Die Prävalenz des Typ 2 Diabetes mellitus stieg in den letzten zwanzig Jahren dramatisch an. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass ca. 8% der Menschen in Deutschland betroffen sind. In der Behandlung des Typ 2 Diabetes wurde in den vergangenen Jahren versucht, durch eine Intensivierung der medikamentösen Therapie die Stoffwechseleinstellung zu verbessern. Die Therapie zielt nicht nur auf eine Normalisierung des HbA1c, sondern auch auf die Einstellung von arterieller Hypertonie und Lipidstoffwechselstörungen. Bedauerlicherweise kommt es bei einer Reihe von pharmakologischen Diabetestherapien zu einer Gewichtszunahme, die sich ungünstig auf die kardiovaskulären Risikofaktoren auswirkt. Interventionen zur Lebensstiländerung, die verhaltensmedizinische Elemente integrieren, können diese Faktoren günstig beeinflussen. Sie sind zunehmend in der qualifizierten Versorgung der Patienten zu integrieren und stellen ein breites interdisziplinäres Versorgungs- und Forschungsfeld dar.
Borders of pharmacotherapy of type 2 diabetes
The prevalence of type 2 diabetes mellitus rose dramatically in the past twenty years. Recent studies assume that about 8% of the people in Germany are affected. In the past years, one was trying in the treatment of type 2 diabetes to improve the metabolic control by a more intensified medical therapy. The therapy aims not only to normalize HbA1c but also to regulate hypertension and lipid metabolism disturbance. Unfortunately, in a number of pharmacological test therapies for diabetes a weight gain occurs having negative effects on cardiovascular risk factors. Interventions for life style modifications, which integrate behaviouralmedical elements, can positively influence these factors. They should be increasingly integrated in a qualified care of patients and represent a highly interdisciplinary field of care and research.
Der langfristige Verlauf des Diabetes hängt entscheidend von der erfolgreichen Selbstbehandlung des Patienten ab. Schulungsmaßnahmen, in denen Menschen mit Diabetes die notwendigen Kompetenzen und Selbstmanagementfertigkeiten im täglichen Umgang mit ihrer Erkrankung erwerben, sind daher ein wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil jeder Diabetestherapie. Die Diabetesschulung hat sich von einem Compliance-Modell hin zu einem Selbstmanagement- bzw. Empowermentansatz gewandelt. Neben der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten zum Umgang mit der Erkrankung haben moderne Schulungsprogramme auch das Ziel, Patienten bei der Bewältigung der Erkrankung, einer oft notwendigen Lebensstilmodifikation, dem Erhalt der Lebensqualität und der Integration des Diabetes in den Alltag zu unterstützen. Darüber hinaus zielt die Schulung darauf ab, motivationale, emotionale oder verhaltensbezogene Barrieren, die einer wirkungsvollen und dauerhaften Behandlung im Alltag des Patienten entgegenstehen, zu reduzieren. Empirische Ergebnisse zur Diabetesschulung sowie die von dem Bundesversicherungsamt (BVA) und/oder der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) zertifizierten Programme, die im Rahmen von DMP-Programmen zugelassen sind, werden beschrieben.
Diabetes education: From compliance to selfmanagement
The prognosis of diabetes mellitus is dependent from an effective self-management of the disease in daily life. Diabetes education should provide patients with the competencies and self-management abilities necessary for an effective treatment of their disease. There was a shift from a compliance approach towards a self-management or empowerment theory for diabetes education. Besides impartment of knowledge and behavioural skills for dealing with the disease modern diabetes education programmes are targeted to encourage patients in coping with the disease, necessary lifestyle modifications, preservation of quality of life, and integration of diabetes in daily routine. Furthermore diabetes education aims on the reduction of motivational, emotional, and behavioural barriers on an effective and durable diabetes treatment in daily live of the patients. This article gives an overview about results of diabetes education and the certified diabetes education programmes of the federal social insurance authority (BVA) and the German Diabetes Association (DDG), which are approved for disease management programs.
Nahezu jeder vierte Patient mit Diabetes leidet unter einer klinischen oder subklinischen Depression. Diese gehen bei Patienten mit Diabetes einher mit einer verminderten gesundheitsbezogenen Lebensqualität, vermehrten Einschränkungen im Alltag sowie einer erhöhten Morbidität an Folgeerkrankungen und einer erhöhten Mortalitätsrate. Diese Zusammenhänge beruhen einerseits darauf, dass Menschen mit Diabetes und depressiver Symptomatik einen ungesünderen Lebensstil und ein problematisches Krankheitsselbsthandlungsverhalten aufweisen als nicht depressive Diabeteserkrankte. Andererseits ist die depressive Symptomatik mit neuroendokrinologischen Veränderungen verbunden, die mit dem Diabetes interagieren. Erste Studien weisen darauf hin, dass durch eine psychotherapeutisch-psychosomatische Behandlung sich sowohl die depressive Symptomatik reduziert als auch die Stoffwechseleinstellung verbessert. Die Integration der psychosomatisch psychotherapeutischen Versorgung in die Behandlung von diabeteserkrankten Patienten mit depressiver Symptomatik stellt eine große Herausforderung für die psychosomatische Versorgung dar.
Diabetes and depression – a serious interaction
Nearly one quarter of the patients with diabetes is suffering from clinical or subthreshold depression. This correlates in people with diabetes with an impaired health-related quality of life, more impairment in daily life as well as a higher morbidity of diabetes associated comorbidities and a higher mortality rate. This interaction could be attributed to the fact that people with diabetes and depressive symptoms exhibit unhealthier life style and problematic self care behaviour. On the other hand, the depressive symptoms correlate with neuroendocrinological changes which are interacting with diabetes. First studies demonstrate that psychotherapeutic- psychosomatic treatment reduces depression and improves the metabolic control. The integration of psychosomatic psychotherapeutic care in treatment of depressive people with diabetes poses a great challenge for the psychosomatic care.
Essstörungen entfalten bei Menschen mit Diabetes eine besondere Brisanz. Klinische und subklinische Formen der Bulimia nervosa treten bei Frauen mit Typ 1 Diabetes überzufällig häufig auf. Auch das Insulin-Purging stellt bei Patienten mit Typ 1 Diabetes ein erhebliches Problem dar. Essgestörte Patienten mit Typ 1 Diabetes zeichnen sich durch eine unzureichende Stoffwechselkontrolle und die frühzeitige Entwicklung von diabetischen Folgeschäden sowie – insbesondere bei der Magersucht – durch erhöhte Mortalitätsraten aus. Der Patient mit Typ 2 Diabetes ist oft übergewichtig und adipös. Auch wenn die Binge Eating Störung (BES) bei Menschen mit Typ 2 Diabetes im Vergleich zu stoffwechselgesunden Menschen nicht häufiger auftritt, wirkt sie sich verschlechternd auf die Gewichtsregulation und die Insulinresistenz aus. Bezüglich der Behandlung erscheint es sinnvoll, bei adoleszenten Mädchen und jungen Frauen mit Diabetes mellitus ein Screening von Essstörungen und gestörtem Essverhalten durchzuführen. Bei bestehender Komorbidität sollte eine fachpsychotherapeutische Behandlung durchgeführt werden, die der spezifischen Problematik gerecht wird.
Diabetes mellitus and eating disorders – a challenge for psychotherapeutic treatment
Eating disorders demand special attention in people with diabetes. Clinical and subclinical types of bulimia nervosa occur in women with diabetes mellitus type 1 significantly more often. In addition, insulin purging in women with type 1 diabetes poses a considerable problem. Patients with eating disorders and type 1 diabetes are characterized by insufficient metabolic control and early development of diabetic consecutive symptoms – especially in anorectic people – by higher mortality rates. Patients with type 2 diabetes are often overweight and obese. Although Binge eating disorder (BED) does not occur more frequently in persons suffering from diabetes mellitus type 2 compared to metabolic healthy persons it impairs weight regulation and insulin resistance. Concerning treatment, it appears sensible to implement a screening test for eating disorders and disturbed eating behaviour in adolescent girls and young women suffering from diabetes mellitus. In case of comorbidity, a psychotherapeutic treatment should be carried out regarding the specific condition.
Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes werden gemäß aktueller Leitlinien mit einer intensivierten Insulintherapie behandelt, die hohe Anforderungen an deren tägliche Selbstbehandlung stellt. Eltern kommt dabei die Doppelaufgabe zu, die altersgemäße Fürsorge für ihr Kind mit einer sachgerechten Therapie zu verbinden. Entsprechend konstatieren die Leitlinien zur pädiatrischen Diabetologie, dass psychosoziale Faktoren die wichtigsten Determinanten des Managements der chronischen Krankheit darstellen. In diesem überblick werden zentrale Studienergebnisse zu folgenden Themen zusammengefasst: psychische Bewältigung des Diabetes, Belastung der Familien und Familiendynamik, Stress, psychosoziale Risiken und komorbide psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Anschließend werden Angebote zu psychologischer Unterstützung, altersgemäßer Schulung und verhaltensmedizinischen Interventionen vorgestellt, die einen integralen Bestandteil der Langzeitbetreuung bei Typ 1 Diabetes ausmachen.
Children and adolescents with type 1 diabetes: disease-specific burden and psychosocial care
Corresponding to current paediatric guidelines most of the children and adolescents with type 1 diabetes were treated with an intensified insulin therapy that imposes considerable demands on everyday self-management. Parents therefore need to reconcile their role as guardians of their child with that of an experienced diabetes treatment team. Accordingly guidelines on paediatric diabetes state that psychosocial factors are the most important influences affecting the care and management of the chronic disease. This review reports the main findings of studies on psychological coping, family burden and dynamics, stress and diabetes, psychosocial risk factors and psychiatric disorders among young people with diabetes. Subsequently psychological support, age-appropriate educational and behavioural interventions are described as an integral part of paediatric type 1 diabetes long term care.
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