Im Bereich des magischen Feldes wird das therapeutische Geschehen bestimmt durch die direkte Wirksamkeit des Geschehens, -der Worte, Gebärden, Handlungen und der gefühlsmäßigen Einstellung vor allem des Therapeuten und durch des Therapeuten bewußte Einsicht in seine affektive Einstellung. Nicht Verstehen, sondern direkte synchronistisch telepathische Korrespondenz bringt das Geschehen beim Patienten in Gang. Die Befreiung von der unbewußten magischen Verstrickung erfolgt als Entwicklung von Tabu zum Ritus, von infantiler über masturbatorische zu genitaler Sexualsymbolik, von adualistischer participation mystique zu Dualismus und Beziehungsmöglichkeit. Infolgedessen kann auch die Übertragung in dieser Phase nicht durch ein Appellieren an das Verstehen zur therapeutischen Wirksamkeit und letztlich zur Ablösung gebracht werden, ebensowenig wie lediglich durch eine »symbolische Wunscherfüllung«, sondern durch ein Zulassen und bewußtes Verstehen und Teilnehmen des Therapeuten an der symbolischen »Rhizotomie«. Das spontane Aufsteigen von archetypisch bedingten primitiven Ritualelementen kann durch angemessenes symbolisches »Realisieren« ein bewußtseinsfördernder Faktor werden. Damit wird die therapeutische Situation quasi zu einem experimentellen Laboratorium, in welchem unter relativ kontrollierten Bedingungen dramatisches Geschehen zum Bewußtsein kommen kann, das sonst bloß kompulsiv störend und zerstörend bliebe. Die Notwendigkeit der sympathischen und verständnisvollen Teilnahme erfordert vom Analytiker ein hohes Maß an Bewußtseinsfähigkeit und emotioneller Festigkeit der eigenen Affektivität gegenüber, die unvermeidlich als Gegenübertragung aufgerufen wird. Er muß imstande sein können, nicht selber der »Behexung« zu verfallen, d. h. nicht selber, von der eigenen Affektivität übermannt, mit der Gegenübertragung identisch zu werden, und doch andererseits seine eigenen Affekte und Gefühle wie therapeutische Sinnesorgane und Werkzeuge, die den Prozeß anregen und an ihm teilnehmen, zulassen zu können. Seine instinktiven· und affektiven Bedürfnisse dürfen nicht auf Befriedigung in der therapeutischen Situation bestehen oder angewiesen sein. Das Symbolgeschehen innerhalb des magischen Kreises ist streng getrennt und nicht zu verwechseln mit dem Geschehen der täglichen Welt. Auch die Gegenübertragung ist wie eine Rolle in einem Mysterienspiele, einem Initiationsdrama zu erleben. Die »Wurzel der Torheit« der »seelischen Wirrnis«, die zugleich auch das »Pharmakon der Beruhigung« und »Symbol der göttlichen Liebe« ist ( Rahner ), stellt das archetypische Feld des »Göttlichen Arztes« dar, in dem Krankheit, Leiden des Arztes und Heilung eines sind. In diesem Sinne sind Übertragung und Gegenübertragung vergleichbar einer therapeutischen Krankheit, der »Gefangenschaft durch den Gott« im therapeutischen Ritual des Trophonios und Serapis (35). Wenn dieses Bewußtsein besteht, daß therapeutische Begegnung sowie therapeutische Bemühung subsumiert sind im Kraftfelde des Archetypus des »göttlichen Arztes«, wird eine Heilung möglich, »concedente Deo«.
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