Seit 1974 wurde Burnout zum Synonym für psychische, psychosomatische und soziale Folgen langandauernder, individuelles Leistungsvermögen übersteigernder beruflicher Belastungen. Obwohl bis heute nicht definiert (im ICD-10 erscheint Burnout als undefinierte Zusatzkodierung), wird der Begriff vielfach als Diagnose-Äquivalent verwendet. Von H. Freudenberger als Betroffenem konzipiert, soll Burnout Symptomatik (Erschöpfung u.a.) und dafür als ursächlich angesehene Überlastungskonstellationen integrieren. Als subjektives Krankheitsmodell erleichtert ein solches Burnout-Verständnis Menschen ihre Problematik zu reflektieren, zu kommunizieren und Hilfe zu suchen. Entsprechend aktuellen diagnostischen Standards lassen sich Symptomatik und Ursachen jedoch nicht zusammenfassend reliabel operationalisieren. Vorliegende Daten zeigen, dass Burnout-Betroffene psychologisch wie neurophysiologisch heterogen sind. Ehemals engagiert-kompetente sowie von Berufsbeginn an überforderte Personen stehen sich gegenüber. Die Popularität von Burnout verweist auf vitale Bedürfnisse und Nöte einer im Wandel begriffenen Gesellschaft, in der viele durch Veränderungen u.a. in der Arbeitswelt belastet und existenziell verunsichert sind.
Burnout: a critical review with therapeutic implications
Since 1974 burnout became a synonym for psychosomatic, psychological symptoms and social consequences of long lasting workload exceeding the individual capacity. Without any binding definition, the term is used by patients as well as their doctors and therapists as a medical diagnosis. Described by H. Freudenberger from a patient's point of view, the term tries to integrate symptoms (fatigue, emotional exhaustion etc.) as well as cause (job strain) of the burnout-process. Thus burnout was claimed to have nothing in common with psychiatric disorders. Altogether this burnout-conception lowers the threshold to think about work related and psychosomatic problems and to look for therapeutic support. According to the criteria of modern diagnostic systems the attempt to integrate symptoms and causes of a psychosomatic phenomenon in a diagnosis will fail. In ICD-10 burnout only can be found as an – not defined – additional diagnostic term. Scientific data show that people suffered from burnout are a quite heterogeneous group, including people once had been highly motivated and successful in their business as well as people feeling overworked all their lives. While burnout is not convincing as a diagnostic term, its high popularity highlights the fundamental needs and problems of a changing society, characterised by increasing work related stressors and decreasing social security.
Die Unzufriedenheit von Ärzten mit ihrem Beruf hat bedrohliche Ausmaße angenommen. Mit ihr ist sowohl der Ausstieg aus dem Arztberuf als auch das Risiko von Burnout verbunden. Das Wissen darum ermöglicht adäquate, individuelle Präventionsmaßnahmen aufzubauen, damit die Burnout-Quote, die bei Ärztinnen und Ärzten mit bis zu 25 % überdurchschnittlich hoch ist, gesenkt werden kann. Hierzu wurde ein ein 9-Stufen-Programm entwickelt, welches abbauende, aufbauende und erkennende Komponenten beinhaltet. Abgebaut werden sollen Stressempfinden, Zeitnot und eine für Burnout typische Konstellation, welche aus der Einschätzung der beruflichen Situation als unerträglich in Verbindung mit der Bewertung, sie weder verändern noch verlassen zu können, besteht. Aufgebaut werden sollten die Dyadenkompetenz, das Gefühl der Eigenbestimmtheit und damit die Selbstwirksamkeit und das Selbstbewusstsein sowie die Zufriedenheit, welche eine konstante Mindestausprägung auf Dauer behalten sollte. Burnout stellt die Sinnfrage des persönlichen Lebens. Um sich ihr zu nähern, ist es wichtig, zu erkennen, welche Rollen ausgeführt werden möchten und welche individuellen Ziele bestehen.
Burnout prevention for physicians and therapists
Discontent among doctors has reached a dangerous level, and is one of the reasons that doctors are susceptible to burnout. In addition, doctors are exposed to a wide variety of other micro-traumata, which promote burnout. Knowing about this makes it possible to develop individual burnout prevention measures to reduce the rate of burnout among doctors, currently at 25%, which is extremely high. A nine-step program containing different components to help reduce the burnout rate is described here. Stress-related emotions and effects from stressors that are perceived as unbearable need reducing. Dyadic competencies need building up to increase emotional stability and bolster self determination, which in turn should have a lasting positive influence on effectiveness, self-confidence and contentment. Burnout questions the purpose of one's personal lifestyle. To answer these questions it is necessary to examine the role that one plays, the role one would like to play, and one's individual goals. The ultimate prevention to burnout is achieved when one works with rather than against oneself.
Einerseits wird der Begriff Mobbing inflationär als Umschreibung für berufliche Meinungsverschiedenheiten verwendet, auch weil die Selbstdefinition als »Mobbing-Opfer« erlaubt, psychische Symptome als extern verursacht zu interpretieren. Andererseits handelt es sich hierbei um einen gut untersuchten beruflichen Risikofaktor für die Entwicklung stressbezogener Erkrankungen. Als Mobbing werden geplante Schikanen oder Anfeindungen gegen eine Person in gewisser Häufigkeit und Kontinuität (mindestens einmal pro Woche über 6 Monate) mit dem Ziel des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis bezeichnet. Die Prävalenz liegt in Deutschland bei etwa 3%. Die höchsten Prävalenzen finden sich im Dienstleistungssektor sowie im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen. Ätiopathogenetisch wird Mobbing als multifaktorieller Prozess mit individuellen und beruflich- gesellschaftlichen Faktoren aufgefasst, wobei nicht gelöste Konflikte und betriebliche Veränderungen im Vordergrund stehen. Mobbing ist primär zwar keine medizinische Diagnose, wird aber aufgrund der daraus resultierenden Gesundheitsfolgen für die ärztliche Psychotherapie immer bedeutsamer. Ziel dieser Arbeit ist es, eine Übersicht über Häufigkeit, Erscheinungsformen und Erklärungsmodelle für Mobbing sowie Hinweise zur differenzialdiagnostischen Einordnung und zur Therapie zu geben.
Mobbing
Mobbing includes intended chicanery/hostility (systematics) towards a person (purpose, asymmetry of power) in certain frequency/continuity (at least once a week for six months) with the intention to ostracize a person from his/her employment. In the European states prevalence varies between 2% and 15%, in Germany a national report supports with representative data about 3%, here women are more affected than man. The highest prevalence rates are found in services sector and in public health, social services and education. Aetiology places mobbing mainly as a multi-factor process with complex reciprocity between individual and professional/social factors conditioned in many cases by unresolved conflicts or occupational changes. In first place mobbing is no medical diagnosis, but health injuries resulting from mobbing make this phenomenon more and more important for social and professional medicine.
Arbeitsplatzphobien stellen bei psychischen und somatischen Erkrankungen eine häufige Ursache für Arbeitsunfähigkeit dar. Sie sind schwer zu erkennen, da allein der Bericht darüber für Patienten angstauslösend und/oder peinlich sein kann. Die »Arbeitsplatzphobieskala ist ein Screening-Instrument, das die Identifizierung solcher Patienten unterstützen soll. Eine Untersuchung an 212 Patienten einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik ergab faktorenanalytisch zwei Dimensionen: »Panikerleben« und »Vermeidungsverhalten« bezüglich des Arbeitsplatzes. Je höher der Wert auf der Arbeitsplatzphobieskala, desto häufiger wurde im speziellen diagnostischen Interview die Diagnose einer Arbeitsplatzphobie gestellt und desto häufiger und länger waren die Patienten arbeitsunfähig. Die interne Konsistenz (Cronbach´s alpha) der Arbeitsplatzphobieskala ist mit 0,957 als sehr gut anzusehen. Die Arbeitsplatzphobie sollte in der medizinischen Rehabilitation vermehrt Aufmerksamkeit erhalten. Die Arbeitsplatzphobieskala kann hierfür als Screening-Instrument eingesetzt werden.
The Job-Phobia-Scale – a screening instrument in medical rehabilitation
Workplace phobias are a frequent reason for sick leave in the context of mental as well as somatic illnesses. They are difficult to assess as patients tend to avoid to talk about their job related anxieties because this can provoke arousal or be embarrassing. The »Workplace-Phobia- Scale« can be used as a screening instrument in medical rehabilitation. 212 inpatients from a psychosomatic rehabilitation unit were given the »Workplace-Phobia- Scale«. A factor analysis resulted in two factors: »panic« and »avoidance« in relation to the workplace. Cronbach´s alpha was 0.957. Higher scores on the »Workplace-Phobia-Scale« coincided with significantly higher rates of the diagnosis of workplace phobia according to a standardized diagnostic interview and more frequent and longer sick leave. Work place phobia should get more attention in medical rehabilitation. The »Workplace-Phobia-Scale« can help to identify respective patients
Auf der Grundlage zunehmender psychomentaler Belastung im Arbeitsleben kommt es immer häufiger zu gesundheitlichen Beschwerden, die in Zusammenhang mit dem Berufsleben stehen und sich in erhöhten Arbeitsunfähigkeitszeiten und Frühberentungen zeigen. Das Erkennen und Bearbeiten von berufsbezogenen Belastungen ist insbesondere in der medizinischen Rehabilitation unumgänglich und wird erst allmählich in den entsprechenden - vorwiegend stationären - Rehabilitationsbehandlungen umgesetzt. Vorgestellt werden Behandlungsmaßnahmen aus der psychosomatischen Rehabilitation, wie die berufliche Belastungserprobung, berufsbezogene Therapiegruppen und andere indikative Trainings- bzw. Schulungsgruppen, wie sie in der Psychosomatischen Klinik Bad Neustadt seit langem etabliert sind und für die umfangreiche Wirksamkeitsnachweise erbracht werden konnten. Diskutiert wird die Übertragung auf andere Indikationsbereiche, wozu erste Evaluationsergebnisse berichtet werden können.
Vocational interventions during inpatient psychosomatic rehabilitation: Diagnostics, indicative treatments and efficacy
Based on increased psychological and mental strains among employees, work place related health problems are increasing and result in elevated sick leaves or premature pension. Identification and treatment of vocational strains is essential in medical rehabilitation but only gradually implemented during inpatient rehabilitation. Treatment programmes of inpatient psychosomatic rehabilitation like real work place vocational training or focal group treatments for psychotherapeutic inpatients suffering from vocational strains are discussed as they are implemented in the Psychosomatic Hospital Bad Neustadt for a long time and for which efficacy could be proofed. Transfer to other indications (orthopaedics, cardiology) is discussed and results of an evaluated training programme are reported.
Viele Patienten in der psychosomatischen Rehabilitation sehen in den heutigen Arbeitsplatzbedingungen eine wesentliche Ursache ihrer Probleme. Der Anteil psychischer Krankheiten an Arbeitsunfähigkeitszeiten und Frühberentungen wächst kontinuierlich. Während die Suchtprävention für Gesundheitsdienste großer Betriebe eine gewisse Tradition hat, sind die Früherkennung und die Vermittlung von professioneller Hilfe für Mitarbeiter mit psychischen Störungen noch wenig entwickelt. Sowohl Betroffene als auch Vorgesetzte tendieren dazu, solche Erkrankungen zu tabuisieren. Da die Erfolgsaussichten von Rehamaßnahmen deutlich größer sind, wenn Patienten noch nicht chronifiziert sind, bringen rechtzeitige Identifikation und Intervention nicht nur Vorteile für den Mitarbeiter, sondern auch Kostenersparnisse für das Unternehmen. Neben der Kooperation mit Sozialberatungen und Betriebsärzten zur Verbesserung der Wiedereingliederungschancen der Patienten, ist es deshalb ein Anliegen der Rehaklinik, die Prävention psychischer und psychosomatischer Störungen durch Schulungsseminare für Führungskräfte zu fördern, wie sie in diesem Artikel vorgestellt werden.
Cooperation between psychosomatic rehabilitation and business companies furthers prevention and reintegration
Many patients undergoing inpatient psychosomatic rehabilitation complain about today's workplace conditions as being the main source of their problems. An increasing rate of sick leaves and premature disability pensions is caused by mental disorders. Whereas prevention of alcohol addiction has a certain tradition with the healthcare and counselling departments of business firms, the early detection and the assistance for attaining professional help for employees with psychological problems is much less developed. Both the afflicted persons and their superiors tend to make a taboo out of such disorders. Since the outcome of rehabilitation is more effective when started early, preventive measures not only are advantageous for employees but also cost-reducing for employers. Therefore it is the goal of this rehabilitation institution not only to join efforts with social counsellors and occupational physicians to secure the successful return to work of our inpatients but also to advance the early detection of mental and psychosomatic disorders by offering training courses in psychological skills for the lower management of business companies. The format of such a workshop is described in this article.
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