22,5% der Männer und 23,3% der Frauen in Deutschland sind als adipös einzustufen. 6% der Ausgaben für Gesundheit in der EU werden zur Behandlung von Folgeproblemen der Adipositas eingesetzt. Etwa 2% der Bevölkerung und 30% aller Patienten, die wegen Adipositas medizinische Hilfe suchen, erfüllen die diagnostischen Kriterien einer Binge Eating Störung (BES). Die BES ist durch periodische Essanfälle gekennzeichnet. Da die übermäßige Kalorienzufuhr nicht wie bei der Bulimia Nervosa kompensiert wird, führt sie häufig zu einer Gewichtszunahme. Außerdem geht die BES mit bedeutsamen psychischen und sozialen Beeinträchtigungen einher. Adipöse mit BES haben eine höhere psychische Belastung und eine schlechtere Prognose als Adipöse ohne diese Komorbidität. Im vorliegenden Artikel sollen der Zusammenhang zwischen Adipositas und BES diskutiert und therapeutische Konsequenzen dargestellt werden. Der Artikel liefert einen Überblick über dieses im Bereich der Essstörungen relativ junge und klassifikatorisch noch nicht endgültig definierte Störungsbild. Neben Symptomen und diagnostischen Kriterien werden epidemiologische Daten aufgezeigt. Studien konnten die Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie und Interpersoneller Therapie vor allem in Bezug auf die Psychopathologie und die Essanfälle nachweisen, während der Effekt auf das Gewicht geringer ausgeprägt war.
Binge eating and obesity
22,5% of the men and 23,3% of the women in Germany are to be classified as obese. 6% of the expenditures for health in the European Union are used for the treatment of subsequent problems of obesity. About 2% of the population and 30% of all patients who search medical assistance because of obesity meet the diagnostic criteria of binge eating disorder (BED). The BED is characterized by periodical episodes of binge eating attacks. Since the excessive calorie supply is not compensated as in bulimia nervosa it often leads to a gain in weight. Furthermore BED is associated with significant mental and social impairments. Obese with BED show higher psychological stress and worse prognosis than obese without this comorbidity. In the available article the connection between obesity and BED is discussed and therapeutic consequences are represented. This article outlines BED that is in the area of eating disorders relatively young and in terms of classification not yet finally defined. Beside symptoms and diagnostic criteria epidemiological data are pointed out. Studies provided evidence for the effectiveness of cognitive behavior therapy and interpersonal therapy particularly relating to the psychopathology and the binge eating episodes, while the effect on weight was less distinctive.
Anorexia nervosa ist gekennzeichnet durch ein von der Patientin herbeigeführtes Untergewicht, massive Ängste vor Gewichtszunahme und eine Störung des Körperschemas. Sie gehört zu den psychischen Erkrankungen mit der höchsten Morbidität und Mortalität. Ein Viertel der Erkrankten zeigt einen chronischen Verlauf, ein weiteres Drittel leidet auch im Langzeitverlauf unter Residualsymptomen der Magersucht. Aufgrund der Schwere und Chronizität der Erkrankung bedarf die Anorexia nervosa einer spezialisierten psychotherapeutischen Behandlung. Diese sollte im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans möglichst frühzeitig und in ausreichender Länge erfolgen. Bisher ist die Datenlage zur Wirksamkeit verschiedener psychotherapeutischer Verfahren bei der Anorexia nervosa uneinheitlich, sodass weitere Forschung auf diesem Feld notwendig ist, um spezifische Behandlungsstrategien zukünftig weiter optimieren zu können.
Anorexia nervosa – clinical appearance and future treatment strategies
Anorexia nervosa is characterized by a self-induced weight loss, fear of weight gain and distorted body image. Anorexia nervosa is associated with a high morbidity and mortality. 25% of the patients show an extensive chronification, one third suffers from residual symptoms in long term course. Because anorexia nervosa is a severe and often chronic disease, patients should be treated by specialized and suitable qualified psychotherapists. Therapeutic interventions should start as early as possible and last as long as necessary. Up to date, studies concerning the efficacy of different psychotherapeutic treatments and interventions for anorexia nervosa show inconsistent results. Further research is needed in order to optimize specific future treatment strategies.
In der Therapie der Anorexia nervosa sind aufgrund der körperlichen Gefährdung, der ausgeprägten Ambivalenz und der Notwendigkeit strukturierender, konkreter Hilfe beim Essen häufiger stationäre Behandlungsepisoden erforderlich. Patienten mit Bulimie bedürfen nur dann stationärer oder tagesklinischer Behandlung, wenn aufgrund der Schwere der Symptomatik, einer Chronifizierung oder gravierender Komorbidität eine spezialisierte, ambulante Psychotherapie nicht ausreichend ist. Ist eine Tagesklinik mit einem störungsspezifischen Programm wohnortnah verfügbar, ist diese einer stationären Therapie vorzuziehen. Essgestörte Patientinnen sollten in Kliniken behandelt werden, welche spezialisierte Programme für Essstörungen vorhalten. Diese Programme enthalten sowohl strukturierte, symptomorientierte Elemente, als auch Elemente in welchen die psychischen Schwierigkeiten der Patientinnen (Selbstwert- und Körpererleben, Affektwahrnehmung, interaktionelle Schwierigkeiten) aufgegriffen werden.
Inpatient and day clinic treatment in anorexia and bulimia nervosa
In the treatment of anorexia nervosa, inpatient treatment episodes can become necessary due to physical impairment, a high ambivalence towards change or because of the need for structured, supervised meals. Patients with bulimia nervosa only are in need of inpatient or day clinic treatment if outpatient psychotherapy failed, due to very severe bulimic symptoms, a chronic course of the illness or substantial co-morbidity. If a day clinic with a specialized programme can be reached within an hour, day clinic treatment should be preferred. Eating disorder patients should be treated in centres that can provide specialized programmes for eating disorders. These programmes should include structured, symptom oriented components as well as elements, which focus on the psychological problems of the patients like self-esteem, body experience, affect regulation and interpersonal difficulties.
In einer systematischen Literatursuche wurden vier evidenzbasierte Leitlinien (zwei Leitlinien aus den USA, je eine aus Großbritannien und Deutschland) zur Therapie von Essstörungen identifiziert. Die Evidenzgraduierungen und Empfehlungsgrade der pharmakologischen Therapie werden in der Übersichtsarbeit zusammengefasst. Es gibt keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit von Medikamenten in der Therapie der Anorexia nervosa (AN). Es gibt eine starke Evidenz für die Wirksamkeit von Serotoninwiederaufnahme-Hemmern (SSRI) zur kurzfristigen Reduktion bulimischer Symptome bei der Bulimia nervosa (BN). Die Evidenz für die Wirksamkeit von SSRI und Topiramat in der Reduktion von Fressanfällen bei der Binge eating Störung (BED) wird mäßig bis gering eingestuft. Es gibt keine Evidenz für die langfristige Wirksamkeit einer psychopharmakologischen Therapie von Essstörungen. Es gibt keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit der Kombination von Psychotherapie und Medikamenten bei AN, BN sowie BED.
Pharmacotherapy of eating disorders
A systematic research of the literature identified four evidence-based guidelines (two USAmerican, one British and one German guideline) on the management of eating disorders. The classifications of evidence and grades of recommendations of pharmacotherapy are summarized within the review. There is no evidence of the efficacy of pharmacological treatment in anorexia nervosa (AN). There is strong evidence for the short-term reduction of binge und purge frequencies in bulimia nervosa (BN) by serotonine-reuptake-inhibitors (SSRI). The evidence of the efficacy of SSRI and topiramate in the reduction of binge eating in binge eating disorder (BED) is weak to moderate. There is no evidence of the long-term efficacy of any pharmacological treatment of eating disorders. There is no sufficient evidence of the efficacy of combinations of psychotherapy and pharmacotherapy in AN, BN and BED.
Im Ostalbkreis/Württemberg ist im Jahr 2003 ein Kreis von Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern zusammengekommen, die seit langem in unterschiedlichen therapeutischen Settings mit essgestörten Patienten arbeiten. Die Intensivierung dieser interdisziplinären Zusammenarbeit hat zur Bildung eines »Netzwerk Essstörungen im Ostalbkreis NEO« geführt. Erklärtes Ziel war es, die bestehenden Hilfs-, Beratungs- und Therapieangebote für anorexieund bulimiekranke Patienten besser aufeinander abzustimmen und zu koordinieren. Nach Jahren positiver Erfahrung mit dieser Vernetzung, sollte der angestrebten wirtschaftlichen und sektorübergreifenden Gesamtbehandlung mit einem IV-Vertrag eine stabile Grundlage gegeben werden. In längeren Verhandlungen konnte das Netzwerk Essstörungen im Ostalbkreis NEO e.V im März 2007 mit der AOK Baden-Württemberg einen integrierten Versorgungsvertrag abschließen, der den Einsatz und die Finanzierung fachübergreifender Kooperationsleistungen und Behandlungsmaßnahmen detailliert regelt. Damit können koordinierte multimodale Angebote für essgestörte Patienten im Sinne eines Gesamtbehandlungsplans nun auch im ambulanten Bereich realisiert werden.
Integrative treatment of eating disorders – the collaborative way
In 2003, a network of regional physicians, psychologists and social workers was founded in southern Germany to promote interdisciplinary multimodal treatment plans for patients who suffer from severe eating disorders (e.g. Anorexia or Bulimia). In March 2007, NEO (the Network of Eating disorders Ostalb) joined forces with AOK, the leading health insurance company in Germany, thus securing reliable funding. The contract ensures quality treatment for both inpatient and outpatient with a collaborative, psychotherapeutic network.
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