Die von Spitz in »Das Leben und der Dialog« entwickelten Gedanken zu einer »Embryologie der Denkvorgänge« werden hier weitergeführt. Die Frage nach der Genese der Fähigkeit, Lebendiges von Unbelebtem zu unterscheiden, konvergiert mit der nach dem Spracherwerb. Das Zustandekommen eines Dialogs (bzw. seiner Vorläufer, deren ältester die Stillsituation ist), die Erwiderung oder Nicht-Erwiderung seiner libidinösen und aggressiven Initiativen liefert dem Kind das Kriterium seiner Unterscheidung von lebendig und nichtlebendig. Der Quasi-»Dialog« mit Unbelebtem (mit »Übergangsobjekten«) wird erst nach der Erfahrung eines Dialogs mit Belebtem möglich. Die auf der Ebene des Handelns bereits zwischen dem 9. und 12. Monat vollzogene Differenzierung wird zwischen dem 12. und 18. Monat in der Dimension des semiverbalen Gesprächs bekräftigt.
Beckmann entwickelt ein Modell informeller Rollenbeziehungen in geschlossenen Kleingruppen (Zwei-und Drei-Personen-Beziehungen), das 4 Interaktionstypen zuläßt: einseitige und wechselseitige Verhaltensdetermination bei entweder »symmetrischer« (identifikatorischer) oder »komplementärer« Position der Beteiligten. Es zeigt sich, daß symmetrische Wechselbeziehungen sich eskalierend entwickeln, während die übrigen eher zeitstabil sind. Besondere Bedeutung haben die komplementären Wechselbeziehungen, die nur unter repressivem Druck entstehen, befriedigend sind und die innere Stabilität von Kleingruppen sichern. Die rollenstabilisierenden Sanktionsmechanismen werden diskutiert und anhand der Arzt-Patient-Beziehung illustriert.
Functional structure of informal role-systems
The author develops a model of informal role relations in small closed groups, i. e., two or three person relations. There are 4 interaction types: one-sided and mutual behavior with either »symmetric« (identificatory) or »complementary« positions of the participants. It appears that symmetrical mutualities develop in an escalating manner, while the other types tend to remain stable over time. Complementary mutualities have special significance in that they occur under repressive pressure. Only in such circumstances do they provide satisfaction and protect the internal stability of small groups. The sanctioning mechanisms which stabilize roles are discussed and illustrated by reference to the doctor-patient relationship.
Die Sonderstellung der ersten Träume, die Patienten ihren Psychotherapeuten berichten, wurde zuerst von W. Stekel (1911) und S. Freud (1911), später von C.G. Jung (1931) erörtert. Seither hat die Entwicklung der psychoanalytischen Struktur- und Ich-Theorie die Traumlehre und die therapeutische Traumdeutung um eine neue Dimension bereichert. Schultz untersucht, ob dem Initialtraum gegenüber Träumen in späteren Behandlungsphasen eine spezifische diagnostische und prognostische Bedeutung zukommt. Der erste Teil seiner Arbeit dient der Begriffsklärung und der Übersicht über die Literatur zum Initialtraum; im zweiten, klinisch-kasuistisch orientierten Teil wird über eine Untersuchung des Problems anhand von analytischem Material aus der Psychosomatischen Klinik in Heidelberg berichtet.
The diagnostic und prognostic significance of the initial dream in psycho- therapy
The special position of »first dreams« was first dealt with by Stekel (1911) und Freud (1911), later by Jung (1931). Since then the developments in structural theory and ego-psychology have added a new dimension to dream theory and to the practice of dream interpretation. The question is whether or not special diagnostic and prognostic significance should be attached to the initial dream, as compared with dreams in later phases of treatment. In the first part of the study the main concepts are defined, and the literature pertaining to the initial dreams is reviewed. In the second part, devoted to clinical case material, an original investigation of the initial dreams is reported, using analytic material taken from the Psychosomatic Clinic Heidelberg.
Der Begriff der Oralität wird in der Psychoanalyse teils beschreibend, teils zur Erklärung von Verhaltensweisen bzw. Störungen benutzt, die mit der Mundzone in Beziehung stehen. Sandler und Dare geben eine kritische Übersicht über die Anwendungsbereiche der Bezeichnung »oral« : Oralerotik, Oralcharakter und die Rolle der Nahrungsaufnahmefunktion in der psychoanalytischen Theorie der Identifizierungs- und Ichbildungsvorgänge, wobei auch die oralen Phantasien und der Begriff der oralen Abhängigkeit erörtert werden. Die Autoren warnen davor, kurzschlüssig Erscheinungen des späteren Lebens im Sinne einfacher Wiederholungen der Beziehung des Säuglings zu seinen biologischen Objekten (besonders der Mutter) in den ersten Lebensmonaten zu erklären.
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