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Messies - Sucht und Zwang

Psychodynamik und Behandlung bei Messie-Syndrom und Zwangsstörung

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Beschreibung


Zur Unordnung gezwungen

»Messies« können schwer Ordnung halten. Unwillentlich lassen sie warten und verpassen Anfang und Anschluss. Sie sammeln oft ohne Ende alles, ohne zu ordnen bis zur Unbewohnbarkeit ihrer Wohnungen oder Häuser. Welches Störungsbild sich hinter diesem Phänomen verbirgt und welche Behandlungsansätze aussichtsreich sind, erfährt der Leser in diesem materialreichen und innovativen Buch.

Wohnungen, die über und über mit nutzlosen Dingen angefüllt sind, Räume, die keinen begehbaren Lebensraum mehr für ihren Bewohner bieten: Mit diesen Bildern ist das Messie-Syndrom durch Fernsehberichte einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden. Und es handelt sich nicht um Einzelfälle; immer mehr Menschen haben Schwierigkeiten, sich von Unbrauchbarem zu trennen und eine rudimentäre Ordnung in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld aufrechtzuerhalten.
Aus psychotherapeutischer Sicht gibt es bisher nur wenige plausible Erklärungen für das Phänomen der freiwillig-unfreiwilligen Vermüllung. Einen innovativen Ansatz bietet dieses Buch. Es zeigt, wie eng das Messie-Syndrom mit der Zwangsstörung verbunden ist: Die Kehrseite des zwanghaften »Müssens« ist das »Mach-ich- nicht«. Rehberger führt beides auf schwere Bindungsstörungen in der frühen Kindheit zurück. Zwanghaftes Unterlassen führt ins Chaos des Messie-Daseins.

An zahlreichen Fallbeispielen zeigt der Autor die klinische Relevanz dieses Grundgedankens auf und weist therapeutische Wege aus der Desorganisation auf.

Das Messie-Syndrom
(von engl. mess = Unordnung, Dreck, Schwierigkeiten, Chaos) ist eine psychische Störung, die nach ihrer Hauptsymptomatik, der Vermüllung der Wohnung, benannt ist.

Bibliographische Angaben


Reihe: Leben Lernen, 206
5. Druckaufl. 2019, Erscheinungstermin: 22.08.2007, 248 Seiten, kartoniert
ISBN: 978-3-608-89049-5

Autor:innen


Rainer Rehberger

Rainer Rehberger, Dr. med. (1940–2019), war Facharzt für Psychotherapeutische und Innere Medizin, Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker in freier ...

Rainer Rehberger, Dr. med. (1940–2019), war Facharzt für Psychotherapeutische und Innere Medizin, Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker in freier Praxis in Seefelden/Bodensee und in Berlin; Fachpublikationen zu den Themen: Trennungsangst, Trauerabwehr, Messie-Problematik.

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Inhaltsverzeichnis


Prolog
Danksagung
1. Kapitel
Einführung
Eine überraschende Begegnung - wer sind Messies?
2. Kapitel
Wegweisende Erfahrungen mit der Messie-Problematik ohne Kenntnis des Messie-Konzepts
2.1 Anliegen und Beschwerden von Frau R.
2.2 Lebensgeschichte
2.3 Beziehungserfahrungen in der Behandlung
2.4 Erfahrungen im analytischen Gespräch
2.5 Ergebnisse und Diskussion
3. Kapitel
Anmerkungen zur Theorie
3.1 Zwanghafte und zwanglose Wiederholungen - gezwungenes und gewolltes Verhalten
3.2 Zur Theorie der Sucht
3.3 Das prozedurale Unbewusste (Eric R. Kandel)
3.4 Zur Theorie der Zwangsstörung
3.4.1 Freuds Vorstellungen zu äußerem Zwang und Zwangsneurose
3.4.2 Karl Abraham über den analen Charakter und über starken Zwang in der Reinlichkeitserziehung einer Patientin
3.4.3 Aktuelle psychoanalytische Auffassungen zur Zwangsstörung
3.4.4 Zwangserkrankung im verhaltenstherapeutischen Kontext
3.4.5 Neuropsychotherapie
3.5 Zur Theorie des Sammelns
3.6 Die Kasuistik von Frau R. und die Theorie von Sucht und Zwangsstörung
3.7 Die Kasuistik von Frau R. - ein Schlüssel zum Verständnis der Messie-Störung?
4. Kapitel
Unendlich unaufgeräumt, oft grenzenlos gesammelt und unpünktlich - das klinische Bild des Messie-Syndroms
4.1 Grundlagen meiner Erfahrungen mit Messies
4.2 Wie Messies auftreten
4.3 Messies, ihre Scham und Verschlossenheit über ihre Sammlung und ihr häusliches Durcheinander
4.4 Oft unpünktliche Messies
4.5 Das soziale Profil der Messies in meiner Praxis
4.5.1 Geschlecht
4.5.2 Alter
4.5.3 Berufe
4.6 Erfahrungen und Beschwerden, die bei den Erstkonsultationen vermittelt wurden
4.7 Familiäre Unordnung und familiäres Chaos mit sozialer Zurückgezogenheit oder Verschlossenheit im Mittelpunkt der Störung
4.8 Aktives oder passives Unterwerfungsmuster
4.9 Betroffene und Institutionen
4.10 Zusammenfassungen des klinischen Bildes
5. Kapitel
Ursachen und Entstehung der Messie-Störung
5.1 Ursachen »Das leere Kind« und »Das gezwungene Kind«
5.2 Grundzüge der frühen Entwicklung
5.2.1 Allgemeine Aspekte der kindlichen Entwicklung
5.2.2 Bedeutung der Affekte, ihre Synchronisierung mit und ihre Regulierung durch die Mutter
5.2.3 Bindung, reflektive Funktion und Symbolisierung
5.2.4 Die physikalische und die soziale Welt kennen und bewältigen lernen
5.2.5 Verhaltensmuster im Dienst der Selbstbehauptung und im Dienst der sozialen Verbundenheit - Grenzen lernen
5.3 Entwicklungsstörungen
5.3.1 Verinnerlichungen als Schlüssel zum Verständnis von Störungen
5.3.2 Das vernachlässigte Kind
5.3.3 Das emotional leere Kind
5.3.4 Das aktive Baby sucht Verbindung oder zieht sich zurück
5.3.5 Das innerlich »gespaltene« Kind (Fairbairn)
5.3.6 Das gezwungene Kind
5.3.7 Das eigensinnige Kind
5.3.8 Das sexuelle Kind
5.3.9 Die verdrängten kindlichen Sexualfantasien und Erwachsene
5.4 Entwicklungsstörungen und Psychodynamik bei Zwangsmustern
5.4.1 Zwangscharakter und das prozedurale Unbewusste
5.4.2 Das aversive prozedurale Muster zuwiderzuhandeln
5.4.3 Das prozedurale Muster, folgsam zu sein, und der Widerspruch zum aversiven Zuwiderhandeln
5.4.4 Zwanghaftigkeit als Tugend und zuwiderzuhandeln als Untugend nebeneinander
5.4.5 Zwanghaftes Zuwiderhandeln, zwanghaftes Widersprechen
5.4.6 Bedeutung des dynamischen Unbewussten für die Zwangsstörung
5.4.7 Verdrängte Konflikte, psychodynamisch unbewusste Fantasien und ihr Eindringen ins Bewusstsein durch spontane Handlungsansätze oder Handlungsimpulse. Notwendige Gegenmaßnahmen
5.5 Zusammenfassung Ursachen der Messie-Störung und Folgen
5.6 Aus der vorliegenden Literatur
5.7 Zusammenfassung
6. Kapitel
Psychoanalytisch-psychotherapeutische Behandlung von in ihrer Sozialisierung übermäßig Gezwungenen
6.1 Grundlagen der hier angewandten psychoanalytischen Behandlungstechnik
6.1.1 Hinweise auf die theoretische Orientierung
6.1.2 Durchführung der Behandlung - Rahmen und Bindungsbeziehung
6.1.3 Abgrenzen
6.1.4 Trauer im Zentrum des psychoanalytischen Prozesses
6.1.5 Interaktive Konfrontation mit der Affektabwehr - Deutung
6.1.6 Die Entwicklung einer zusammenhängenden Narration
6.2 Exkurs: Vom szenischen Verstehen zum szenischen Behandeln
6.2.1 Entwicklungen in der Psychoanalyse - vom inneren Triebkonflikt zur Intersubjektivität
6.2.2 Szenisches Verstehen - eine Kategorie im psychoanalytischen Erkenntnisverfahren
6.2.3 Zur »Szene«
6.2.4 Zum szenischen Verstehen beim Kommen von Frau U. in der Erstbegegnung
6.2.5 Was bewirken Veränderung, Umlernen und Heilung in der Psychoanalyse? Stracheys »mutative Deutung«
6.2.6 Einsicht und Veränderung - Ernüchterung
6.2.7 Vom diagnostischen szenischen Verstehen zum gemeinsamen szenischen Auftreten und gemeinsamen Erleben
6.2.8 Gegenwartserleben und Intersubjektivität
6.2.9 Agieren
6.3 Szenisches Behandeln
6.3.1 Zur Systematik des szenischen Handelns in der therapeutischen Begegnung
6.3.2 Haltung und gezielte szenische Behandlung
6.3.3 Die psychodynamische Einordnung der szenischen Aktionen
6.3.4 Emotionale Muster und Verhaltensmuster - Charakter
6.3.5 Das Erschließen des intersubjektiven Feldes in der Behandlung
6.3.6 Zum szenischen Behandeln beim Kommen - aus der Erstbegegnung mit Frau U.
6.3.7 Diskussion der Veränderung durch Deutung und durch szenische Be-Handlung - Strachey und Stern
6.4 Zusammenfassung: Szenisches Behandeln
6.5 Behandlungsskizze Frau H.
6.5.1 Scham und Verschlossenheit über ihr häusliches Durcheinander
6.5.2 Regelmäßig unpünktlich
6.5.3 Das Bild bei der Erstkonsultation
6.5.4 Flucht von zu Hause und Scham
6.5.5 Wie sich Frau H. selbst erlebte, fühlte, beurteilte und verhielt
6.5.6 Soziale Entwicklung und familiäre Umstände
6.5.7 Lebenskrisen als Auslöser
6.5.8 Strenge der Eltern
6.5.9 Widersprüchlichkeiten zwischen Strenge und unangemessener Milde als Erziehende
6.5.10 Soziale Unordnung und unsichere Bindungsmuster
6.5.11 Der Befund zu Beginn
6.5.12 Behandlung
7. Kapitel
Gruppenbehandlung bei Messie-Syndrom
7.1 Gründung, äußerer und innerer Rahmen der Gruppe
7.2 Porträts der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einzelnen Gruppensequenzen
7.3 Zur Behandlungstechnik in der Gruppe
7.3.1 Einzelne Techniken in der Behandlung
7.4 Diskussion des Gruppenverlaufs mit Befunden und vorläufigen Ergebnissen
7.5 Vorläufige Schlussbetrachtungen
8. Kapitel
Anhang
8.1 Kontakte
8.2 Eine Rückmeldung aus New York
8.3 Seitenverweise, die eine fortlaufende Lektüre einzelner Skizzen erlauben
Literatur