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Ärztliche Psychotherapie, 2022, Jg. 17, Ausgabe 2

Ärztliche Psychotherapie, 2022, Jg. 17, Ausgabe 2

Brave New Work – Arbeit als soziale Determinante psychosomatischer Gesundheit

DOI: 10.21706/aep-17-2

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Beschreibung


Über die Hälfte unserer wachen Lebenszeit verbringen wir mit Arbeit. In der Psychotherapietherapie spielt dieses Thema oft aber nur eine Nebenrolle. Manchmal wird es ganz vermieden – die Auseinandersetzung mit diesem Thema kann Angst machen. Dabei gibt es inzwischen eine klare Evidenz für die engen Wechselwirkungen zwischen Arbeitswelt und psychosomatischer Gesundheit. Wegen psychischer und psychosomatischer Erkrankungen scheiden jedes Jahr mehr Menschen vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus als wegen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und orthopädischer Krankheitsbilder zusammengenommen. Gleichzeitig gibt es eine klare Evidenz dafür, wie ungünstige Arbeitsbedingungen die seelische Gesundheit beeinträchtigen.
Die Beiträge in dieser Ausgabe beleuchten die soziologischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Wechselwirkungen zwischen Arbeit und seelischer Gesundheit.

Lesen Sie Beiträge zu folgenden Themen:
• Arbeitsbezogene Psychotherapie im Dialog
• Psychosomatik & Arbeitsmedizin – eine wunderbare Freundschaft ?!
• Psychosomatische Sprechstunde im Betrieb
• Mobbing
• Bedeutung des Burnout-Begriffes für die Psychotherapie / Neudefinition ICD-11
• Arbeitsbezogene nachhaltige tagesklinische Behandlung
• Machen wir die Leute nur schnell wieder fit, damit sie ausgebeutet werden?
• Arbeitsängste und Schulängste
• Die Pathologisierung arbeitsbezogenen Leids
• Arbeitsunfälle und Berufskrankheit

Bibliographische Angaben


Herausgegeben von:Mechthild Neises
1. Auflage, Erscheinungstermin: 03.05.2022
ISSN print: 1862-4715 / ISSN digital: 2625-0764

Details


Zum Thema
Editorial
Arbeitswelt und psychosomatische Gesundheit – eine facettenreiche Beziehung
Formate: pdf, html
Volker Köllner, Eva Rothermund
Seite 74 - 75 | doi: 10.21706/aep-17-2-74
Schwerpunkt
Arbeitsbezogene Psychotherapie im Dialog
Wie kann die psychotherapeutische Behandlung arbeitsbezogener Problemlagen von einer Systemperspektive profitieren?

Arbeitsbezogene Psychotherapie hat die Aufgabe, die Domänen Erwerbsarbeit und die therapeutische Bearbeitung psychosomatischer bzw. psychischer Symptome zu vereinbaren. Sollen die Arbeitsprobleme bearbeitet und auch das Ziel, die Erhaltung oder Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, erreicht werden, so muss das Thema Arbeit zum integralen Bestandteil der Psychotherapie werden. Der vorliegende Artikel gibt einen Impuls, wie Psychotherapeut:innen über den eigenen Tellerrand hinausblicken können – wie die psychotherapeutische Arbeit von einer Mehrebenenperspektive auf »Arbeit und Psychosomatik« profitieren kann. Auf einer Mikroebene werden dabei das subjektive (Arbeits-)Leid sowie theoretische Modelle zu Arbeitsstress vorgestellt. Zwischen Mikro- und Mesoebene, das heißt unter einem stärkeren Einbezug des Arbeitsplatzes, lassen sich verhaltens- und verhältnisorientierte Interventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz verorten. Die Makroebene wird durch Gesetze, historische und kulturelle Einflüsse geprägt. Es wird dargestellt, dass die Vorstellung, Arbeit sei ein (oder sogar das wichtigste) identitätsstiftendes Moment historisch recht jung ist. Ziel des Artikels ist es, arbeitsbezogene Psychotherapie in einen größeren Rahmen einzuordnen und einen Überblick zu geben, welche Systemebenen dieses Gefüge beeinflussen und therapeutisch berücksichtigt werden können.

Work-related psychotherapy has the task of reconciling the domains of gainful employment and the therapeutic treatment of psychosomatic / psychological symptoms. If the work-related problems are to be dealt with and also the goal of maintaining or restoring the ability to work is to be achieved, the topic of ›work‹ must become an integral part of psychotherapy. This article gives an idea if how psychotherapists can look ›beyond their own nose‹ – how psychotherapeutic work can benefit from a multidimensional perspective on ›work and psychosomatics‹. At the micro level, subjective (work) suffering as well as theoretical models on work stress will be presented. Between the micro and meso levels, with a stronger inclusion of the workplace, interventions can be enacted to promote mental health in the workplace. The macro level is shaped by laws, historical and cultural influences. It is shown that the idea of work as a crucial (if not the most) identity-forming element in life is historically quite recent. The aim of the article is to place ›work-related psychotherapy‹ in a larger context and give an overview of which system levels influence this structure and can be considered therapeutically.

Schlagworte: arbeitsbezogene Psychotherapie, Arbeitsleid, psychotherapeutische Dyade, Verhaltensprävention, Verhältnisprävention, interdisziplinäres Arbeiten, work-related psychotherapy, work suffering, psychotherapeutic dyad, behavioral and relational prevention, interdisciplinary work
Formate: pdf, html
Franziska Kessemeier, Eva Rothermund
Seite 77 - 83 | doi: 10.21706/aep-17-2-77
Nachhaltige achtsamkeits- und arbeitsbezogene Tagesklinik – ein Praxisbeispiel

Arbeitsbezogene Psychotherapie erfordert einen Kulturwandel im psychiatrisch-psychosomatischen Versorgungssystem. Das gesamte Therapeutenteam sollte mit den Grundlagen des RTW-Prozesses (Return to Work) vertraut sein, und eine verlässliche und vertrauensvolle Kooperation mit den Akteuren des BEM (Betriebliches Eingliederungsmanagement) ist von großem Vorteil. Am Beispiel einer Tagesklinik für Stressmedizin wird ein achtsamkeitsbasiertes Therapiekonzept mit einem idealtypischen Behandlungsverlauf vorgestellt. Achtsamkeit wird nicht nur als Tool zur Resilienzsteigerung verstanden. Die achtsame Grundhaltung ermöglicht eine veränderte Perspektive auf die Erwartungen an die Rückkehr an den Arbeitsplatz und öffnet einen Entscheidungsraum für die Planung des RTW-Prozesses. Ab Mitte der geplanten Behandlungszeit sollte die RTW-Planung aktiv eingeleitet werden. Ein nachhaltiger RTW-Prozess bezieht sich auf den Zeitraum von 15 bis 18 Monaten nach Beendigung der tagesklinischen Behandlung.

Work-related psychotherapy requires a cultural change in psychiatric-psychosomatic care. The entire team of therapists should be familiar with the basics of the RTW process (Return to Work), and a reliable and trusting cooperation with the actors of the BEM (Betriebliches Eingliederungsma-nagement) is of great advantage. Using the example of a day clinic for stress medicine, a mindfulness-based therapy concept with an ideal-typical course of treatment is presented. Mindfulness is not only understood as a tool to increase resilience. The basic mindfulness-based attitude enables a changed perspective on the expectations of return to work and opens a decision space for the planning of the RTW process. From the middle of the scheduled treatment time, RTW planning should be actively initiated. A sustainable RTW process refers to the period of 15 to 18 months after completion of day hospital treatment.

Schlagworte: Achtsamkeit, Mindfulness, arbeitsbezogene Tagesklinik, nachhaltiger RTW-Prozess, integrierte Versorgung, work-based day hospital, sustainable RTW process, integrated care
Formate: pdf, html
Hans-Peter Unger
Seite 84 - 88 | doi: 10.21706/aep-17-2-84
Zusammenarbeit der Fächer Psychosomatische Medizin und Arbeitsmedizin

Psychosomatische Medizin und Arbeitsmedizin ergänzen sich Hinblick auf psychische Gesundheit am Arbeitsplatz komplementär: Psychosomatische Medizin ist primär auf den einzelnen Menschen ausgerichtet, es geht um Einsicht und verbesserte Konflikt- und Problemlösefähigkeiten, bessere Selbstwirksamkeit, bessere Beziehungsfähigkeit. Arbeitsmedizin ist hingegen primär auf gesundheitsförderliche vs. gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen ausgerichtet. Zusammen kann eine wirksame Verhaltens- mit einer effektiven Verhältnisprävention kombiniert werden. Vor dem Hintergrund einer fast 20-jährigen Zusammenarbeit werden einige Beispiele überwiegend gemeinsamer Interventionsprojekte und Aktivitäten dargestellt. An einigen Beispielen ist auch zu sehen, wie aus aus klinischer Sinnhaftigkeit entwickelte Interventionen größere Interventionsstudien wurden, immer mit dem Ziel, gute klinische Praxis wenn möglich mit wissenschaftlicher Evidenz zu untermauern. Die vorgestellten Aktivitäten und Projekte sollen Interesse wecken und Mut machen, auch in Zukunft an verschiedensten Stellen und Themen diese Zusammenarbeit weiterzuentwickeln.

Psychosomatic medicine and occupational medicine are somehow complementary to each other. One specialty aiming at the individual, the other specialty with a focus on working conditions. Against the background of their cooperation over nearly 20 years now, the authors look back and comment on mutual scientific projects, which often started out of mere clinical interventions. Current projects try to establish an evidence base for (complex) interventions. The cooperation between these two medical specialties will become even more important in the future, amidst a dynamically changing society.

Schlagworte: Psychosomatische Medizin, Kooperation, Arbeitsmedizin, psychosomatic medicine, cooperation, Interventionsstudien, occupational medicine, intervention studies
Formate: pdf, html
Harald Gündel, Peter Angerer
Seite 91 - 96 | doi: 10.21706/aep-17-2-91
Frühe Intervention am Arbeitsplatz
Keine Angst vor dem Arbeitsplatzbezug in der Psychotherapie

Psychische Erkrankungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung und sind von enormer Relevanz für die Arbeitsfähigkeit. Psychotherapeutische Interventionen am Arbeitsplatz sind effektive, niederschwellige Angebote für Beschäftigte mit psychischen Belastungen. Aufbauend auf einer erfolgreichen psychotherapeutischen Intervention am Arbeitsplatz wurde die randomisierte kontrollierte Studie »Frühe Intervention am Arbeitsplatz (friaa)« entwickelt und manualisiert.

Mental illnesses are among the most common diseases in the general population and are of enormous relevance to a person’s ability to work. Psychotherapeutic interventions in the workplace are effective, low-threshold services for employees with mental issues. On the basis of a successful psychotherapeutic intervention in the workplace, we developed the randomized controlled study »Early Intervention in the Workplace (friaa)« and prepared it in manual form.

Schlagworte: Mental Health, Mentale Gesundheit, work-related psychotherapy, Psychotherapie am Arbeitsplatz, Arbeitsfähigkeit, workability
Formate: pdf, html
Kristin Herrmann, Marieke Hansmann, Sophia Chrysanthou
Seite 97 - 102 | doi: 10.21706/aep-17-2-97
Mobbingerleben
Psychodynamisches Verständnis und psychodynamische Gruppenarbeit in der Psychosomatischen Rehabilitation

Im Artikel sollen im ersten Teil die Bedingungen in Unternehmen, die Ausgrenzungs- und Entwertungserleben begünstigen, benannt werden. Im zweiten Teil werden allgemeine Gruppenprozesse beschrieben. Der dritte Teil widmet sich verschiedenen spezifischen Mobbingkonstellationen, wie sie immer wieder von Pat. mitgeteilt und unsererseits auf einer Metaebene verstanden werden. Im vierten Teil werden die wiederkehrenden Themen in den Psychodynamisch Interaktionellen Gruppen (kurz PIG), einschließlich der PIG 60plus, dargestellt, die sich als wesentliche psychische Dynamiken und existentielle Fragen im Zusammenhang mit Mobbingerleben erweisen, mit besonderem Augenmerk auf der Reinszenierung des Geschehens in der Gruppe, am Arbeitsplatz und der hierüber offenbar werdenden Bedeutung früher biografischer Erfahrungen.

In the first section of the article, the conditions that promote the experience of exclusion and devaluation in companies will be presented. The second section describes general group processes. The third section is dedicated to various specific »mobbing« constellations as often reported by patients and as we understand them on a meta-level. In the fourth section, the recurrent topics discussed during psychodynamic interactional group therapies (PIG) as well as during PIG 60plus (group therapies for patients aged 60 or more) will be outlined. This are regarded as the key psychic dynamics and existential issues related to mobbing experience and are often. These topics are discussed with a particular focus on the »re-enactment« of the events in the group therapy, at the workplace, and the evident significance of early biographical experiences.

Schlagworte: Mobbing, psychosomatische Rehabilitation, psychosomatic rehabilitation, psychodynamisch-interaktionelle Gruppentherapie, psychodynamisches Organisationsverständnis, psychodynamic-interactional group therapy, psychodynamic understanding of organisation
Formate: pdf, html
Ute Beatrix Engelhardt
Seite 103 - 108 | doi: 10.21706/aep-17-2-103
Lässt sich der Begriff Burnout sinnvoll in der Psychotherapie einsetzen?

Der Begriff Burnout wird von Betroffenen häufig zur Selbstbeschreibung bei Erschöpfungszuständen oder auch bei depressiven Syndromen benutzt. Bei Psychotherapeuten stößt diese Selbstklassifikation oft auf Vorbehalte: Zum einen ist Burnout keine klassifizierbare Diagnose, zum anderen wird befürchtet, dass Patienten hierdurch vor allem der Auseinandersetzung mit eigenen Anteilen aus dem Wege gehen und in einer Opferidentität externalisierend verharren wollen.

Ziel dieses Beitrages ist es, eine ressourcenorientierte Nutzung des Burnout-Begriffs anzubieten, die es Betroffenen ermöglicht, auch innere Anteile an der Entstehung ihrer Erschöpfung in Betracht zu ziehen, gleichzeitig aber bei Therapeutinnen und Therapeuten den Blick auf berufliche und gesellschaftliche Auslösebedingungen erweitert. Grundlage ist hierbei die Definition des Burnout nach Freudenberger.

The term burnout is often used by those affected to describe their state of exhaustion or also by those with depressive syndromes. Psychotherapists often have reservations about this self-classification: On the one hand, burnout is not a classifiable diagnosis, on the other hand, it is feared that patients will as a result above all sidestep addressing their own contribution to the state and seek to remain in the externalized position of a victim.

The aim of this article is to offer a resource-oriented use of the notion of burnout, which enables those affected to also consider inner contributions to how their exhaustion came about, while at the same time broadening the view of therapists to include professional and social triggers. The basis for this is Freudenberger’s definition of burnout.

Schlagworte: Depression, Burnout, ICD-11, subjektive Krankheitstheorie, subjective disease theory
Formate: pdf, html
Volker Köllner
Seite 109 - 113 | doi: 10.21706/aep-17-2-109
Differentialdiagnostik bei Schulangst und Arbeitsangst

Schulängste können mit körperlichen Beschwerden, Schulverweigerung sowie Leistungs- und Versagensängsten einhergehen. Schulängste sind als eigenständiges Syndrom krankheitswertig, wenn die Symptome stark ausgeprägt und persistent sind, und wenn sie mit deutlichen (psycho-)sozialen Beeinträchtigungen und schulbezogenem Vermeidungsverhalten einhergehen, auch unabhängig von ggf. sonstigen psychiatrischen Problemlagen.

Arbeitsängste weisen große Ähnlichkeiten mit Schulängsten auf und treten in allen bekannten psychopathologischen Formen auf: als spezifische situationsbezogene Ängste, soziale Ängste, körperbezogene Ängste, Sorgenängste oder als komplexe Arbeitsplatzphobie.

In der klinischen Praxis ist bei Schul- wie bei Arbeitsängsten eine konkrete Benennung des Phänomens sowie spezifische Behandlung notwendig, um die biographisch und sozialmedizinische Sonderproblematik des Schulabsentismus bzw. der Arbeitsunfähigkeit entgegenzuwirken.

School anxiety may go hand in hand with different symptoms, such as physical complaints, fears of achievement and failure, and school refusal. School anxiety is a syndrome of a disorder of its own if the symptoms in question are both severe and persistent and are accompanied by (psycho)social disorders and school-related avoidance behavior, and this implies a syndrome independent of any other psychiatric problems.

Work anxiety shows great similarities with school anxiety and occurs in all known psychopathological forms: as specific situation-specific anxiety, social anxieties, body-related anxiety, worrying, or complex workplace phobia.

In clinical practice, as regards both school anxiety and work anxiety, the phenomenon needs to be defined clearly and treated specially in order to counteract the specific biographical and socio-medical problems that result from school absenteeism or work disability.

Schlagworte: Arbeitsunfähigkeit, Schulangst, Schulphobie, Arbeitsangst, Arbeitsplatzphobie, Schulabsentismus, Differentialdiagnostik, school anxiety, school phobia, work anxiety, work phobia, school absenteeism, work disability, sick leave, differential diagnostic
Formate: pdf, html
Johanna Gerste, Victoria Blömacher, Beate Muschalla
Seite 114 - 118 | doi: 10.21706/aep-17-2-114
Strukturelle Kompetenz als neue Handlungsdimension ärztlicher Psychotherapie?

Der Beitrag diskutiert auf der Grundlage soziologischer Analysen der klinischen Behandlung arbeitsplatzbezogenen Leidens mögliche Erweiterungen professionellen Handelns. Dazu nimmt er zunächst eine Einordnung in soziologische Perspektiven auf den Zusammenhang von Erwerbsarbeit und psychischen Krisen vor und diskutiert daran anschließend den psychotherapeutischen Umgang mit solchen Krisen. Im Ergebnis zeigt sich, dass die psychotherapeutische Praxis der Arbeitsgesellschaft gegenwärtig wenig in der Lage ist, der Arbeitssituation ihrer Patient*innen gerecht zu werden. Vielmehr weist sie eine Tendenz zur Biografisierung der Arbeitsleiden und der Arbeit am Grenzmanagement und somit einer Individualisierung der Patientenleiden auf. Ausblickend wird daher auf das Konzept der strukturellen Kompetenz verwiesen, die als Handlungsdimension ärztlicher Psychotherapie fruchtbar gemacht werden könnte.

Against the background of sociological analyses of the clinical treatment of work-related afflictions, this article focuses on how professional action can possibly be extended. To this end, it first takes a sociological perspective on the relationship between gainful employment and psychological crises and then presents psychotherapeutic practices in tackling such crises. The result shows that the psychotherapeutic practice in the working world is currently not particularly able to do justice to the situation of its patients at work. Rather, it tends to attribute the ailments to biographical causes and to focus on managing boundaries, in so doing individualizing the patient’s suffering. The article concludes by prospectively referring to the concept of structural competency which could be brought to bear fruitfully as a dimension in medical psychotherapy practice.

Schlagworte: Arbeit, Biografie, Psychotherapie, Psychotherapy, klinischer Blick, strukturelle Kompetenz, Biography, clinical view, structural competency, work
Formate: pdf, html
Sabine Flick
Seite 121 - 124 | doi: 10.21706/aep-17-2-121
Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten
Die psychosomatisch-psychotherapeutische Arbeit im Rahmen des Psychotherapeuten­verfahrens der DGUV

Es ist inzwischen 10 Jahre her, dass die Gesetzliche Unfallversicherung das Psychotherapeutenverfahren eingeführt hat. Es ermöglicht eine frühzeitige professionelle Hilfe bei Menschen mit reaktiven psychischen Störungen nach Ereignissen, die im Rahmen ihrer versicherten Tätigkeit auftreten.

Neben der zeitnahen psychotherapeutischen Hilfestellung bei reaktiven psychischen und psychosomatischen Störungen mit und ohne körperliche Verletzungsfolgen rückt die Versorgung weiterer Störungen in den Blickpunkt. Hierzu gehören chronische Schmerzerkrankungen, die nach Unfällen infolge körperlicher Verletzungen, vor allem mit Defektheilung auftreten können. Das Psychotherapeutenverfahren greift nicht nur bei Arbeitsunfällen, sondern auch bei psychischen Störungen, die sich als mittelbare Folge einer Berufskrankheit entwickeln können. Als eine neue Herausforderung ist das Long- / Post-COVID Syndrom als Folge einer COVID-19-Erkrankung anzusehen.

The psychotherapy procedure introduced by the Statutory Accident Insurance Scheme 10 years ago provides early professional help for people with reactive mental disorders following events that occurred in the course of their insured activities. In addition to providing timely psychotherapeutic assistance for reactive mental and psychosomatic disorders with and without physical injury consequences, the focus is shifting to the care of other disorders. These include chronic pain disorders that can occur after accidents resulting from physical injuries, especially with partial closure. Psychotherapeutic treatment is not only available for occupational accidents, but also for mental disorders that may develop as an indirect consequence of an occupational disease. A new challenge is the long / post COVID syndrome as a consequence of a COVID-19 disease.

Schlagworte: Psychotherapeutenverfahren DGUV, Unfallfolgestörungen, Post-COVID-Syndrom, Schmerzerkrankungen, DGUV psychotherapy procedures, accident consequence disorder, post-COVID syndrome, pain disorders
Formate: pdf, html
Beate Gruner, Claudia Drechsel-Schlund
Seite 125 - 130 | doi: 10.21706/aep-17-2-125
Off Topic
Selbstverletzendes Verhalten: unsichtbare Jungen und junge Männer

In der traditionellen Lesart der Geschlechterrollen darf der Junge aggressiver Täter sein – autoaggressives Opfer aber nicht. Dennoch: Viele Jungen und junge Männer »ritzen« sich. Sie haben seelisches Leid, aber sie spüren auch die Erwartung, dass sie »coole« Jungen sein sollen, um »richtige« Männer zu werden. Diese Jungen und junge Männer wollen nicht das Risiko eingehen, »unmännlich« zu erscheinen.

In the traditional reading of gender roles, boys are allowed to be aggressive perpetrators – but not auto-aggressive victims. Nevertheless: Many boys and young men engage in self-harm. They have emotional distress, but they also feel they are expected to be »cool« boys in order to become »real« men. These boys and young men do not want to risk appearing »unmanly«.

Schlagworte: Vulnerabilität, Selbstverletzung, Geschlechterrollen, junge Männer, Männlichkeitskonstruktion, self-harm, young men, constructions of masculinity, gender roles, vulnerability
Formate: pdf, html
Harry Friebel
Seite 131 - 134 | doi: 10.21706/aep-17-2-131
Aus Politik und Praxis
Die Dankbarkeit des Fischers
Formate: pdf, html
Giovanni Andrea Fava
Seite 137 - 138 | doi: 10.21706/aep-17-2-137
Verbandsnachrichten
Mitteilungen der DGPM
Formate: pdf, html
Seite 139 - 142 | doi: 10.21706/aep-17-2-139
Mitteilungen der VPK
Formate: pdf, html
Seite 143 - 144 | doi: 10.21706/aep-17-2-143
Mitteilungen des BPM
Formate: pdf, html
Seite 145 - 147 | doi: 10.21706/aep-17-2-145
Buchbesprechungen
Wenn das Eis taut
Die Geschichte eines Fährunglücks
Formate: pdf, html
Micha Hilgers
Seite 149 - 149 | doi: 10.21706/aep-17-2-149
Verschiedenes
Bericht von der Fachtagung Judentum und Psychotherapie
Formate: pdf, html
Francisco Pedrosa Gil, Vsevolod Silov
Seite 150 - 150 | doi: 10.21706/aep-17-2-150

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