Rehabilitation stellt neben Krankenhausbehandlung und ambulanter Versorgung die dritte Säule im deutschen Gesundheitswesen dar. Ziel ist der Erhalt von Aktivität und Teilhabe der Betroffenen am Erwerbsleben und am Leben in der Gesellschaft. Besondere Merkmale sind die obligate sozialmedizinische Beurteilung im Rahmen der Rehabilitation und die Möglichkeit zur konsekutiven Einleitung berufsfördernder Maßnahmen. Themen dieses Beitrags sind die Bedeutung der psychosomatischen Rehabilitation in Deutschland, der Unterschied zur Krankenhausbehandlung sowie ihr Stellenwert im Gesamtbehandlungsplan und Grundlagen der sozialmedizinischen Beurteilung. Es folgen praktische Hinweise zur differentiellen Indikationsstellung und zum Reha-Antragsverfahren. Deutschland verfügt im internationalen Vergleich über ein sehr gut ausgebautes System der psychosomatischen Rehabilitation, diese Ressource wird allerdings im Behandlungsverlauf häufig zu spät bei bereits fortgeschrittener Chronifizierung genutzt und es gibt Schnittstellenprobleme zur nachfolgenden ambulanten Psychotherapie. Ziel dieses Beitrages ist es, zur besseren Vernetzung der Versorgungsbereiche beizutragen und Anhaltspunkte für die Differentialindikation zwischen Rehaklinik und Krankenhaus zu geben.
Besides in- and outpatient treatment, rehabilitation represents the third column of the German health care system. The goal for the concerned persons is the conservation of the activity and the participation in their professional and social life. This paper shows the meaning and development of German psychosomatic rehabilitation in contrast to regular inpatient treatment. It explains additionally its place in the whole health concept of rehabilitation and the basics of sociomedical judgement, followed by practical advices for the indication and the rehab application process.
Compared with other countries, Germany has a well-established system of psychosomatic rehabilitation, but its resource is often used to run late in the course of treatment, mostly not applied until severe chronification occurs. Additionally, there are problems with points of interaction concerning the following outpatient treatment. This article aims to contribute to the cross-linking of the different areas in healthcare system.
Tagesklinische Behandlungen im Bereich der psychosomatischen Rehamedizin stellen ein junges und bisher eher randständiges Therapieangebot dar. Hieraus ergeben sich auch besondere Chancen. Aufgrund der höheren Anforderungen an Mobilität und Alltagsbelastungsfähigkeit der Patienten ähneln die teilstationären Settings den beruflichen Erfahrungswelten der Patienten und können damit zum Abbau von arbeitsbezogenen und chronifizierten Vermeidungsstrategien beitragen. Ein weiteres, der Wohnortnähe geschuldetes Merkmal ist die Möglichkeit zur Verknüpfung von prä-, para- und poststationären Behandlungsangeboten. Dies beinhaltet ambulante Einführungselemente, poststationäre Nachsorgeangebote und die stationäre Einleitung berufsrehabilitativer Maßnahmen. Diese synergistischen Effekte führen die medizinische Rehabilitation weg von ihrer Wahrnehmung als singulärem Ereignis hin zu einem eher multimodularen prozesshaften Geschehen. Spezifisch psychotherapeutische Qualitäten ergeben sich in der Ganztagsreha aus der Nähe zu den vielfältigen Realobjekten (Angehörige, Betriebszugehörige, Behandler, Personen des sozialen Nahfeldes): Dysfunktionales Konfliktverhalten kann ohne höhere Anforderungen an die Abstraktions- und Transferfähigkeiten und gleichzeitig mit der selbststärkenden Unterstützungserfahrung durch das therapeutische Umfeld in ihrer gegenwärtigen Gestalt bearbeitet und verändert werden.
Daily clinical treatments in the field of psychosomatic rehabilitation are a young and up to now rather marginal therapy offer. This also creates special opportunities. Due to the higher demands on mobility and the daily burdens of patients, the partial stationary settings are similar to the professional worlds of experience of the patients and can thus contribute to the reduction of work-related and chronified strategies of avoidance. Another feature that is owed to the proximity of the place of residence is the possibility of linking pre-, para- and post-treatment. This includes outpatient introductory elements, post stationary follow-up care and the inpatient introduction of occupational rehabilitation measures. These synergistic effects lead medical rehabilitation away from their perception as a singular event to a rather multimodular, process-oriented experience. Specifically, psychotherapeutic qualities result from close proximity to the real objects (relatives, employees, practitioners, persons of the social surroundings) in the whole-day rehabilitation: Dysfunctional conflict behavior can be handled and modified without higher demands on abstraction and transfer capabilities and at the same time including the support experience through the therapeutic environment in its present form.
Für die somatische Rehabilitation konnte nachgewiesen werden, dass eine deutlichere berufliche Orientierung des Rehaprozesses (MBOR) die sozialmedizinischen Langzeitergebnisse verbessern kann. Für die psychosomatische Rehabilitation wird dies ebenfalls erwartet. Allerdings können in der Somatik entwickelte, stark trainingsorientierte Konzepte nicht ohne Weiteres auf die Psychosomatik übertragen werden. Es gilt also, die Idee von MBOR für die Psychosomatik neu zu interpretieren. Im Folgenden soll am Beispiel eines Konzepts für Rehabilitanden aus Pflegeberufen gezeigt werden, wie es möglich ist, berufliche Probleme in den psychotherapeutischen Fokus zu nehmen und Veränderungsstrategien mit dem Ziel eines Erhalts der Erwerbs- und möglichst auch der Berufsfähigkeit zu erarbeiten.
For somatic rehabilitation could be proved that a sharpened focus on a workplace orientation of the medical rehabilitation process (MBOR) enhances the social-medical longterm results. The same is expected for rehabilitation in psychosomatics, though the particularly training-oriented concepts of the somatic rehabilitation can‘t be readily applied to psychosomatic cases. Therefore the idea of MBOR has to be interpreted anew. Subsequently shall be shown, through the example of rehabilitands in nursing professions, how to put workplace conflicts under the psychotherapeutic focus and how to create transformational strategies that aim at preserving the working and earning capacity.
Die Verstetigung und Stabilisierung der Rehabilitationsergebnisse und insbesondere die Wiederaufnahme einer Arbeitstätigkeit sind wichtige Ziele der Deutschen Rentenversicherung. Es gilt, das während der Rehabilitation Gelernte nach der Entlassung zu integrieren und im sozialen und Arbeitsalltag umzusetzen.
Mit dem Nachsorgeprogramm der Deutschen Rentenversicherung stehen multimodale und unimodale Interventionsformen zur Verfügung, die den Rehabilitanden bei der Stabilisierung seiner körperlichen und psychischen Funktionsfähigkeit und bei der Wiedereingliederung ins Erwerbsleben unterstützen sollen.
Auf therapeutische Techniken und die Durchführungsbedingungen der unimodalen psychosomatischen Nachsorge PsyRENA wird besonders eingegangen.
The aim of medical rehabilitation is the improvement und stabilization of the treatment outcome making return to work to the most important business. The skill learned in medical rehabilitation should be implemented in working and social daylife.
The programm for aftercare of the german pension insurance offers multi- an unimodal alternatives for interventions to improve the somatic and psychological functional capacity with the objective of return to work.
Therapeutical implications and the general conditions to offer psychosomatic aftercare (PsyRENA) are presented.
Berufliche Rehabilitationsleistungen können dazu beitragen, Patienten mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen im Erwerbsleben zu halten und damit langfristig zu stabilisieren. Diese Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) erbringen verschiedene Kostenträger. Daten und Fakten zur gesetzlichen Rentenversicherung werden näher ausgeführt und ein Einblick in die LTA- Antragsbearbeitung gegeben. Abschließend werden einige Fallbeispiele zur LTA dargestellt.
Professional rehabilitation services provide various costumes. Data and facts about statutory pension insurance are explained in more detail and an insight into LTA application is given.
Für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen gibt es ein differenziertes Rehabilitationsangebot. Psychosomatische Rehabilitation und RPK-Maßnahmen – Rehabilitation für psychisch kranke und behinderte Menschen – bilden das wesentliche Spektrum der Medizinischen Rehabilitation für die Zielgruppe und unterscheiden sich deutlich voneinander. RPK-Maßnahmen finden eher ganztags-ambulant als stationär statt, sind immer regional vernetzt, wohnortnah, personenzentriert und können bis zu 24 Monaten dauern. Konzeptionelles Bezugssystem ist die ICF. Bereits im Rahmen der Medizinischen Rehabilitation sind Verfahren zur Arbeitsintegration und das Angebot einer Erprobung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt obligat. Die Interessenten nehmen in der Regel mit den Einrichtungen der Region Kontakt auf, die die Beantragung der Kostenübernahme organisieren.
For people with severe mental illnesses there is a refined offer for rehabilitative treatment, largely constituted of two highly differing measures: psychosomatic rehabilitation and RPK-measures (medical and vocational rehabilitation for mentally ill and disabled people). RPK-measures usually take place in an all-day outpatient setting, are regionally connected, close to the places of residence, person-centered and can last up to 24 months. The conceptual frame of reference is the ICF. Within the framework of medical rehabilitation, labor integration procedures and practical training possibilities on the general labor market are already obligatory. Interested parties contact the regional institution who then organize the application for financial coverage.
Bestell-Informationen
Service / Kontakt
Kontakt