Nicht weniger als einen »garten der deutschen verskunst« wollten Stefan George und Karl Wolfskehl mit ihrer dreibändigen Sammlung »Deutsche Dichtung« anlegen. Diese Anthologie umfasst einen Band zu Jean Paul, einen zu Goethe und einen dritten über »Das Jahrhundert Goethes«: poetische Blütenlese, Literaturgeschichte und Hinführung zum Werk Georges gleichermaßen.
Zweierlei wird an dieser subjektiven wie aufschlussreichen Auswahl deutlich: Zum einen nimmt Goethe eine zentrale Rolle ein; sein Name »beherrscht ein ganzes dichterisches jahrhundert« – und »[verträgt] als gegensatz allein Jean Paul«, den es der Vergessenheit zu entreißen galt. Als Antipode kamen indes keinesfalls, wie die Herausgeber polemisierend vermerken, Schiller oder Heine infrage: »jener der feinste schönheitslehrer ∙ dieser der erste tagesschreiber«. Zum anderen sucht George damit seinen Anspruch auf die Nachfolge der versammelten Dichter – und insbesondere Goethes – zu begründen.
Der dritte Band der Sammlung versammelt in chronologischer Reihenfolge eine Auswahl aus den Werken von zwölf Dichtern: Klopstock, Schiller, Hölderlin, Novalis, Brentano, Eichendorff, Platen, Heine, Lenau, Hebbel, Mörike und C. F. Meyer. Eine spätere Erweiterung ihrer Anthologie schlossen George und Wolfskehl dabei nicht aus, projektierten etwa »eine lese aus der mittelalterlichen blütezeit«. Hier werfen die beiden Herausgeber einen subjektiven Blick auf die Dichtung der Zeit von 1750 bis 1880: Während Schiller mit gerade einmal zehn Gedichten vertreten ist, werden etwa von August von Platen 44 Gedichte aufgeführt. Doch deshalb ist die Sammlung von umso größerem Wert, da sie einen Überblick über das ›lange‹ Jahrhundert Goethes bietet und zugleich als Hinführung zu dem Werk Stefan Georges gelesen werden kann.
Stefan George, 1868 im hessischen Büdesheim als Sohn eines wohlhabenden Gastwirts geboren, wohnte ab 1873 in Bingen. Nach dem Abitur reiste er durc...
Stefan George, 1868 im hessischen Büdesheim als Sohn eines wohlhabenden Gastwirts geboren, wohnte ab 1873 in Bingen. Nach dem Abitur reiste er durch ganz Europa und studierte dabei Philologie, Philosophie und Kunstgeschichte. In dieser Zeit traf George viele avantgardistische Autoren, in Frankreich die Symbolisten, in England die Präraffaeliten. Ab 1900 lebte er überwiegend in Deutschland, seit 1903 vor allem in München. Die Schwabinger Bohème inszenierte und verehrte George als Dichterfürste...
INHALT
Gesamt-vorrede zu Deutsche Dichtung 5
Vorrede zur ersten ausgäbe 6
Vorrede zur zweiten ausgäbe 6
KLOPSTOCK
Die stunden der weihe 8
Die tote Clarissa 9
Dem erlöser 10
Ihr Schlummer 12
Furcht der geliebten 13
Das rosenband 13
Der tod 13
Der Jüngling 14
Die frühen gräber 15
Selma und Selmar 15
Edone 15
Warnung 16
Die trennung 17
Mein wissen 18
Der frohsinn 19
Erinnerungen 19
Der säemann säet den samen 20
SCHILLER
Gruppe aus dem Tartarus 21
Die grösse der weit 21
Der flüchtling 22
Dass du mein äuge wecktest zu diesem goldenen lichte 24
Die erwartung 24
Der abend 26
Die gunst des augenblicks 27
Dithyrambe 28
Die sänger der vorweit 29
Nenie '.... 30
HÖLDERLIN
Dem Sonnengott 31
Sokrates und Alkibiades 31
Ihre genesung 32
Abbitte 32
Diotima 32
An die Parzen 33
Hyperions schicksalslied 33
Der Zeitgeist 34
Des morgens 35
Am abend 35
Empedokles 36
An Eduard 37
Menons klage um Diotima
Täglich geh ich heraus und such ein anderes immer 38
Ja! es frommet auch nicht • ihr todesgötter! wenn einmal 39
Licht der liebe! scheinest du denn auch toten • du goldnes 39
Aber wir • zufrieden gesellt • wie die liebenden schwane 39
Feiern möcht ich • aber wofür? und singen mit ändern 40
Sonst mir anders bekannt! o Jugend! Und bringen gebete 40
Aber o du • die schon am Scheidewege mir damals 41
Dich nur • dich erhält dein licht • o heldin! im lichte 41
So will ich • ihr himmlischen! denn auch danken und endlich 41
Ermunterung 42
Der gefesselte ström 43
Der blinde sänger 44
Dichtermut 46
Die nacht 47
An die hoffnung 48
Andenken 48
Hymne 50
NOVALIS
Hymnen an die nacht 53
Gern verweil ich 54
Verheissung 55
Das lied des pilgers 55
Über einer friedhofstür 57
Wer einmal • mutter • dich erblickt 60
Ich sehe dich in tausend bildern 62
Fern im Osten wird es helle 62
Hymne 64
Der sterbende genius 65
Das gedieht 66
BRENTANO
Frühlingsschrei eines knechtes aus der tiefe 67
Um die harfe sind kränze geschlungen 69
An Ottilie 70
Wiegenlied eines jammernden herzen 71
Als mir dein lied erklang 72
Einsam will ich untergehn 73
Aus einem kranken herzen 74
Abendständchen 75
Sprich aus der ferne 76
Ist des lebens band mit schmerz gelöset 77
Heimweh 77
Die braut 79
Der abend 80
Symphonie 81
An die nacht 82
Säusle • liebe myrte 83
Annonciatens bild 84
Nachklänge Beethovenscher musik
Einsamkeit • du stummer bronnen 84
Gott • dein himmel fasst mich in den haaren 85
Selig • wer ohne sinne 86
EICHENDORFF
Frische fahrt 86
Nachts 87
Mittagsgruss 87
Der abend 87
Wandersprüche 88
Hippogryph 88
Der dichter
So viele quellen von den bergen rauschen 88
Ein Wunderland ist oben aufgeschlagen 89
Wer einmal tief und durstig hat getrunken 89
Nicht träume sind's und leere wahngesichte 90
Ihm ist's verliehn • aus den verworrnen tagen 90
Die heimat 91
An Fouque 91
Geistesgruss 92
Entschluss 93
Ruhe der nacht 93
Frühlingsdämmerung 94
Elfe 94
Die lerche 95
Die nacht 95
Nachtzauber 96
Andenken 96
Jugendandacht
Dass des verlornen himmels es gedächte 97
Was wollen mir vertraun die blauen weiten 98
Wann frisch die buntgewirkten Schleier wallen 98
Wenn du am felsenhange standst alleine 99
Durchs leben schleichen feindlich fremde stunden 99
Der einsiedler 100
Der sänger 100
Todeslust 101
PLATEN
Warnung 102
Vergebt • dass alle meine lieder klagen 102
An eine geissblattranke 102
Tristan 103
Wenn ich hoch den becher schwenke süssberauscht 104
O nimm die rosen auf • und um den becher schlinge 104
Früh und viel zu frühe trat ich in die zeit mit ton und klang 104
Sophokles 105
Was will ich mehr • als flüchtig dich erblicken 105
Wer hätte nie von deiner macht erfahren 106
Was kann die weit für unser glück empfinden 106
Des glückes gunst wird nur durch dich vergeben 107
Wer in der brüst ein wachsendes verlangen 107
Von weiter ferne werd ich angezogen 108
Die erste gunst hast du mir heut gespendet 108
Venedig
Mein äuge liess das hohe meer zurücke 109
Dies labyrinth von brücken und von gassen 109
Wie lieblich ist's • wenn sich der tag verkühlet 110
Nun hab ich diesen taumel überwunden 110
Venedig liegt nur noch im land der träume 111
Erst hab ich weniger auf dich geachtet 111
Es scheint ein langes • ewges ach zu wohnen 112
Ich fühle woch auf woche mir verstreichen 112
Hier wuchs die kunst wie eine tulipane 113
Ihr maier führt mich in das ewge leben 113
Zur wüste fliehend vor dem menschenschwarme 114
Hier seht ihr freilich keine grünen auen 114
Weil da • wo Schönheit waltet • liebe waltet 115
Wenn tiefe Schwermut meine seele wieget 115
Der Canalazzo trägt auf breitem rücken 116
Ich liebe dich • wie jener formen eine 116
Was lässt im leben sich zulezt gewinnen? 117
An Jean Paul 117
O süsser lenz • beflügle deine schritte 118
Bewunderung • die muse des gesanges 118
Ich möchte • wenn ich sterbe • wie die lichten 119
In der neujahrsnacht 120
Wenn du • natur • eine gestalt bilden willst 121
Lebensstimmung 121
Lange begehrten wir • ruhig allein zu sein 122
Serenade 122
Liebe • liebreiz • winke der gunst und alles 123
Morgenklage 124
Trinklied 125
HEINE
Traumbilder 126
An A. W. von Schlegel 126
Es fällt ein stern herunter 127
Am kreuzweg wird begraben 127
Du bist wie eine blume 128
Wo ich bin • mich rings umdunkelt 128
Dämmernd liegt der sommerabend 128
Nacht liegt auf den fremden wegen 129
Abenddämmerung 129
Aus den himmels-augen droben 129
Es träumte mir von einer weiten heide 130
Das gelbe laub erzittert 130
Frühlingsfeier 131
Es glänzt so schön die sinkende sonne 131
Für die Mouche 131
LENAU
Das mondlicht 133
An die ersehnte 134
Schilflieder
Trübe wird's • die wölken jagen 135
Sonnenuntergang 135
Auf dem teich • dem regungslosen 136
Liebesfeier 136
Frühlings tod 137
Scheiden 137
Herbst 138
Abendbild 139
Sehnsucht nach vergessen 139
Am grabe Höltys 139
Sturmesmythe 140
Herbstgefühl 141
Der Schiffsjunge 141
Mein herz 142
Frage 142
Nachhall 143
Stimme des windes 144
Stimme des regens 144
Einem greis 145
Erinnerung 146
Waldlieder
Wie Merlin 146
Schläfrig hangen die sonnenmüden blätter 148
HEBBEL
Nachtlied 150
Requiem 150
Auf eine unbekannte .. 151
Sie sehn sich nicht wieder 152
Abendgefühl 153
Vorfrühling 153
Sommerbild 154
Ein bild aus Reichenau 154
Herbstbild 154
Proteus 155
Erleuchtung 156
Dämmerempfindung 156
Der sonnenjüngling 157
An den tod 157
Gebet 158
Die weihe der nacht 159
Vollendung 159
Unsere zeit 160
An den äther 160
Ein bild 161
Vor dem wein 161
Gruss der zukunft 162
Leben 162
Liebesgeheimnis 163
Sprüche und gleichnisse 164
Die schöne stunde 164
Situation 164
An Elise 165
Kleist 166
An einen freund 166
Der lezte bäum 167
MÖRIKE
An einem wintermorgen • vor Sonnenaufgang 167
An eine äolsharfe 169
Frage und antwort 169
Gesang zu zweien in der nacht 170
Gesang Weylas 171
An Hermann 171
Mit einem anakreonskopf und einem fläschchen rosenöl 172
Auf eine lampe 172
Erinna an Sappho 173
Früh im wagen 174
Peregrina
Der Spiegel dieser treuen • braunen äugen 175
Aufgeschmückt ist der freudensaal 175
Die liebe • sagt man • steht am pfähl gebunden 177
Um mitternacht 177
Auf eine christblume
Tochter des walds • du lilienverwandte 178
Im winterboden schläft • ein blumenkeim 179
An die geliebte 179
Nachts 179
C. F. MEYER
Schwarzschattende kastanie 180
Nachtgeräusche 181
Ein lied Chastelards 181
Schwüle 182
Die Veltlinertraube 182
Säerspruch 183
Ewig jung ist nur die sonne 183
Neujahrsglocken 183
Unter den sternen 184
Noch einmal 184
Die gegeisselte Psyche 185
Der gesang des meeres 185
Zwiegespräch 186
Das ende des festes 187
Chor der toten 187
Titelblatt der Erstausgabe von 1902 189
Nachwort . 191
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