Eigenheiten der Konsiliar-Liaison-Psychiatrie wie der im Mittelpunkt stehende kranke oder zum Ausdruck seelischen Leidens verwendete Körper, die Dreier-Beziehung zwischen Somatiker, Patient und Konsiliar-Liaison-Psychiater/Psychologen sowie die Notwendigkeit der zeitlichen und räumlichen Flexibilität erschweren die Anwendung psychodynamischer Arbeitsgrundsätze und erfordern die Anwendung spezifischer therapeutischer Konzepte. Bei Patienten, die ihr psychisches Leiden vor allem über den Körper ausdrücken, können Konzepte wie das Hilfs-Ich, das eine stützende Haltung des Therapeuten und die Förderung der Mentalisierungs- und Symbolisierungsfähigkeit umfasst, nützlich sein. Die psychodynamische Lebensgeschichte ermöglicht introspektiven Patienten durch die narrative Rekonstruktion, eine schwere Erkrankung in ihr Leben einzugliedern. Eine aktive therapeutische Grundhaltung des Konsiliar-Liaison-Mitarbeiters ist für die Umsetzung beider Konzepte notwendig.
The use of psychodynamic concepts in consultation-liaison-psychiatry
This article describes some specific aspects of the psychotherapeutic work with the medically ill. The presence of a suffering body, the triadic relationship between patient, physician and CL-psychiatrist/psychologist and the need for therapeutic flexibility are characteristics of the CL-setting and call for specific therapeutic concepts. Approaches such as the Auxiliary Ego for patients with a tendency to express their psychological distress through the body, as well as the Psychodynamic Life Narrative for patients with a certain degree of introspectiveness and suffering from severe somatic diseases are very useful for this specific setting. An active engagement of the CL-Clinician is necessary for working with both concepts.
Der konsiliarärztliche Prozess ist gekennzeichnet durch eine schnelle Problemerfassungsnotwendigkeit und nur begrenzte Interventionsmöglichkeiten. Die vorliegende Arbeit hat zwei Intentionen. Zum einen möchte sie zur Verbesserung der Problemerfassung eine Erweiterung der Zielgruppenperspektive im konsiliar-psychiatrisch-psychosomatischen Prozess vermitteln durch Verdeutlichung des Einflusses des aktuellen Umfeldes und anderer Faktoren, die nicht primär mit dem Patienten selbst zusammenhängen. Zum anderen unternehmen die Autoren durch Erläuterung eines entwickelten vereinfachten Schemas den Versuch, beim eigentlichen Konsilarzt-Patient-Kontakt eine schnelle Orientierung zu Einleitung situationsangepasster und gleichzeitig, trotz zeitlicher Begrenztheit der konsiliarärztlichen Begegnung, effektiver psychotherapeutischer Maßnahmen zu geben.
Psychotherapy in consultation-liaison psychiatry
The process of consultation-liaison psychiatry shows two essential constraints – doctors have to be quick in recognizing the core of a problem, and they have to be knowledgeable in administering simple and circumscript techniques in little time. This article aims at improving problem detection by delineating milieu and other factors, that are not necessarily »part« of the patient referred for consultation. We propose a simple situational 4-point model for quick detection of problems and initiation of psychotherapeutic measures under time constraints.
Die psychoonkologische Begleitung ist in den letzten 20 Jahren fester Bestandteil der Tätigkeit von psychosomatischen Konsil- und Liaisondiensten im Krankenhaus geworden. Ziele psychodynamischer Interventionen sind die Stabilisierung des emotionalen Befindens des Patienten und die Rückgewinnung eines strukturierten Umgangs mit der Krankheit, mit den Behandlern und nahen Bezugspersonen. Der Psychotherapeut ist die notwendige Verbindungsfigur zwischen der inneren Welt des Patienten mit allen ihren bedrohlichen Aspekten und der Realität des Krankenhauses und der Außenwelt. Die Container- Funktion des Psychotherapeuten führt zur Verarbeitung zunächst unerträglicher negativer Affekte und zur Aktivierung von psychischen und körperlichen Ressourcen, die für die Krankheitsbewältigung genutzt werden. Deutungen innerpsychischer Konflikte und übertragungsdeutungen werden vermieden. Therapieelemente sind eine narrative Gesprächsstruktur, ein psychodynamisches Verständnis der aktuellen Krankheitssituation vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte, aktives Zuhören und Fokusformulierung.
Psychodynamic approaches in psychooncology consultation- and liaison service
Complementary psychotherapy for patients with serious illness has become a component of the psychosomatic consultation and liaison activities in hospitals over the last 20 years. The goals of psychotherapeutic interventions are to stabilise the patient´s defences and recover structured coping with the disease, caregivers and significant others. The psychotherapist is the patient´s key liaison between his private world and all of its threatening aspects and the reality of the hospital and world outside. The psychotherapist´s function as a container helps the patient to deal with initially unbearably negative feelings toward activating their own emotional and physical resources so necessary to fighting the disease. The psychotherapist avoids projecting, and addressing the patient´s personal, private conflicts. Effect factors are an empathetic relationship, verbalisation of stressful negative feelings, and focussing on current problems and resource orientation. The main elements of therapy are a narrative conversational structure, psychodynamic understanding of the current illness situation in light of the patient´s life history, active listening, and to focus on problem solving.
Mit Diabetes zu leben, beinhaltet für die Betroffenen eine Auseinandersetzung mit einer chronischen Erkrankung, die einerseits kaum spürbar oder sichtbar ist und gleichzeitig die Lebensqualität sowie Lebenserwartung erheblich einschränken kann. Nach einer Skizzierung der unterschiedlichen Aspekte der Erkrankung, u.a. der biopsychosozialen Interaktionen und Belastungen durch Krankheit und Therapie, werden die Indikationen für ein psychosomatisches Konsil bei Patienten mit Diabetes und die damit verbundenen diagnostischen Aufgaben beschrieben. Anhand von klinischen Erfahrungen werden charakteristische Bestandteile des konsiliarischen Gesprächs mit an Diabetes erkrankten Patienten dargestellt und mit Hilfe von zwei Fallbeispielen verdeutlicht. Dabei wird besonders auf eine wesentliche Aufgabe des Konsilgesprächs, Psychotherapiemotivation aufzubauen, eingegangen.
Psychosomatic consultation for patients with diabetes
Living with diabetes means being challenged by a chronic disease which is barely perceptible or visible and at the same time seriously limits the patients´ quality of life and life expectancy. After outlining the diverse aspects of diabetes, e.g. influence on bio-psycho-social interactions, burden of the disease, and troublesome therapy, indications for a psychosomatic consultation for patients with diabetes including diagnostic investigations are described. Typical elements of the consultation are illustrated on the basis of clinical experience. Thereby developing a psychotherapeutic motivation as a main aim of consultation approaches is discussed.
Eine besondere Herausforderung im psychosomatischen Konsil- und Liaisondienst stellt die teilweise längerfristige Betreuung von Frauen mit Zeichen drohender Frühgeburt dar. Die Frauen haben massive Angst vor dem Verlust des Kindes und erleben sich häufig hilflos. Im folgenden Beitrag wird die Frühgeburtlichkeit in ihrer praktischen Relevanz dargestellt, die Situation im Konsildienst für Patientin, Team und Konsiliarius beschrieben und wesentliche Aspekte der Herangehensweise und Gesprächsführung mit praktischen Handlungsanweisungen für den psychosomatischen Konsil- und Liaisondienst gegeben.
Consultation liaison service in gynaecology and obstetrics – supportive interventions for women with symptoms of imminent preterm birth
The long-term care of women with symptoms of imminent preterm birth is a particular challenge for psychosomatic consultation and liaison services. The women are afraid of losing their child and experience themselves as helpless. This article shows the practical relevance of preterm birth and describes the situation in consultation service for the patient, the team, and the visiting medical doctor. Basic considerations of the common approach for the psychosomatic consultation and liaison service and communication techniques along with practical guidelines are given.
Im Bereich der Konsiliar-Liaison-Arbeit gehören Patienten mit chronischen Schmerzen zu den herausforderndsten Patientengruppen, da sie hohe Anforderungen an die Behandler stellen und einen häufig nur sehr eingeschränkten Therapieerfolg zeigen. Schmerzstörungen aus einer psychodynamischen Sichtweise zu betrachten, beinhaltet nicht nur die Frage nach der zu Grunde liegenden Persönlichkeitsstruktur, sondern versucht darüber hinaus, ein psychodynamisches Verständnis der teils körperlich, teils psychisch erlebten manifesten Symptome zu erlangen. Das Strukturierte Interview zur Persönlichkeitsorganisation (STIPO) und die Reflective-Functioning-Scale (RF) ermöglichen, die psychische Struktur wie auch die Mentalisierungsfähigkeit von chronischen Schmerzpatienten differenziert zu untersuchen. Die in zwei Pilotprojekten untersuchten Schmerzpatienten funktionieren vorwiegend auf einer höhergradig eingeschränkten neurotischen oder besser funktionierenden Borderline-Persönlichkeitsebene. In Bezug auf den Umgang mit belastenden Situationen sind ihre Copingmechanismen eher rigid, primitive Abwehrmechanismen werden vor allem unter Stress eingesetzt. Auch im Bereich der Mentalisierungsfähigkeit, der Fähigkeit, eigene psychische Zustände aber auch die anderer wahrzunehmen und zu verstehen, zeigen die Schmerz-Patienten deutliche Einschränkungen.
Psychic structure and mentalization of chronic pain patients
Chronic pain patients are one of the most challenging patient groups in consultation-liaison settings. They make high demands on the physicians and show often little response to treatment. A psychodynamic understanding of chronic pain addresses the question of the personality structure as well as the psychodynamics of the physiologically and psychologically experienced symptoms. The Structured Interview of Personality Organization (STIPO) and the Reflective-Functioning- Scale (RF) represent structured and operationalized approaches towards a refined assessment of the personality organization and the capacity of mentalization of chronic pain patients. In two pilot studies, we showed that the investigated chronic pain patients were classified as neurotic II (lower level of neurotic personality organization, PO) and borderline I PO, which corresponds to moderate structural impairment. The patients were characterized by rigid coping mechanisms and the use of primitive defenses in stress situations. Moreover the patients showed low capacity of mentalization of their own mental states and of mental states of others.
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