Mahler
Seite 97 - 115
Psychoanalytische Ansätze zum Schizophrenieverständnis im Lichte eines Familienmodells

Das Konzept der Interaktionsmodi ermöglicht die Integration von Psychoanalyse und Familienforschung; es gibt einen brauchbaren Interpretationsrahmen ab, um der Dialektik von intrapsychischen und zwischenmenschlichen Konflikten gerecht zu werden und verschiedenartige psychoanalytische Ansätze zum Verständnis der Schizophrenie miteinander zu verbinden. Als schizophrenogen gelten hier vor allem die von den Eltern inaugurierten Strategien der Bindung, der Delegation und der Ausstoßung. Sie sind ebenso transitiv – wie reziprok. Die Therapie zielt auf die Aufhebung der Reziprozität der Interaktionsmodi. Der Therapeut ermöglicht eine korrektive Erfahrung, indem er sich nicht-bindend, nicht-delegierend, nicht-verunsichernd und nicht konflikt-induzierend verhält.

Schlagworte: Bindung, Familie, Schizophrenie, Double-bind, symbiotische Beziehung, Spaltung des Selbst, Ausstoßung, closure(Besiegelung), Delegation, Interaktionsmodi
Formate: pdf
Helm Stierlin
Seite 116 - 134
Der Dialog entgleist. Reizüberlastung, Aktionszyklen und Ganzheitseffekt

Kernstück der menschlichen Sozialisation ist der Aufbau einer zentralen Steuerungsinstanz, des Ichs, in dialogischer Interaktion zwischen Mutter und Kind. Mütter, die infolge der gesellschaftlichen Lebensbedingungen (deren Problematik Spitz durch seinen Hinweis auf die zunehmende Übervölkerung, die hier stellvertretend für andere krisenhafte Entwicklungen steht, andeutet) von den eigenen psychischen Problemen derart okkupiert sind, daß sie ihre Kinder in der (präverbalen) Ichbildungs-Phase emotional überfordern, führen ein Entgleisen des Mutter-Kind-Dialogs herbei und zwingen das Kind auf den Weg einer narzißtischen Fehlentwicklung. Unter Hinweis auf Freuds »toxikologische« Theorie, den sog. »Zeigarnik-Effekt« und die Traumentziehungs-Experimente von Fisher/Dement kennzeichnet Spitz die durch den Pseudodialog bedingte Hemmung der Ich-Bildung, deren Ausbreitung er fürchtet, als ein psychotoxisches Phänomen.

Schlagworte: Ich, Aktionszyklen, entgleister Dialog, mütterliche Fehlhaltungen, Reizüberlastung, Zeigarnik-Effekt
Formate: pdf
René A. Spitz
Seite 135 - 156
Die drei Gewissen des Abendlandes

Auf den Spuren von Max Weber und Werner Sombart wird die je spezifische lebenspraktische Bedeutung der drei religiösen Kulturideale, die für die jüdisch-christliche Tradition bestimmend wurden, in Kategorien der Strukturtheorie herausgearbeitet. Das tugendhaftmessianische Ethos des Calvinismus rückt dabei in größere Nähe zur jüdischen Gesetzesreligion (die einer Kontrolle des Über-Ichs durch das Ich gute Chancen bot) als der Katholizismus. Vorbereitet durch Luther hat Calvin die radikalste Internalisierung der Gottesvorstellung und damit die fortwirkenden Ideale des individuellen Gewissens und der Selbstverwirklichung gestiftet.

The three superegos of the western world: Psychoanalytic reflections on Judaism, Catholicism, and Calvinism
Out of the fabric of today's culture, three strains are picked out and inspected for their respective influence in the collective Superego of the western world. The calvinist, puritanical attitude is described as »virtuous and messianic« and thereby comes nearer to the position of Judaism, which is as set of laws (granting the Ego a good chance of controlling the Superego), than does Catholicism. Following Luther's Reformation, Calvin demanded radical internalization of God and thus instituted the still effective ideals of the individual conscience and self-realization.

Schlagworte: Judentum, Katholizismus, Calvinismus, Gewissen, Gnadenwahl, persönlicher Gott, internalisierter Gott, religiöse Kulturideale, Prädestination, Protestantismus
Formate: pdf
Gerhard Piers
Seite 157 - 172
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Formate: pdf
Seite 173 - 192
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