Die Forschungsstelle für Psychotherapie entwickelte ein semi-automatisiertes Interventionsprogramm für die poststationäre Betreuung von Patientinnen mit Bulimia nervosa. Ziel der Minimalintervention ist es, das psychische Befinden der Teilnehmerinnen nach der Klinikentlassung zu stabilisieren und ihnen den Übergang in den Alltag zu erleichtern. Als Kommunikationsmedium wird der Short Message Service (SMS) verwendet. In Zusammenarbeit mit der Psychosomatischen Fachklinik Bad Pyrmont wurden in einer Studie mit 33 Teilnehmerinnen die Praktikabilität und Akzeptanz der Intervention untersucht sowie ihre Wirksamkeit in der Rückfallprävention exploriert. Die Ergebnisse belegen eine gute Akzeptanz des Programms und hohe Zufriedenheitsraten der Teilnehmerinnen. Die Befunde sprechen ferner dafür, dass die Intervention eine stabilisierende Wirkung besitzen und geeignet sein könnte, das Rückfallrisiko zu senken. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass mit dieser SMS-vermittelten Intervention eine innovative Möglichkeit eingerichtet werden könnte, Patientinnen mit Bulimia nervosa kostengünstig unmittelbar nach Ende des stationären Aufenthaltes zu betreuen.
Experiences with the Short Message Service (SMS) in the aftercare of patients with bulimia nervosa
The Center for Psychotherapy Research developed a semi-automatized intervention program for the aftercare treatment of patients with bulimia nervosa. The minimum intervention aims at stabilizing patients’ well-being following discharge from inpatient treatment and at facilitating their way back into everyday life. As means of communication the intervention program uses the Short Message Service (SMS). In cooperation with the Psychosomatic Hospital in Bad Pyrmont, the feasibility and acceptance of the intervention program were investigated in a study with 33 participants. Furthermore its potential for relapse prevention was explored. The results show high acceptance and satisfaction rates among the participants. Furthermore the findings indicate that the intervention could have a stabilizing effect and could eventually help to reduce risk of relapse. Overall, the SMS-based intervention proved to be an innovative approach to support patients with bulimia nervosa in a cost-efficient way after end of intense inpatient psychotherapeutic treatment.
Das Angebot psychosozialer Unterstützung über das Internet wächst rapide und erste Erfahrungen sind durchaus ermutigend. Damit wächst die Neugier, wie sich Prozessaspekte unter den neuen Bedingungen gestalten, die für die traditionelle face-to-face Psychotherapie als zentral erachtet werden. Gegenstand der hier berichteten Studie ist die therapeutische Beziehung in der internetvermittelten Kommunikation. An einer Stichprobe von 114 Patienten, die im Anschluss an ihre stationäre Psychotherapie an einem Nachsorgeprogramm via E-Mail teilgenommen haben, wird der Verlauf der therapeutischen Arbeitsbeziehung untersucht. Die Arbeitsbeziehung wurde aus Patienten- und Therapeutensicht bei Klinikaufnahme und Entlassung, sowie am Ende der E-Mail-Kontakte mit der deutschen Version des Helping Alliance Questionnaire erfasst. Zusätzlich wurden die Schreibstile von Teilnehmern und Therapeuten in den E-Mails als potenzielle Ko-Variaten textanalytisch erfasst. Es zeigten sich zum Ende der E-Mail-Nachbetreuung eine im Vergleich zum Entlassstatus etwas niedrigere Einschätzung der Qualität der therapeutischen Beziehung, und zwar sowohl aus Sicht der Teilnehmer als auch der Therapeuten. Eine differenzierte Betrachtung der beiden Einzelaspekte für die Teilnehmer ergab, dass lediglich die Erfolgszufriedenheit abnahm, während die Beziehungszufriedenheit auf hohem Niveau stabil blieb.
The therapeutic alliance in a psychotherapeutic aftercare model via e-mail
The field of Internet delivered psycho-social interventions is rapidly growing. While first experiences are promising, it is still an open question, how processes, which are considered crucial in face-toface therapies, develop under the new communicational conditions. The aim of this study is to examine the therapeutic alliance within the context of Internet-mediated communication. We analyzed the course of the alliance in a sample of 114 patients, who participated in an e-mail-aftercare intervention after intensive inpatient treatment. The patients’ and therapists’ rated therapeutic alliance was assessed at intake and discharge from hospital as well as at termination of the e-mail-aftercare via the German version of the Helping Alliance Questionnaire (HAQ). Additionally therapists’ and participants’ e-mail writing styles have been analyzed by the means of text-analyses and considered as covariates of the alliance. Compared to the high discharge level, we found a decrease of the helping alliance at the end of the e-mail intervention from the participants’ as well as the therapists’ perspectives. However, examining the HAQ subscales showed that participants scored lower only on the outcome satisfaction while the relationship satisfaction remained stable on a high level.
Die Herausgeber dieser Zeitschrift haben uns gebeten, die Frage »Wem gehört die Psychotherapie« zu beantworten. In dem vorliegenden Artikel stellen wir zunächst die Sinnhaftigkeit einer solchen Frage zur Diskussion und versuchen dann, mögliche Argumente zu finden, warum Psychotherapie z.B. den Ärzten, Psychologen oder aber auch Mitgliedern anderer Berufsgruppen »gehören« sollte. Dabei stellen wir Überlegungen an zur gegenwärtigen Finanzierungssituation von Psychotherapie in Deutschland, zur Bedeutung evidenzbasierter Wirksamkeitsnachweise von Psychotherapie, zur Auflösung von Schulen und zur Entwicklung störungsspezifischer Psychotherapieformen. Der Artikel schließt mit der These, dass die Frage »Wem gehört die Psychotherapie?« losgelöst werden sollte von den Interessen der Therapeuten und die Antwort sinnvoller scheint, dass Psychotherapie den Patienten gehört. So verstanden wird Psychotherapie zu einem Dienst am Patienten, der sich im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichen Neuentwicklungen und Wirksamkeitsnachweisen, professioneller Anwendung an mündigen und aufgeklärten Patienten und ressourcenorientierter Finanzierung ständig weiterentwickelt. Besondere Herausforderungen für die Zukunft werden die Entwicklung neuer Therapieformen für schwer gestörte Patienten, die Untersuchung der Zusammenhänge von Neurobiologie und Psychotherapie und die Implementierung von Psychotherapie in gestufte, integrierte Versorgungskonzepte darstellen.
Who owns psychotherapy?
The editors of this Journal have asked us to answer the question »Who Owns Psychotherapy?«. In this article, we first discuss how much sense such a question makes and then try to argue why psychotherapy should »be owned« by e.g. physicians, psychologists, or even members of other groups such as nurses or social workers. In this context, we will outline how psychotherapy is currently financed in Germany, what the importance of methods of evidence based medicine in determining the effectiveness of psychotherapy is and why there seems to be a need for the development of disorder-specific forms of psychotherapy. The manuscript closes out with the thesis that the answer to the question »Who owns Psychotherapy« ought to be dissociated from any therapist’s interests and that psychotherapy should rather be owned by the patients. From such a vantage point, psychotherapy becomes a service in the name of the patient that continuously develops while aiming to integrate and balance new scientific developments, randomised controlled trials to examine effectiveness, the needs of professional therapists who treat informed patients as well the requirements of resourceoriented financing. Challenges for the future will be the development of new forms of psychotherapy especially for severely disturbed patients, investigations into the interplay of psychotherapy and neurobiology and the implementation of stepped care models of psychotherapy.
Digitale Medien (E-Learning) können die bisherigen Lehr- und Lernformen unseres Bildungssystems nicht ersetzen, doch virtuelle Lernumgebungen können auf unterschiedliche Art und Weise in der Aus- und Weiterbildung hilfreich eingesetzt werden. Dies gilt insbesondere für postgraduale Ausbildungsgänge, bei denen dieTeilnehmerinnen und Teilnehmer nicht unbedingt am Ausbildungsort wohnen (können) und die Qualifizierung nicht selten langjährig und nebenberuflich erfolgt. Genau dies ist in der Psychotherapie-Ausbildung der Fall. Aus Interesse am Umgang mit der modernen Computer- und Internettechnik, aber auch mit dem positiven Erfahrungshintergrund von virtuellen Lehr- und Lernangeboten entstand im Kontext des noch jungen universitären Ausbildungsinstitutes für Psychotherapie an der Universität Hamburg das E-Learning-Projekt »LUPA«: eine webbasierte Lernumgebung für die Psychotherapie-Ausbildung. Mit der Darstellung des Pilotprojekts LUPA stellen wir vor, welche E-Learning-Angebote bislang für den psychotherapeutischen Bereich bestehen. Daran anschließend beschreiben wir, welche inhaltlichen Ziele und Schwerpunkte mit Lernressourcen wie beispielsweise Video-Abwehr-Rating, Kasuistiken und OPD-online durch das LUPA-Projekt gesetzt wurden. Die überwiegend positive Resonanz der Lernenden auf die virtuellen Nutzungsmöglichkeiten zeigt, dass E-Learning auch in die PT-sinnvoll integriert werden kann. Von Interesse wird es für die Zukunft sein, ob und in welcher Form eine solche Lernumgebung auch für andere psychotherapeutische und medizinische Ausbildungsinstitute von Interesse ist.
E-Learning in the training of psychotherapy
Although learning supported by digital media (e-Learning) will not replace the traditional ways of learning in our education system, virtual learning environments are meaningful for postgraduate training programmes in particular. Participants often do not and cannot live in the training place: Usually, they pass the courses as a sideline for several years. This is how the psychotherapy training is offered in Germany. The e-Learning project »LUPA« is a web-based learning environment for the psychotherapy training. It has been developed in the context of the Institute for Training in Psychotherapy at the University of Hamburg. With the representation of the project LUPA we present, which e-Learning-offers so far for the training of psychotherapy exist. Then we explain our main objects and crucial points, as e. g. »video defense rating«, casuistics ore case histories and OPD on-line. As the student’s assessment of our virtual learning environment has been positive, this case shows that e-Learning in the PT training probably won’t stay a flash in the pan. It will be interesting to see whether and in which way a virtual learning environment will be useful for other psychotherapeutical institutes.
Diese Einzelfallanalyse beschreibt ausgewählte Aspekte einer E-Mail-Therapie, die zur Unterstützung einer niederfrequenten Psychotherapie stattfand. Mit der Methode »Psychotherapie Prozess Q-Sort« von Enrico Jones konnte sowohl das Verhalten des Patienten und Therapeuten, als auch deren Interaktion im Verlaufe des Austausches von E-Mails beschrieben werden. Aus dreißig E-Mail »Rede-und-Antwort«-Paaren wurde eine Stichprobe zusammengestellt. Die Anwendung der PQS-Methode durch zwei Beurteiler ist reliabel (r= .55). Die Ergebnisse charakterisieren den Patienten als in der therapeutischen Arbeit engagiert. Die Verhaltensweise des Therapeuten ist klar, sicher und ebenfalls durch eine engagierte Haltung gekennzeichnet. Patient und Therapeut zeigen eine befriedigende Interaktion. Diese Arbeit belegt, dass ein therapeutischer Prozess per E-Mail unterstützt werden kann.
How does e-mail therapy work? – a single case study with Psychotherapy Process Q-Sort (PQS)
This case study describes selected aspects of an e-mail therapy which supported a low frequency psychotherapy. The »Psychotherapeutic Process Q-Sort«, created by Enrico Jones, allows to describe the patient’s, therapist’s behaviour and their interaction while communicating through e-mail. The sample is constituted of thirty e-mail pairs, written between patient and therapist. The application of PQS-Method has a good interjudges reliability (r= .55). The results characterize the patient as committed to therapeutic work. In this e-mail exchange, the therapist’s behaviour is marked by a clear, secure and also committed attitude. The interaction between patient and therapist is satisfying for both. Conclusively this work shows that a therapeutic process can be supported by e-mail communication.
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